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Kaum Gender Dysphoria? - Druckversion

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RE: Kaum Gender Dysphoria? - Jo-Ann - 21.02.2021

Hi,
Zu differenziert scheint mir der Test nicht zu sein. Beim ersten Mal ("Ups, die Frage habe ich ja falsch beantwortet") Punktlandung bei 81 und damit No gender disphoria, dann nochmal gemacht mit 78 und daher gender disphoria. Habe ich aber bei mir fast erwartet - lande bei solchen Tests fast immer in der undefinierten Mitte. Sogar bei professionellen Test - bin da auch Mal mit einem Kollegen aus der HR ins Diskutieren gekommen. Ist eine andere Geschichte, zurück zum Thema.
Ich selber "leide" auch nicht so massiv darunter, dass mein bisheriges Geschlecht nicht mehr passt - hat aber eventuell auch damit zu tun, dass ich doch schon Mitte 40 bin. Und das Gefühl weiblich zu sein / sein zu wollen ist erst vor ca. 2 Jahren aufgetaucht. Da lasse ich mich auch nicht mehr von Internet Tests davon abbringen. Was mir sehr hilft, sind ein paar Freund*innen aus meinem näheren Umfeld, die Bescheid wissen. Und auch therapeutische Unterstützung um manche Sachen einordnen zu können.
LG 
Jo-Ann


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Rabenmädchen - 24.02.2021

Diese Tests finde ich überaus interessant.

Auf der Seite transgender*at (ich weiß nicht, ob die hier bekannt ist) gibt es den Cogiati-Test.
Der, wie auch viele andere, nimmt als Maßstab für Genderdisphorie sehr stereotypische weiblich-männlich Einteilungen.

Zum Beispiel das Einparken, welches Frauen angeblich schlechter hinbekommen als Männer.
Wenn überhaupt stimmt die Aussage, dass im statistischen Mittelwert Männer besser einparken können als Frauen.

Das bedeutet, dass es Frauen geben kann, die besser einparken als Männer.

Diese Fähigkeit macht diese Personengruppen aber weder zu Genderdisphoristen noch zu TG und erst recht nicht zu TS.

Es sind einfach Menschen innerhalb der Spannbreite der gaußschen Normalverteilungsglocke.

Claudia_89 schrieb: Also unter Gender Dysphorie versteht man:


"Gender dysphoria (GD) is the distress a person feels due to a mismatch between their gender identity and their sex assigned
at birth." Quelle Wikipedia EN

zu Deutsch: der Druck und/oder Verzweiflung welche man fühlt, wenn das Geburtsgeschlecht nicht mit dem/der empfundenen Geschlecht/Identität übereinstimmt.


Das ist nicht korrekt übersetzt, wie Lydia Faustus richtig kommentierte:

Lydia Faustus schrieb: Einfach zwischen Gender (soziale Rollen, Verhalten, Papiere etc.) und Sexus (Körperteile/Körperthemen) unterscheiden.


Gender Disphoria ist also das Unbehagen mit der geschlechtlichen Rolle, die von mir erwartet wird.
Hier gibt es allerdings kulturelle Unterschiede, und diese geschlechtliche Rolle ist mindestens zu einem Teil kulturell – also künstlich – festgelegt worden.


Somit zu Verunsichertes Mädchen:

Außer deiner Angst gibt es keinen Grund, warum du die weibliche Rolle in der Gesellschaft (englisch: gender) nicht einmal ausprobieren könntest.
Im Karneval oder bei Kostümpartys und Ähnlichem ist das sozial sogar erlaubt.

Da dies wegen Corinna zurzeit ausfällt, gibt es eine andere, dir wahrscheinlich entgegenkommende Möglichkeit, dich auszuprobieren:
Du meldest dich in Foren und Netzwerken an unter deinem Wunschnamen.
Schminkst dich und machst dich so zurecht, wie du gerne aussehen würdest.
Und sagst allen Interessenten, die mit dir schreiben, dass du glaubst, Gender Disphoria zu haben, und das gerade austesten willst.

