Rechtsberatung für TS - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Rechtliches und Transpolitisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=4) +--- Thema: Rechtsberatung für TS (/showthread.php?tid=2878) |
RE: Rechtsberatung für TS - Mike-Tanja - 05.09.2015 (04.09.2015, 18:26)Ann Lie schrieb: Hallo Was ich nicht ganz verstehe: Wie kann man so von seiner "Familie" abhängig sein? Wer ist diese Familie? Eltern, Ehefrau, Kinder, Geschwister, Seitenverwandte? Wie alt ist die Betroffene? Wo wohnt sie? Verdient sie eigenes Geld? Fürchtet sie "enterbt" zu werden, muss sie eine Scheidung fürchten? Um welche "Drohungen" geht es da? Derzeit ist es relativ schwer, bei Ann Lie zwischen rechtlichen und sozialen Problemen zu unterscheiden. RE: Rechtsberatung für TS - Ann Lie - 05.09.2015 Hallo Mit Familie sind in erster Linie Frau und Eltern gemeint. Verdienen tu ich ja aber hab Angst einfach vor die Tür gesetzt zu werden z.B. Scheidung etc. Wohnung da und Wohnung neu kann ich mir nicht leisten. Und wenn es heißt z.B. man sollte dich vom Balkon stoßen würdest du das nicht als Drohung auffassen. Glaub zwar nicht das sie mich gleich umbringen aber Angst vor den Reaktionen hab ich trotzdem. Die Probleme sind sozialer Natur. Kollegen kann ich einfach abservieren, beim bisherigen zu Hause wo man sein Geld reinsteckte ists nicht so einfach. Wünschte mir nur Akzeptanz mehr nicht. Am meisten weh tut das es meiner Meinung nach gar nicht so sehr um die TS als solche geht sondern um das was die Leute sagen wie es so schön heißt. Wenn das denn so wichtig ist dann dürfte man viel nicht machen. Ann Lie RE: Rechtsberatung für TS - Rea - 06.09.2015 Also zumindest bei der wohnung, stehst du nicht im Mietvertrag drinnen dasu angst haben musst vor die Tür gesetzt zu werden? Versteh aber nicht so ganz wieso du so angst hast wegen den eltern. Wenn die mich so beschimpfen würden, hätte ich keinen kontaktbedarf mehr. Danach kann doch nichts mehr passieren. RE: Rechtsberatung für TS - Ann Lie - 06.09.2015 Hallo Ich steh im Kaufvertrag und Grundbuch drinnen, wir haben Eigentum. Bin sozusagen gleichberechtigte Miteigentümerin doch das scheint sie nicht zu interessieren. Bei einer weiblichen HRt setzen wir dich vor die Tür so der Ton. Kontakt abbrechen zu den Eltern ich schon aber nicht meine Frau. Sie sollten es nur akzeptieren. Als ich in meiner Jugendzeit deswegen ja angegriffen wurde und nicht nur verbal hatte ich ja auch keine Hilfe. Es war mein mädchenhaftes Verhalten wodurch ich zur Zielscheibe wurde. Wie ein Mann verhältst du dich überhaupt nicht, das sagten viele. Auch danach meine Frau als sie von der TS noch nichts wusste. Es war ihnen sonst auch egal und jetzt wo sie es nach meinem Outing wissen ist es ein Problem. Aber Rechte hab ich wohl trotzdem noch. Ann Lie RE: Rechtsberatung für TS - Homura - 06.09.2015 Also bei Eigentum stellt sich natürlich die Frage wie hoch die Restschuld noch ist. Und wer wie viel ins Eigentum eingezahlt hat inkl. Einrichtung und Nebenkosten. Schlussendlich wird es so ablaufen, dass einer gehen muss (Sie wahrscheinlich, freiwillig oder des nicht vorhandenen Geldes wegen) aber du sie auszahlen musst. Eine bestimmte Zeitspanne wirst du unterhaltspflichtig sein, denn ich kann mir schwer vorstellen, dass sie mehr Einkommen hatte als du (es sei denn natürlich es ist tatsächlich nicht so oder sie verzichtet darauf). Solltest du diese Ausgaben nicht stemmen können wird es auf einen Verkauf des Eigentums hinauslaufen wenn es keinen Kompriss mit der Ehefrau gibt und Wille dies zu verhindern. Das wäre nämlich mit Sicherheit kein gutes Geschäft, wäre aber letzten Endes nicht zu verhindern, es sei denn du kennst jemanden der dir Geld leihen oder geben kann. Falls es ein Trost für dich ist, das ist schon vielen Menschen auf ganz ähnliche Weise passiert und du bist alles andere als alleine mit deinem Schicksal. Eventuell findest du in einem Forum wo genau diese Thematik besprochen wird etwas Hoffnung für die Zukunft bei diesem Problem. Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass vor Gericht und bei Rechtsanwaltsstreitigkeiten nur allzugerne im Sinne der Biofrau entschieden wird. Vielleicht nicht mehr so extrem wie früher aber noch immer unangehm genug für den anderen Part. Kannst ja mal einen Blick hier reinwerfen: Das rechtliche Schicksal der Eigentumswohnung im Scheidungsfall http://www.familienrecht.at/fileadmin/jur_aufsaetze/l_a_g/gantner1.pdf RE: Rechtsberatung für TS - Mike-Tanja - 06.09.2015 (06.09.2015, 01:26)Ann Lie schrieb: Hallo Es kommt natürlich darauf an, was genau im Grundbuch (dingliche Vorkaufsrechte, Belastungs- und Veräußerungsverbote) und in entsprechenden Verträgen (Nutzungsvereinbarung) steht, aber als (schlichte) Miteigentümerin an einer Liegenschaft hat man potenziell rein rechtlich einige Druckmittel zur Hand. Man kann etwa, wenn man sich mit den anderen Miteigentümern zerstritten hat, die Ablösung des eigenen Anteils zum Verkehrswert verlangen und dies durch die Androhung einer Teilungsklage, die zur Zivilteilung, also zur gerichtlichen Versteigerung der Liegenschaft und Aufteilung des Erlöses führen würde, unterstreichen. Man muss allerdings bereit sein, solche Dinge als Druckmittel einzusetzen und einen Streit auch auszutragen. Man kann nicht sein Recht verlangen und gleichzeititg von dem Wunsch erfüllt sein, von den Verwandten geliebt und akzeptiert zu werden. Solange das so ist, werden die Verwandten psychologisch immer am längeren Hebel sitzen. Man braucht jedenfalls keine Angst haben, dass aus einem Status als TG, TS oder IS irgendein rechtlicher Nachteil abgeleitet werden kann. Mit vielleicht einer Ausnahme: In einem Streit um die Obsorge für gemeinsame Kinder gibt es da noch keine oder kaum praktische Erfahrungswerte. RE: Rechtsberatung für TS - Granada - 06.09.2015 Darf ich daran erinnern, daß Ann-Lie intersexuell ist? Für mich ganz persönlich stellt sich da nicht die Frage nach Akzeptanz. Intersexualität ist ein pathologischer Zustand und daher ist für solche Personen der Zugriff auf Hormone auch wesentlich einfacher. Sicherlich hat das auch Auswirkungen auf rechtlicher Ebene. RE: Rechtsberatung für TS - Elisabeth I. - 07.09.2015 (05.09.2015, 20:15)Mike-Tanja schrieb: Nun, ich kann das schon nachvollziehen. Es gibt Familien mit Clanstrukturen, da ist die familiär-emotionale Bindung, trotz aller internen potentiellen Schwierigkeiten, sehr hoch. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits ist da der Zusammenhalt nach außen und innen, da kann man/frau sich normalerweise untereinander aufeinander verlassen. Andererseits werden in solchen Clanstrukturen "schwarze Schafe" umso härter "bestraft" und für längere Zeit bis für immer gemobbt bis zu ausgestoßen. Dies ist für die betroffene Person aus diesem Clan demnach eine stärkere psychische Belastung, als für eine andere Person mit weniger familiärer Bindungen. Das ist wirklich eine echt harte Nuss, ich weiß wovon ich da rede. Aber auch ohne Clanstruktur einer Familie kann die emotionale Bindung zur Familie höher sein, als die emotionale Fähigkeit sich abzuwenden. RE: Rechtsberatung für TS - Elisabeth I. - 07.09.2015 (06.09.2015, 18:24)Mike-Tanja schrieb: [mögliche Rechtsstreitigkeiten, hier: Um Eigentumswohnung] Aus all den bisherigen Beiträgen von Ann Lie in diesem Thread samt ihrem Startbeitrag lese ich - entgegen dem von ihr gewählten Betreff - heraus, dass in ihrem Fall weniger eine konkrete Rechtsberatung mit rechtsanwaltlicher Hilfe und pipapo vonnöten sein wird, denn eine sozialpsychologische Betreuung. Mit dieser braucht nicht nur die eigene Aufarbeitung mit dem System Familie verbunden sein, sondern kann diese auch die Hilfestellung durch Sozialarbeiter/innen und Mediator/innen beinhalten, um die sozialen Verständnisprobleme möglichst aufzulösen; oder aber schlechtestenfalls um zu helfen zu einer einvernehmlichen und für alle Beteiligten tragfähigen Lösung bzw. Trennung / Scheidung zu kommen. Insofern verweise ich nochmals auf die Beratunsstelle Courage mit der Filiale in Innsbruck, wie ich in diesem posting ausgeführt habe. Mike-Tanja schrieb:Man braucht jedenfalls keine Angst haben, dass aus einem Status als TG, TS oder IS irgendein rechtlicher Nachteil abgeleitet werden kann. Mit vielleicht einer Ausnahme: In einem Streit um die Obsorge für gemeinsame Kinder gibt es da noch keine oder kaum praktische Erfahrungswerte. Kinder scheinen im gegebenen Fall nicht mit betroffen zu sein, was in der beschriebenen Situation natürlich von Vorteil ist. Soweit es die Erfahrungswerte betrifft: Da haben sich hoffentlich und wahrscheinlich die gerichtlichen und jugendamtlichen Umstände "zum Wohl der Kinder" seit den 1990ern verbessert. Transphobische Entscheidungen auch zum tatsächlichen "Unwohl der Kinder" sind jedoch nach wie vor sicherlich nicht auszuschließen. Was das Rechtsthema Trennung bzw. Ehe/auflösung/scheidung betrifft, erinnere ich an die OGH-Entscheidung, die ich in dem Thread Ehe: TS als Aufhebungs- und Verschuldensgrund hierzuforums eingebracht habe. Insb. ist dazu auch mein ergänzender Beitrag hier zum Teufel im Detail von Interesse. Auf diese neue Rechtssprechung sollte im Trennungsfall - gerade wenn auch materielle Werte im Spiel sind - vorsorglich Bedacht genommen werden. RE: Rechtsberatung für TS - Ann Lie - 08.09.2015 Hallo Clan so kann man das nennen. Für einen Streit hab ich nicht die Kraft, aufgrund meiner mädchenhaften Art war ich so gar nicht der stramme Militär wie man ihn sich wünschte. Brauch die Kraft für meine Transistion auch die unumgänglich ist weil mich der Hormonmangel sonst umbringt wegen Knochenschwund auf Dauer. Viel Testosteron hatte ich nie. Mit Testo behandeln nein kommt nicht in Frage und lassen kann mans auch nicht. Die Freigabe hatte ich gleich vom Psychiater und dann gings nach den Untersuchungen mit der HRT los. Dazu noch die begleitende Psychotherapie. Die OP ist noch nicht aktuell möchte ich aber auch machen dann egal ob mit oder ohne Test den ich ohnehin schon mach aber nicht weils Vorschrift ist sondern weil ich mich super fühl damit und einfach nur leben will. Versteh nicht was daran so falsch und furchtbar ist, ich sozusagen ein Kind des Teufels bin ums in deren Worten zu sagen. Mit dem Glauben hatte ichs nie so. Früher wars der Familie doch auch egal ob ich den Glauben nun ernst nehm oder mirs egal ist, wenns danach geht dürfte man viel nicht machen. Darum lehne ich die Institution Kirche ab, eine scheinheilige Horde die auf Profit aus ist und sich weder um Gott noch um die Menschen schert. Will einfach nur meine Therapie nun machen und leben, warum versteht man das nicht ? Bei der Beratung geht's auch um Möglichkeiten die ich hab, vogelfrei bin ich wohl hoffentlich nicht. Und outen warum ? es erzählt auch nicht jeder ob er z.b. Alkoholiker ist oder ob er keiner ist, das interessiert auch keinen obwohl die Probleme für den Betroffenen bzw. für dessen Angehörige bei weitem größer sind als hier. Probleme gibt's in jeder Beziehung, eine psychische oder körperliche Erkrankung, Schulden oder gar Haftstrafen aus der Vergangeheit etc. bindet man ja auch nicht jedem auf die Nase also outet sich. Warum werde ich bzw. dann dazu gezwungen obwohl man ja nix böses macht wo doch alles andere egal ist ? Das sind so meine Gedanken. Will nur mein Leben und Ruhe das wär alles fühl mich sonst richtig toll und befreit auf dem Weg doch die Angst bleibt. Ann Lie |