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Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Druckversion

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RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Anja Z - 30.10.2016

(29.10.2016, 12:02)Meandra schrieb: Hallo Dieter (Anja)

erstmals herzlich Willkommen hier. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir der Kopf durch diese neue Auffassung aus der Bahn hüpft und dich ständig mit diesen "Wunsch" füttert.
Ich kann dir nur den Tipp geben: lass dir Zeit. Guck, wie du dich fühlst, wenn du es öfters probierst, als Frau durch das Leben zu laufen. Es kann ja auch gut sein, dass du nur ein Crossdresser bist und dich sehr wohl in der Haut fühlst. Der Schritt als "Frau" zu gehen, muss schon sehr wohl und gut überlegt sein.


Lg. Meandra


Hallo Meandra.

Ja im Moment ist es so das mir das ständig durch den Kopf geht. Crossdresser habe ich auch in meinem Profil geschrieben. Und ich werde auch nichts überstürzen, und werde, und muss auch als Crossdresser leben. Weil ich alleinerziehender Vater bin. Meine Frau hat mich vor fast 2 Jahren verlassen. Meine beiden Mädchen sind 11 und 15 Jahre alt, die haben schon genug an der Trennung gelitten. Da kann ich auch nichts anderes machen, als meine weibliche Seite heimlich als Crossdresser auszuleben. In 5 Jahren oder so habe ich dann die möglichkeit meine Kinder über meine Situation aufzuklären. Das ist auch genug Zeit für mich heraus zu finden, ob es doch nur eine midlife-crisis war, oder ob ich wirklich nur Crossdresser bin, oder immer noch anstrebe eine Frau zu sein. Mit der Zeit wird mir meine persönliche Situation dann auch selbst klar.

Vielen Dank an alle für eure ehrlichen und gut gemeinten Ratschläge. Ich kann auch mit kritik umgehen !

Lg. Anja


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Anja Z - 30.10.2016

(29.10.2016, 11:19)mrs.moustache schrieb: Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber dass es vielleicht mit einer midlife-crisis zu tun hat kann nicht sein? 

Sowas 48 jahre nicht zu fühlen, kann ich mir selbst kaum vorstellen.

Hallo mrs.moustache

Danke für deine ehrliche Antwort. Wohlmöglich bin ich auch in einer midlife-crisis. Doch normal versucht man dann doch alles um wieder jugendlich zu sein. Coolere Kleidung, Disco Besuch, neue Hobbies usw.
"Mann" will doch dann nicht eben einfach mal Frau sein, oder?
LG Anja


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Eva_Tg - 30.10.2016

(30.10.2016, 03:35)Anja Z schrieb:
(29.10.2016, 11:19)mrs.moustache schrieb: Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber dass es vielleicht mit einer midlife-crisis zu tun hat kann nicht sein? 

Sowas 48 jahre nicht zu fühlen, kann ich mir selbst kaum vorstellen.

Hallo mrs.moustache

Danke für deine ehrliche Antwort. Wohlmöglich bin ich auch in einer midlife-crisis. Doch normal versucht man dann doch alles um wieder jugendlich zu sein. Coolere Kleidung, Disco Besuch, neue Hobbies usw.
"Mann" will doch dann nicht eben einfach mal Frau sein, oder?
LG Anja

Nun, auch Menschen mit Transidentität wollen nicht einfach mal eben das Geschlecht wechseln.
Nach heutigem Kenntnisstand ist das Gefühl sich mit dem eigenen Geschlecht und Körper unwohl zu fühlen angeboren. Wirklich realisiert und konkretisiert wird das Gefühl dann entweder sobald die Betroffenen, die Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen begreifen, also ca. zwischen 5 oder 8 Jahren, oder spätestens in der Pubertät, weil sich der eigene Körper nicht so entwickelt, wie man es selbst erwartet.
Die Betroffenen gehen nicht 20 oder 30 Jahre glücklich und zufrieden durch Leben, ohne Probleme zu haben oder diese auch nur zu bemerken.
Die Problem und Gefühle sind immer da, seit der Kindheit bzw. der Pubertät, allerdings können Jahre vergehen bis andere etwas davon bemerken. Das alles nur eine Frage wie verschlossen man ist, wie gut man darin eine Fassade aufzubauen und wie sehr man sich darum bemüht die Erwartungen des eigenen Umfelds an geschlechtskonformes Verhalten zu erfüllen (bezogen auf das Geburtsgeschlecht).
Zwischen der Erkenntnis der eigenen Geschlechtsprobleme und dem Schritt zum Outing und der Transition liegen oft mehrere Jahre. Eine der häufigsten Fragen, die Menschen mir stellen lautet immer wieder: "Wie hast du gemerkt, dass du lieber eine Frau sein willst?"
Ich muss dann immer lachen und sage: "Also auch wenn es manchmal so aussieht, aber in Wahrheit wacht kein Mensch eines Tages plötzlich auf und erkennt, dass er das falsche Geschlecht hat. Entweder bemerkt man es in der Kindheit oder der Pubertät, dass der Körper nicht zu den eigenen Empfindungen passt. Dann kommt oft eine Phase in der man versucht sich irgendwie zu arangieren und wenn das irgendwann nicht mehr geht und die eigenen Probleme überhand nehmen, dann folgt das Outing."

So war es zu mindestens bei mir, mit 35 war ich so depressiv, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Und meine Geschlechtsprobleme waren schon hinlänglich bekannt, nur das ich nicht offiziell als Frau lebte. Aber allein diese Zerrissenheit hat gereicht mich in die Depression zu treiben. Daher war die ersten Schrite in der Therapie auch das offizielle Outing und der komplette Rollenwechsel.

Und soweit ich das beurteilen kann, gibt es rückblickend in jeder Biographie von Betroffenen solche Situationen, in denen hätte man die Transidentität schon früher bemerken können.


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - mrs.moustache - 30.10.2016

(30.10.2016, 03:35)Anja Z schrieb:
(29.10.2016, 11:19)mrs.moustache schrieb: Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber dass es vielleicht mit einer midlife-crisis zu tun hat kann nicht sein? 

Sowas 48 jahre nicht zu fühlen, kann ich mir selbst kaum vorstellen.

Hallo mrs.moustache

Danke für deine ehrliche Antwort. Wohlmöglich bin ich auch in einer midlife-crisis. Doch normal versucht man dann doch alles um wieder jugendlich zu sein. Coolere Kleidung, Disco Besuch, neue Hobbies usw.
"Mann" will doch dann nicht eben einfach mal Frau sein, oder?
LG Anja



Freut mich, dass du es nicht negativ aufgefasst hast.. 
Eine midlife crisis kann sich unterschiedlich äußern. Es muss ja auch nicht zwangsläugig eine sein, aber ich wollte dir halt einen ehrlichen denkanstoß geben.

Dem, was eva_tg geschrieben hat, kann ich nur zustimmen.


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - j-unique - 30.10.2016

Also hier möchte ich mal deutlich widersprechen.

Zitat:Nach heutigem Kenntnisstand ist das Gefühl sich mit dem eigenen Geschlecht und Körper unwohl zu fühlen angeboren. Wirklich realisiert und konkretisiert wird das Gefühl dann entweder sobald die Betroffenen, die Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen begreifen, also ca. zwischen 5 oder 8 Jahren, oder spätestens in der Pubertät, weil sich der eigene Körper nicht so entwickelt, wie man es selbst erwartet.

Eine grundsätzliche (rhetorische) Frage: Wenn es bei mir anders ist, bin ich dann "falsch" oder muss der Kenntnisstand angepasst werden?

Zitat:Die Betroffenen gehen nicht 20 oder 30 Jahre glücklich und zufrieden durch Leben, ohne Probleme zu haben oder diese auch nur zu bemerken.
Die Problem und Gefühle sind immer da, seit der Kindheit bzw. der Pubertät, allerdings können Jahre vergehen bis andere etwas davon bemerken.

Niemand geht ohne Probleme durchs Leben. Diese Probleme können, müssen aber nicht spezifisch für Trans-Identität sein. In meinem Fall hatte ich ~ 25 Jahre keine Probleme, die spezifisch auf Trans-Identität hingewiesen hätten.

Zitat:Und soweit ich das beurteilen kann, gibt es rückblickend in jeder Biographie von Betroffenen solche Situationen, in denen hätte man die Transidentität schon früher bemerken können.

Das trifft in meinem Fall nur bedingt zu. Ja, wenn man will, kann man diverse Sachen so uminterpretieren (vom absoluten Hass auf den Stimmbruch bis zum Unwohlsein beim Körper-zeigen, insbesondere oben ohne, usw.) – tue ich aber nicht, weil ich es zumindest in meinem Fall für unauthentisch halte, die Vergangenheit im Nachhinein umzuinterpretieren. Es spielt auch überhaupt keine Rolle.

Genausowenig spielt es eine Rolle, aus welchen Gründen ("Krise", "echte Transsexualität" wie von Psychiatrie bescheinigt) usw. man welche Veränderungen haben will. Will man zB unbedingt HRT, sollte man dafür sorgen, dass man sie bekommt, sonst wird das restliche Leben einfach nur eine Qual.