Damit schlägst du viele Fliegen mit einer Klappe:
1. Du bist ehrlich und musst nicht lügen oder dich verstellen. Du kannst einfach Du sein.
2. Die mit dir schreiben fühlen sich nicht verärmelt.
3. Du bekommst ehrliche Reaktionen. Auch aus negativen Reaktionen kannst du viel für dich lernen.
4. Deine Bartstoppeln und deine tiefe Stimme fallen nicht auf, genauso wenig wie andere männliche Attribute.
5. Du weißt, dass du nicht pervers bist, egal, was manche Deppen dir vll schreiben.

Und nicht als letzten Punkt:
Du kannst dir klar werden, inwieweit du körperliche Anpassungen wirklich brauchst.
Hier betone ich „brauchst“ und nicht „willst“.

Mit 19 gilt die Pubertät zwar als abgeschlossen, doch der Knochenbau kann sich immer noch bis ~27 Jahre verändern – sprich maskuliner werden.

Dagegen kannst du Hormone bekommen.

Allerdings:
Hormone wie Östrogen und Androcur werden in ihren positiven Auswirkungen von vielen überschätzt und ihre negativen unterschätzt.

Ihre beste Auswirkung ist seelischer Natur.
Bei TS, also jenen, die sich nicht mit ihrem Körper, vor allem mit ihren Geschlechtsorganen identifizieren können, ist endlich der Druck des falschen Geschlechtshormons weg.
Monatsblutungen werden geringer oder hören ganz auf, Spontanerektionen kommen nicht mehr, iwann gibt es nur noch mühsam eine Erektion, der Schniedel schrumpft und das Säckchen mit Inhalt auch (ungünstig für eine GAOP).

Der Bartwuchs hört nicht auf!

Über jahrzehntelange Auswirkungen gegengeschlechtlicher Hormone auf einen nicht-GA-operierten Körper gibt es m.W. noch keine Erkenntnisse (wer mehr weiß, bitte posten).
Gut ist es nach Aussage meiner Endokrinologin nicht.

Aber soweit bist du noch nicht.

Teste dich aus.

Du bist jung.

Warte nicht, bist du wie so viele andere erst mit 40 oder 50 oder noch älter genügend Leidensdruck verspürst, über deine unbegründete Angst hinauszugehen.


RE: Kaum Gender Dysphoria? - chipsi - 24.02.2021

(24.02.2021, 10:31)Rabenmädchen schrieb: ...

Allerdings:
Hormone wie Östrogen und Androcur werden in ihren positiven Auswirkungen von vielen überschätzt und ihre negativen unterschätzt.
Naja, Androcur ist ja ein Testosteronblocker kann notwendig sein damit man den Hormonspiegel in den gewünschten Bereich bekommt. Über die Nebenwirkungen abhängig von der Dosierung wurde ja schon mal ausführlich diskutiert.

Ich sehe das mit den Auswirkungen ein wenig differenzierter. Die (vor allem langfristigen) Auswirkungen sind durchaus enorm, allerdings können selbige auch unerwünschte Nebeneffekte (Gewichtszunahme,...) hervorrufen, während die positiven Effekte bspw. in Bezug auf eine gewünschte Feminisierung des Körpers, eher gering ausfallen können, je nach Ausgangslage (Lebensalter,...).

Zitat:Ihre beste Auswirkung ist seelischer Natur.
Wie wahr, wie wahr...  Blush

Zitat:Über jahrzehntelange Auswirkungen gegengeschlechtlicher Hormone auf einen nicht-GA-operierten Körper gibt es m.W. noch keine Erkenntnisse (wer mehr weiß, bitte posten).

Gut ist es nach Aussage meiner Endokrinologin nicht.
Androcur und dessen Nebenwirkungen scheinen wohl hauptsächlich das Problem zu sein. Die Umstellung des Hormonspiegels in den gewünschten weiblichen Bereich sollte meines Wissens auch langfristig nicht schädlich sein (Wichtig ist ja, dass der Körper überhaupt ein Sexualhormon in der notwendigen Menge bekommt).


