Ratsuchend und am Verzweifeln - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Allgemein (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Ratsuchend und am Verzweifeln (/showthread.php?tid=5334) |
Ratsuchend und am Verzweifeln - Necronyma - 15.03.2020 Hallo liebe Community. Wieder ne schlaflose Nacht und stundenlang wurde ich durch meine Gedanken durch die gewohnte Achterbahn gejagt. Und jetzt etwas verängstigt und besorgt den Entschluss gefasst, mich mal bei den Menschen auszureden/Meinungen zu suchen, die sich am besten damit auskennen. Um mich etwas vorzustellen, erstmal etwas von mir. Ich bin 30 Jahre alt, männlich, und seit langem viel zu einsam. Meine ersten Schritte in Richtung liebe waren immer mit anderen Männern verbunden, das war nie ein Problem für mich und ich ging schon als Jugendlicher offen damit um. Mein Dad ist selber schwul, meine Mum war unterstützend, alles perfekt. Hatte einen Freund, war richtig verliebt, aber wie das so oft bei der ersten Beziehung ist, wars nicht dauerhaft. Ich dachte ich bin schwul, aber mit 19 dann habe ich mich plötzlich in eine Frau verliebt. Hatte eine 3jährige Beziehung die in einem Fiasko geendet ist. Ich wurde Betrogen, wofür ich teilweise mir die Schuld gebe, weil..einfach ausgedrückt, mein Sexualtrieb scheinbar nicht zufriedenstellend war, ich einfach keine Lust hatte, etc. Ich hatte schon seit ich 16 war Depressionen, der Abbruch dieser Beziehung gab dem ganzen aber noch einen Schub, ich bin in ein wirklich tiefes, dunkles Loch gefallen, hatte einen (zum Glück) fehlgeschlagenen Suizidversuch, war 3 Monate in stationärer Behandlung in einer Psychiatrischen Einrichtung. Ich habe es irgendwie geschafft, meine Probleme...etwas in den Griff zu bekommen. Danach kamen zwei Kurzbeziehungen, Verliebtheit war irgendwie immer da, aber irgendwie wurde nicht mehr daraus. Mit 25 habe ich mir dann gesagt, es reicht, ich nehme mir Zeit für mich, finde heraus, was ich will, wer ich bin, was ich brauche. Und damit ging das Chaos los. Ich habe festgestellt, ich fühle mich nicht mehr zu Männern hingezogen. An manchen Tagen fühle ich mich weiblicher. Hatte mitunter eine relativ lange Phase (1 Jahr), in der ich lieber eine Frau gewesen wäre. Darüber nachgedacht habe, wie realistisch das für mich ist, ob ich mir das nur einrede, ob ich damit glücklicher wäre etc. Weiterhin fühle ich mich eigentlich zu Frauen hingezogen, ich würde mich nicht als Bisexuell beschreiben. Aber sexuell klappt das nicht so wirklich für mich. Und auch nicht für die Frauen, die mit mir zusammen waren, wie sich gezeigt hat. Es geht sogar so weit, dass ich nicht nur einfach nicht will, ich ekle mich vor dem weiblichen Geschlechtsteil. Ich kann damit nichts anfangen. Ich will es nicht sehen und schon gar nicht mehr damit anfangen. Dementsprechend hatte ich die letzten 5 Jahre weder eine Beziehung noch sexuellen noch romantischen Kontakt zu irgendjemandem. Und nun zu den Gedanken, mit denen ich mich einfach nicht abfinden kann. Ich bin eigentlich ein sehr offener Mensch, bin dafür, dass man seine Interessen, Vorlieben, Präferenzen etc ausleben sollte, weil man einfach so ist wie man ist. Aber ich will mir einfach nicht eingestehen, dass ich mich zu Transfrauen hingezogen fühle. (wobei ich mir nicht mal im Klaren bin, ob das die Richtige Bezeichnung ist, weil post-op ja wieder nicht klappen würde, weil ich dann wieder weiblichen Geschlechtsteilen ausgesetzt wäre, die in mir Panik verursachen) Nicht weil ich mich dafür schäme, sondern weil ich denke, dass die meisten sich damit wohl auf ihr Geschlechtsteil reduziert fühlen würden, weil das irgendwie Oberflächlich ist, weil das nichtmal ne richtige sexuelle Orientierung ist. In meinem Freundeskreis befinden sich zwei Transfrauen, mit denen ich eigentlich über alles reden kann...aber nicht einmal bei denen traue ich mich das zu sagen, weil ich einfach nicht in diesem Licht gesehen werden will. Ich wüsste nicht einmal wie ich damit anfangen soll, weiß es auch hier nicht wirklich. Ich bin weder interessiert an "einfach nur