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Coming out als Non-Binary/Gender fluid
Ich denke darüber nach, mich zu outen. Nicht innerhalb von meiner Familie, aber in diversen sozialen Umfeldern, in denen ich mich bewege, also auf der Uni und vor einigen Menschen, mit denen ich in meiner Freizeit hobbymäßig viel zu tun habe.
Es geht mir dabei vor allem darum, dass ich merke, dass ich mich immer unwohler fühle, wenn mich andere mit meinem weiblichen Namen adressieren oder weibliche Pronomen im Zusammenhang mit mir benutzen.
Ich bin mir alledrings noch unsicher darüber, denn 1. Wie wird mein Umfeld das aufnehmen? (selbst diejenigen, die ich diesbezüglich für sehr offen und liberal halte) und 2. Wie soll ich das überhaupt angehen? Ich kann doch nicht einfach so in irgendeinem zufälligen Moment, in dem es für mich gerade passend erscheint, zu anderen sagen: "Hey, ich weiß, du hast mich bislang immer "U." genannt, aber eigentlich wäre ich lieber Philipp-Felina, und ich möchte auch nicht als "sie" bezeichnet werden und geschlechtsspezifische Wortformen im Zusammenhang mit mir stören mich auch, aber ich habe selbst noch keine für mich zufriedenstellende Lösung dafür gefunden. Ich bin eigentlich keine Frau, aber auch kein Mann, sondern meistens irgendwas dazwischen oder nichts von beiden."
Und vor allen Dingen, was mache ich, wenn ich mich geoutet habe, und dann merke, dass ich eigentlich doch lieber "U." und "sie" wäre?
Liebe Grüße
Philipp-Felina
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RE: Coming out als Non-Binary/Gender fluid
18.04.2019, 23:43
hi.
wenn du dich unwohl damit fühlst, mit weiblichen (männlichen) namen angesprochen zu werden, dann wäre es vielleicht hilfreich, wenn du einen hättest, der in deiner wahrnehmung geschlechtsneutral ist. ein doppel(vorname) fühlt sich für mich arg umständlich an und ist für eine akzeptanz bzw. alltägliche umgänglichkeit wohl weniger hilfreich, es sei denn, ich hab jemand (die eltern?) verärgert und die person möchte mit der kompletten anrede die dringlichkeit des anliegens unterstreichen. alá: christopher-sophie, komm SOFORT zu mir (im autoritären ton)
was pronomen und sonstige gender"gerechte" sprache betrifft... ich denk, solange es dort keine offiziellen sprachregelungen gibt, die inter/nonbi's berücksichtigt, solange wird es mit der erwünschten akzeptanz schwer werden.
das pronomen "es" erscheint doch arg unglücklich und daß das englischsprachige "they" so ohne weiteres fuß fasst im deutschsprachigen raum... es würde mich doch sehr überraschen.
jedenfalls... ohne formal anerkannte alternativen (duden, behörden usw.) sind menschen wie du (und ich) in den augen der allgemeinheit lediglich special snowflakes, die man im besten fall belächeln kann. den blödesten fall spare ich mir mal. zudem die schublade "nonbinary" (für mich das psychische ambivalent zum körperbezogenen begriff "inter") kein offizieller geschlechtseintrag ist und somit für den rest der welt nur irgendsoein gender-gaga.
für mich persönlich... ist es schnurzegal, wie und mit welchem namen ich angesprochen-geredet-geschrieben werde. bis auf die menschen, die mir (und ich ihnen) etwas bedeute. und solange ich von ebenjenen mir wichtigen menschen nicht explizit mit herr/frau, man/woman, junge/mädchen oder was auch immer adressiert werde, solange ist für mich alles in butter. sprache aufs geschlecht zu projizieren (oder umgekehrt) find ich eh gruselig, hat irgendwie was überzogen sexistisches für mich, wodrauf geschlechtsbegriffe ja im endeffekt abzielen. aber sei es drum.
ich an deiner stelle... würde lediglich bei den menschen, die dir etwas bedeuten, darauf bestehen, das sie dein geschlechtliches selbstverständnis berücksichtigen. und ebenjene werden dir dann sicher (hoffentlich) auch entgegenkommen, wenn sich deine outing-entscheidung als fehler herausstellen sollte. zwar... wirst du dir dann bestimmt den ein oder anderen schelmischen spruch anhören müssen, aber die sind dann ganz sicher lieb gemeint. und zurückgiften kannst du dann ja immernoch, ebenfalls lieb gemeint.
auf jedenfall...
alles gute dir
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"Gender/Sex Identity" oder auch:
"Die Geschichte vom Regenbogen, der dachte, er wäre ein Halbkreis...."
Inter/Nonbinary?
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Sunburst
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RE: Coming out als Non-Binary/Gender fluid
(18.04.2019, 12:42)Philipp Felina schrieb: Es geht mir dabei vor allem darum, dass ich merke, dass ich mich immer unwohler fühle, wenn mich andere mit meinem weiblichen Namen adressieren oder weibliche Pronomen im Zusammenhang mit mir benutzen.
Ja gut, an einem solchen Punkt kann man tatsächlich ankommen.
(18.04.2019, 12:42)Philipp Felina schrieb: Ich bin mir alledrings noch unsicher darüber, denn 1. Wie wird mein Umfeld das aufnehmen? (selbst diejenigen, die ich diesbezüglich für sehr offen und liberal halte)
Das kann ich auch nicht wissen.
(18.04.2019, 12:42)Philipp Felina schrieb: und 2. Wie soll ich das überhaupt angehen? Ich kann doch nicht einfach so in irgendeinem zufälligen Moment, in dem es für mich gerade passend erscheint, zu anderen sagen: "Hey, ich weiß, du hast mich bislang immer "U." genannt, aber eigentlich wäre ich lieber Philipp-Felina, und ich möchte auch nicht als "sie" bezeichnet werden und geschlechtsspezifische Wortformen im Zusammenhang mit mir stören mich auch, aber ich habe selbst noch keine für mich zufriedenstellende Lösung dafür gefunden. Ich bin eigentlich keine Frau, aber auch kein Mann, sondern meistens irgendwas dazwischen oder nichts von beiden."
Das wäre schon – fast – ein möglicher Email-Text.
(18.04.2019, 12:42)Philipp Felina schrieb: Und vor allen Dingen, was mache ich, wenn ich mich geoutet habe, und dann merke, dass ich eigentlich doch lieber "U." und "sie" wäre?
Ich glaube, den meistens Umfeldern wäre ohnehin lieber gewesen, wenn man das geblieben wäre, wofür sie einem gehalten haben.
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