Streit um Ausweitung des LGBTI-Diskriminierungsschutzes
RE: Streit um Ausweitung des LGBTI-Diskriminierungsschutzes
Beitrag #6
(22.05.2015, 02:50)mrs.moustache schrieb: Ne aber wenn der staat sagt mord ist nicht sooo gut per gesetz wird wohl mehr darüber nachgedacht ob ich morde.
(Überzogenes beispiel- bitte nicht hauen)
Hilft es vielleicht auch hier mit einem gesetz...
natürlich dauert das, bis es sich festigt in der moral.
[hier gekürzt]

Wenn die Menschen es als ethisch vertretbar und wirtschaftlich sinnvoll ansehen, queere Menschen zu diskriminieren, dann werden sie es tun und sich rechtlich eine Umgehung einfallen lassen. Ganz einfach im Mietrecht: "Danke, sie hören von uns!", später: "Wir haben schon an wen anderen vermietet!" Man muss ja nicht begründen, warum man den anderen vorzieht. Wer schriftlich festhält: "Wir vermieten nicht an Schwule/Lesben/Transgender", dem ist schon heute nicht zu helfen. Und wenn es jemandem mündlich rausrutscht, kann man es immer noch leugnen, das ist dann oft eine reine Beweisfrage.

Der Haupteffekt solcher Gesetze ist mehr Arbeit bei den Behörden, die solche Gesetze vollziehen müssen. Aber das sind oft auch abgrundtief frustige Jobs. Ich bezweifle aus langjähriger Erfahrung, dass die Gesetze die Menschen verändern. Und das Schlimmste sind gutgemeinte aber schlecht gemachte Gesetze, die ungestraft ignoriert werden können, etwa weil die Behörden, die sie vollziehen sollen, nicht die notwendigen Mittel haben, überfordert sind und/oder selber nicht an das Gesetz glauben und deshalb nur mit halber Kraft vorgehen.

Aber die Grundfrage bleibt: Wie schwerwiegend muss ein Missstand sein, damit man nicht warten kann, ob soziale Mechanismen zu seiner Behebung ausreichen, sondern gleich die Gesetzeskeule schwingen muss?

Ich meine: dass ich mich als Tivi heute ohnehin praktisch in jedes Lokal trauen kann, habe ich keinem Gesetz zu verdanken. Sondern einem Wandel im gesellschaftlichen Konsens dahin, dass Transvestiten nicht mehr als etwas "Unanständiges" empfunden werden.

Dass eine kleine Minderheit diesen Konsens nicht mitträgt, kann ich verschmerzen. Also warum schon wieder ein neues Gesetz, schon wieder eine amtlich beglaubigte Regel, schon wieder ein Stück Freiheit weniger? Nur damit Politiker/innen sagen können: "Seht her, das verdankt ihr nur uns! Was wärt ihr ohne unsere Hilfe? Und jetzt seid schön dankbar!" Dodgy

Geben wir der Gesellschaft einfach ein wenig mehr Zeit!
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RE: Streit um Ausweitung des LGBTI-Diskriminierungsschutzes - von Mike-Tanja - 22.05.2015, 13:31

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