Coming Out bei Eltern und Freunden

[claudiaaa]

(22.12.2019, 12:12)_Sam_ schrieb: Hallo,
vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich kann echt schwer einschätzen wie meine Familie (Mutter, Vater, drei jüngere Schwestern) darauf reagieren wird. Ich trage jedoch seit Jahren nur noch Klamotten aus der Herrenabteilung und habe seit einigen Monaten kurze Haare und all meine Vorlieben bezüglich solcher Dinge unterstützen sie. Eigentlich höre ich von ihnen auch nie was LGBTQ+ feindliches, außer sehr selten ein “der Typ schaut schwul aus, der ist sicher schwul“ ö.Ä. von meiner Mutter, was mich dann immer sehr aufregt... Ich glaube, ich werde einen Brief schreiben und dann bei einem Freund eine Nachricht schreiben, dass sie den bitte lesen sollen. Hab allerdings auch Angst vor dem nachfolgenden Gespräch, nur das Ganze gleich persönlich zu klären pack ich nicht... Hat jemand Erfahrung mit so einem Outing? 
LG Sam

Hey Sam, 

ich wollte mal fragen wie es nun ausgegangen ist? 

Ich für meinen Teil habe damals meiner Tochter einen Brief geschrieben in dem ich ihr alles erkläre. So hatte sie etwas Zeit das ganze etwas sacken zu lassen und ich war nicht live bei ihrer Reaktion dabei. Am nächsten Tag haben wir ein Gespräch geführt indem wir viele ihrer Fragen geklärt haben. Sie war zwar nicht sehr begeistert aber immerhin akzeptiert sie es. Ich habe auch tatsächlich das Gefühl, dass es von Tag zu Tag einfacher für sie wird. Meinen Eltern habe ich es persönlich gesagt in einem 6-Augen-Gespräch.. begeistert waren sie zwar nicht aber immerhin dulden sie es. 

Lieben Gruß, 
Claudia

[Lisa70]

Hallo meine Lieben! Ich habe eine Lebensgefährtin, die ich sehr liebe. Wir haben beide auch schon sehr viel miteinander geschaffen. Leider ist das Thema Frauenkleidung für sie kein Gesprächsthema. Nun habe ich es heimlich gemacht und sie hat es auch gefunden. Es war beinahe aus. Sie meinte, dass sie nichts dagegen hat, aber ohne sie. Ich finde keinen Weg, dass ich beides vereinbaren kann. Was ist eure Meinung und welche Tipps habt ihr für mich.

[chipsi]

@Lisa70: Du wirst deine Lebensgefährtin nicht ändern können und sie wird auch dich nicht ändern können. Wenn das für sie kein Thema ist dann wird sich daran auch nichts ändern. Wenn es für dich ausreichend ist, dass du ab und zu Frauenkleidung anziehst und sie zwar davon weiss, aber nichts dagegen hat, dann wäre das ein gangbarer Weg. 

Du könntest bspw. auch mal eine Selbsthilfegruppe besuchen und ansonsten würde ich erstmal nichts überstürzen. 

Liebe Grüße und alles Gute!

[Vaginamaste]

Ich versteh einfach nicht, was für manche noch immer so schlimm dran ist, wenn Männer (heimlich) Frauenkleider tragen. Es sind einfach nur Stoffteile und man tut damit niemandem weh.

Meine direkte ehrliche Meinung dazu: Wenn das für sie so ein riesen Drama ist, vergiss sie. Geh deinen Weg und werde glücklich, das Leben ist zu kurz, um sich von konservativen Leuten einengen zu lassen.

[Tatjana_71]

(03.10.2021, 13:18)Lisa70 schrieb: Hallo meine Lieben! Ich habe eine Lebensgefährtin, die ich sehr liebe. Wir haben beide auch schon sehr viel miteinander geschaffen. Leider ist das Thema Frauenkleidung für sie kein Gesprächsthema. Nun habe ich es heimlich gemacht und sie hat es auch gefunden. Es war beinahe aus. Sie meinte, dass sie nichts dagegen hat, aber ohne sie. Ich finde keinen Weg, dass ich beides vereinbaren kann. Was ist eure Meinung und welche Tipps habt ihr für mich.

Ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe auch noch keine Idee welchen Weg ich gehen soll. So tolerant und offen wie meine Partnerin in ihrem Beruf und unserem Freundeskreis ist, so konservativ ist sie im privaten/familiären Kreis.
Meine Schwierigkeit ist das ich nicht eindeutig Trans bin sondern immer wieder zwischen den Geschlechtern hin und her springe. Das ist für mich schon verwirrend und teilweise sehr anstrengend, wie muss es dann erst für sie sein.

