Transgender und Sozialleistungen
RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #51
(01.03.2012, 20:06)Ulli schrieb: Das hat einen sehr negativen touch - alles ist schlecht! Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Mir geht es gut und ich habe in der Gesellschaft nicht die geringsten Probleme. Wo wir ein Problem haben, dann ist es die Arbeitslosigkeit bei Frauen 50+ und bei Teilzeit= niedrigere Pensionen. Da fragt am Ende niemand mehr, warum diese oder jene Frau an der Mindestpension herumkrebst und sich mal nicht mehr die Heizung für ihre Wohnung leisten kann. Da muss erstmal angesetzt werden. Viele Frauen wissen ja gar nicht, was lebenslange Teilzeit für Auswirkungen hat: Nämlich kaum mehr als Mindestpension! Ich ersuche doch mal über den eigenen Tellerrand zu blicken.

Das was heute geren vergessen gemacht wird, ist, dass jene Frauen, die nheute in Pension sind, oder knapp davor stehen, die ihre Kinder also in den 60er, 70er oder 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bekomen und groß gezogen hatten, oftmals gar keine Möglichkeit hatten arbeiten zu gehen. Eine so hohe Dichte von Kinderbetreuungseinrichtugnen wie wir sie heute kennen (und es sind immer noch viel zu wenige) gab es damals nicht. Und auch der Gratiskindergarten, der heute für die Familien bereits weitgehend selbstverständlich ist, stand nicht zur Verfügung. Gab es in einer Familie 2 Kinder, so wäre der Kindergartenbeitrag oftmals sogar höher gewesen als der Verdienst der Frau, so sie nicht eine gutbezahlte Stelle hatte.

Ebenso gab es kaum oder gar keine echte Nachmittagsbetreuung für Schulkinder. Die Kosten für den Hort haben das familienbudget oftmals auch extrem belastet.

Die Frauen waren also gezwungen ihre Berufslaufbahn, der Kinder wegen, zu unterbrechen. Und was das für den späteren Wiedereinstig ins Berufsleben nach 10 oder 15 Jahren Kinderpause bedeutet hat, brauche ich Dir wohl nicht zu erzählen. Der Karriereknick war da und nie mehr aufzuholen.

Und genau das ist es was heute dafür sorgt, dass Frauen im Schnitt faktisch grade mal 2 Jahre früher in Pension gehen als Männer, aber durchschnittlich nur etwa die Hälfte der Pensionshöhe der Männer erreichen.

Genau aus diesem Grund ist jeder Eingriff ins Frauenpensionsrecht, der dazu führt, dass deren Pensionshöhe sinkt, absolut abzulehnen. Bevor es hier zu Angleichungen an die Männer kommen darf, müssen erst die Angleichungen auf den anderen Gebieten im Berufsleben, wie z. B. Aufstiegschancen, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, und gemeinsame Karenz und Kindererziehung, verwirklicht und umgesetzt sein.

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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #52
Richtig Angelika, hier sollte man wirklich auf jene Abkommen pochen, die damals in den 1990zigern gegeben worden sind. Ob die aktuell noch wirklich auch noch haltbar wären, ist sicher eine Frage. Aber dennoch dürfen wir nicht unberücksichtigt lassen, dass der Equal-Pay-Tag noch immer erst Anfang Oktober sich befindet.

Gleicher Lohn und (Gleich)-berechtigung für alle.
TRANS AUSTRIA - Öst. Gesellschaft für Transidentität
(trans-austria.org), Geschäftsführung

Psychotherapeutin, Supervisorin, Coach, Sexualberaterin
Alten- und Behindertenfachbetreuerin
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #53
Mit der Aussage, daß die Gesellschaft schlecht ist, kann man natürlich vieles oder gar alles wegdisskutieren, aber das bringt uns auch nicht wirklich weiter.
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #54
Weiter bringts nicht. Aber wie Bernd das Brot so richtig sagt: Nichts wird anders. Es wird nur schlimmer. :p
In fact, you'll not be saved at all.
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #55
Na ja, im Grunde ist doch die Frage, ob Transgender einen Mehrbedarf an Sozialleistungen brauchen und wie man das regeln soll.
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #56
Zitat:Na ja, im Grunde ist doch die Frage, ob Transgender einen Mehrbedarf an Sozialleistungen brauchen
Der Mehrbarf sind die KK-Leistungen wie Bartentfernung, Brustaufbau,Perückenzuzahlung, übernahme der Therapiestunden und bei der GaOP die Korrekturmaßnahmen.
Von staalicher Seite her in der Zeit des Alltagstestes bis nach der GaOP,falls sie angestebt wird,die Absicherung des Arbeitslosengeldes falls man arbeitslos ist oder wird.
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #57
Und der zweite Teil der Frage?
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #58
Ich seh das wieder so, wenn ich meinem Wunsch im anderen Geschlecht ganz zu leben nachgebe, ist das für die Übergangsphase und wahrscheinlich später auch noch der soziale und ökonomische Tod, drastisch gesprochen. Wenn dem eine Mehrheit der Transgender zustimmen könnte und hier ein Bewusstseinsprozess stattfindet, wäre es möglich in den Gruppierungen eine einheitliche Position zu finden und das nach außen zu vertreten und Forderungen zu stellen. Danach könnten sich Politiker damit beschäftigen und Gesetze oder Verordnungen erlassen, wie etwa finanzielle Hilfestellungen oder eventuell Krankschreibung oder kurze Pensionierung während der Umstellungsphase. Solange nicht mal in der Community ein Bewusstsein dafür vorhanden ist und alles der individuellen Verantwortung des Einzelnen zugeschoben wird, wird kein Druck entstehen die Dinge zu ändern.
Gender is a social and psychological construct. It is not inborn.
Some bodies are never at home, some bodies cannot simply cross from A to B, some bodies recognize and live with the inherent instability of identity
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #59
Zitat:Und der zweite Teil der Frage?

wie man sie regeln soll. Nun,zuerst sollte wie jasmin conny schrieb ein einheitliches Bewußtsein da sein.Leider oder Gott sei Dank sind wir alle Menschen und jeder hat und kann seine eigene Meinung haben.Nach außen sollte es aber eine einheitliche Richtung sein.Derzeit gibt es nur eine Möglichkeit die Leistungen zu bekommen die laut KK abgelehnt werden,darum ein kurzes Beispiel wie ich es machte bei meinen Brustaufbau :
Bei der Antragstellung machte ich der KK klar,daß mein Leben ohne Brust in der Zeit bis zur OP seinen Sinn verloren hat. Trotzdem wurde abgelehnt. Diese Ablehnung bekam Dr.Veith Moser der mir die Brust machen sollte. Auch meine Gynokologin wurde sie mitgeteilt und mein Leid geklagt. So wurde dann die KK von 2 Ärzten und mir unter Druck gesetzt. Ich weis nicht genau,aber es gingen bestimmt über 30 Schreiben zur KK und mir und den Ärzten hin und her. Bei einigen Schreiben sagte die KK sie seinen nicht angekommen.Ich möchte hier nicht auf den Innhalt der Schreiben eingehen,aber man muß die KK unter Druck setzten und die Notwendigkeit begründen,dies müssen auch die
behandelten Ärzte machen.Es wurden unzählige Telephonate zwischen Ärzte und KK geführt. 5 Stunden vor der OP bekam ich dann die Bewilligung der Kostenübernahme in einer Privatklinik. Eine Brust OP besser gesagt ein Brustaufbau kostet ca. von 5.500.- bis 6.500.- Euro. Ich mußte dann nur noch einen Bruchteil bezahlen.Wieviel die KK bezahlt hat weis ich natürlich nicht.
Das wichtigste ist daher um Leistungen zu bekommen, schreiben, jammern,schreiben und Geduld haben.Wenn man zu lästig ist, geben sie nach. Die ganze Schwierigkeit ist natürlich auch,Ärzte zu finden die sich die Mühe und Zeit geben für unsereins mit der KK mehrfach zu schreiben und zu diskutieren.
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RE: Transgender und Sozialleistungen
Beitrag #60
(03.03.2012, 08:33)jasmin conny schrieb: Ich seh das wieder so, wenn ich meinem Wunsch im anderen Geschlecht ganz zu leben nachgebe, ist das für die Übergangsphase und wahrscheinlich später auch noch der soziale und ökonomische Tod, drastisch gesprochen. Wenn dem eine Mehrheit der Transgender zustimmen könnte und hier ein Bewusstseinsprozess stattfindet, wäre es möglich in den Gruppierungen eine einheitliche Position zu finden und das nach außen zu vertreten und Forderungen zu stellen. Danach könnten sich Politiker damit beschäftigen und Gesetze oder Verordnungen erlassen, wie etwa finanzielle Hilfestellungen oder eventuell Krankschreibung oder kurze Pensionierung während der Umstellungsphase. Solange nicht mal in der Community ein Bewusstsein dafür vorhanden ist und alles der individuellen Verantwortung des Einzelnen zugeschoben wird, wird kein Druck entstehen die Dinge zu ändern.

