Beziehung als Transfrau - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Ausgehen & Treffen, Beziehungskisten, Coming Out, Going Public (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Beziehung als Transfrau (/showthread.php?tid=4151) |
RE: Beziehung als Transfrau - Tammy1 - 29.09.2017 Vielleicht ist ein rein körperliches und eventuell optisch belegbares Sexleben nicht ohne entsprechendes "Werkzeug" möglich, ich kann dir aber versichern, dass ich Orgasmen auch ohne Erektionen erleben kann Und nein, dein Kommentar war nicht sarkastisch, meine Psychotherapeutin wollte auch wissen, wie ich das erlebe. Als da unten noch alles "funktionsfähig war hat mich die Erektion mehr angeekelt und gestört als dass sie zu meinem Lustempfinden beigetragen hätte, wenn da unten tote Hose ist geht es mir beim Sex und Zärtlichkeiten besser. Spontane Erektionen haben mich auch lange während der HRT noch begleitet und gestört, inzwischen aber, nach nunmehr 11 Monaten, ist das auch passé. RE: Beziehung als Transfrau - Eva_Tg - 29.09.2017 (29.09.2017, 14:26)Tammy1 schrieb: Vielleicht ist ein rein körperliches und eventuell optisch belegbares Sexleben nicht ohne entsprechendes "Werkzeug" möglich, ich kann dir aber versichern, dass ich Orgasmen auch ohne Erektionen erleben kann Glaube ich dir sofort, weil ich das auch kann. Wie gesagt, es spielt für mich echt keine Rolle, ob ich eine Erektion habe, beim Sex finde ich beides gleich gut. Also war es schon sarkastisch gemeint, so zu tun als hätte ich dich nicht verstanden. Ich kann mir sowas manchmal echt nicht verkneifen, auch wenn ich weiß, dass viele Menschen keinen Sarkasmus mögen. Klar, meine Therapeutin und meine Gutachter haben auch solche Fragen gestellt. Ich glaube, ich habe das sehr anschaulich und nachvollziehbar erklärt, weil sie bald sagten sie haben genug gehört, um es zu verstehen. Über mich geschrieben haben sie dann letztlich nur: "sie erlebt ihre Sexuallität als äußerst lustvoll und anregend..." und dabei war ich in meinen Erzählungen noch nicht mal wirklich ausladend. Hm, meine Erektionen finde ich nicht ekelig, was mich teilweise echt annervt sind Samenergüsse. Das ist schleimig und klebrig und das Gefühl an den Finger oder im Intimbereich ist teilweise nur Bäähhh! Manchmal komme ich damit klar und an anderen Tagen muss ich erstmal ins Bad und mich waschen. Zum Glück hat sich das in der HRT in Bezug auf Menge und Aussehen geändert, aber vorher fand ich das teilweise extrem ekelig. RE: Beziehung als Transfrau - Tammy1 - 29.09.2017 Ich mag schwarzen Humor und bin selber gerne mal forsch, das passt schon Klar hat jede/r ein anderes Verhältnis zu seinen Genitalien, ich wäre sie eben lieber heute als morgen los, aber wir wissen ja, so leicht geht das nicht, erst die Bürokratie. Ich hab das große Glück, dass meine Frau keinen Wert auf meinen Penis gelegt hat und das von Anfang an, wir sind echt ein großer Glücksgriff für den jeweils anderen Was die Ergüsse angeht, ich hatte seit Monaten keine mehr und als sie, so die ersten 7 Monate der HRT noch bedingt möglich waren oder ungewollt kamen, bestanden sie ohnehin nicht mehr aus Sperma aber ja, eklig ist das schon. Ich fand es faszinierend meiner Therapeutin mein Orgasmusempfinden zu erklären, sie schien das aber besser zu verstehen als befürchtet, aber Frauen verstehen das auch einfach besser als Männer RE: Beziehung als Transfrau - Eva_Tg - 29.09.2017 (29.09.2017, 