Welche Seite ist "richtig"? WC-Benützung durch Trans-Menschen
RE: Welche Seite ist "richtig"? WC-Benützung durch Trans-Menschen
Beitrag #6
(13.02.2014, 22:46)Eva_Tg schrieb: WC-Benutzung? Echt?
Tanja, ich bin eine nicht operierte Transsexuelle ohne Vornamen- und Personenstandsänderung und habe im Schwimmbad schon mehrmals die Damendusche benutzt, meinen Bikini und meine Badeshort behielt ich dabei selbstverständlich an. Glaubst du, da denke ich noch darüber nach, ob ich aufs Damenklo gehen kann/soll/darf?

Ich weiß nicht, sind das so typische Tivi-Gedanken? [hier gekürzt]

Der Grund warum ich das geschrieben habe (und ich habe an dem Beitrag gut ein Jahr lang immer wieder herumgebastelt, bis ich gestern Zeit gefunden habe, ihn fertigzuschreiben) ist einfach der: Ich habe, seit ich zum ersten Mal als Tanja ausgegangen bin, immer die Damentoilette benutzt, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Aber irgendwann habe ich zu überlegen begonnen, ob ich das überhaupt darf - das ist natürlich bei mir eine "Berufskrankheit" Wink. Ich habe es juristisch analysiert und bin dabei doch auf einige "Wenns" und "Abers" gestoßen. Und die wollte ich öffentlich machen. Ich habe sogar überlegt, ob ich einen rechtswissenschaftlich korrekten Aufsatz daraus machen und ihn einer Fachzeitschrift anbieten könnte, aber das war mir dann doch zuviel Mühe.


(14.02.2014, 00:05)Roswitha schrieb: Ich bin mir nicht so sicher, ob das Urteil zum Operationszwang einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist, bzw. bekannt sein müsste. Es ist der Bevölkerung eher nicht zuzumuten, alle erdenklichen juristischen Bestimmungen und Zusammenhänge zu kennen. Von daher muss - aus meiner Sicht - eine Bio-Frau nicht zwangsläufig damit rechnen, dass eine mitbenutzende Person der Toilette über ein männliches Genital verfügen könnte.
Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass das geneigte Publikum durch die Medien für die transgender Thematik sensibilisiert ist. Von daher wird es bei einem super passing vermutlich kein Problem geben, da die trans Person auch bei Enttarnung als "eine von uns" wahrgenommen werden dürfte, zumindest mit einem Augenzwinkern, die wenigsten Frauen sind übermäßig hysterisch was so etwas betrifft.
Und sicherlich sollte und wird eine "Trümmertranse" - also jemand mit 3 Tage Bart und Wischmop als Perücke, kurzum jemand mit beschissenem outfit - es tunlichst vermeiden die Damentoilette zu benutzen.

Interessant wird für mich das Weiterspinnen des Gedankens. Wie verhält es sich eigentlich, wenn jemand komplett aufgetranst das Herrenklosett aufsucht? Wie empfindet man es wenn man und sei es nur aus rechtlichen Gründen, en femme den für sich falsch empfundenen und zur Aufmachung unpassenden Lokus benutzen muss? Ist dies dem/der Benutzer/in zumutbar? Abgesehen davon, dass einem bei Enttarnung Gefeixe und Gejohle sicher ist, könnte der Fall eintreten, dass die Herren der Schöpfung es sich nicht nehmen lassen der "Transe", wenn auch nur spasseshalber, an die Wäsche zu gehen.
Andererseits kenne ich es von (deutschen) Raststätten, wenn sich vor der Damentoilette lange Schlangen bilden, dass Frauen kurzerhand das Männer-WC aufsuchen und es passiert absolut überhaupt nichts. Stellt dies eigentlich ein öffentliches Ärgernis dar?

Diese Beispiele zeigen recht schön die sozial-variable Komponente des rechtlichen Tatbestands der Anstandsverletzung. Ich sehe das so: Eine Frau auf dem Männerklo wird vor allem deshalb keinen "Anstand" erregen, weil sich Männer regelmäßig von einer Frau nicht sexuell bedroht fühlen werden, da man einer Frau die Fähigkeit abspricht, einem Mann sexuelle Gewalt antun zu können. Man stelle sich vor, jemand geht aufs Männerklo, stellt sich ins Pissoir und starrt den Männer beim Pinkeln aus naher Distanz auf den Penis. Wann gäbe es da eher Empörung, bei einer Frau oder bei einem Mann? Bei einem Mann natürlich, da man automatisch von einem aufdringlichen Schwulen mit undurchschaubaren sexuellen Motiven ausgehen würde. Bei einer Frau würde man(n) sich sicher fühlen und einfach einen anzüglichen Witz machen ("Na, Schatzi, gefällt dir, was du siehst?").

Dieses sexuelle "Drohpotenzial" hängt nun mal sehr stark mit der genitalen Ausstattung zusammen. Dabei geht es nicht darum, ob das eine reale Gefahr ist - dann wäre es ein Fall für die "große" Sicherheitspolizei, nämlich eine Frage der Abwehr eines gefährlichen Angriffs (Deliktsprävention) gemäß §§ 16 und 22 des (Bundes-) Sicherheitspolizeigesetzes (SPG) -, sondern ob das Gefühl, dass ein Mensch mit männlichen Genitalien sich in der Damentoilette aufhält, unter den Frauen Unruhe und Empörung auslöst, und diese Person damit vielleicht den Anstand verletzt hat.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Frauen regelmäßig keinerlei Zeichen von Unruhe oder Empörung zeigen. Es gibt keine ablehnenden Reaktionen. Ich bin schon, allein oder mit einer Freundin, einige Male auf Damentoiletten, von der Wiener Staatsoper bis zu eher grindigen Kinos, Schlange gestanden, und die einzige bisher von mir beobachtete indignierte Reaktion war die einer älteren, konservativ wirkenden Dame, die vor dem Spiegel auf einem Theater-WC ihrer Freundin einen Satz wie "Ich glaub, das ist jetzt ein Mann!" zugeflüstert hat.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Welche Seite ist "richtig"? WC-Benützung durch Trans-Menschen - von Mike-Tanja - 14.02.2014, 12:32

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