Beitrag #6
22.02.2012, 12:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.02.2012, 12:39 von Mike-Tanja.)
(22.02.2012, 08:46)Angelika schrieb: Tja, wie ich immer schon gesagt habe. Wir brauchen ein Gesellschaftssystem, dass auf Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität aufbaut. Aber solange die Menschen in unserem Land Strache und seine FPÖ wählen, die ja das genaue Gegenteil so eines Systems sind, solange wird sich vermutlich nichts ändern, und der Wind wird vielen Menschen immer heftiger ins Gesicht blasen.
Das nur mal zum drüber nachdenken.
Es ist einfach so, dass ein sozialer Grundkonsens gilt, wonach der Wert eines Menschen, von seiner Leistung = Arbeit abhängt. Wer nichts arbeitet, zählt daher nichts. Eine allgemeine "Hängematte" in Form einer leistungsunabhängigen sozialen Grundsicherung für jede/n ist nicht mehrheitsfähig, wer Mindestsicherung bezieht, muss zumindest sozial bereits zum Versorgungsfall abgestiegen sein, muss krank und/oder verzweifelt sein, und darf kein nennenswertes Vermögen mehr besitzen. Nur dann ist die Gesellschaft derzeit bereit, sich ihrer/seiner zu "erbarmen" und eine gewisse Versorgung aus Steuermitteln zu gewähren.
Es macht keinen Sinn, darüber zu granteln und die Wählerinnen und Wähler sinngemäß des Masochismus zu bezichtigen. Dieses Denken ist schon sehr, sehr lange etabliert, es kommt fast direkt aus der biblischen Ethik. Strache und die FPÖ nutzen es nur taktisch für ihre Zwecke, in dem sie Neid gezielt schüren und vorzugsweise gegen bestimmte Gruppen richten. Dazu passt, dass die strenge "Wer nichts arbeitet soll auch nichts essen!"-Ethik gerade in der Unterschicht - also in der Haupt-Zielgruppe sozialer Sicherungssysteme - meines Wissens am stärksten verankert ist. Wenn das so ist (und wenn es der FPÖ nutzt), dann ist es entweder ein soziales Axiom (eine unveränderbare, feste Funktion), oder mehr als 50 Jahre sozialdemokratischer Bildungs- und Aufklärungspolitik in dieser Gruppe sind spurlos verpufft.
Was die Rolle von TG angeht, so gilt es aus meiner Sicht zwei Dinge zu beachten:
- Wir sollten, wo immer es geht, der Versuchung widerstehen, uns als "Sonderfälle" behandeln zu lassen. Wir wollen mitten im Leben stehen! Wir wollen Jobs und keine wegen angeblicher Unvermittelbarkeit ("....Transe also. Na, wir wissen ja, was das auf dem Arbeitsmarkt heißt!") gnadenhalber (weiter) gewährte Notstandshilfe!
- Man sollte durch Aufklärung dem verbreiteten Irrtum entgegentreten, TG-Sein wäre bloß eine Laune, Marotte, Exzentrizität oder sonst irgendeine Form von selbstgewählter Randexistenz. Derzeit, so jedenfalls mein Eindruck, genießt ein Querschnittgelähmter, der sich im Vollrausch mit einem übermotorisierten Proletenporsche quasi selbst in den Rolli katapultiert hat, mehr Verständnis für seine Situation als eine Transsexuelle, die in der Übergangszeit arbeitslos wird. Das sollte anders sein!
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -