Würdest Du... es noch einmal machen?
RE: Würdest Du... es noch einmal machen?
Beitrag #16
(15.11.2012, 15:44)Bonita schrieb: Würdest Du... es noch einmal machen?

Gemeint ist hier die GaOP, also die geschlechtsanpassende Operation - es geht aber nicht nur um diese, wählte deshalb die "rechtliche" und nicht "medizinische" Ecke.

Erst vor wenigen Tagen habe ich mit einer meiner Freundinnen gesprochen; [hier gekürzt]

Ich fragte sie, da es nun bereits einige Zeit möglich ist in Österreich bei entsprechenden Gutachten eine Namens- respektive Personenstandsänderung auch ohne GaOP zu erhalten, ob sie auch dann die OP durchführen lassen hätte wollen - also mit dem aktuellen Wissen.

Die Antwort kam schnell und sicher: JA! Auch ich beantworte diese Frage eindeutig mit JA!

[hier auch gekürzt]

Sehr simpel formuliert: Neben meiner Vorstellung auf welche Art sexuell aktiv werden zu können war es der Umstand, komfortabler ;D in gewisse Kleidungsstücke zu passen bzw nackt im Spiegel betrachten "zu können" - wohl beides ein Grund. Damals zu einem Teil natürlich auch der, die Namens- bzw Personenstandsänderung zu erhalten, die OP war damals "Pflicht", denn auch "die Papiere" waren/sind mir wichtig. Ich könnte allerdings nicht sagen, welche prozentualen Anteile unter Aussehen, Sex und Papieren herrschte; Der Einfachheit halber "drittel" ich's mal Tongue

Doch auch ohne diese "Pflicht", wie aktuell, hätte ich eben die OP machen wollen müssen... Wäre der nächste Gedankengang nun der, dass man in Fällen wie meiner Freundin oder meinen doch mehr Prozente auf "Sex" und "Aussehen" legen müsste als auf "Papiere"?! Angel

Wie geht es Euch mit diesen Gedanken? Egal, ob Ihr nun schon operiert seid, es werden wollt oder auch nicht...

Also, also Non-OP-TG, also Tivi, sage ich da Folgendes:

Das Problem ist die Unvollkommenheit der gaOP. Sie ist beim Stand der Medizin ein rein kosmetischer Eingriff, eine Stütze, die es Transfrauen ermöglicht,
  1. sich sozial noch besser ins Identitätsgeschlecht einzupassen (= in jeder Hinsicht weniger aufzufallen, einschließlich im Zustand der Nacktheit, im Extremfall sogar bei sexuellen Kontakten) und
  2. sich besser mit sich selbst, Geist mit Körper in Einklang zu bringen, weil man nicht mehr ständig an das Geburtsgeschlecht erinnert wird.
Die gaOP ist, so gesehen, tatsächlich ein psychosoziales Instrument.

Ich wiederhole mich wohl, aber gäbe es einen nachhaltigeren - um nicht hochtrabend zu sagen: vollkommenen - Geschlechtswechsel, wäre das für mich eine ernste Option. Weil ich recht sicher bin, dass ich mich im Körper einer Frau wohlfühlen würde.

Aber so, wie es ist, möchte ich nicht ein hohes Maß an gesundheitlichen Risiken in Kauf nehmen, mich auf einen ungewissen Weg begeben, der vom Funktionieren von Hormonrezeptoren, undurchschaubaren biochemischen Wechselwirkungen und der Tagesform eines plastischen Chirurgen bestimmt würde, wenn das Ergebnis doch nur die genitale "äußere Hülle" und die Option darauf wäre, mit einem Mann "richtigen Sex" zu haben.

Ich weiß, ich wiederhole nur einiges, das andere schon beschrieben haben (und das tw. sehr treffend, wie dies überhaupt ein hochklassiger Thread ist! Smile).

Mit dem Wissen über die eigene Geschichte bleibt man immer allein übrig. Selbst mit dem Bewusstsein, ein weibliches Gehirn zu haben, sind die 20 oder so "Männerjahre" und der genetisch anders gepolte Körper nicht wegzukriegen!

Und dann ist da vor allem das:

(16.11.2012, 19:11)Shabana schrieb: [hier gekürzt] Frau sein hat hingegen vielmehr mit Empfängnis und Mutterschaft zu tun, als Mann sich träumen lässt. Denn das ist der primäre weibliche Sexualtrieb. Alles andere ist nur Mittel zu genau diesem Zweck. Wink [hier auch]

Ich bin zwar genug feministisch gebildet, um Frauen nicht nach ihrem Wert als Gebärmaschinen zu beurteilen, aber austricksen lässt sich die Biologie nie ganz. Als Trans-Frau, ganz ohne die Option, Mutter zu werden oder mich anderswie fortzupflanzen, würde mir etwas fehlen, und gäbe es eine neue Frustquelle, aus der ich schlürfen könnte. Rolleyes Darum fand ich auch die Beschimpfungen für M.D. wegen ihres - aus der Sicht der Realos wohl "wider die Natur - perversen" - "Elternschaftswunsches" mehr als unfair.

Meine Wahl ist daher der Versuch, unter Beibehaltung der mehrheitlich-männlichen Seite meiner Persönlichkeit eine Balance zu finden (formal: Transvestit zu sein). Es ist meine persönliche Lösung, kein kopierbares Lebenskonzept, kein anderen aufschwatzbares Rollenmuster. Ihr könnt und sollt das nicht nachmachen, Freundinnen und Freunde!

Daher glaube ich auch nicht an das Konzept eines "dritten Geschlechts" und möchte Gruppen wie die Hijras (die wohl unter ganz anderen sozio-religiösen Rahmenbedigungen entstanden sind) auf keinen Fall idealisieren. Aber ich deute die Entwicklungen, die in die Zukunft weisen, und zu denen auch wir Transgender-Menschen gehöre, doch so, dass die biologischen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau unbedeutender werden. Warum? Einfach weil der technisch-wissenschaftliche Fortschritt dazu beiträgt, dass der Fortbestand der Menschheit immer weniger vom "Konzept Hetero-Genitalsex" abhängt.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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