Sex", ich kann und werde wohl nie Sex haben, ohne zumindest verliebt zu sein. Ich will eine Beziehung führen, schon alleine weil Einsamkeit und das Singleleben so gar nichts für mich sind und weil ich mich nach großteils emotionaler Nähe verzehre, aber sowohl Männer als auch Frauen sind ausgeschlossen. Ich will einen Partner haben, mit dem ich verliebt durch die Stadt schlendern kann, Händchenhaltend, will atemberaubende Küsse erleben, gemütliche Abende zu zweit, Essen gehen, mit der Person schlafen können für die mein Herz schlägt, aber ich sehe einfach nicht wie ich das vereinen kann. In Wien gibts da so ne super Einrichtung, die rosa Villa, in der ich schon ein paar mal Kaffee trinken war. Schon länger überlege ich, da mal zu ner Beratung hinzugehen, herauszufinden was ich bin, was mit mir ist, was vllt in meiner Einstellung falsch ist. Aber ich habe Angst, einfach abgestempelt zu werden mit "du hast nen Fetisch, wir sind hier für Leute zuständig, die echte Probleme haben" Aber ich denke einfach, dass es bei mir kein Fetisch ist. Und, so blöd es auch klingt, ich habe Angst davor, mein restliches Leben alleine zu sein. Und jetzt zu meinen Fragen an euch: Bin ich nur verwirrt? Bin ich ekelhaft(Ich komme mir so vor)? Was bin ich? Sollte ich mich so akzeptieren oder muss ich weiter versuchen, mich zu ändern? Kann ich offen damit leben, ohne Menschen damit zu verletzen? In erster Linie, vielen Dank für eure Zeit, danke dass Ich hier erzählen konnte, was schon viel zu lange an mir nagt. Ich hoffe wirklich, dass ich niemandem auf die Zehen getreten bin oder ein schlechtes Gefühl gebe und entschuldige mich für etwaige Fehltritte die vllt nicht politisch Korrekt sind. RE: Ratsuchend und am Verzweifeln - Bonita - 15.03.2020 Hallo Necronyma, (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: Bin ich nur verwirrt?ja. (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: Bin ich ekelhaft(Ich komme mir so vor)?Ohne Dich persönlich zu kennen tendiere ich aufgrund Deiner Zeilen hier mal zu: Nein; Eventuell steckt aber auch ganz was anderes dahinter... (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: Was bin ich? (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: ... weil das nichtmal ne richtige sexuelle Orientierung istNaja, da gäbs ua diese neuere, pan, warum sollte das was Dich ausmacht nicht existieren? Asexuell bist Du ja wohl auch nicht... (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: ... Aber ich will mir einfach nicht eingestehen, dass ich mich zu Transfrauen hingezogen fühle...Du könntest auch lediglich ein nur auf trans Frauen stehender Hetero sein, das ist nicht unbedingt ein Fetisch; Und falls doch: na und? Manche Männer "können" nur mit zB sehr flachbrüstigen, andere nur mit riesenbrüstigen Frauen, na und? "Ich steh (als Mann) auf (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: Sollte ich mich so akzeptieren oder muss ich weiter versuchen, mich zu ändern?Die ernorme Kraftanstrengung, sich dahingehend "ändern zu wollen" wird Dich am Ende vermutlich nur wieder im Kreis laufen, zweifeln lassen; Sich selbst zu akzeptieren, wie man nun mal ist, ist wohl die sinnvollere... (15.03.2020, 06:57)Necronyma schrieb: Kann ich offen damit leben, ohne Menschen damit zu verletzen?Warum sollte das nicht klappen? Alles Gute und Liebe! RE: Ratsuchend und am Verzweifeln - Kosmonautin - 15.03.2020 @Necronyma So übel klingt das jetzt nicht. Wenn du das alles einer Transperson persönlich sagst und die ein Problem damit hat dann ist es genau das: Ihr/Sein Problem, aber nicht Deines. Das ist natürlich zu respektieren; aber dann geht halt jeder seines Weges. Es gibt auch kein kollektives Trans-Mindset wenn es um Sexualität geht und was denn überhaupt eine Frau (oder einen Mann) ausmacht. Solch Dogmen existieren nur in der Twitter-Blase, propagiert von den lautesten, nicht unbedingt von den klügsten. Davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen. Ehrlichkeit und Respekt sollten immer und überall funktionieren. Zuhören, teilen, schützen und beschützt