Beitrag #6
28.05.2013, 13:35
1. Nachteile der Penilen Inversion:
Seit 1956 kommt prinzipiell die von Georges Burou eingeführte Technik der penilen Inversion (PI, auch Penisinvaginationstechnik) zum Einsatz (für nähere Informationen dazu siehe auch hier: http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/T...Burou.html ). Diese wurde natürlich im Laufe der Zeit verfeinert, der Hauptnachteil der Technik ist aber nach wie vor vorhanden: Die Basis des Penis liegt direkt über dem Schambein, während der neu geschaffene Scheideneingang anatomisch korrekt ca. 5 cm weiter in Richtung Anus platziert werden muss. Daher muss ein gehöriger Zug an der Penishaut ausgeübt werden, um sie in die Vaginalhöhle einstülpen zu können. Zu diesem Zweck wird bei der PI auch die Bauchhaut unterminiert, um die Beweglichkeit zu erhöhen. Dieser starke Zug, der über den Schamhügel hinweg auf die Penishaut wirkt, hat vielfältige Nachteile:
- Die Durchblutung wird gehörig beeinträchtigt, was die Wundheilung erschwert und zu Nekrosen führen kann.
- Genau über dem Schambein verlaufen die Nerven, die die Sensibilität der Genitalregion gewährleisten (N. Ileohypogastricus, N. Ileoinguinalis, N. Genitofemoralis ramus genitalis). Diese werden ebenso wie die Blutgefäße durch den Zug beschädigt.
- Der Schamhügel (mons pubis) weist Narben und Dellen, evtl. dunkle Verfärbung durch den Zug an der Penishaut auf. Ein halbwegs realistischer mons pubis ist nur mit einer Nachoperation (W-Plastik) zu erzielen. Hier erfolgen wieder Schnitte in dem für die Durchblutung und Innervation der Genitalregion wichtigsten Bereich.
- Ein Praeputium (Klitorishäubchen) und innere Schamlippen (labia minora) sind schwer zu erzielen. Diese können zwar (zumeist in einer Nachoperation) aus der Haut der Umgebung nachempfunden werden, dabei fehlt aber eventuell die Innervation oder ist gestört, die Durchblutung ist schlecht, Haare sind vorhanden. Es entstehen zusätzliche, unnötige Narben.
- Folgeschäden können entstehen, indem die Penishaut zurückrutscht. Damit kann es zur Verkürzung der Neovagina bis zum Prolaps kommen. So verrutscht auch der meatus urethrae (Harnausgang). Das Bougieren wird erschwert (mechanischer Zug + Narbenkontraktion + schlechte Durchblutung).
- Nicht zuletzt ist auch die erzielbare Scheidentiefe gering: Ein durchschnittlicher Penis ist ca. 15 cm lang, wovon aber schon 5 cm nur für die Überbrückung der Distanz zum Scheideneingang verwendet werden müssen!
2. Alternativen zur PI
Dr. Schaff hat sich nun aufgrund all dieser Probleme alternative Ansätze zur Vaginalauskleidung angesehen:
- Hauttransplantat (McIndoe)
- Gestielte Harnröhre (Peruvic)
- Dorsaler Skrotallappen (Biemer)
- Sigma-Scheide (aus dem Dickdarm gebildet)
Die ersten beiden Techniken hat er dabei für verwendbar befunden und in seine Technik integriert, während er die beiden anderen verworfen hat. Zusätzlich orientierte er sich bei der Formung der Vulva (äußere Anteile des weiblichen Genitals) an der Technik des Chonburi-Flap nach Dr. Suporn Watanyusakul.
3. Kombinierte Neovaginakonstruktion nach Dr. Schaff
Erster Operationsschritt:
Die geschlechtsangleichenden Operation besteht bei Dr. Schaff aus zwei Operationsschritten. Im ersten Schritt wird folgendermaßen vorgegangen:
- Zunächst werden die Hoden entfernt (Orchidektomie).
- Der dorsale (hintere) Teil der Skrotalhaut (Hodensackhaut) wird entfernt und deepithelisiert, damit er haarfrei ist. Dieser bildet später ein freies Transplantat zur Auskleidung eines Teils der Neovagina. Der ventrale (vordere) Teil der Skrotalhaut verbleibt und bildet später die großen Schamlippen.
- Die Penisschafthaut wird abpräpariert, die Vorhaut wird in ihr inneres und äußeres Blatt geteilt (also in die Innen- und Außenseite). Unter dem Mikroskop wird aus der Eichel, dem inneren Blatt der Vorhaut und den dorsalen Nerven und Gefäßen des Penis ein sogenannter Insellappen präpariert (dieser wird in Thailand „Chonburi-Flap“ genannt). Dieser wird später zur Konstruktion der Neoklitoris und Anteilen des Praeputium und der kleinen Schamlippen verwendet.
- Die beiden corpora cavernosa penis (große Penisschwellkörper) werden bis zum Schambein entfernt. Am Schambein selbst bleiben sie, denn auch genetische Frauen haben dort klitorale Schwellkörper, die genauso aussehen.
- Zwischen Harnröhre/Prostata/Blase auf der einen Seite und dem Rektum (Mastdarm) auf der anderen Seite wird der Raum für die Neovagina geschaffen. Dort liegt die Scheide auch bei genetischen Frauen.
- Die Neoklitoris wird aus der glans penis (Eichel) gebildet und in die neue Position eingenäht. Dr. Schaff erhält alle Anteile der Eichel und des (hochsensiblen!) inneren Blatts der Vorhaut inkl. Vorhautbändchen. Die endgültige Größe und Form der Klitoris wird meist in einer Nachoperation festgelegt. Individuelle Wünsche können hierbei berücksichtigt werden. Das Gefäß-/Nervenbündel wird im Bereich des mons pubis positioniert (wo es auch bei genetischen Frauen liegt).
- Der Introitus vaginalis (Scheideneingang) wird mit Penishaut ausgekleidet.
- Der größte Teil der penilen Urethra (Harnröhre) und des diese umgebenden Harnröhrenschwellkörpers wird längseröffnet - und zwar ab dort, wo der neue Harnausgang (meatus urethrae) liegen soll, also ca. 4 cm von der Neoklitoris entfernt. Er bleibt - ebenso wie die gesamte Penishaut - gestielt, also mit Nerven und Blutgefäßen weiterhin verbunden. Dann wird er mit der gestielten Penishaut und dem deepithelisierten Skrotalhauttransplantat verbunden und in die Neovagina geklappt. Die Neovagina besteht also nun aus drei Anteilen (Anteile der Penishaut, längseröffnete Harnröhre und Skrotalhaut). Aus diesem Grund nennt Dr. Schaff seine Methode "kombiniert". Die Verwendung der längseröffneten Harnröhre hat den Vorteil, dass diese die Glandulae urethrales (Littre’sche Drüsen) enthält, die bei Erregung ein Sekret produzieren. Ebenso kommt es zu einem leichten Anschwellen der Neovagina durch den Harnröhrenschwellkörper.
- Aus dem inneren Blatt der Vorhaut (Innenseite) und der Basis-Penishaut (Außenseite) werden ein sensibles Praeputium (Klitorishäubchen) und kleine Schamlippen geformt.
- Die großen Labien werden aus der gestielten ventralen Skrotalhaut gebildet. Sie werden erst während der Nachoperation in die endgültige Größe und Form gebracht, damit für eventuelle Nacharbeiten noch genug Haut vorhanden ist.
- Der Mons pubis (Schamhügel) muss nicht zusätzlich aufgebaut werden, er entsteht primär dadurch, dass kein Zug an der Penishaut durchgeführt wird. Eine nachträgliche Augmentation des Mons pubis ist daher nicht notwendig.
- Am Ende der Operation wird ein Schaumgummi als Platzhalter in die Neovagina eingebracht.
Als Operationszeit gibt Dr. Schaff aus seiner Homepage nur 3-4 Stunden an, ein stationärer Aufenthalt von etwa 14-18 Tagen ist notwendig.
Nachsorge:
Am 5. Tag wird der Schaumgummi-Verband entfernt und täglich ein Tamponadenwechsel durchgeführt. Zwischen dem 7. – 9. postoperativen Tag kann der Blasenkatheter entfernt werden. In den nächsten Tagen muss die Patientin lernen wie man eine Bougierung sowie das Einlegen eines Platzhalters selbstständig durchführt. Erst dann erfolgt die Entlassung aus dem Krankenhaus. Bougieren heißt Aufdehnen. Dies muss in der Regel sechs Monate lang 3-mal täglich mit verschieden großen Schaumgummi-Stents durchgeführt werden. Erst nach Abschluss der Narbenreifung, also nach sechs Monaten, kann weitgehend darauf verzichtet werden. Das Ziel ist, die Vernarbung in der neuen Scheide weich zu halten, die Scheide offen zu halten und sogar noch zu erweitern. Der Platzhalter besteht aus einem medizinischen Kondom, das mit Kompressen ausgefüllt und von außen mit Salben eingestrichen wird. In den ersten Monaten benützt man desinfizierende und reinigende Salben (Furacin, Iruxol). Sobald die Wundheilung komplett abgeschlossen ist, sollte auf Östrogen- und Fettsalben (Panthenol, Bepanthen, Oekolp, Ovestine) umgestiegen werden.