[Markusina]

(11.10.2021, 12:52)Tatjana_71 schrieb:

(03.10.2021, 13:18)Lisa70 schrieb: Hallo meine Lieben! Ich habe eine Lebensgefährtin, die ich sehr liebe. Wir haben beide auch schon sehr viel miteinander geschaffen. Leider ist das Thema Frauenkleidung für sie kein Gesprächsthema. Nun habe ich es heimlich gemacht und sie hat es auch gefunden. Es war beinahe aus. Sie meinte, dass sie nichts dagegen hat, aber ohne sie. Ich finde keinen Weg, dass ich beides vereinbaren kann. Was ist eure Meinung und welche Tipps habt ihr für mich.

Ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe auch noch keine Idee welchen Weg ich gehen soll. So tolerant und offen wie meine Partnerin in ihrem Beruf und unserem Freundeskreis ist, so konservativ ist sie im privaten/familiären Kreis.
Meine Schwierigkeit ist das ich nicht eindeutig Trans bin sondern immer wieder zwischen den Geschlechtern hin und her springe. Das ist für mich schon verwirrend und teilweise sehr anstrengend, wie muss es dann erst für sie sein.

Ui, das Thema Partner kenne ich auch, tolerant ist sie, nur nicht mir gegenüber, ich weiß auch noch nicht welche Wege sich gestalten.
Kommt Zeit kommt Rat, mal schauen was in diesem Forum sich ergibt.

[TheFallenAngel]

So jetzt komme ich auch mal zu den Punkt. Habe gesucht vorher ob es schon ein Thema dazu gibt, oder ob ich ein eigenes aufmachen soll.
 Schade ist dass hier irgbendwie immer weniger los zu schein seind, was ich schade finde weil ich Foren immer sehr mochte und sehr gerne habe. Aber das ist ein anderes Thema.

 Ich suche Tipps weil ich mir ein Treffen mit meiner (engeren) Familie ausgemacht habe. Also ich möchte mich diesen Sonntag mit meinen Vater und meinen Bruder Treffen und ein Coming Out vor den beiden machen. Mittlerweile habe ich ja schon die 3 Gutachten für die HRT und einen Termin bei der Fr. Dr.Kaufmann auch schon am 26.1. wo ich mich drauf freue wie Weihnachten. Und es schon mprgen sein könnte. Ich zähle die Tage und es fühlt sich jeden Tag an ob es ewig bis dahin dauert. Und wieder abgeschweift.... 

 Am So Teffe ich mich mit Vater und Bruder und ich hatte vor gleich beim Treffen Nagel mit Köpfen zu machen. Weil ich gehe wenn ich nicht gerade arbeite (noch nicht geoutet, außer bei 2 Klientinnen (bin in der Hauskrankenpflege) ) öfters mit Strickkleid, Thermostrumpfhose(n), Damenmantel und geschminkt mit ausgetopften BH hinaus. Ich bin am überlegen ob ich nicht wenn ich sie treffe auch gleich so hingehen soll oder lieber so wie ich in der Arbeit auftrete mit enger Skinny Hose (aus der Frauen Abteilung), T-Shirt oder Longsleeve/Langarmshirt und Jacke (Entweder die Frauen Jacke oder Winterjacke oder noch die alte aus der Herrenabteilung die ich nciht mehr so gerne trage.

 Ich frage mich immer wie sie reagieren, mein Vater möchte am Sonntag dann wo essen gehen mit mir und meinen Bruder. Mein Vater ist aus der Steiermark und wohnt mitlerweile in Oberösterreich ist Sohn eines Bauern, ich weis nicht wie er es aufnehmen wird. Mein Bruder ist verheiratet, hat eine kleine Tochter und hat an der Uni Geschichte studiert, und mit ihn hatte ich eigentlich seit gut 8-10 Jahren keinen Kontakt mehr. Muterr ist leider schon verstorben da hätte ich vielleicht unterstützung gehabt wenn sie noch Leben würde.

 Wichtigste ist halt was ich mich frage wie ich es angehen soll. Gleich in Frauenkleidung und geschminkt und ausgestopften BH, wie ich mich ja verdammt wohl fühle wenn ich so rausgehe, oder lieber mehr unisex mit Skinny Hose und T-Shirt oder Long-Sleeve und mit oder ohne ausgestopften BH (obwohl das ja auch schon Nägel mit Köpfen wäre   ). Und was für eine Jacke. Frage ist ob die dann auch am Bahnhof mit mir reden möchten beim Treffen oder ob sich die gleich abwenden.... Und ob dann mein Vater überhaupt noch mit mir essen gehen möchte (was mit trotz geimpft sein bei Omikron sowieso nicht so wohl bei dem Gedanken fühle, inklusive der Toilettenfrage, wo ich schon seit gut einen halben Jahr öffentliche Toiletten meide...).

 Freue mich über jeden Tipp.