19:57)Tammy1 schrieb: Klar hat jede/r ein anderes Verhältnis zu seinen Genitalien, ich wäre sie eben lieber heute als morgen los, aber wir wissen ja, so leicht geht das nicht, erst die Bürokratie. Ja, ich habe das Glück, dass ich ein entspanntes Verhältnis zu meinem Penis habe. Natürlich nervt er manchmal, manchmal hasse ich ihn und wäre ich so geboren worden wie andere Frauen auch, hätte mir das viele Probleme erspart. Aber ich kann mit dieser körperlichen Anomalie leben, wie gesagt so gar ziemlich entspannt, also sehe ich keinen Sinn das medizinisch zu korrigieren. Ich komme gut zu Recht, also wäre in meinem Fall eine unnötige OP. Ich finde es nicht schlimm, dass ich mich von anderen Frauen unterscheide. So eine Sichtweise ist zwar selten, gibt es aber auch. Außerdem in den HRT verändert sich ja nun auch das Aussehen der Genitalien, bei mir sieht das nicht mehr aus wie bei den Männern. Natürlich bin ich auch nicht so doof und sage das hat Ähnlichkeit mit den Genitalien von anderen Frauen. Keine Ahnung wie es aussieht, aber zufällig funktioniert es teilweise so wie bei den Männern. Ich kann es auch nicht erklären, weil ich nicht mal weiß womit ich es vergleichen soll. Wie ich immer sage, ich bin eine Frau, die blöderweise mit männlichen Geschlechtsteilen geboren wurde. Das ist eben die beste Beschreibung, die mir nach alle der Zeit einfällt und nicht mal das stimmt zu 100%, weil meine Genitalien ja bedingt wie die eines Mannes funktonieren. Irgendwie fehlen mir die Begriffe und Konzepte, um es zu beschreiben. RE: Beziehung als Transfrau - Tammy1 - 29.09.2017 Ich hasse ihn ja auch nicht immer und ja, ich arrangiere mich, wenn man das so sagen kann, inzwischen auch mehr mit ihm, was kein Kunststück ist, schließlich ist er und seine Kollegen nur noch 1/3 so präsent/groß wie früher, wäre sonst auch in manchen Situationen hinderlich Ich möchte ihn dennoch langfristig loswerden, auch wenn das in meiner Beziehung und unserer Sexualität keinen Unterschied machen würde, weil ich mich damit einfach nicht richtig fühle und weil ich eben manchmal auch in echt schlechte Stimmung komme deswegen. Deine Bezeichnung finde ich gut, die kann ich auch adaptieren RE: Beziehung als Transfrau - Eva_Tg - 30.09.2017 (29.09.2017, 23:04)Tammy1 schrieb: Deine Bezeichnung finde ich gut, die kann ich auch adaptieren Von mir aus gerne, ich habe ja kein Copyright darauf. Seit ich in der HRT bin, fühle ich mich körperlich vollständig und normal. Ich weiß es nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass Cis-Menschen sich ihr ganzes Leben so oder zu mindestens so in der Art fühlen. Das war jedenfalls mit das Beste an den Hormonen, dass ich mich mit meinem Körper endlich normal fühle. Ich weiß, viele Leute können nicht akzeptieren, dass es Frauen mit Penis gibt, aber für mich sind auch meine Geschlechtsteile weiblich. Das ist zusagen ein weiblicher Penis, gerade wenn man bedenkt, dass alles ist ja nun auf 1/3 der ursprünglichen Größe geschrumpft. Ich denke, ich kann damit auch so problemlos und unbefangen umgehen, weil die Menschen, die mir nahe sind, kein Problem damit haben. Meine Frau, meine Schwester oder meine beste Freundin, die sagen z.B. sie wären froh, wenn sie keine Regel hätten. Für die ist es völlig in Ordnung, dass ich anders bin und dieses Einstellung wirkt sich natürlich auch positiv auf mich aus. Oder sehr enge Freunde, die nun so ziemlich alles über meinen