Zweiter Operationsschritt:
Nach sechs Monaten müssen mehrere kleine Korrekturen im Genitalbereich durchgeführt werden. Da große individuelle Unterschiede bei der Wundheilung bestehen, muss in jedem Fall speziell festgelegt werden, was noch zu tun ist. Immer muss jedoch der noch vorhandene Bulbus (Vorwölbung des Harnröhren-Schwellkörpers) verkleinert werden.
Operationszeit: 1,5 – 2 / Stationärer Aufenthalt: ca. 7 Tage
Im Rahmen dieser Operation können auch feminisierende Eingriffe im Gesicht und/oder Brustvergrößerungen durchgeführt werden.
4. Vorteile der Technik
- Außer den Hoden und großen Schwellkörpern werden alle Anteile zum Aufbau der Neovagina verwendet.
- Es entstehen nur wenige Narben. Damit wird die Penishautinnervation wenig beeinträchtigt.
- Dadurch, dass die Konstruktion nicht unter Zug steht, gibt es keine Durchblutungsprobleme.
- Die Neoklitoris erhält ein sensibles Praeputium.
- Die kleinen Labien sind ausreichend, die Klitoris, die Urethra (Harnröhre) und den vaginalen Raum zu bedecken, die Farbe der inneren Oberfläche der Labia minora unterscheidet sich von der Umgebung (wie bei genetischen Frauen).
- Durch die Kombination aus gestielter Penishaut, gestielter Harnröhre und deepithelisierter Skrotalhaut kann eine sehr gute Scheidentiefe und -weite erreicht werden. Dr. Schaff gibt bei 150 OP's bis 2012 eine durchschnittliche Tiefe von 13,2 cm an, die Ergebnisse streuen zwischen 11 und 21 cm.
- Die Neovagina ist im Inneren größtenteils sensibel und kann durch Absonderungen des Anteils der penilen Urethra feucht werden.
- Der Mons pubis muss nicht zusätzlich aufgebaut werden.
5. Grenzen und Komplikationen
Die kosmetisch und funktional besten Ergebnisse erhält man unter folgenden Voraussetzungen:
- keine Circumcision des Praeputium (Vorhautbeschneidung)
- keine bilaterale Orchidektomie (Entfernung beider Hoden)
- keine jahrelange Anwendung von Antiandrogenen und gegengeschlechtlichen Hormonen
- keine medizinischen Probleme (Diabetes), keine Narben (Piercings)
- kein Rauchen
- kein Übergewicht
- ausreichende Nachsorge der Patienten (Bougieren!), damit das Operationsergebnis (Scheidentiefe und –weite) erhalten bleibt.
6. Komplette anatomische Homologie zwischen der konstruierten Neovagina und einer natalen weiblichen Vulva
In der Embryonalentwicklung differenzieren sich die männlichen und weiblichen Genitalien aus ein und denselben Anlagen. Daher erscheint es mir auch besonders wichtig, dass Dr. Schaff – wie auch Dr. Suporn – so viel wie möglich homolog (also aus dem embryonalgeschichtlich richtigen Gewebe) aufbaut, also:
Klitoris = Glans
Klitorishaube + kleine Schamlippen (Innenseite) = Vorhaut
Kleine Schamlippen (Außenseite) + Vaginaleingang = Penisschafthaut
Große Schamlippen = Hodensackhaut
Näher kann man nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht an ein natales weibliches Genital kommen.
7. Unterschiede zur Suporn-Technik
Dr. Schaff's Technik hat relativ viele Gemeinsamkeiten mit der von Dr. Suporn. Es gibt aber auch einige entscheidende Unterschiede:
- Dr. Schaff macht kein „Chonburi-Organ“ aus dem unbenutzten Rest der Eichel im Scheidenvorhof. Er verwendet anscheinend alle Anteile der Eichel für die Klitoris. Wie das genau aussieht, muss ich noch nachfragen!
- Ebenso macht er kein Klitoris-Frenulum (Bändchen), da es laut ihm bei Suporn und Chettawut nur Narbengewebe ist.
- Dr. Schaff formt die äußeren Labien aus Skrotalhaut (diese ist auch das homologe Gewebe dafür), während Dr. Suporn Penishaut benutzt.
- Dr. Suporn kleidet die Neovagina mit einem freien Transplantat der Hodenhaut aus, die vorher „gemeshed“ wurde, also maschinell in eine Art Netz umgewandelt wurde, um die Oberfläche zu vergrößern. Dr. Schaff verwendet dagegen gestieltes Harnröhrengewebe, gestielte Penishaut sowie ein freies, aber nicht gemeshtes Skrotalhauttransplantat. Dies hat den Vorteil, dass die Neovagina im Inneren zum größten Teil sensibel ist und außerdem eine Lubrifikation (Befeuchtung) bei Erregung erfolgt.
- Durch die Verwendung des Hodenhaut-Netzes muss bei Dr. Suporn angeblich wesentlich intensiver bougiert werden.
8. Organisatorisches:
Dr. Schaff kann kontaktiert werden unter
Praxisklinik Dr. Jürgen Schaff
Goethestraße 4
D-80335 München
Tel. +49 (89) 5434314-0
E-Mail: info@psc-munich.com; dr.schaff@psc-munich.com
Homepage: http://www.genitalchirurgie.com
Er gibt eine Wartezeit bis zu einem OP-Termin von ca. 1-1 ½ Jahren an. Bis zu meinem Termin für ein Erstgespräch musste ich ca. 2 Monate warten.
Die österreichischen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine OP in München normalerweise nicht, obwohl mittlerweile viele darum bemüht sind, diesen Umstand zu ändern. Will man die OP selbst bezahlen, fallen laut Dr. Schaff folgende Kosten an:
EUR 1900 Honorar + EUR 675 pro stationär verbrachtem Tag
Das Erstgespräch kostet EUR 150.
Seit 1956 kommt prinzipiell die von Georges Burou eingeführte Technik der penilen Inversion (PI, auch Penisinvaginationstechnik) zum Einsatz (für nähere Informationen dazu siehe auch hier: http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/T...Burou.html ). Diese wurde natürlich im Laufe der Zeit verfeinert, der Hauptnachteil der Technik ist aber nach wie vor vorhanden: Die Basis des Penis liegt direkt über dem Schambein, während der neu geschaffene Scheideneingang anatomisch korrekt ca. 5 cm weiter in Richtung Anus platziert werden muss. Daher muss ein gehöriger Zug an der Penishaut ausgeübt werden, um sie in die Vaginalhöhle einstülpen zu können. Zu diesem Zweck wird bei der PI auch die Bauchhaut unterminiert, um die Beweglichkeit zu erhöhen. Dieser starke Zug, der über den Schamhügel hinweg auf die Penishaut wirkt, hat vielfältige Nachteile:
- Die Durchblutung wird gehörig beeinträchtigt, was die Wundheilung erschwert und zu Nekrosen führen kann.
- Genau über dem Schambein verlaufen die Nerven, die die Sensibilität der Genitalregion gewährleisten (N. Ileohypogastricus, N. Ileoinguinalis, N. Genitofemoralis ramus genitalis). Diese werden ebenso wie die Blutgefäße durch den Zug beschädigt.
- Der Schamhügel (mons pubis) weist Narben und Dellen, evtl. dunkle Verfärbung durch den Zug an der Penishaut auf. Ein halbwegs realistischer mons pubis ist nur mit einer Nachoperation (W-Plastik) zu erzielen. Hier erfolgen wieder Schnitte in dem für die Durchblutung und Innervation der Genitalregion wichtigsten Bereich.
- Ein Praeputium (Klitorishäubchen) und innere Schamlippen (labia minora) sind schwer zu erzielen. Diese können zwar (zumeist in einer Nachoperation) aus der Haut der Umgebung nachempfunden werden, dabei fehlt aber eventuell die Innervation oder ist gestört, die Durchblutung ist schlecht, Haare sind vorhanden. Es entstehen zusätzliche, unnötige Narben.