[chipsi]

@TheFallenAngel:

Ich finde es auch schade, dass nicht mehr viel los ist hier im TG-Forum. Einerseits ist es nachvollziehbar wenn man irgendwann mit dem Thema abgeschlossen hat, andererseits fand ich Erfahrungsberichte und dgl. immer als recht praktisch wenn man bspw. selber vor einer bestimmten Entscheidung stand oder einfach unsicher war.

Wie dem auch sei, ich hab überlegt wie das bei meinem Outing(s) war und ob ich dir einen konkreten Tipp geben kann. Prinzipiell würde ich auf mein Bauchgefühl hören, das ist allerdings auch schwierig, weil ja gerade Veränderungen bevorstehen und man dann selber nicht unbedingt alles 100%ig objektiv sieht sondern eben aus seiner eigenen Perspektive, der Perspektive der Transition gewissermassen.

Rückblickend betrachtet hatte das aber auch seine Vorteile. Damals gab es nur ein Ziel für mich und das war erstmal der Beginn der HRT und die Personenstandsänderung. Zu dem Zeitpunkt hätte ich vermutlich Kolleteralschäden in Kauf genommen, bzw. es wäre praktisch unmöglich gewesen mich von meinem Vorhaben abzubringen. Das waren eigentlich gute Voraussetzungen für ein Outing, denn wenn man auf alle anderen Befindlichkeiten zu sehr Rücksicht nimmt, kann man es ja eher gleich wieder vergessen

Dennoch ist es nicht einfach, keine Frage. Für die Menschen, denen gegenüber du dich outest, ist es möglichweise etwas komplett neues mit dem sie nicht gerechnet haben. Nur du kennst deine Familienangehörigen (mehr oder weniger) und kannst abschätzen wie sie reagieren könnten. Jedenfalls braucht es am Anfang eine gewisse Zeit bis die neue Nachricht gesickert ist und daher würde ich am Anfang behutsam vorgehen und gar nicht zu viel erwarten. Prinzipiell würde ich mich auf unterschiedliche Szenarien der Reaktion einstellen, damit du dann damit umgehen kannst.

Ob deine Leute dann gleich mit dir im kompletten neuen Outfit essen gehen werden wollen oder nicht, kann ich zwar nicht abschätzen, aber ich persönlich wäre diesbezüglich eher zurückhaltend, sowohl was das Outfit anbelangt, als auch auf den geplanten Verlauf des Treffens. Wie gesagt, im besten Fall ist eh alles easy-cheesy, aber das weiss man halt vorher nicht und einen Weg zurück gibt es beim Outing ohnehin nicht. Letzlich ist es deine Entscheidung in welchem Outfit du dich bei so einem Treffen wohlfühlst und was du als angemessen erachtest.

In jedem Fall braucht es für alle Beteiligten am Anfang Zeit um die neue Information und die damit verbundenen Konsequenzen zu verarbeiten und zu viel auf einmal könnte zumindest theoretisch auch zu einer Überforderung führen. Insofern wäre eventuell ein geschützter Bereich zu Beginn besser geeignet als ein öffentlicher Raum, aber auch das musst letztlich du entscheiden, wie und wo du dich wohler fühlst.

Auf die für mich richtige Toilette bin ich seinerzeit ziemlich schnell gewechselt, also nach Beginn der HRT und um den Dreh rum zur Zeit der ersten FFS und der Personenstandsänderung. Aber das muss jede(r) individuell für sich entscheiden.

Ich wünsche dir in jedem Fall alles gute für dein Treffen!

LG,
chipsi

[New girl in town]

Du bekommst von mir an anderer Stelle noch eine längere Antwort, aber nachdem das hier ja zeitkritisch ist: Ich rate dringend zu zurückhaltender Kleidung und kann nur voll unterstreichen, was Chipsi geschrieben hat: Erwarte Dir nicht zu viel. Das ist - wenn die noch keine Vorahnung haben - definitiv eine Nachricht, die sickern muss. Also werde es los, aber lasse dann das Tempo, wie schnell und auch wieviel Ihr drüber redet, eher Deine Family bestimmen. Und es schadet sicher auch nicht, Verständnis dafür zu haben, wenn man nicht sofort auf offene Begeisterung stößt. Selbst ich müsste solche News wohl erst ein wenig verdauen, wenn mir das jemand sehr Nahestehender mitteilt. Aber lass Dich gleichzeitig auch von nichts abhalten.

Ich habe überhaupt gewartet, bis die Veränderungen nicht mehr länger zu verbergen waren. Vorher habe ich das so gut wie überhaupt niemandem gesagt.

[TheFallenAngel]

Danke für die Antworten ich nehme mir das vor es mal dezent angehen zu lassen. Mal sehen wie.
 
 Mal sehen wie es wird. Danke jedenfalls für die Antworten.