Spektakuläres Wikingergrab

[Lydia Faustus]

Auf der Insel Björkö wurde ein Grab geöffnet, dass ein ganz neues Licht, auf die Gesellschaft der sogenannten Wikinger, wirft.

Hier ein Spiegel-Artikel zum Thema: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...66985.html

"Die bisher als mächtiger Wikingerführer verbuchte Leiche erwies sich als Frau. Das Grab einer mächtigen Wikingerführerin...
Seit Langem ist bekannt, dass Frauen in der oft martialischen Organisation der Wikingergesellschaft hohe Ränge bekleiden konnten. Auch davon, dass es Wikinger-"Schildmaiden" gegeben habe, kann man in den überlieferten Sagen und Legenden der Wikinger hier und da lesen. ...
Die Forscher ziehen aus der offenkundig hochrangigen Position der Begrabenen in der Krieger-Hierarchie den Schluss, dass kämpfende Frauen in der nordischen Gesellschaft häufiger, selbstverständlicher und geschätzter gewesen sein könnten, als bisher gedacht..."

Warum poste ich das hier?
Zum einen, weil es doch wirklich interessant ist, dass Frauen bei den nordischen Völkern im Frühmittelalter vielleicht gleichberechtigter waren, als man meinen könnte.
Zum anderen, weil aus dem Artikel nicht hervorgeht, dass es sich bei den vermoderten Knochen womöglich um einen Transmann handelt. Haben die Wissenschaftler eventuell nicht daran gedacht? Schließlich wurden in dem Grad keine typisch weiblichen Beigaben gefunden.

Letztlich spielt es keine Rolle, ob die Leich eine Frau war oder nicht. Kriegerinnen gab es auf jeden Fall im hohen Norden.


Der dritte Grund, ist der, dass ich noch bis vor ein paar Jahren frühmittelalterlichen Showkampf auf Mittelaltermärkten gemacht habe.
Ich verkörperte was? Na klar, einen Wikingerkrieger und zwar Schild an Schild, Seit an Seit.

Mein Vater war der Meinung, dass das als Frau doch nicht geht. Hab ihn nur gefragt, ob er noch nie etwas von Schildmaiden gehört hat.
Wenn meine körperliche Transition abgeschlossen ist, werd ich diesem Hobby wieder nachgehen. Momentan scheuert mein Kettenhemd zu sehr auf Brusthöhe.
Dann heißt es wieder: Schild an Schild, Maid an Seit.

Hier noch zwei Fotos von mir, aus der guten alten Zeit:




(Ja, das ist ein Hund. Katzen sind auf Mittelaltermärkten unpraktisch, aber ohne Vierbeiner geht mal gar nichts.)

[Eva_Tg]

Na, so spektakulär ist der Fund nun auch nicht. Nur weil eine Frau ein Schwert im Grab hatte, wird sie nicht automatisch zur Kriegerin. Schwert mit Frauenleiche mit Kriegsverletzungen wäre da schon aussagekräftiger.
Ich verfolge die akademische Debatte schon seit zwei Wochen und habe schon die wildesten Erklärungen zum Fund gehört. Einige greifen dabei echt nach Strohhalmen, wie z.B. dass es ein Transmann war. Also bitte, was ist wahrscheinlicher? Das eine frühmittelalterliche Gesellschaft, die noch nicht durchgehend christanisiert war, auch Frauen den Waffenbesitz- und Umgang erlaubte? Oder das man ausgerechnet jetzt das Grab eines Menschen gefunden, der zu einer winzig kleinen Minderheit gehört? Also ich tippe auf erstes, weil es nicht die erste Frau mit Waffen ist, die man gefunden hat.
Ich tippe auf erstes, allein schon weil die Frauen der Wikinger, deutlich mehr Rechte hatten (Erbrecht, Besitzrecht, Scheidungsrecht...) als Frauen im Rest der frühmittelalterlichen Europas.
Ich denke schon, dass es Kriegerinnen gegeben hat, aber sicherlich nicht viele. Nur weil eine Frau mit dem Schwert umgehen kann, zieht sie nicht sofort los und plündert England. Kämpfen können und in die Schlacht ziehen bzw. kämpfen müssen sind immernoch zwei unterschiedliche Dinge.
Ich warte einfach mal ab, wie sich die Forschung entwickelt.

Tja, ich weiß schon, warum ich keine Kettenhemden trage, viel zu unbequem:

[Kosmonautin]

Wikinger Schmikinger. Eure Fotos sind aber toll!

[Lydia Faustus]

(23.09.2017, 23:24)Eva_Tg schrieb: Tja, ich weiß schon, warum ich keine Kettenhemden trage, viel zu unbequem...[url=http://www.directupload.net/file/d/4854/czcwpzld_jpg.htm][/url]

Ach komm^^ Jogginghose und Schlabber-T-Shirt sind bequem. Dein Outfit trägst du doch sicher nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil es verboten gut aussieht

[Eva_Tg]

(24.09.2017, 20:02)Katzenmutti Lydia schrieb:

(23.09.2017, 23:24)Eva_Tg schrieb: Tja, ich weiß schon, warum ich keine Kettenhemden trage, viel zu unbequem...[/url]

Ach komm^^ Jogginghose und Schlabber-T-Shirt sind bequem. Dein Outfit trägst du doch sicher nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil es verboten gut aussieht

Erstmal danke für netten Komplimente.
Und verboten ist die Rüstung nicht, aber unser geliebter Markt-Vogt wollte eine Nacktsteuer erheben.  