- Folgeschäden können entstehen, indem die Penishaut zurückrutscht. Damit kann es zur Verkürzung der Neovagina bis zum Prolaps kommen. So verrutscht auch der meatus urethrae (Harnausgang). Das Bougieren wird erschwert (mechanischer Zug + Narbenkontraktion + schlechte Durchblutung).
- Nicht zuletzt ist auch die erzielbare Scheidentiefe gering: Ein durchschnittlicher Penis ist ca. 15 cm lang, wovon aber schon 5 cm nur für die Überbrückung der Distanz zum Scheideneingang verwendet werden müssen!
2. Alternativen zur PI
Dr. Schaff hat sich nun aufgrund all dieser Probleme alternative Ansätze zur Vaginalauskleidung angesehen:
- Hauttransplantat (McIndoe)
- Gestielte Harnröhre (Peruvic)
- Dorsaler Skrotallappen (Biemer)
- Sigma-Scheide (aus dem Dickdarm gebildet)
Die ersten beiden Techniken hat er dabei für verwendbar befunden und in seine Technik integriert, während er die beiden anderen verworfen hat. Zusätzlich orientierte er sich bei der Formung der Vulva (äußere Anteile des weiblichen Genitals) an der Technik des Chonburi-Flap nach Dr. Suporn Watanyusakul.
3. Kombinierte Neovaginakonstruktion nach Dr. Schaff
Erster Operationsschritt:
Die geschlechtsangleichenden Operation besteht bei Dr. Schaff aus zwei Operationsschritten. Im ersten Schritt wird folgendermaßen vorgegangen:
- Zunächst werden die Hoden entfernt (Orchidektomie).
- Der dorsale (hintere) Teil der Skrotalhaut (Hodensackhaut) wird entfernt und deepithelisiert, damit er haarfrei ist. Dieser bildet später ein freies Transplantat zur Auskleidung eines Teils der Neovagina. Der ventrale (vordere) Teil der Skrotalhaut verbleibt und bildet später die großen Schamlippen.
- Die Penisschafthaut wird abpräpariert, die Vorhaut wird in ihr inneres und äußeres Blatt geteilt (also in die Innen- und Außenseite). Unter dem Mikroskop wird aus der Eichel, dem inneren Blatt der Vorhaut und den dorsalen Nerven und Gefäßen des Penis ein sogenannter Insellappen präpariert (dieser wird in Thailand „Chonburi-Flap“ genannt). Dieser wird später zur Konstruktion der Neoklitoris und Anteilen des Praeputium und der kleinen Schamlippen verwendet.
- Die beiden corpora cavernosa penis (große Penisschwellkörper) werden bis zum Schambein entfernt. Am Schambein selbst bleiben sie, denn auch genetische Frauen haben dort klitorale Schwellkörper, die genauso aussehen.
- Zwischen Harnröhre/Prostata/Blase auf der einen Seite und dem Rektum (Mastdarm) auf der anderen Seite wird der Raum für die Neovagina geschaffen. Dort liegt die Scheide auch bei genetischen Frauen.
- Die Neoklitoris wird aus der glans penis (Eichel) gebildet und in die neue Position eingenäht. Dr. Schaff erhält alle Anteile der Eichel und des (hochsensiblen!) inneren Blatts der Vorhaut inkl. Vorhautbändchen. Die endgültige Größe und Form der Klitoris wird meist in einer Nachoperation festgelegt. Individuelle Wünsche können hierbei berücksichtigt werden. Das Gefäß-/Nervenbündel wird im Bereich des mons pubis positioniert (wo es auch bei genetischen Frauen liegt).
- Der Introitus vaginalis (Scheideneingang) wird mit Penishaut ausgekleidet.
- Der größte Teil der penilen Urethra (Harnröhre) und des diese umgebenden Harnröhrenschwellkörpers wird längseröffnet - und zwar ab dort, wo der neue Harnausgang (meatus urethrae) liegen soll, also ca. 4 cm von der Neoklitoris entfernt. Er bleibt - ebenso wie die gesamte Penishaut - gestielt, also mit Nerven und Blutgefäßen weiterhin verbunden. Dann wird er mit der gestielten Penishaut und dem deepithelisierten Skrotalhauttransplantat verbunden und in die Neovagina geklappt. Die Neovagina besteht also nun aus drei Anteilen (Anteile der Penishaut, längseröffnete Harnröhre und Skrotalhaut). Aus diesem Grund nennt Dr. Schaff seine Methode "kombiniert". Die Verwendung der längseröffneten Harnröhre hat den Vorteil, dass diese die Glandulae urethrales (Littre’sche Drüsen) enthält, die bei Erregung ein Sekret produzieren. Ebenso kommt es zu einem leichten Anschwellen der Neovagina durch den Harnröhrenschwellkörper.
