Beitrag #57
03.06.2012, 14:43
Also, ich möchte mich ebenfalls zu diesem Thema äußern. Ich kenne nicht viele transidente Menschen, aber alle, die ich kenne, wirklich alle, die außerhalb von öffentlichem Dienst oder ähnlich geschützten Bereichen, wie staatsnahen Betrieben, tätig waren, haben ihren Job verloren. Im öffentlichen Dienst läuft das normalerweise so, das man meist für ein paar Jahre in irgendeinem Hinterzimmer versteckt wird, und dann, wenn man genug Dienstjahre für eine halbwegs ausreichende Pension vorweisen kann, nach Rücksprache mit dem Betriebsrat in Berufsunfähigkeits-Pension geschickt wird. So geschehen bei einer Polizistin und einer Straßenbahnfahrerin, die ich beide kenne. Dort geht sowas immer noch über den Vertrauensarzt und der ist praktischerweise im selben Verein beschäftigt, wie die betroffene Person.
In der Privatwirtschaft fliegt man (nicht immer), aber üblicherweise raus und hat natürlich bei der SVA oder via ASVG keine Chance auf ähnliche Pensions-Privilegien wie bei Bund, Land oder Gemeinde. Heißt, für die meisten Betroffenen, stempeln zu gehen, Mindestsicherung zu beziehen oder in teils unterprivilegierten Jobs zu arbeiten, wenn überhaupt.
Ich selbst machte mich rechtzeitig auf die Socken, absolvierte eine kosmetische Ausbildung und habe mich dann mit einem Nagelstudio selbständig gemacht. Ist natürlich ein Risiko und klappt nur, wenn frau ein halbwegs akzeptables Passing hat. Bei mir hat es gut geklappt, immerhin hatte ich das Gewerbe 10 Jahre am Laufen. Nach meiner Rückübersiedlung nach Wien legte ich die Taxi-Unternehmerprüfung ab und erwarb eine Taxikonzession, die mir ein zweites Standbein ermöglichte, auf dem ich heute noch balanciere. Fingernägel mache ich nur noch als Nebenjob.
Das Argument, ich bin so toll im Job, mich wirft niemand raus, zählt für mich nicht; da wüsste ich sofort einige Gegenbeispiele von hervorragend qualifizierten "Bekanntinnen" anzuführen, die teils sogar akademische Grade innehaben und trotzdem längst Stammgäste beim AMS sind.
Mag sein, dass dies bei Jasminchen anders lief, sie ist speziell qualifiziert und, was mAn noch wichtiger ist, sie sieht gut aus, ist also im betriebswirtschaftlichen Sinn "herzeigbar."
Verlassen würde ich mich jedenfalls nicht auf die Toleranz des Arbeitgebers, egal was er vorher quatscht, die Realität in der Privatwirtschaft sieht für die meisten von uns anders aus. Bei einer mir bekannten Zivilingenieurin dauerte es immerhin fast zwei Jahre bis sie rausflog, aber letztlich flog sie doch. Und das auf Betreiben ihrer Arbeitskollegen. Ihren Job übernahm eine Cis-Frau.
Besonders fällt unsereiner das auf den Kopf, wenn frau nachher auch noch mit einem Haufen Schulden dasteht. Bei Scheidung, Vorkrediten, Alimentationszahlungen, Unterhaltszahlungen, verlorener Wohnung, hohen Behandlungskosten, vulgo: zerbrochener sozialer Existenz, ein recht häufiges Schreckensbild.
Besser mit allem rechnen, sich rechtzeitig auf den schlimmsten Fall einstellen und auf alle Eventualitäten vorbereiten, so gut es eben geht.
Shabana
In der Privatwirtschaft fliegt man (nicht immer), aber üblicherweise raus und hat natürlich bei der SVA oder via ASVG keine Chance auf ähnliche Pensions-Privilegien wie bei Bund, Land oder Gemeinde. Heißt, für die meisten Betroffenen, stempeln zu gehen, Mindestsicherung zu beziehen oder in teils unterprivilegierten Jobs zu arbeiten, wenn überhaupt.
Ich selbst machte mich rechtzeitig auf die Socken, absolvierte eine kosmetische Ausbildung und habe mich dann mit einem Nagelstudio selbständig gemacht. Ist natürlich ein Risiko und klappt nur, wenn frau ein halbwegs akzeptables Passing hat. Bei mir hat es gut geklappt, immerhin hatte ich das Gewerbe 10 Jahre am Laufen. Nach meiner Rückübersiedlung nach Wien legte ich die Taxi-Unternehmerprüfung ab und erwarb eine Taxikonzession, die mir ein zweites Standbein ermöglichte, auf dem ich heute noch balanciere. Fingernägel mache ich nur noch als Nebenjob.
Das Argument, ich bin so toll im Job, mich wirft niemand raus, zählt für mich nicht; da wüsste ich sofort einige Gegenbeispiele von hervorragend qualifizierten "Bekanntinnen" anzuführen, die teils sogar akademische Grade innehaben und trotzdem längst Stammgäste beim AMS sind.
Mag sein, dass dies bei Jasminchen anders lief, sie ist speziell qualifiziert und, was mAn noch wichtiger ist, sie sieht gut aus, ist also im betriebswirtschaftlichen Sinn "herzeigbar."
Verlassen würde ich mich jedenfalls nicht auf die Toleranz des Arbeitgebers, egal was er vorher quatscht, die Realität in der Privatwirtschaft sieht für die meisten von uns anders aus. Bei einer mir bekannten Zivilingenieurin dauerte es immerhin fast zwei Jahre bis sie rausflog, aber letztlich flog sie doch. Und das auf Betreiben ihrer Arbeitskollegen. Ihren Job übernahm eine Cis-Frau.
Besonders fällt unsereiner das auf den Kopf, wenn frau nachher auch noch mit einem Haufen Schulden dasteht. Bei Scheidung, Vorkrediten, Alimentationszahlungen, Unterhaltszahlungen, verlorener Wohnung, hohen Behandlungskosten, vulgo: zerbrochener sozialer Existenz, ein recht häufiges Schreckensbild.
Besser mit allem rechnen, sich rechtzeitig auf den schlimmsten Fall einstellen und auf alle Eventualitäten vorbereiten, so gut es eben geht.
Shabana