Alle diese Ideen und Forderungen sind nicht neu und sie sind auch den politischen Parteien bekannt. Nur um diese umzusetzen bedarf es eine entsprechenden Mehrheit im Nationalrat, die es derzeit leider nicht gibt.

Eine rot/grüne Bundesregierung hatte hier sicher schon das Eine oder das Andere beschlossen. Aber innerhalb der ÖVP gibt es z. B. nicht nur aufgeschlossene Leute, sondern auch erzkonservative und strengkatholische Gruppen, die vieles einfach verhindern. Und über den Verein der "Fleißigen und Tüchtigen" brauche ich eh nichts sagen. Wenn die das Sagen hätten, dann dürften wir überhaupt nichts mehr erwarten, und müssten wohl schon froh sein, wenn es nicht schlechter als heute wird.


(03.03.2012, 10:08)Michaela1 schrieb:
Zitat:Und der zweite Teil der Frage?

wie man sie regeln soll. Nun,zuerst sollte wie jasmin conny schrieb ein einheitliches Bewußtsein da sein.Leider oder Gott sei Dank sind wir alle Menschen und jeder hat und kann seine eigene Meinung haben.Nach außen sollte es aber eine einheitliche Richtung sein.Derzeit gibt es nur eine Möglichkeit die Leistungen zu bekommen die laut KK abgelehnt werden,darum ein kurzes Beispiel wie ich es machte bei meinen Brustaufbau :
Bei der Antragstellung machte ich der KK klar,daß mein Leben ohne Brust in der Zeit bis zur OP seinen Sinn verloren hat. Trotzdem wurde abgelehnt. Diese Ablehnung bekam Dr.Veith Moser der mir die Brust machen sollte. Auch meine Gynokologin wurde sie mitgeteilt und mein Leid geklagt. So wurde dann die KK von 2 Ärzten und mir unter Druck gesetzt. Ich weis nicht genau,aber es gingen bestimmt über 30 Schreiben zur KK und mir und den Ärzten hin und her. Bei einigen Schreiben sagte die KK sie seinen nicht angekommen.Ich möchte hier nicht auf den Innhalt der Schreiben eingehen,aber man muß die KK unter Druck setzten und die Notwendigkeit begründen,dies müssen auch die
behandelten Ärzte machen.Es wurden unzählige Telephonate zwischen Ärzte und KK geführt. 5 Stunden vor der OP bekam ich dann die Bewilligung der Kostenübernahme in einer Privatklinik. Eine Brust OP besser gesagt ein Brustaufbau kostet ca. von 5.500.- bis 6.500.- Euro. Ich mußte dann nur noch einen Bruchteil bezahlen.Wieviel die KK bezahlt hat weis ich natürlich nicht.
Das wichtigste ist daher um Leistungen zu bekommen, schreiben, jammern,schreiben und Geduld haben.Wenn man zu lästig ist, geben sie nach. Die ganze Schwierigkeit ist natürlich auch,Ärzte zu finden die sich die Mühe und Zeit geben für unsereins mit der KK mehrfach zu schreiben und zu diskutieren.

Bitte vergiss aber nicht drauf hinzuweisen, dass Du nicht bei einer GKK, sondern bei einer der kleinen KK versichert bist, wo vieles war oft mühsam, aber letztlich doch möglich ist, was bei der GKK keine Chance hat.

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