- Aus dem inneren Blatt der Vorhaut (Innenseite) und der Basis-Penishaut (Außenseite) werden ein sensibles Praeputium (Klitorishäubchen) und kleine Schamlippen geformt.
- Die großen Labien werden aus der gestielten ventralen Skrotalhaut gebildet. Sie werden erst während der Nachoperation in die endgültige Größe und Form gebracht, damit für eventuelle Nacharbeiten noch genug Haut vorhanden ist.
- Der Mons pubis (Schamhügel) muss nicht zusätzlich aufgebaut werden, er entsteht primär dadurch, dass kein Zug an der Penishaut durchgeführt wird. Eine nachträgliche Augmentation des Mons pubis ist daher nicht notwendig.
- Am Ende der Operation wird ein Schaumgummi als Platzhalter in die Neovagina eingebracht.
Als Operationszeit gibt Dr. Schaff aus seiner Homepage nur 3-4 Stunden an, ein stationärer Aufenthalt von etwa 14-18 Tagen ist notwendig.
Nachsorge:
Am 5. Tag wird der Schaumgummi-Verband entfernt und täglich ein Tamponadenwechsel durchgeführt. Zwischen dem 7. – 9. postoperativen Tag kann der Blasenkatheter entfernt werden. In den nächsten Tagen muss die Patientin lernen wie man eine Bougierung sowie das Einlegen eines Platzhalters selbstständig durchführt. Erst dann erfolgt die Entlassung aus dem Krankenhaus. Bougieren heißt Aufdehnen. Dies muss in der Regel sechs Monate lang 3-mal täglich mit verschieden großen Schaumgummi-Stents durchgeführt werden. Erst nach Abschluss der Narbenreifung, also nach sechs Monaten, kann weitgehend darauf verzichtet werden. Das Ziel ist, die Vernarbung in der neuen Scheide weich zu halten, die Scheide offen zu halten und sogar noch zu erweitern. Der Platzhalter besteht aus einem medizinischen Kondom, das mit Kompressen ausgefüllt und von außen mit Salben eingestrichen wird. In den ersten Monaten benützt man desinfizierende und reinigende Salben (Furacin, Iruxol). Sobald die Wundheilung komplett abgeschlossen ist, sollte auf Östrogen- und Fettsalben (Panthenol, Bepanthen, Oekolp, Ovestine) umgestiegen werden.
Zweiter Operationsschritt:
Nach sechs Monaten müssen mehrere kleine Korrekturen im Genitalbereich durchgeführt werden. Da große individuelle Unterschiede bei der Wundheilung bestehen, muss in jedem Fall speziell festgelegt werden, was noch zu tun ist. Immer muss jedoch der noch vorhandene Bulbus (Vorwölbung des Harnröhren-Schwellkörpers) verkleinert werden.
Operationszeit: 1,5 – 2 / Stationärer Aufenthalt: ca. 7 Tage
Im Rahmen dieser Operation können auch feminisierende Eingriffe im Gesicht und/oder Brustvergrößerungen durchgeführt werden.
4. Vorteile der Technik
- Außer den Hoden und großen Schwellkörpern werden alle Anteile zum Aufbau der Neovagina verwendet.
- Es entstehen nur wenige Narben. Damit wird die Penishautinnervation wenig beeinträchtigt.
- Dadurch, dass die Konstruktion nicht unter Zug steht, gibt es keine Durchblutungsprobleme.
- Die Neoklitoris erhält ein sensibles Praeputium.
- Die kleinen Labien sind ausreichend, die Klitoris, die Urethra (Harnröhre) und den vaginalen Raum zu bedecken, die Farbe der inneren Oberfläche der Labia minora unterscheidet sich von der Umgebung (wie bei genetischen Frauen).
- Durch die Kombination aus gestielter Penishaut, gestielter Harnröhre und deepithelisierter Skrotalhaut kann eine sehr gute Scheidentiefe und -weite erreicht werden. Dr. Schaff gibt bei 150 OP's bis 2012 eine durchschnittliche Tiefe von 13,2 cm an, die Ergebnisse streuen zwischen 11 und 21 cm.
- Die Neovagina ist im Inneren größtenteils sensibel und kann durch Absonderungen des Anteils der penilen Urethra feucht werden.
- Der Mons pubis muss nicht zusätzlich aufgebaut werden.
5. Grenzen und Komplikationen
Die kosmetisch und funktional besten Ergebnisse erhält man unter folgenden Voraussetzungen:
- keine Circumcision des Praeputium (Vorhautbeschneidung)
- keine bilaterale Orchidektomie (Entfernung beider Hoden)
- keine jahrelange Anwendung von Antiandrogenen und gegengeschlechtlichen Hormonen
- keine medizinischen Probleme (Diabetes), keine Narben (Piercings)
- kein Rauchen
- kein Übergewicht
- ausreichende Nachsorge der Patienten (Bougieren!), damit das Operationsergebnis (Scheidentiefe und –weite) erhalten bleibt.
6. Komplette anatomische Homologie zwischen der konstruierten Neovagina und einer natalen weiblichen Vulva
In der Embryonalentwicklung differenzieren sich die männlichen und weiblichen Genitalien aus ein und denselben Anlagen. Daher erscheint es mir auch besonders wichtig, dass Dr. Schaff – wie auch Dr. Suporn – so viel wie möglich homolog (also aus dem embryonalgeschichtlich richtigen Gewebe) aufbaut, also:
Klitoris = Glans
Klitorishaube + kleine Schamlippen (Innenseite) = Vorhaut
Kleine Schamlippen (Außenseite) + Vaginaleingang = Penisschafthaut
Große Schamlippen = Hodensackhaut
Näher kann man nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht an ein natales weibliches Genital kommen.
7. Unterschiede zur Suporn-Technik
Dr. Schaff's Technik hat relativ viele Gemeinsamkeiten mit der von Dr. Suporn. Es gibt aber auch einige entscheidende Unterschiede:
- Dr. Schaff macht kein „Chonburi-Organ“ aus dem unbenutzten Rest der Eichel im Scheidenvorhof. Er verwendet anscheinend alle Anteile der Eichel für die Klitoris. Wie das genau aussieht, muss ich noch nachfragen!
- Ebenso macht er kein Klitoris-Frenulum (Bändchen), da es laut ihm bei Suporn und Chettawut nur Narbengewebe ist.
- Dr. Schaff formt die äußeren Labien aus Skrotalhaut (diese ist auch das homologe Gewebe dafür), während Dr. Suporn Penishaut benutzt.
- Dr. Suporn kleidet die Neovagina mit einem freien Transplantat der Hodenhaut aus, die vorher „gemeshed“ wurde, also maschinell in eine Art Netz umgewandelt wurde, um die Oberfläche zu vergrößern. Dr. Schaff verwendet dagegen gestieltes Harnröhrengewebe, gestielte Penishaut sowie ein freies, aber nicht gemeshtes Skrotalhauttransplantat. Dies hat den Vorteil, dass die Neovagina im Inneren zum größten Teil sensibel ist und außerdem eine Lubrifikation (Befeuchtung) bei Erregung erfolgt.
- Durch die Verwendung des Hodenhaut-Netzes muss bei Dr. Suporn angeblich wesentlich intensiver bougiert werden.
8. Organisatorisches:
Dr. Schaff kann kontaktiert werden unter
Praxisklinik Dr. Jürgen Schaff
Goethestraße 4
D-80335 München
Tel. +49 (89) 5434314-0
E-Mail: info@psc-munich.com; dr.schaff@psc-munich.com
Homepage: http://www.genitalchirurgie.com
Er gibt eine Wartezeit bis zu einem OP-Termin von ca. 1-1 ½ Jahren an. Bis zu meinem Termin für ein Erstgespräch musste ich ca. 2 Monate warten.
Die österreichischen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine OP in München normalerweise nicht, obwohl mittlerweile viele darum bemüht sind, diesen Umstand zu ändern. Will man die OP selbst bezahlen, fallen laut Dr. Schaff folgende Kosten an:
EUR 1900 Honorar + EUR 675 pro stationär verbrachtem Tag
Das Erstgespräch kostet EUR 150.
*** Bitte keine Anfragen mehr bezüglich OP-Bilder von Dr. Schaff. Ich versende diese schon lange nicht mehr. Vielen Dank! ***