Beitrag #18
13.01.2012, 11:03
(11.01.2012, 19:11)Sandra_cd schrieb: 1. Hat es etwas mit dem Bau der A21 Wiener Aussenring-Autobahn zu tun???Heiss! Damit hast du eigentlich schon gewonnen, Hut ab!
Der betreffende Ort liegt etwa auf 48.06 Grad nördlicher Breite und 16.16 östlicher Länge etwas südöstlich der Anschlussstelle Heiligenkreuz der A 21 - Wiener Außenringautobahn. Es handelt sich um die Reste einer unvollendeten Straßen- bzw. Bachunterführung (fotografiert von der Höhe der von rechts nach links zu denkenden Fahrbahn aus), gebaut zwischen 1938 und 1942.
Kaum jemand weiß, dass das Vorgängerprojekt der heutigen A 1 - Westautobahn, die Reichsautobahn München - Wien, eigentlich in Vösendorf bzw. Inzersdorf enden sollte (wo eine Verknüpfung mit weiteren Autobahnen Richtung Süden und [Nord-] Osten vorgesehen war), also eine Kombination aus A 1 bis Steinhäusl und A 21 gewesen wäre. Die Autobahn war unter dem Nazi-Regime auch in voller Länge in Bau, bis andere kriegswirtschaftliche Prioritäten Anfang 1942 die Einstellung aller Autobahnbaumaßnahmen veranlassten.
Nach 1945 änderte man diese Pläne, da ein "Autobahnknoten Wien" auf längere Zeit noch eine Illusion zu bleiben schien, und baute von Steinhäusl direkt Richtung Wiental und Wiener Zentrum weiter (die damals festgelegte Kilometrierung der A 1 beginnt aber dennoch nicht in Auhof sondern, Variante 1, am Margaretengürtel bzw., Variante 2, am Joachimsthalerplatz in Ottakring - ich hab's nicht nachgemessen). Die Außenringautobahn A 21 von Steinhäusl nach Vösendorf wurde erst von 1964 bis 1982 fertiggebaut.
Die Trassenführung von A 1 und A 21 folgt exakt der für die Reichsautobahn (München -) Salzburg - Wien festgelegten Strecke und verwendet auch einige 1942 halbfertig stehengebliebene Brückenbauten. Nur an zwei Stellen wurden Ausnahmen gemacht: zwischen Mondsee und St. Georgen im Attergau baute man nicht oberhalb des Attersees (angeblich wegen geologischer Probleme mit einigen instabilen Hängen), und im Wienerwald machte man einen großen Bogen um Dorf und Stift Heiligenkreuz, statt die Autobahn gleich hinter dem Zisterzienserkloster mit einer Brücke hoch über das Sattelbachtal setzen zu lassen und die Stiftskirche damit in den Schatten der Nazi-Verkehrsarchitektur zu stellen (hier war ein Talübergang ähnlich dem bei Gießhübl geplant). Solch unsensible (und vielleicht auch ideologisch-triumphierend gedachte) planerische Hybris wollte man sich selbst in den autonärrischen 1960ern nicht mehr erlauben.
In den unvollendeten Abschnitten kann man heute noch im Wald und auf der Heide Bauruinen der nationalsozialistischen Straßenplanung besichtigen (etwas weiter westlich beim ehemaligen Gipsbergwerk Preinsfeld gibt es etwa ein mehrere hundert Meter langes Stück Dammschüttung für die Autobahn zu sehen, komplett mit Durchlässen und Entwässerungskanälen, nur ohne Fahrbahn).
Sandra darf damit eine neue Frage stellen.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -