Endlich mal wieder ein guter Thread zu einem "heißen" Thema
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Zuerst einmal zur Sprache.
Es gibt verschiedene TS Typen und diese haben verschiedene Einstellungen zu ihrem Körper. Manche können so gut mit ihm umgehen, dass sie an keinerlei OPs denken, andere scheinen den falschen Körper so sehr zu hassen, dass sie ihn sogar töten würden.
Letztere benutzen dann eben auch ein andere Sprachen, die den anderen fremd vorkommt.
Wir benutzen unsere Erfahrungen um mit Situationen umzugehen und eben auch Texte zu verstehen. Dabei kommt es dann eben zu unterschiedlichen Interpretationen des Geschriebenen.
Auch für mich ist diese Sprache zu hart, obwohl ich wohl eine der härtesten und kritischsten TS bin. Ich möchte zu bedenken geben, dass auch der angepasste Körper ursprünglich männlich ist und somit müsste ich den dann auch hassen, da ja nur ein paar Teile anders angeordnet wurden.
Nun zum Eigenbild und dem Fremdbild.
Da sehe ich zwei extreme. Die einen, die so selbstkritisch sind, dass sie jeden Funken von Männlichkeit tilgen wollen und die, die glauben, dass alleine der Glaube eine Frau zu sein, sie in den Augen der andern bereits als solche erscheinen lassen.
Ich bin jetzt schon lange in der Szene und ich denke die letzteren überwiegen. Nicht, dass ich jetzt fordere, es sollen sich alle das Gesicht verweiblichen lassen, aber meiner Meinung nach haben es sehr viel mehr nötig, als sich das selbst eingestehen. Das aber auch wieder darum, weil ich für mich die Latte sehr hoch gelegt habe.
Wobei hoch? Die Latte liegt für mich dort, wenn 98% des Umfeldes die Person als weiblich einstufen. Ich stehe nämlich auf dem Standpunkt, dass eine TS in der U-Bahn nicht erkannt werden sollte. Wird sie nämlich öfter erkannt, dann beginnen wieder andere psychische Prozesse zu laufen, die am Ende wieder unglücklich machen.
Es kann mir keine einreden, dass es sie kalt lässt, wenn mit dem Finger auf sie gezeigt wird. Selbst wenn man sich einredet, dass man das aushalten kann, so wird irgend wann der Punkt kommen, an dem man nicht mehr kann. Deshalb ist ein hoher Passing Faktor für mich so entscheidend.
Das Fremdbild ist auch alles andere als ehrlich. Selbst wenn eine Person das Gegenüber als TS erkennt, lässt man sich das normalerweise nicht anmerken. Damit verfallen die Betroffen in dem Trugschluss, es sei alles in Ordnung mit ihrem Passing. Glück denen die eine ehrliche Person kennen, die ihnen dann die Augen öffnet.
Womit wir beim Hauptgrund meiner These sind, dass viel TS in Europa ihr Passing sehr überschätzen.
Ich persönlich habe mich selbst erst 2 Jahre nach der GaOP komplett im Spiegel als Frau gesehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ganz sicher schon den 98% Passing Faktor, aber aufgrund meiner Persönlichkeit habe ich eben auch auf die Hormonveränderungen warten müssen, bis ich nichts mehr vom alten ich sehen konnte.
Womit wir bei diesem Thema wären.
In Österreich haben wir derzeit die Regelung, dass die Krankenkassen die operative Angleichung bezahlen müssen. Früher, haben sie auch die Brust OP bezahlt, jetzt tun sie das nicht mehr.
Irgend wann werden sie auch die GaOP nicht mehr bezahlen, falls wir das nicht verhindern können.
Nachdem viele TS so gut wie kein Einkommen haben, müssen sie sich mit der Situation abfinden und können von GesichtsOPs nur träumen, selbst wenn sie wirklich eine benötigen würden. Aus Selbstschutz redet man sich dann ein, man braucht so etwas nicht.
In der Gruppe werden dann die, die nicht mit dem Strom schwimmen, als Spinner abgetan, um sein mühsam aufgebautes Kartenhaus nicht zusammenstürzen zu lassen.
Ich bestärke alle sich objektiv
mit dem Thema FFS zu befassen. Sich auf einem Foto mal so etwas von einer Künstlerin die eine Ahnung hat machen zu lassen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mir das geholfen hat keine FFS zu machen, obwohl ich es mir leisten hätte können. Es hat mir aber gezeigt, dass mein Eigenbild viel schlechter war, als das Fremdbild der Künstlerin.
Am Ende habe ich dann nur die Haarlinie verändern lassen, was den meisten verweiblichenden Effekt bei mir hatte. Ohne Virtual FFS, wäre diese objektive Entscheidung nicht möglich gewesen. Sie kann uns auch von zu hohen Erwartungen bewahren. Es gibt auch TS die nach einer FFS sehr enttäuscht waren, weil sie nicht wie ein Model ausgesehen haben. Eine FFS ändert die männlichen in weibliche Gesichtszüge, aber ein hässlicher Mann wird eine hässliche Frau bleiben. Man kann sich das so vorstellen, dass man nachher wie seine eigene Zwillingsschwester aussieht.
Das Gesicht tragen wir immer vor uns. Es ist das Erste, was unser gegenüber sieht und es ist das Erste, nach dem wir in eine Schublade gesteckt werden.
Ich behaupte, eine FFS ist wichtiger als eine GaOP! Wahrscheinlich nicht für die Betroffenen, aber für die Umwelt und somit auch für einen selbst (nur weiß man das nicht). Was nützt mir eine super tolle Vagina, wenn ich Augenwülste wie ein Neandertaler habe. Keiner geht nackt, aber (fast) alle ohne Schleier!
Über OP Risiken brauch ich nicht viel zu schreiben. Je billiger der Arzt, desto eher wird wohl was schief gehen. Ich würde eher bei der Vagina, als beim Gesicht sparen. Wenn da was verpatzt ist, dann ist der Weg zum Suizid nicht mehr weit.
Je jünger man ist, desto eher braucht man eine FFS. Das liegt daran, dass sich Männer und Frauen im Alter immer ähnlicher werden und die Gesellschaft das so kennt. Viele Frauen vermännlichen im Alter. Das macht es älteren TS leichter auch mit maskulinen Zügen als Frau wahrgenommen zu werden.
In jungen Jahren sind die Unterschiede zwischen Mann und Frau schon sehr groß. Als junger Mensch möchte man vielleicht einen Partner finden und junge Männer suchen eben attraktive Frauen. Die Männer die TS suchen, sind da wohl eher in der Minderheit und selbst die wollen von den anderen Menschen nicht als TS Liebhaber erkannt werden und somit suchen diese für eine Partnerschaft auch 98% Passing TS. Ich lasse hier mal Sex Beziehungen außen vor.
Der Hinweis auf den amerikanischen Raum fällt mir gerade ein. Dort gibt es kein Sozialwesen und somit werden erkennbare TS weniger Jobaussichten haben.
"Stealth-Leben" war ein Stichwort. Das kommt aus Amerika. Ja, genau! Ich will nicht erkannt werden und ich habe 100%iges Verständnis dafür, wenn viele genau so denken. Ich bin zwar stolz auf meinen Weg, aber den muss nicht jeder gleich sehen.
Wir gehen diesen Weg um am Ende als Frauen wahrgenommen zu werden. Wir wollen keine Ladyboys sein!
Dann war das Stichwort Männlichkeit abstreifen.
Das äußere Erscheinungsbild will wohl eine Transfrau tatsächlich abstreifen. Abhängig vom Körperbau, den man nicht vergessen sollte bei der ganzen FFS Diskussion, wird einem das auch irgend wann gelingen. Was man aber nicht abstreifen sollte, ist die eigene Persönlichkeit. Ich bin eine extrem starke Persönlichkeit und somit auch eine sehr starke Frau. Mag mich manchmal unweiblich erscheinen lassen, aber das würde ich nie aufgeben, weil ich mich sonst selbst aufgeben würde. Aber ich bin gerne eine hübsche starke Frau, die einem Mann den Kopf verdreht, sofern er sich nicht fürchtet.
Unsere männliche Sozialisation erlaubt uns einfacher Dinge zu tun, als biologischen Frauen. Nur weil ich jetzt lange Fingernägel habe, muss ich ja nicht darauf verzichten mir meinen Kasten selbst zusammen zu bauen. Aber vielen biologischen Frauen fehlt das Selbstvertrauen den Hammer in die Hand zu nehmen. TS sein hat auch Vorteile.
Unser innerstes ist es, dass uns zu Frauen macht. Dieses Innere möchten wir nach außen Zeigen. Wenn dazu eine FFS nötig ist, dann sollen wir auch das Recht haben diese durchzuführen und wir sollten uns nicht selbst das Leben schwer machen, indem wir den Betroffenen versuchen das auszureden.
Im Gegenteil! Wir sollten einander helfen die Entscheidung objektiv zu fällen und ehrliches Feedback dem Gegenüber zu geben. Ohne Neid und ohne Rücksicht auf das machbare. Wenn eine TS eine FFS braucht, es sich aber nicht leisten kann, dann tun wir ihr keinen Gefallen es ihr auszureden. Sie wird immer unglücklich bleiben und nie versuchen einen Weg zu finden das Geld aufzubringen.
Noch ein Wort in eigener Sache. Ich bin mit dem Bildern der Virtual FFS zu Dr. Suporn gegangen und habe ihm gefragt, ob er mein Gesicht so verändern würde und was das kosten würde. Er sagte nur:
"Ich kann an deinem Gesicht nur etwas schlimmer machen. Ich greife nichts an! Komm in 10 Jahren wieder und ich mache dich dann jünger und dann ev. deine Nase."
Somit hörte ich ein ehrliches Fremdbild eines Spezialisten. Trotz dieses Urteils habe ich weitere 2 Jahre gebraucht um mich selbst nur noch als Frau im Spiegel zu sehen.
Ich bin nicht mein Körper.
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.