Meine Orchiektomie
Meine Orchiektomie
Beitrag #1
Tja, jetzt hab ich es hinter mir gebracht, meine langersehnte Orichektomie, die ich rückwirkend doch ein bisi anders geplant hätte...

Aber zum Anfang:
Nach meiner abgesagten GAOp im April spukte mir Tag & Nacht die Orchie herum, die ich unbedingt machen wollte, quasi als easy going OP & Kompromiss zur GAOp...
Ich sprach also mit meiner Psy die mir das Gutachten umschrieb. Damit bin ich dann ins AKH gefahren, wartete 6h(!!) in der Ambulanz um dann in 8min zu erfahren, dass ich im Dez 2019 drankommen würde.
Ich packte also meine Unterlagen und machte mich auf zur Rudolfsstiftung. Dort die große Überraschung: ich kann Ende Juni, also innerhalb von 2,5 Wochen drankommen. Ich willigte ein und war eben am Dienstag um 7h in der RS.
Von 7-9h gabs die normalen Aufnahmeformalitäten, dann wurde ich auf eine Station geschickt, die schickten mich aber weiter zur ambulanten Station, weil die anderen keine Betten hatte und man die Orchie unter Umständen auch ambulant durchführen könnte ^^

Gegen 9h landete ich schließlich auf der richtigen Abteilung, dort war man überrascht, dass ich mit dem Eingriff auf der Station war, alle waren aber recht freundlich und ich bekam ein Doppelzimmer allein. Dann ging alles sehr schnell, umziehen, Blutdruck messen (163/107) - war megaaufgeregt, Kanüle legen, warten. Irgendwann hörte ich vom Gang: "Ja, ihr könnt sie jetzt runterbringen!". Dann stürmte die Schwester rein, gab mir das Dormium und ging wieder. Ich lag still und grad im Bett und dann kam der Sanitäter, der mich nach unten brachte.

Im EG wurde ich in den OP Gang geschoben, lernte dort meine Narkoseärztin kennen (war sehr nett) und den Chirurgen, der leider nicht Dr. Angel war. Der Chirurg fragte mich, was wir machen, wie ich heiße und nach meinem Geburtsdatum. Ich antwortete ihm noch: ich will nur eine Orchiektomie und möglichst viel von der Hodenhaut weg haben. Da alles dort sehr eng und angeräumt war bat er mich, ob ich die paar Schritte zum OP Tisch hingehen könnte. Das machte ich und ohne Dormium wäre ich wahrscheinlich wieder rausgelaufen. Da lag ich nun, wurde zugedeckt, dann wurde mir die Narkosemaske über das Gesicht gelegt und ich war weg.

Gefühlte 2sek später erwachte ich im Aufwachraum (der Eingriff dauerte lt Protokoll, welches auf meinem Bauch lag, knapp 25 Minuten). Ich hatte keine Schmerzen und voll da, mir war auch nicht schlecht. Dann wurde ich relativ schnell in die Station raufgebracht wo ich erstmal geschlafen habe. Zwischendurch kam immer wieder die sehr gesprächige Schwester Big Grin rein und fragte, ob ich was brauch und wie es mir geht. Der erste Blick unter die Bettdecke war ein Schock, auch für die Schwester, die sich noch immer wunderte, warum ich ambulant da sei. Kurz um: ich hatte ein Netzhöschen an, darin steckte eine Binde welche durch und durch blutgetränkt war. Wir machten also den ersten Verbandwechsel und ich war endlich wieder "trocken". 

Gegen 15h dann die erste Frage, wann und ob ich jetzt heimgehen möchte, da sie ansonsten für mich ein Bett für die Nacht suchen müssten. Ich war etwas überrascht und angepisst, da ich voll fertig war von der Narkose und eigentlich nur schlafen wollt. Ich sagte ihr, dass ich frühestens um 17h das Bett verlassen würde, wenn es mir gut geht.

Ich schlief also noch ca 1,1/4h und dann war ich wach und es ging mir so halbwegs gut und eigentlich wollte ich auch gehen, aber irgendwie auch bleiben.
Ich versuchte also mal aufzustehen, was mir auch gelang und ich zog mich an und packte meine Sachen. Die Schwester war sich auch unsicher, ob sie mich gehen lassen soll, aber nach einem Anfruf bei wen auch immer meinte sie, dass ich jederzeit wieder reinkommen kann ^^