Hintergrund wissen, von denen hat mich nicht einer gefragt, wie nun meine Genetalien aussehen oder ob ich mich operieren lasse. Und diese Einstellung in meinem Umfeld, gibt mir auch das Gefühl "Es ist gut so, wie es ist.". Auch das ist für mich wichtig, wenn ich schon keine Probleme habe, muss das Umfeld auch ein positives Feedback geben. RE: Beziehung als Transfrau - Tammy1 - 30.09.2017 Ich glaube es hängt auch ganz stark damit zusammen, wie man sich selber gibt, wenn es darum geht, welche Art Feedback man erhält. Das mit dem "vollständig fühlen" kann ich bestätigen und das ist bei mir nicht nur körperlich so, sondern auch von meinem Gefühlsleben und meiner Stimmung. Ich habe mich noch nie so "richtig" und "echt" gefühlt wie seit Beginn der HRT, alles war endlich im Einklang miteinander, so etwas kannte ich vorher gar nicht. Seit Beginn der HRT bin ich auch wirklich ich und das hat nichts mit dem Outing oder Passing zu tun, das ist einfach eine Frage des "Gefühls" Meine Frau war anfangs schon überrascht, wie schnell das mit dem Rückgang von Muskeln, Körperbau und dem "da unten" ging und manchmal ist das körperliche abseits der Genitalien auch noch ein Problem, weil ich mich wirklich sehr verändert habe, aber ansonsten war ihre Reaktion darauf bewundernswert RE: Beziehung als Transfrau - Eva_Tg - 01.10.2017 Na ja, meine Frau findet es gut, wie schnell ich mich körperlich verändere. Deshalb ist auch zu dem Schluss gekommen, dass sie vielleicht schon immer lesbisch war. Möglich wäre es schon, aber da kann man unterschiedliche Ansichten haben. Meine beste Freundin hat es gestern sehr treffend auf den Punkt gebracht, nämlich das ich mit ihr verdammtes Glück gehabt habe, sonst wäre mein Leben sicherlich ganz anders verlaufen. Da hat sie sicherlich Recht. Was für meine Frau neu ist, ist diese Impulsivität. Zusammen mit meinem Humor und Sarkasmus kann das schon anstrengend sein, wenn ich wieder blöde Sprüche mache ohne Nachzudenken. Außerdem bin ich tempramentvoller als früher, ich kann schneller giften und zickig werden, weil meine Gefühle jetzt schneller und stärker an die Oberfläche treten. Sie kriegt das ja täglich mit, daran muss man sich auch erstmal gewöhnen. Aber im Grunde ist sie froh, das nur sowas ist und ich nicht unter extrem Stimmungsschwankungen leide. Das wäre defintiv unerträglich, also lieber so als wenn ich total durchdrehen würde. Natürlich verändert die HRT auch das Körpergefühl, immerhin wirken Hormone auch auf die Hirnchemie, deswegen sage ich ja immer, jetzt funktionieren mein Körper und mein Gehirn richtig. Ich gebe mich auch nicht anders als vorher, aber ich denke mal, die Leute bemerken eher meine innere Ruhe und die körperlichen Veränderungen tun ihr übriges. Das Gesamtbild ist noch stimmiger, oder wie auch immer man das nennen möchte. Aber was das Körpergefühl angeht, vor kurzem habe ich mich mal nackt im Spiegel angeschaut, weil ich mal wissen wollte, was sich alles verändert hat und es war ein sehr angenehmer Anblick, ich fühlte mich sexy. Kann man nicht anders beschreiben, aber ich war echt zufrieden mit meinem Körper. Klar, wie andere auch habe ich nach Schwächen gesucht, die Proportionen stimmen nicht ganz, meine Brüste sind noch zu klein, meine Lippen zu schmal, die Augen zu klein... Aber das Gesamtbild ist ja entscheident und da fühlte ich mich in meiner Haut wohl. Das wirkt sich natürlich auch wieder auf die Ausstrahlung aus, wenn sich selbst attraktiv findet. Das sind natürlich alles sehr persönliche Erfahrungen, aber das alles hat letztlich Einfluss auf die Beziehung und die Sexualität. Deswegen finde ich es ja so unsinnig irgendwelche pauschalen Behauptungen über transidente Frauen aufzustellen. Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, sind das fast alles nur Vorurteile. Nur weil einige glauben, dass es keine Menschen gibt, die uns lieben wie wir sind, oder nicht glauben, dass wir mit uns bzw. unserem Körper und unserer Sexualität glücklich sind, braucht man anderen diese Vorurteile nicht anderen als Fakten verkaufen. Meistens sind die Fakten anders als man es sich vorstellt. RE: Beziehung als Transfrau - Tammy1 - 03.10.2017 Meine Frau tut sich mit dem Gedanken noch schwer, sie hat mich ja auch als "Mann" kennen und lieben gelernt, aber ich muss sagen, unser Sexleben ist sehr schön Ohne meine Frau wäre mein Leben garantiert anders verlaufen, denn erst durch sie habe ich die Kraft gefunden, zu mir zu stehen, davor bin ich immer vor mir selbst davongelaufen. Eine Zicke war ich schon immer und auch impulsiv, ersteres ist schlimmer geworden und zweites besser, dafür glaube ich, habe ich noch nie so viel geweint wie seit der HRT, aber das tut auch manchmal gut. Ich sehe mich auch, langsam aber sicher, gerne im Spiegel, wobei ich sagen muss, dass ich 23kg während der HRT abgenommen habe und dennoch sich ordentliche Rundungen entwickelt haben, die sich nun auch von Wintermoden nicht mehr bändigen lassen, aber an Hüfte und Po ist wenig passiert und jetzt, auf einmal, kommen alle paar Tage ein halbes kg dazu und landen zielgenau auf Hüfte und Po. Ich wünschte, sie würden auch an der Brust mal vorbeischauen, aber ich bin nicht unzufrieden und der Status ist erst im November dran. Ich kann für mich sagen, dass ich noch nie so glücklich mit meinem ich gewesen bin wie jetzt und ich arbeite weiter daran Und transidente Menschen sind in ihrer Sexualität und Orientierung mindestens so unterschiedlich wie bei Cis-Frauen wage ich zu behaupten und ich fühle mich geliebt und zwar von denen, bei denen mir das auch wichtig ist RE: Beziehung als Transfrau - Eva_Tg - 03.10.2017 (03.10.2017, 13:43)Tammy1 schrieb: Eine Zicke war ich schon immer und auch impulsiv, ersteres ist schlimmer geworden und zweites besser, dafür glaube ich, habe ich noch nie so viel geweint wie seit der HRT, aber das tut auch manchmal gut Also, ich weine ganz selten. Ist einfach so, wenn ich traurig bin äußert sich das anders, daran hat die HRT auch nichts geändert. Finde ich auch ganz gut, dass sich daran nichts geändert hat, weil es nicht zu mir passen würde, wenn ich öfters weinen würde. Seit ich mit der HRT angefangen habe, habe ich genau einmal geweint. Meiner Frau ging es gesundheitlich sehr schlecht und vor lauter Sorge und Mitleid kamen mir die Tränen. Keine Ahnung wer in dem Moment überraschter war, meine Frau oder ich. Sie fragte mich warum ich jetzt losheule und ich sagte, dass es mir im Moment so nahe geht, dass ich nicht anders kann. Da meinte sie nur, ich soll mich beruhigen, so schlimm ist es auch wieder nicht. Aber eigentlich hatte sie Recht, es paßte weder zu mir, noch zur Situation, ich hätte sie aufbauen sollen anstatt zu weinen. Das machen wir immer so, wenn es der einen schlecht geht ist die andere da, um ihr Stärke zu geben. Deswegen finde ich es gut, dass da ganz untypisch bin und fast nie weine. |