Beitrag #19
19.03.2021, 22:30
(19.03.2021, 15:02)Rabenmädchen schrieb:(19.03.2021, 14:01)Sunburst schrieb: Manche sagen ja, Identität sei ein Problem, keine Lösung.Meinst du damit die Überwindung des „Ich“?
Würde ich nicht so ausdrücken, aber es kommt einer Lesart nahe, die ich denen anderer hinzufügen würde Liegt ja schon nahe
Die älteste Version, die ich kenne, hing mit einer Problematisierung der Herausbildung einer "Identitätspolitik" Anfang der 90er Jahre zusammen. Die jüngste, die ich kenne, ist psychoanalytisch und bedauerlicherweise nicht-trivial.
(19.03.2021, 15:02)Rabenmädchen schrieb: Wer von sich sagt:
„Ich bin Homosexueller“
gerät in die Gefahr, seine Identität auf seiner sexuellen Ausrichtung aufzubauen.
Kann passieren, muß aber nicht. Ich bin zu sprachwissenschaftlich abgebrüht, um an Sprachmagie zu glauben. Die Frage ist, was eine solche Äußerung wem bedeutet. Function exists in context.
Das wäre dann auch wieder die coolere Sicht auf "das Haften am Ich". Das muß ja nicht etwas spektakuläres und entsprechend beängstigendes sein. Immerhin findet das Ganze ja im ganz profanen Alltag statt.
Wobei die Trennung von "sakraler" und "profaner" Sphäre auch mehr Problem als Lösung ist.
(19.03.2021, 15:02)Rabenmädchen schrieb:(19.03.2021, 14:01)Sunburst schrieb: Wenn man das so für sich sehen möchte. Warum nicht?Natürlich, wer das erkannt hat und für sich annimmt und damit zufrieden ist, bitte schön.
Was aber ist, wenn jemand dieses Statement „Ich bin Homosexueller“ als Ausgangspunkt dafür nimmt, wie er sich zu kleiden, zu bewegen, zu reden, zu leben hat, um den geforderten oder eingebildeten Anforderungen zu entsprechen, wie „man“ als Homosexueller sein muss?
Dann lebt er nicht seine Identität als homosexueller Mensch, sondern Homosexualität als übernommene Identität.
Ist die Frage, wer welche Anforderungen stellt. Wie sich Heten vorstellen, wie man als Schwuler zu sein hat, ist nun nicht sehr maßgeblich. Aber bestenfalls recht amüsant Wie man sich in welchen Segmenten der Szene bewegt ist dagegen schon nicht ganz unproblematisch. Eigentlich sollte man ausgerechnet mich nicht danach fragen
(19.03.2021, 15:02)Rabenmädchen schrieb: Ein anderer Grund kann sein, dass sich die Identität als Katholik sich so weit ins Negative gewendet hat, dass man nicht mehr dazugehören möchte.
Es wimmelt schon lange nur so von guten Gründen, warum man aus Kirchen austreten könnte Die meisten Leute mach(t)en es wohl nicht aus Gruppendruck. Selbst welche, die an gar nichts glauben.