Wenn man mit etwas unzufrieden ist, sollte man es ändern, und nicht nach Rechtfertigung suchen. Für mich persönlich war das Argument "Wie kann das sein, dass ich das erst jetzt spüre? Sind das legitime Gefühle oder spiele ich mir nur was vor oder ist es Einbildung?" stark hinderlich. Ich habe es überwunden und behaupte: Es bedarf keiner Rechtfertigung, um trans* zu sein, auch nicht, dass man bestimmte Kriterien (wie bestimmte Anzeichen in Kindheit und Jugend) erfüllt!

(Und ich beschäftige mich trotz 25-jähriger "rein männlicher" Vergangenheit ohne spezifische Trans-Zeichen schon 5 Jahre mit meinem Trans-/Non-binary-Sein, habe viel verändert, mache seit >1 Jahr HRT und es gibt nichts anderes, das mich auch nur annähernd so glücklich und befreit gemacht hat.)

Zu dem Thema gibt es auch interessante Postings und Erfahrungsberichte in diesem Thread: https://www.susans.org/forums/index.php/topic,86568.msg1886769.html (bzw gibt es in dem Forum auch ein paar Threads zu "später Transition")


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Eva_Tg - 30.10.2016

Natürlich gibt es diagnostische und rechtliche Kriterien, ab wann man von Transidentität spricht. Mehr habe ich nicht erwähnt.


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Mike-Tanja - 30.10.2016

Moderationshinweis: Bitte vergesst nicht, dass das hier der sehr persönliche Vorstellungsthread einer neuer Userin ist. Hier ist nicht der Platz, um die gefühlt einhundertzweiundachtzigste Diskussion darüber, wann man denn bitte "echt" und wann man "unecht" trans*** ist, und in welche Schublade man dann gehört, zu führen! Dodgy


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - j-unique - 30.10.2016

Mir ging es um die Message insbesondere an Anja, sich in Bezug auf die Lebensführung nicht an Diagnosekriterien und Gesetzen zu orientieren, sondern an den eigenen Empfindungen. Ob dieser Rat hilfreich ist, weiß ich nicht, aber ich denke, dass er gut hier her passt.


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Madleine - 03.11.2016

Hi Dieter, herzlich willkommen hier.


RE: Ich weiß noch nicht wie ich es schaffen kann - Jasmin Viktoria - 18.01.2017

Hallo Dieter,
nur nicht den Kopf hängen lassen, auch Du bekommst das in den Griff. Mit dem erstenmal raus gehen ist gar nicht mal so schlimm. Bei mir, nach einigen Herzinfarkten und einer fast tödlichen Leberzirrhose, bekam ich doch noch die Chance fertig meinen Weg zu gehen. Wobei ich mich öfter dem Tod näher stand als dem Leben, doch ich habe einmal geschworen bevor ich sterbe werde ich noch eine Frau. Nun habe ich alles hinter mir, bin wieder gesund, habe mein zweites Gutachten am 25.01. Dann vielleicht noch Anhörung bei Gericht und im Mai meine OP, denkste. Bis vor zwei Wochen fest gestellt wurde, Verdacht auf Hodenkrebs. Jetzt ist es aus, aber nicht mit mir. Ich kämpfe dagegen an und höre erst auf wenn ich nach der OP aufwache und fest stelle, ich bin eine Frau.
Bis dahin wirst Du schon öfters draußen als Mädl/Frau rum gelaufen sein. In Gedanken bin ich bei jedem Deiner Schritte draußen dabei und in meinem Herzen spüre ich das Du es auch schaffst. Glaub an Dich und an Deine Wünsche, die können in Erfüllung gehen. Nur gib nie auf, seine Träume auf geben- käme einem Verrat an sich selbst gleich. Ich weis wo von ich rede. Das Leben ist so wunderschön und erst als Frau - Himmlisch sag ich Dir. Hatte selbst Angst vorm ersten rausgehn nach meiner Krankheit, aber die anderen Leute sind mit sich selber so beschäftigt und selten einer nimmt Dich wahr. Ne Frau, da laufen doch viele rum, geh einfach los, lacht einer, lächle zurück und schon hast Du die ersten Pluspunkte. Und Du wirst sehn, es macht irre Spaß sich im Freien zu bewegen, ich wünsche es Dir von Herzen. Später wirst Du dann selber lachen, war gar nicht so schwer. Das ist alles nur Kopfkino glaub mir.
So nun wünsche ich Dir alles erdenklich Gute, den ersten Schritt hast Du doch schon gemacht und bist hier bei allen Mädls und Jungs. Und keiner beißt, glaub ich. Ne lass Dich nicht veralbern.
Liebe Grüße und Wünsche auf allen Deinen Wegen wünsche ich Dir.
Jasmin Viktoria