(21.08.2013, 22:21)ønskedrøm schrieb: Yuna, könntest du vielleicht dazu noch ein bisschen mehr erzählen? Hast du da ein Beispiel? Habe bisher nur von Airin gelesen.
Das ist eben einer meiner Hauptzweifel, dass ich mir das alles nur einrede und in Wahrheit etwas ganz anderes mein Problem ist. Gerade weil ich mich in meinem Leben schon einmal falsch entschieden habe, was aber zum Glück nicht irreversibel, eher ein kleiner aber lehrreicher Umweg war.
puh ne ich finde jetzt die Links nicht mehr. Aber selbst wenn ich sie hätte, würde es dir nichts bringen ausser einer Story über jemanden, der sich falsch entschieden hat.
Leider musst du deinen Persönlichkeitskonflikt selbst auflösen, das kann dir niemand abnehmen.
Ich empfehle dir
das hier zu lesen, möglicherweise hilft es dir, dich etwas besser in eine Schublade einzusortieren sodass du sagen kannst: das bin ich.
(21.08.2013, 22:21)ønskedrøm schrieb: Das versuche ich immer wieder herauszukriegen, aber es ist schwierig. Ich mache Entscheidungen oft aus dem Bauch heraus, so nach meinem Gefühl, ohne das so genau benennen zu können. Das ist eins meiner Probleme, dass ich oft ein Gefühl habe (dass irgendwas nicht richtig ist oder eben gut), aber es schwierig rational genau fassen kann...
Das führt letztenendes oft dazu, dass ich meine Gefühle nicht ernst nehme bzw. verfolge, weil ich keine rationale Erklärung finden kann.
Es ist halt leider schwierig dir da zu helfen, da du das wirklich nur alleine kannst. Vielleicht hast du wesentliche Gefühle einfach übergangen bzw. keine Achtung geschenkt?
Ein gutes Beispiel wäre wenn du etwas isst. Das macht man ja auch "aus dem Bauch heraus", aber wenn man es genau betrachtet hat es einen Grund, warum man gerade eben genau dieses Lebensmittel isst.
Wenn ich z.B. zum Obst greife, dann nicht weil ich hunger habe, sondern weil es mir danach besser geht. Es ist einfach ein erfreuliches Gefühl.
Das gleiche ist auch mit den Gefühlen, wenn man sich gerade "umzieht" (wie es bei mir anfänglich vor dem Outing ja auch war). Ich habe mich als Frau verkleidet - rein aus dem Bauch heraus, im Inneren aber war es dann schlussendlich befreiend, eine Art gefühl irgendwo angekommen zu sein (also zur Ruhe zu kommen).
Denn in meiner damals männlichen Identität war ich quasi immer, wenn ich nichts zu tun hatte, deprimiert. Irgendwas stimmte nicht, doch lange wusste ich nicht, woran es lag.
Ich habe auch viel "versucht". Partys, viel soziale Kontakte, Sport, PC Gaming, teures Auto gekauft.... nichts davon hat mich von dem deprimierenden Gefühl gelöst. Als ich dann 20.000€ ärmer war und trotzdem nicht glücklicher, hab ich begonnen nach der Ursache zu forschen. Habe viel im Netz über trans gelesen, war auch in einem deutschen Forum angemeldet, und schlussendlich habe ich dann gemerkt, dass sich mein Gefühl ändert, wenn ich meine weibliche Identität ausleben konnte (auch wenns damals nur daheim in den 4 Wänden war).
Das war der Punkt, die Ursache war gefunden. Jetzt musste ich nur wissen, was bin ich genau? CD, TV, TS ???
Dann habe ich eben wieder meine Gefühle analysiert und beobachtet, was ich wie fühle. Für mich war das Kleiden weder sexuell erregend, noch hatte ich Lust zurückzuswitchen (wollte am liebsten so bleiben in dem Moment, damals nicht geoutet). Dann habe ich noch rückblickend Puzzleteile zusammengefügt.
So Dinge wie: jede nacht habe ich davon geträumt als normale Frau aufzuwachen und das zu tun, was Frauen eben so machen.
...
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Somit fiel CD und TV weg. Was blieb übrig? TS. Dann habe ich mich begonnen damit auseinanderzusetzen, wollte ich das wirklich, ein leben lang als Frau zu leben und auch eben alles zu tun, was da dazugehört?
Natürlich konnte ich das damals nicht eindeutig mit ja beantworten, ich wusste ja nicht was auf mich zu kommt.
Also begann man ein vorsichtiges Outing bei einem ausgewählten Kreis an Personen.
Da hab ich aber nicht gesagt: so jetzt werd ich eine Frau weil ich will das.
Ich habe einfach das gesagt, was ich gefühlt habe (ich fühle das und mir gehts so aktuelle scheisse usw.)
Somit bekam ich Unterstützung - auch von meiner Freundin - mit der ich dann Abends spazieren ging, wenn die Straßen schon etwas leerer waren.
Wieder auf mein Gefühl gehört, ja ich wollte das so, es hat mir wieder ein Stück von diesem Gefühl gebracht irgendwo angekommen zu sein. Natürlich war das nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein, aber es zeigte mir, dass ich das richtige tat. Es ist irgendwie vergleichbar wie das Färtenlesen
man liest seine eigenen Färten, wie ein Hund, der Gerüche und "Markierungen" am Straßenrand analysiert und so zusammenfügt, um welchen Hund es sich handelt der da lang lief.
Das nächste war dann (als das Passing besser wurde) die Psychotherapie, anfangs noch in männlicher Identität gings aber bald als Frau zu den Sitzungen. Das Passing wurde immer besser und auch das befreinde glückliche Gefühl wurde stärker. Also war mein nächster Step die Logopädie.
Auch hier war ich den ersten Termin männlich vor Ort.
Ich hatte irgendwie Angst, man würde mich (mit einem noch nicht so optimalen Passing) als Mann aufrufen und somit wäre das peinlich³. Ich konnte aber alles mit den Ärzten klären und kam die folgenden Termine nur noch als Frau, wurde auch so aufgerufen.
Tja ich entwickelte mich immer weiter, auch mein Therapeut sah das, er sah auch, dass ich immer glücklicher war.
Bestätigen konnte das mein Umfeld, Menschen die mich normalerweise vielleicht 6 mal im JAhr sehen vorallem.
Der Satz war ungefähr: "du siehst irgendwie viel glücklicher aus und lachst mehr als früher. Früher warst du eher deprimiert und man wusste nie was los ist"
Das war dann so die Bestätigung, dass ich mir die Gefühle nicht einbilde.
Jetzt nehme ich gut 3 Monate Hormone, auch hier gab es nur positive befreiende Gefühle. Ich trauere meiner Vergangenheit in keinster Weise hinterher. Bart wird gelasert - ich bin jedes mal froh wenn ich die Sitzung habe (obwohl es sehr weh tut).
Mir wachsen Brüste und das freut mich. Ich kriege keinen mehr hoch (es sei denn ich will es so) und es ist toll
ich habe keine Lust auf Sex mit einem Penis und es kümmert mich nicht wirklich.
Jeder Mann würde spätestens jetzt nach einigen Monaten das Handtuch werfen.
Mit jedem big Step, mit dem das Passing besser wird, bin ich innerlich glücklicher und lebensfroher. Meine Lebensqualität hat sich bis dato insgeheimt schon sehr gesteigert, ich gehe egal wohin als Frau, lebe meine männliche Identität schon lange nicht mehr und ich vermisse rein GAR NICHTS
Und so Situationen wie dauernde Mitteilungen und Freundschaftsanfragen auf Facebook sind eine Bestätigung für gutes Passing, das baut enorm auf. Manche mögen das vielleicht Selbstverliebtheit nennen - wohl wahr wenn man nicht TS ist - aber so ist das einfach eine völlig neutrale Bestätigung ohne Rücksichtsnahme (was ja Freunde gerne tun - jaja super alles toll bei dir und hinterm Rücken wird dann fest getuschelt, das sieht komisch aus, das ist komisch etc.)
Natürlich ist das nicht nur im Internet so, auch beim Einkaufen oder in der Stadt / Ubahn. Keiner guckt erschrocken, niemand diskriminiert (selbst am Land) mich und ich kann mit vielen Menschen interagieren, ohne dass die überhaupt denken, ich sei ein Mann. Viele sehen natürlich an dem Kehlkopf immer noch, dass etwas nicht stimmt, aber wie gesagt, der Rest ist so gut, da steht halt ne Frau vor ihnen. Ausser bei so pubertierenden Mädels kann es oftmal vorkommen, dass die dann schief gucken so auf die Art "eigentlich ne hübsche Frau und ich hab schon fest angenommen es wäre eine - aber durch den Kehlkopf wohl ein Mann mit Sch**z in der Hose".
Aber sowas ist mir erst zwei mal passiert, meistens merkt niemand was weil so genau sieht man ja nicht hin (und es gibt sonst nichts, was auffällt)
Wie auch immer, jetzt bin ich schon zu sehr auf mich abgedriftet, aber vielleicht war das gar nicht so schlecht - es gibt dir einwenig einen Einblick, wie etwas verlaufen
kann.
Wichtig ist, finde zu dir selbst, analysiere deine Gefühle. Sie es wie eine Färte, die zum Ziel führt wenn du die Puzzleteile richtig ordnest und genau hin(ein)hörst. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg, solltest du noch fragen haben, frag einfach. Vielleicht kann ich dir ja bei der ein oder anderen Frage doch helfen.
Aber dir sagen was du bist, das kann ich leider nicht, egal wie gut ich dich kennenlernen würde.
Also dann alles liebe und gute Nacht, jetzt bin ich müde, um halb eins hab ich mit dem Schreiben begonnen - es wird Zeit fürs Betti