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Rabenmädchen - 25.02.2021

Hallo Chipsi,
 
danke schön für deine Anmerkungen. Wave
 
(24.02.2021, 13:54)chipsi schrieb: Die (vor allem langfristigen) Auswirkungen sind durchaus enorm, allerdings können selbige auch unerwünschte Nebeneffekte (Gewichtszunahme,...) hervorrufen, während die positiven Effekte bspw. in Bezug auf eine gewünschte Feminisierung des Körpers, eher gering ausfallen können, je nach Ausgangslage (Lebensalter,...).
 
 
Genau so kann es sein.
Manche beschäftigen sich nicht ausreichend oder gar nicht mit der Wirkung von gegengeschlechtlichen Hormonen.
Dann kann es passieren, dass eine trans Frau im fortgeschrittenen Alter mit einem testosteronverwüsteten Körper zum Endokrinologen geht oder sich sogar selber Hormone besorgt, mit der naiven Vorstellung, sich nun in ein heidiklumartiges Geschöpf umzuwandeln (inklusive Stimme).
 
Die trans Menschen, die im Playboy abgebildet sind oder in YT zu sehen sind und denen niemand ansieht, dass ihr Körper einstmals dem Gegengeschlecht entsprach, sind das Ergebnis von
  1. Hormoneinnahme vor der Pubertät (mindestens Pubertätsblocker)
  2. Kosmetische Operationen (FFS, Brustaufbau, Rippenentfernung usw.)
  3. und / oder genetisch glücklicher Veranlagung.
 
Ich kenne einige trans Frauen persönlich, die zum Beispiel über ihr Brustwachstum tiefunglücklich sind.
Entweder zu wenig (max. Körbchen A+) oder die Höfe sitzen zu weit außen oder die Brüste sehen unförmig aus an einem männlich breitem Brustkorb.
 
 
Es gibt ein Zeitfenster, in dem Hormone noch viel in Richtung des richtigen Geschlechts formen können.
Leider fällt dieses Zeitfenster oft in die Phase des Suchens und der Orientierungslosigkeit.


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Verunsichertes Mädchen - 14.03.2021

Hallo,

(24.02.2021, 10:31)Rabenmädchen schrieb: Außer deiner Angst gibt es keinen Grund, warum du die weibliche Rolle in der Gesellschaft (englisch: gender) nicht einmal ausprobieren könntest.
Im Karneval oder bei Kostümpartys und Ähnlichem ist das sozial sogar erlaubt.

Da dies wegen Corinna zurzeit ausfällt, gibt es eine andere, dir wahrscheinlich entgegenkommende Möglichkeit, dich auszuprobieren:
Du meldest dich in Foren und Netzwerken an unter deinem Wunschnamen.
Schminkst dich und machst dich so zurecht, wie du gerne aussehen würdest.
Und sagst allen Interessenten, die mit dir schreiben, dass du glaubst, Gender Disphoria zu haben, und das gerade austesten willst.

Damit schlägst du viele Fliegen mit einer Klappe:
1. Du bist ehrlich und musst nicht lügen oder dich verstellen. Du kannst einfach Du sein.
2. Die mit dir schreiben fühlen sich nicht verärmelt.
3. Du bekommst ehrliche Reaktionen. Auch aus negativen Reaktionen kannst du viel für dich lernen.
4. Deine Bartstoppeln und deine tiefe Stimme fallen nicht auf, genauso wenig wie andere männliche Attribute.
5. Du weißt, dass du nicht pervers bist, egal, was manche Deppen dir vll schreiben.

Und nicht als letzten Punkt:
Du kannst dir klar werden, inwieweit du körperliche Anpassungen wirklich brauchst.
Hier betone ich „brauchst“ und nicht „willst“.

Da meine Familie nichts von dem ganzen weiß, fällt das mit dem Zurechtmachen eher weg. Außerdem ist es ja genau so, dass ich kaum Gender Dysphoria habe. Ich habe da zwar schon seit einiger Zeit einen Twitter-Account, aber meine sozialen Ängste schränken mich sogar online ein. Als Beispiel: Wenn ich auf einen Tweet antworten möchte, dann lasse ich es meist einfach sein, weil ich das Gefühl habe, es würde niemanden interessieren, was ich da von mir gebe und ich würde denen einfach nur ihre Zeit rauben.

LG


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Sunburst - 14.03.2021

(14.03.2021, 01:24)Verunsichertes Mädchen schrieb: [...] weil ich das Gefühl habe, es würde niemanden interessieren, was ich da von mir gebe und ich würde denen einfach nur ihre Zeit rauben.

Das Gefühl hatte ich schon als Jugendliche. Also noch lange vor Erfindung des Internets. Ich habe mich immer sehr schnell schweigend zurückgezogen. Das liegt nicht an Gender-Problemen, sondern daß es allgemein schon nicht stimmt im Sozialen [Bild: smilie_tra_180.gif]


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Rabenmädchen - 14.03.2021

(14.03.2021, 01:24)Verunsichertes Mädchen schrieb: Außerdem ist es ja genau so, dass ich kaum Gender Dysphoria habe.


Da habe ich eine Frage:
Weißt du, dass du kaum Gender Disphoria hast oder glaubst du es aufgrund des von dir gemachten Tests?
Im zweiten Fall gilt wie bei allen Internet-Tests, dass sie nur eine mögliche Richtung anzeigen können und für eine fachliche Diagnose eine Fachkraft herangezogen werden muss und eine gute Selbstreflexion wichtiger und richtiger als alle Diagnosen und Tests sind.
 
Für den ersten Fall gilt der zweite Satz für die Definition von Transsexualität F64.0, dass „der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden… meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher“ geht.
Das Wörtchen „meist“ bedeutet, dass das „Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht“ oder eben Gender Disphoria keine Bedingung für die Diagnose TS ist.
 
Die neue Definition:
“HA60 Gender incongruence of adolescence or adulthood
 
Gender Incongruence of Adolescence and Adulthood is characterized by a marked and persistent incongruence between an individual's experienced gender and the assigned sex”
sieht das zwar anders, doch zeigt diese unterschiedliche Definition desselben Sachverhaltes m.M.n. nicht eine Fortentwicklung der Erkenntnis, sondern vor allem die Schwierigkeit, einen komplexen Sachverhalt, der sich ausschließlich im Inneren / in den Köpfen / in den Seelen der Betroffenen zeigt, durch objektivierende Wörter für Nicht-Betroffene verständlich zu machen.
 
Ob du wirklich Transsexualität oder Gender Incongruence hast, wird dir mit letzter Sicherheit niemand sagen können außer du selbst.


RE: Kaum Gender Dysphoria? - Rabenmädchen - 14.03.2021

(14.03.2021, 01:24)Verunsichertes Mädchen schrieb: Wenn ich auf einen Tweet antworten möchte, dann lasse ich es meist einfach sein, weil ich das Gefühl habe, es würde niemanden interessieren, was ich da von mir gebe und ich würde denen einfach nur ihre Zeit rauben.

Vielleicht hilft dir folgender Gedankengang:
 
Wenn du in einem Thread nicht schreibst, nimmst du den anderen die Möglichkeit, an deinen Gedanken teilzuhaben.
Du nimmst ihnen auch die Möglichkeit, dich zu verstehen.
Du nimmst ihnen auch die Möglichkeit, selber durch deine Beiträge zu lernen undihre Weltsicht zu erweitern.
Wie wäre es, du überlässt es den anderen, ob sie sich für deine Beiträge interessieren oder nicht und ob sie sich von dir ihre Zeit rauben lassen oder nicht?
Geh einfach mal davon aus, dass wir Mitlesende und Mitschreibende das schon für uns selber beurteilen können, was uns interessiert und wovon wir uns die Zeit rauben lassen wollen. Sleepy
 
Und selbst wenn es z.B. mich nicht im Geringsten interessieren würde, was du schreibst, würde ich jederzeit mit aller Energie dein Recht darauf verteidigen, es trotzdem zu schreiben.
 
Also – schreibe tapfer. Wave