Orchiektomie - Erfahrungsbericht
Orchiektomie - Erfahrungsbericht
Beitrag #1
Hallihallo,

nachdem es zu dem Thema hier noch nicht so viel zu finden gibt und es sich dabei um einen bei uns anscheinend eher selten durchgeführten Eingriff handelt, möchte ich meine Erfahrungen wiedergeben, 2 Tage Post-OP:

Über das Thema Sinnhaftigkeit zu diskutieren kann einigermassen anstrengend werden. Für viele kommt eine Orchiektomie (Entfernung der Hoden) ohnehin nicht in Frage, weil sie schnellstmöglich eine GaOP anstreben.

Der Gedanke, sich aber zumindest mal dieser überflüssig gewordenen Teile zu entledigen, war bei mir schon vor knapp einen Jahr vorhanden, nur ohne bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen wird kein Chirurg in diesem Bereich irgendwas entfernen (dürfen).

Überflüssig ist übrigens wirklich der richtige Ausdruck. Warum? Durch die langzeitige Einnahme von Testosteronblockern wird nach einiger Zeit die Funktionsweise der Hoden ausser Kraft gesetzt, und zwar irreversibel. Wenn man diese nun operativ entfernt, wird - im Gegensatz zu einem gesundem Mann - ein ohnehin funktionsuntüchtiges Organ entfernt.

In meinem Fall war es dann noch so, dass ich im Frühjahr durch zeitweiliges Aussetzen der HRT (was alles andere als angenehm war...) und einen anschliessenden äusserst schmerzhaften TESE-Eingriff (Entnahme von Gewebematerial aus dem Hoden zur Feststellung der Zeugungsfähigkeit), wissen wollte ob da noch was lebt oder nicht. Aber natürlich war nach rund 1,5 Jahren HRT nichts mehr zu finden, und auch der Urologe meinte das Gewebe sehe nicht mehr so aus wie es (bei einem Mann) aussehen sollte.

Um nun die Orchiektomie durchführen zu lassen, hier im LKH Graz auf der plastischen Chirurgie, waren im Grunde die selben Schritte notwendig wie für die GaOP. Zusätzlich wurde ein Befund gewünscht von einem Arzt der die GaOP durchführt (um sicherzustellen dass die Orchiektomie keine negative Auswirkung auf eine mögliche spätere GaOP hat), und natürlich bedurfte es auch einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Also alles ziemlich kompliziert und langwierig, aber ansonsten eigentlich problemlos.

Nach meinem ersten Termin im März 2016 im LKH, hat es schliesslich noch über ein halbes Jahr gedauert bis ich mich schliesslich im November unters Messer legen durfte. Hier im LKH war ich anscheinend die erste Transfrau überhaupt, die mit so einem Wunsch daherkommt. Die behandelnden Ärzte waren aber ausgesprochen vorsichtig und entgegenkommend, und ich wurde für 3 Tage stationär aufgenommen. Ich bin mir dabei beinahe etwas überbehütet vorgekommen.

Die OP selber wurde in Vollnarkose durchgeführt und hat rund 1h gedauert. Nach dem Aufwachen hatte ich zwar Schmerzen an der Stelle wo genäht wurde und ein komisches Ziehen innen drin, ansonsten gabs aber so gut wie keine Schmerzen (absolut kein Vergleich zu der TESE-OP).

Und das Ergebnis? Unspektakulär würde ich sagen. Die Haut musste ja in Hinblick auf eine mögliche GaOP erhalten werden, nur der Inhalt fehlt jetzt eben. Es ist eben kein wirklich grosser Eingriff und auch der Unterschied zu vorher ist nicht sooo riesig. Was nicht heissen soll dass es jetzt nicht angenehmer ist als vorher, das auf jeden Fall. Und derzeit ist halt auch noch alles etwas geschwollen und empfindlich.

Grosser Vorteil ist natürlich, dass vom Körper jetzt kein Testosteron mehr produziert werden kann (ausgenommen Nebennierenrinde) und das ist dann auch die Gemeinsamkeit zu einer GaOP. Ich bin jetzt erstmal zufrieden so wie es ist, und weniger Dauermedikation einnehmen zu müssen ist natürlich auch sehr erfreulich  Smile
[Bild: bild1.jpg]  IF AT FIRST YOU DON'T SUCCEED, FIX YOUR Ponytail AND TRY AGAIN.[Bild: bild0.jpg]
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