Mein Fazit: 
Ich bin jetzt seit 2 Tagen zu Hause, hab Schmerzmittel bekommen und es geht mir solala. Leicht bluten tu ich noch immer aber nur mehr sehr selten. Am WC ist es der Horror, sowohl klein (brennt wie Hölle) als auch das Andere (Verstopfung!). Auch das hinsitzen auf die WC Muschel ist sehr schmerzhaft in den Leisten und im Allgemeinen das Aufrichten in die gerade Position beim stehen. Fühle mich schlapp und schwindelig, obwohl ich mich sehr schone. Ich spüre es auch jetzt wieder, wie müde ich werde und deshalb werde ich auch dieses Post vorerst mal beenden, da ich nicht mehr mag.
Nur noch eines: in meinem Leben wird es nur mehr eine Wahloperation geben: und zwar die Korrektur der Hodenhaut, da der Chirurg zu viel übrig gelassen hat für meinen Geschmack.
ABER: ich werde weder die große GAOp (never ever!!), noch die bereits bewilligte Stimmbandop und auch keine Nasenop machen. Ich bin da einfach nicht masochistisch genug! Die Hodenentfernung reicht mir, es ist gut, dass sie weg sind aber das war es jetzt mal.

So, ich werde jetzt schlafen. Bin total erledigt obwohl ich schon wieder pipi müsste Confused brennt wie feuer... Das am Photo war gestern am Abend, leider eine größere Blutung...


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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #2
Gratulation!Ich finde es echt super!Eine gute sehr schnelle Genesung und eine schöne Zukunft^^!
Für immer Böhse. 

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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #3
Sternschnuppe!! Ich freue mich so riesig für dich!! Wahrhaftig!

Alles, alles Gute!!

Und wenn Du mich wieder mal am Westbahnhof siehst - sprich mich an ;-)
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #4
Freu mich sehr für dich Smile !
Jetzt hast du es endlich hinter dir
Hoffe dir gehts bald besser und du bist bald wieder fit !

Ganz liebe Grüße
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #5
Ich hoffe, dass es Sternschnuppe inzwischen schon deutlich besser geht!

Komisch, ich habe bisher gedacht, das wäre chirurgisch ein relativ unkomplizierter und problemlos ambulant vorzunehmender Eingriff. Die Probleme würden, wenn überhaupt, erst bei den notwendigen Ein- und Umstellungen in der HRT beginnen. Undecided
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
WWW
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #6
Merci an Alle!

Ja, das dachte ich auch Sad - dass es eine easy-going OP ist, ist es aber nicht ganz!
Werde morgen den Krankenstand um mind. 1 Woche verlängern müssen, weil der Leistenbereich noch immer recht geschwollen ist und ich morgen den Arzt auch frage, ob es sich jetzt noch auszahlt, Antibiotika zu nehmen - die hat man mir nämlich im Spital nicht angeboten und ich dachte leider nach der Narkose und frisch kastriert auch ned dran - hatte da andere Probleme, Gedanken und sonstiges!

Hab jetzt ein wenig das Internet durchgeschaut und die Orchie verläuft so schmerzhaft, wenn man nach der OP die Leisten nicht mit Eisbeuteln kühlt Sad auch die bekam ich nicht! Mittlerweile versuch ich nur mehr 1/2 Ibuprofen am Tag zu nehmen und bis aufs Aufstehen - also in die vertikale Postition, die noch immer schmerzt bzw. zieht - komm ich so halbwegs durch den Tag! Hab nicht mal eine Info bekommen, wann und ob ich die Fäden ziehen lassen soll oder ob sie sich selbstauflösen. Dafür einen Anruf von der geschwätzigen Schwester, dass sie mir fälschlicherweise sämtliche Unterlagen mitgegeben haben und ich ihnen diese bei Gelegenheit vorbei bringen soll. Die können mich jetzt mal gernhaben Sad Schon recht chaotisch alles - deshalb werde ich die KorrekturOP auch privat machen lassen, aber weder in der Rudi noch im AKH Sad das bin ich mir wert - aber so läuft der öffentliche Spitalsbetrieb anscheinend...
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #7
Tut mir leid, daß es zu solchen Komplikationen gekommen ist Sad

Derartige Zustände im Gesundheitswesen finde ich schon ganz schön unverantwortlich.
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #8
So, war heute in der Rudistiftung und ich hab eine Lymphabflusstörung im Schambereich und Unterbauch (aber immerhin keinen Blutstau und/oder Blutergüsse)...
Jetzt mal 7 Tage Antibiotika, noch 1 Woche Stand (kann ohne Ibuprofen <3) nicht wirklich gerade stehen weil es so brennt und nach unten zieht der Schmerz - und in 10 Tagen soll ich wieder in die Ambulanz... OHHHHHHHHMMMMMMMM
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #9
Hallo Sternschnuppe!

Ich gratuliere Dir zu diesem Schritt!
Habe diesen Thread erst jetzt entdeckt weil ich vorher lang nicht ins Forum reingeschaut habe.

Vor mehr als 2 Jahren hab ich ebenfalls eine Orchi machen lassen. Es ist mir völlig unverständlich, wie bei Dir solche Komplikationen entstehen konnten!

Wie geht es Dir inzwischen diesbezüglich?

Es wundert mich ein bissl, dass diese OP bei Dir in der Rudolfsstiftung durchgeführt wurde.

Vor ca. 2 1/2 Jahren hab ich ebenfalls in der Rudi bei Dr. Angel höchstselbst persönlich angefragt, ob er mir nicht als Zwischenlösung für die gar lange Wartezeit auf die GAOP vorab schon mal die Hoden entfernen könnte. Das würde mir während 1-2 Jahren die Einnahme des Testoblockers (Androcur) ersparen, der doch (zumindest bei mir) erhebliche Nebenwirkungen hat(te)...

Bei einer herkömmlichen GAOP passiert ja dann hormonell auch genau das selbe.

Den Plan hab ich ebenfalls mit einem Urologen besprochen, der die Sache für "richtig gedacht" beurteilte, aber mangels Zugang zu einem Operationssaal nicht machen konnte.

Dr. Angels Antwort auf meine Anfrage war: Nein, auf gar keinen Fall, das wäre verboten, er geht nicht ins Gefängnis wegen mir... Das wäre Körperverletzung und strengstens verboten...

Daraufhin hab ich die Orchi im Ausland privat machen lassen, weil ich auf gar keinen Fall bereit war, die Nebenwirkungen vom Androcur weiter zu ertragen. Und rückblickend bin ich sehr sehr froh darüber dass ich diesen Schritt gemacht habe!!!

Sternschnuppe, die Komplikationen bei Deiner Orchi wundern mich sehr! Was hat das Ganze denn mit dem Lymphsystem zu tun? Bei mir hat sich damals in den folgenden 2 Wochen zwar der Hodensack in allen Regenbogenfarben verfärbt, geschwollen wars auch, aber weh getan hat nix (ohne Pulver)!! Nachgeblutet hats auch kaum. ich hab selbstauflösende Nähte bekommen, die haben fast einen Monat lang gesaftelt. Es sind aber keine Narben zurückgeblieben!

Als ich mich ca. 1 Jahr später dann doch zur "grossen" GAOP entschlossen hatte und bei Dr. Schrögendorfer die Erstuntersuchung hatte, konnte er die Narben nicht finden! :-)

Dr. Schrögendorfer meinte damals, es dauert durch diese "Vorarbeit" die GAOP eine Stunde kürzer. Das bedeutet auch eine kürzere Narkosedauer und ist somit günstig.

Damals hab ich mich zur Orchi entschlossen, weil das Androcur erhebliche Nebenwirkungen hatte (Energiemangel, Antriebslosigkeit, auch schlechte Körperkondi und sexuell physisch und psychisch absolut lahmgelegt) und ich auch wegen der Nierenbelastung beunruhigt war. Damals hab ich 25 mg Androcur tägl. eingenommen, für insgesamt 4 Monate.

Nach der Orchi hab ich das Androcur sofort abgesetzt, aber diese Nebenwirkungen noch ca. 2,5 Monate weiter gespürt. Erst dann bzw. seitdem gehts mir wieder gut und fühle ich mich sehr wohl mit meinem Transfrauen-Hormonhaushalt. Auch kann ich durchaus "weibliche" Orgasmen erleben, obwohl das jetzt von der Begierde her keine so grosse Rolle mehr spielt.

Mit einer "vollständigen" GAOP, wo aus der Eichel kunstvoll eine Neoklitoris gemacht wird, hängt ja - technisch gesprochen - immer noch der selbe Sensor am selben Kabel. und der Rest is eigentlich eh nur plastische und kosmetische Sache.

So habe ich mich - ebenso wie Du, Sternchen - jetzt auch dazu entschlossen, die Sache so zu lassen wie sie jetzt ist und mich vom real existierenden Spitalsbetrieb mal für einige Zeit zu verabschieden.

Hormonell ist es jetzt genau das selbe wie bei jeder post OP Transfrau. Und nur wegen dem Aussehen innerhalb des Sliphoserls - da mach ich mir sicher keine Sorgen mehr - da bin ich ganz mit Dir einer Meinung! Soll uns nie was schlimmeres passieren!

Ganz liebe Grüsse!
Sternchen
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RE: Meine Orchiektomie 26.06.18
Beitrag #10
Hi Sternchen!
1) Hm, also das mit der Orchi statt GAOp war keine große Sache. Ich glaub nur, dass es in Europa noch nicht so verbreitet ist wie z.B. in den USA, wo jedoch zumeist die Orchie von Leuten gemacht wird, deren Krankenkasse die große GAOp nicht zahlen. Ich hab sie selbst auch nicht so gut gekannt, aber eine Userin hier hat mir einiges über ihre erzählt und dann war klar: das ist eher meines!
Dann äußerte ich meinen Wunsch bei meiner Psy (die die Orchie übrigens nicht kannte, die aber nach meinen Erklärungen ganz fasziniert war, dass man das auch machen kann) und sie schrieb mir dann mein Gutachten um.
Dann bin ich damit zur Rudistiftung und der Doc (ich bin ja hin und hergerissen bei ihm: einerseits ist er urnett, verständnisvoll und schaut wirklich, dass er jede freie Zeit im OP nützt! Andererseits ist er halt immer megakurz angebunden, steht irgendwie unter Dauerstress und hat halt wenig Zeit, wenn man Fragen hat...). meinte, dass das kein Problem sei. Dass der Eingriff ambulant vorgenommen wurde, stieß auf großes Unverständnis bei dem Krankenpflegepersonal wo ich war. D.h. ich wurde 5h nach dem Eingriff heimgeschickt, ohne noch einen Arzt sprechen zu können, der mir ein paar Tipps mitgibt oder Tabletten & Co  Sad Wäre sehr, sehr hilfreich gewesen.

2) Die Komplikationen - da wäre mir,rückblickend betrachtet sehr, sehr viel erspart geblieben, wenn:
a) ich mich vor dem Eingriff hätte duschen können. Ich bin so, wie ich ins Spital gegangen bin, auf den OP-Tisch gelegt worden. Ich war 10min vor der OP auch noch Pipi weil ich wirklich dringend musste. Aber ich glaub schon, dass da überall vielleicht Verunreinigungen usw waren, die die Komplikationen verusacht haben.
b) wenn ich prophylaktisch gleich Antibiotika bekommen hätte und den Tip, die Stelle zu kühlen usw. In die Richtung wurde mir auch nix mitgeteilt Sad
 
2) Insgesamt war ich dann 3,5 Wochen im Krankenstand, wobei ich die ersten 10 Tagen wirklich kaum gerade stehen konnte - ich hatte erst einmal bei einer Enddarmentzündung solche Schmerzen - das ziehen und brennen im Unterleib und das Wasserlassen waren echt die Hölle. Erst als ich es schaffte, am 10 Postoptag mich in die Rudistiftung zu schleppen um mir die langersehnten Antibiotika zu holen, schöpfte ich Hoffnung. Und tatsächlich: Nach einer weiteren Woche (endlich auf Antibiotika) wurde es merklich besser, der Schambereich war aber noch immer ordentlich geschwollen (die Hodenhaut dagegen war voll ok und da tat auch nix weh...)

3) Nähte ziehen: da bei mir noch immer stachelige Nähte rausschauten, ging ich am Tag 15 nach der OP in die Rudistiftung zum ziehen. Dort lag ich nun, der Arzt schaute es sich an und meinte: bitte wieder anziehen, die Nähte lösen sich von selbst! Tja, auch das hat mir niemand gesagt...

4) Nach den Antibiotika war ich dann noch ca. 10 Tage zu Hause, weil ich mich noch nicht fit fühlte. Et voilà: am Abend vor meinem Arbeitsbeginn bekamm ich eine heftige Nachblutung. Das war echt spooky, weil mir auf einmal so komisch wurde und ich dann etwas im Slip merkte. Dann griff ich hin und es war Blut, und zwar ziemlich viel. Ich reinigte mich also, legte eine Binde in den Slip und wollte aber nicht ins Spital um wieder zu hören "Aber geh - es ist eh alles in Ordnung!". Also wartet ich und am nächsten Tag war die ganze Binde blutgetunk, aber seitdem hab ich keine Schmerzen mehr und jetzt, 5 Wochen nach der Op ist alles verheilt, ich bin schmerzfrei und auch wieder in der Arbeit!

Manchmal denke ich mir schon, wenn die kleine Lösung schon so problematisch verlaufen ist, wie wäre es dann erst bei dr großen GAOp gewesen? Weghaben möchte ich das Ding noch immer, aber es ist so angenehm, ohne Schmerzen und Spitäler zu leben...

Aber im Endeffekt war es die absolut richtige Entscheidung und toll an der Rudistiftung war halt der wirklich rasche OP Termin!


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