Beitrag #232
29.04.2018, 11:49
(24.05.2015, 22:22)Ein Mäderl schrieb: Fast alle meiner Mädchen sind 180++, bewegen und geben sich aber durchaus so weiblich, daß es keine Rolle spielt.
Es ist nur eine Einzige davon operiert, das heißt, daß sie sich durchwegs zuerst weibliche Formen angelernt haben.
Und ich schätze Mal, daß es darauf wesentlich mehr ankommt.
Denke ich auch. Man sollte sich über Äußerlichkeiten auch sonst nicht so arg den Kopf zerbrechen. Zudem ist es ein sehr grausames Menschenbild, Leute auf ihren Körper zu reduzieren. Geschweige so zu tun, als seien sie dafür verantwortlich zu halten. (Und selbstredend ist es auch kein Verdienst, < 170 zu sein, etc. etc.). Da warten Begriffe wie Rassismus und Sexismus nur darauf, ihr häßliches Haupt zu erheben.
Es ist auch etwas verwunderlich, daß an anderer Stelle in diesem Thread über tertiäre Geschlechtsmerkmale, wenn nicht sogar statistische Korrelationen (die allzuoft keine besonderen Einsichten liefern) gestritten wurde.
Mit dem Verhalten ist es in Teilen nicht besser. Wenn ich etwa zu der Ansicht gelangte, manche Cismänner (übrigens durchaus nicht nur "effeminierte" Schwule oder Metrosexuelle) seien "androgyner" oder gar "femininer" als viele Transfrauen, dann müßte ich mich fragen, was ich denn falsch gemacht hätte. Mein erster Verdacht fiele darauf, daß mein Begriffssystem nicht viel taugte.
Aber damit hätte ich die Ausgangsfrage längst umgekehrt zu wie ich (oder andere) andere wahrnehme(n).
Woran sicherlich die wenigsten hier denken werden, ist die Bedeutung von Geschlechtszuschreibungen in der Archäologie. Hier steckte der Binarismus so tief darinnen, daß man Funde in die Kategorien "männlich" – "wahrscheinlich männlich" – "unklar" – "wahrscheinlich weiblich" – "weiblich" einteilte — und mit den Daten der Kategorie "unklar" nicht gerne (um nicht zu sagen: oft gar nicht) weiterarbeitete. So bestätigte man sich binaristische Vorannahmen über Sex/Gender anstatt aus den Daten die ansonsten durchaus möglichen Schlüsse zu ziehen.
Glücklicherweise hat die Bioarchäologie zu Themen wie Identität, Intersektionalität, Gesundheitszustand etc. doch einiges zu sagen.
Wünschenswert wäre mehr Arbeit zu Biodistanz, um mehr zu Intersexen, Non-Binaries u.a. sagen zu können. Die hätte auch weitreichende Konsequenzen für das Bild von Beziehungsstrukturen, Lebensformen, Wahl des Wohnortes von Partnern, Geschichte von Bevölkerungen, Bevölkerungsstruktur etc.
Bei Interesse sei dieser neue Sammelband empfohlen:
Exploring sex and gender in bioarchaeology. Ed. by Sabrina C. Agarwal & Julie K. Wesp. Albuquerque, NM: University of New Mexico Press. 2017. 295 pp. ISBN 978-0-8263-5258-3. (hardcover).
Geradezu berührend fand ich immer die Dreifachbestattung von Dolní Věstonice, die, wie alleine aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel deutlich genug wird, eine schon etwas bewegtere Forschungsgeschichte hat. Für die in mittlerer Position bestattete Person hat man von weiblich über intersex bis männlich alle möglichen Geschlechter angedacht. Zudem ist fraglich, in welchem Verhältnis diese drei Leute gestanden haben müssen. Sehr enge Verwandte waren sie nicht, also müssen da andere Dinge eine Rolle gespielt haben. Diese Bestattung ist in jedem Falle in mehrfacher Hinsicht äußerst außergewöhnlich.
Es kann natürlich gut sein, daß ich mir als hartgesottene Romantikerin genau das Szenario wünsche, das anderen mißbehagte
(26.05.2015, 20:09)Ein Mäderl schrieb: Monika, meine damalige Lebensgefährtin vor 40 Jahren, hat den Wohnort gewechselt, sich ein Dirndel angezogen und beschlossen als Frau zu leben. Ohne Op, ohne Psychologen, ohne PÄ, ohne Hormone (am Anfang) ohne irgendwelche Zielvorstellungen. Sie hat in Schwabing als Kellnerin gearbeitet und hat sich nur vor denen geoutet, wo es absolut notwendig war. (Chef in der Bar, Arzt, etc)
Ok, es war eine ganz andere Zeit, denn es gab vor allem eines nicht: AIDS und daher wußte auch kaum jemand "fremder" Bescheid. Wir wussten ziemlich genau auf was wir uns einliessen und ob uns irgendwer schief angesehen hat, war uns sowas von Wuascht und wenn wer mal handgreiflich werden wollte, hatte er auch keinen Spass mit uns, da wir uns selbstverständlich auch zu wehren wußten.
Ich finde, man muß das Leben leben, so wie wir es taten, eventuell ein bisschen mehr Selbstvertrauen an den Tag legen, das kann man auch lernen und nicht immer nur mit dem Schicksal hadern.
Hier wird doch klar, daß Ihr in Euerem Leben bestimmte Möglichkeiten hattet, aber auch bestimmten Einschränkungen unterlagt.
Ich hatte eben andere Möglichkeiten und Einschränkungen... (und das zur ungefähr selben Zeit, aber in jüngerem Alter, und v.a. mit einem doch sehr anderen persönlichen Hintergrund)
... und ich glaube, ich komme mit meinen eigenen Möglichkeiten und Einschränkungen doch besser zurecht