werden, Friede, Freude, Cheesecake. [Beim Thema Dogmen dachte ich gleich an eine/n Transpa(ä)bst/in. Ich stelle mich zur Wahl.] RE: Ratsuchend und am Verzweifeln - Necronyma - 15.03.2020 Hallöchen Bonita, vielen Dank für deine detailreiche Antwort. Verwirrung ist wohl zutreffend, sonst würde ich ja keine Fragen stellen müssen. ^^ Pansexualität bzw der Begriff ist mir durchaus bekannt, aber keine Vorauswahl aufgrund des Geschlechts zu treffen klingt ja nun nicht wirklich nach dem aktuellen Ich. Vielen Dank für den Hinweis auf dieses existierende Thema hier, ich habe mich da schon teilweise hineingelesen, und werde das definitiv noch weiter tun, das klingt...irgendwie nach mir. Ich bin ja eigentlich auch der Meinung, dass Menschen besser leben, wenn sie sich akzeptieren. Das denke ich zumindest bei jedem anderen, warum ich da bei mir die Ausnahme mache bzw daran zweifle ist mir auch nicht ganz klar. Und naja, warum es nicht klappen sollte, zu leben ohne Menschen damit zu verletzen: Ich will Trans-Personen wie gesagt nicht einfach nur auf ihr Geschlecht reduzieren, aber überhaupt nicht will ich dass sie eben das von mir denken bzw sich so fühlen. Ich kann nicht wirklich behaupten, ich wisse, was man als Trans-Person durchmacht, aber ich habe eine Vorahnung, durch Erzählungen und Gedanken meiner Freunde, durch Dokus, durch Interviews, Geschichten, habe mich damit schon etwas befasst. Es ist allerdings eine Erleichterung, hier nicht sofort abgestempelt und verjagt zu werden. Nicht dass ich das jemandem unterstellen wollen würde. Hatte in meinen kurzen 5 Stunden Schlaf mehr oder weniger einen Traum von genau diesem Forumsbeitrag, bzw den Antworten, was irgendwie eine Mischung aus "kink-shaming" (auch wenn ich dieses Wort nicht mag) und dem Film Frankenstein, genauer gesagt wie das Monster von einem wütenden Mob mit Heugabeln und Fackeln vertrieben wird. Deine freundliche und detailreiche Antwort hat mir auf jeden Fall einen kleinen Selbstbewusstseins-Boost gegeben, danke dafür, PS: Auch wenns nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat, Nyanko-Sensei ist so ziemlich der coolste Kater aus Anime/Manga und Natsume Youjinchou ist aus den hunderten gesehenen/gelesenen definitiv in den Top 10, machte dich gleich meeeeeegasympathisch RE: Ratsuchend und am Verzweifeln - Necronyma - 15.03.2020 Hallöchen auch dir Kosmonaution, vielen dank dass du das nicht so übel findest. Einfach zu erklären wie man empfindet klingt erstmal nach dem besten Weg, da gebe ich dir natürlich recht, aber es dann auch umzusetzen und dazu zu stehen ist schwer für mich. Respekt ist sowieso zu zeigen, meiner Meinung nach. In jeglicher Zwischenmenschlichen Aktion. Vielen Dank auch dir für deine Antwort und Zeit, bereitet mir wirklich Freude/Zuversicht. [Ich glaube, Päbste/Päbstinnen stellen sich nicht zur Wahl, die werden zur Wahl gestellt. Aber ansonsten drücke ich dir die Daumen in deiner Kandidatur] RE: Ratsuchend und am Verzweifeln - Bonita - 15.03.2020 (15.03.2020, 12:45)Necronyma schrieb: Pansexualität bzw der Begriff ist mir durchaus bekannt, aber keine Vorauswahl aufgrund des Geschlechts zu treffen klingt ja nun nicht wirklich nach dem aktuellen Ich.War ja auch nur ein Beispiel, es gäbert also nicht nur hetero, bi und homo... (15.03.2020, 12:45)Necronyma schrieb: ...Äh, naja, wenn Du Dich nicht so eloquent, freundlich und offen ausgedrückt hättest, wär Dir das auch hier passiert (15.03.2020, 12:45)Necronyma schrieb: ...Ja, Madara aka Nyanko-Sensei mag ich sehr, weil er eben so ist wie er ist - bin zwar im übertragenen Sinne kein Kater (wenn dann die Käterin bzw weibliche Katze), aber das ist ja auch Madara nicht (für alle dies nicht kennen: Ein Geistwesen/Dämon in Hundegestalt, is so ein japanisches spirituelles/religiöses Ding), die Katzen-Gestalt ist ja nur eine Form, in der er sich Menschen zeigen kann (ok, Hundegeist bin ich natürlich auch nicht) Natsume Yūjin-chō's book of friends (bzw Pakt der Yokai) ist ja in Europa nicht so bekannt, freut mich um so mehr, dass es hier auch jemanden gibt, ders kennt |