Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?

[MartinaWien]

Hallo,

weiß jemand von Euch, wie häufig bzw wie wahrscheinlich es nach einem Outing im Job zum Arbeitsplatzverlust kommt?

Mit "nach dem Outing" meine ich eine etwas längere Zeitspanne, sagen wir mal ein Jahr. Ich vermute, die meisten trennungswilligen Arbeitgeber sind wohl raffiniert genug, um die Transition nicht als unmittelbares Argument für eine Kündigung zu verwenden. Sondern daß kreativ andere Gründe gesucht werden.

Statistiken scheint es für Österreich bzw Mitteleurope keine zu geben.

Wenn's keine Zahlen gibt, vielleicht habt Ihr ja ein paar Erfahrungsberichte, die Ihr hier anonymisiert wiedergeben könnt. Egal, ob positive oder negative.

Martina

[Marie]

Kann nur über einen Kolegen reden der Homosexuel ist Geoutet hat und gemobbt wurde bis zum letzten

Das er dann krankheitshalber Weg ging und dann recht bekommen hat .

Vieleicht schon gehört war in den Orf

Liebe Grüsse Marie

[jasminchen]

Also bei mir war das ganz anders.
Meine Firma stand und steht hinter mir. Warum auch nicht.
Es ist ja egal ob ich als Mann oder Frau Software schreiben.

Ich denke, wenn man gut in seinem Job ist, wird der Geschlechtswechsel kein Problem darstellen. Man muss das halt auch vorbereiten und die Schritte gut geplant machen.
Ich habe schon 2 Jahre vorher Gespräche mit ein paar Kollegen geführt und bin dann im letzten Jahre immer weiblicher geworden.
Am Tag des Outings ging ich mit der eMail um 17:00 Uhr und kam am nächsten Tag als Frau. Das war dann aber so perfekt, dass mich niemand erkannte, außer meinen direkten Kollegen.
Und ich habe nicht mit High Heels und Minirock angefangen, sondern mit Jeans, flachen Damenschuhen, T-Shirt und nicht zu großen Brüsten.

Weiters ist die Art des Berufs auch entscheidend. Eine Firma wird wohl mehr Bedenken haben, wenn man direkten Kundenkontakt hat. Zumindest in der Übergangsphase. Auch wenn man einen stark Körperlichen Beruf ausübt, also Maurer, Bauarbeiter, wird es schwieriger werden. Aber ich glaube auch, dass man hier Kompromisse finden kann, wie das Beispiel einer Maschinenschlosserin aus Tulln zeigt.

Noch einmal, wenn man gut im Job ist und einfühlsam vorgeht, wird man gemeinsam einen Weg finden können.

[Ulli]

Liebe Angie,

da hast Du vollkommen recht - ich zu Beispiel war aus Sicht des Konzerns als internationale Repräsintantin weltweit, nicht mehr tragbar. Es ist halt ein Unterschied, ob man programmiert, Schlosserin, Beamtin ist, oder um die ganze Welt reist (auch in Länder wo die Todesstrafe droht, oder Verhaftung). Ich will hier nur klarstellen, dass es in manchen Fällen nicht nur auf Qualifkation, Erfahrung und Leistung ankommt. Ich hab meine Job nicht wegen meiner Leistung und Erfolgen verloren - ich war als Frau aus Sicht des Unternehmens in dieser Funktion nicht mehr "tragbar". Fazit: Wenn Du weit oben stehst ist es noch viel schwieriger!

[MartinaWien]

@Angie: Vielen Dank mal für Dein Feedback. Weißt Du, woher die immer wieder kursierende Zahl von 70% herkommt? Gibt's da eine Studie?

@Jasminchen: Ich bin ja Optimistin und hoffe/denke/glaube, daß mit möglichst perfektem Passing und etwas Dezenz der größte Druck draußen ist. Sicherheit gibt's halt keine, aber ich würde/werde wohl ähnlich vorgehen.

[Jo*]

Es gibt eine Studie "Transpersonen am österreichischen Arbeitsmarkt" aus dem Jahr 2008. Sie wurde von Persson Baumgartinger und Vlatka Fretic vom Verein ]diskursiv[ (http://diskursiv.at) erstellt. Persson ist selbst Trans und ein Aktivist.

Ihr könnt die Studie hier herunterladen:
http://diskursiv.at/uploads/media/transp...rkt_03.pdf

[jasminchen]

(22.11.2011, 13:49)Ulli schrieb: ... ich zu Beispiel war aus Sicht des Konzerns als internationale Repräsintantin weltweit, nicht mehr tragbar ... ich war als Frau aus Sicht des Unternehmens in dieser Funktion nicht mehr "tragbar". Fazit: Wenn Du weit oben stehst ist es noch viel schwieriger!

Die Frage ist, ob man in so einem Falls nicht im Unternehmen wechseln kann und einfach etwas anderes macht, bis die ganze Transition vorbei ist. Dass es in der Übergangsphase schwer sein kann, ist mir schon klar, aber wenn ein Wille da ist, dann geht das auch. Allerdings müssen den beide Seiten haben.

Mir ist ein Fall aus Tulln Vöst Alpine bekannt. Die haben 2006 eine damalige Freundin aus eben dem Grund TS gekündigt, weil sie im Außendienst war. Sie ist dann wieder zurück in die alte Firma, auf ihren alten Arbeitsplatz als rechte Hand vom Chef in der Bauschlosserei, wo sie auch Kundenkontakt hatte. Sie hat halt ein paar Monate verstreichen lassen, damit ihr Äußeres feminin genug war, damit alles reibungslos funktioniert. Der Chef war froh sie wieder zu haben und als Frau war sie genau so gut wie als Mann.

[Ulli]

Jasminchen, Du hast das wohl nicht richtig verstanden. Es ist ein riesen Unterschied (ohne irgend jemanden abwerten zu wollen), ob man in Österreich im Aussendienst tätig ist oder in Indonesien, Ägypten, Vietnam und China, etc... unterwegs sein muss! Da sieht die Sache schon anders aus. Vor allem Indonesien wäre für mich jetzt ein hochgradiges Sicherheits Risiko. Nordafrika sowieso.

[Mia]

Hi,
was macht man eigentlich wenn man keine Möglichkeit hat als Frau im Job zu arbeiten, nicht die Möglichkeit hat arbeitslos zu sein oder den Job zu wechseln? Sterben? Oder einfach den Rest des Lebens unglücklich sein? Also ich hab für mich noch keine Lösung gefunden und ich such schon seit Jahren nach einer.

[Angelika]

Was meinst Du mit "keine Möglichkeit haben als Frau im Job zu arbeiten"? Was ist das für ein Job?