Aber mal ganz ohne Witz, das ist meine leichte Rüstung, die trage ich auch mal 8 Stunden, die hat einen guten Tragekomfort. Ich bin nur ein wenig Wetter abhängig, ich muss drauf achten, dass mein Rücken bzw. die Nieren nicht auskühlen.

Ich habe auch noch eine schwere Rüstung, ca. 10 kg.
[url=http://www.directupload.net/file/d/4855/8uk76e6t_jpg.htm]

Die trägt sich nicht so gut, das wird nach 4 Stunden zu schwer. Außerdem muss ich das Unterkleid noch überarbeiten, das alles  sitzt im Moment noch sehr bescheiden.

Falls es zu kalt wird habe ich noch ein Kleid. Sozusagen die Walküre im Herbst-Outfit.


(Da versuche ich, mit meinen 1,75 m und 69 kg, einen 1,90m großen und 110kg schwer Ork vor der Obrigkeit zu beschützen. Die Leute hatten bei dieser Aktion jedenfalls ihren Spaß.)

[Eva_Tg]

Lydia, hier gibt es noch einen spektakulären Fund:

https://www.shz.de/lokales/sylter-rundsc...21131.html

Ist zwar nur Schmuck, aber trotzdem sehr nett.

[Eva_Tg]

(23.09.2017, 21:21)Katzenmutti Lydia schrieb: Zum anderen, weil aus dem Artikel nicht hervorgeht, dass es sich bei den vermoderten Knochen womöglich um einen Transmann handelt. Haben die Wissenschaftler eventuell nicht daran gedacht? Schließlich wurden in dem Grad keine typisch weiblichen Beigaben gefunden.

Natürlich haben einige daran gedacht. Wie gesagt, offenbar ist es annehmbarer, dass Wikinger in Punkto Gender liberaler waren als man denkt, als dass Frauen mit dem Schwert umgehen konnten.
He, ich persönlich hätte nichts dagegen, aber persönliche Ansichten zählen in der Wissenschaft nicht, sondern beweisbare Fakten.

Meine persönliche Theorie dazu ist ganz simpel. Man beachte den gefunden Silbersschatz, diese 180 Objekte hatten ungefähr den Gegenwert eines soliden, brauchbaren Schwertes. Und sofern, die Hinterblieben der toten Schwertträgerin nicht unglaublich reich waren, war es ihnen wohl nicht möglich die Tote mit Schwert und Schmuck zu bestatten.
Vielleicht besaß die Frau im Leben Schwert und Schmuck, aber der Schmuck wurde für die Versorgung der Angehörigen benötig.

[Lydia Faustus]

(24.09.2017, 18:09)Kosmonautin schrieb: Wikinger Schmikinger.

Ich schätze, das ist die allgemeine Meinung hier. Aber wenigstens konnten Eva und ich hier ein paar Bilder posten

Danke für den Link, Eva. Hab ich noch nix von gewusst. Sieht schön aus, will ich haben.

[Eva_Tg]

(27.09.2017, 20:14)Katzenmutti Lydia schrieb:

(24.09.2017, 18:09)Kosmonautin schrieb: Wikinger Schmikinger.

Ich schätze, das ist die allgemeine Meinung hier. Aber wenigstens konnten Eva und ich hier ein paar Bilder posten

Danke für den Link, Eva. Hab ich noch nix von gewusst. Sieht schön aus, will ich haben.

Dafür nicht, ich bin immer an neuen Funden und Entdeckungen interessiert. Wenn man das Hobby betreibt, ist es nicht so gut, wenn man auf dem Wissensstand von vor 5 oder 10 Jahren stehen bleibt.
Meine Darstellung ist zwar nicht historisch, sondern mythologisch, aber trotzdem versuche ich die Erkenntnisse der Archäologie zu berücksichtigen.
Aber das sind eh immer wieder Streitpunkte. Wie oft höre ich Sätze wie: "Äh, Wikinger trugen kein Fell...", "Frauen haben nicht gekämpft...", "Deine Rüstung ist nicht authentisch...", "Walküren gab es nicht..."
Da sage ich auch immer: "Leute, ich erhebe keinen Anspurch auf historische Korrektheit, weil das Konzept meiner Darstellung ganz klar ist: Ich stelle eine Sagengestalt aus Mythen und Legenden dar. Das war schon immer nur Fiktion und niemals Fakt."
Und die meisten Veranstaltungen leben letztlich von der Gradwanderung zwischen Fakt und Fiktion, weil sonst keine Besucher kommen würden.

Und die allgemeine Meinung, ist doch eh, dass man verrückt ist, wenn man dieses Hobby betreibt. Stört mich aber nicht bzw. es stimmt schon, man muss dafür ein bißchen neben der Spur sein.

[Lydia Faustus]

(28.09.2017, 09:42)Eva_Tg schrieb: Wie oft höre ich Sätze wie: "Äh, Wikinger trugen kein Fell...", "Frauen haben nicht gekämpft...", "Deine Rüstung ist nicht authentisch...", "Walküren gab es nicht..."

Sowas kenne ich auch besonders von Mittelalterleuten auf den Mittelaltermärkten. Das ist so albern. Man findet niemals ein Lager, das zu 100% authentisch ist.
Gehst du auch auf reine Mittelaltermärkte? Deinen Fotos nach zu urteilen, bist du eher auf der MPS unterwegs
Da sollte Authentizität keine Rolle spielen, is ja eher Rollenspiel.

Viel lustiger sind blöde Fragen von den Touris.
Kennste bestimmt auch:
"Ist das Schwert echt?"
"Esst ihr das wirklich?"
"Schlaft ihr auch in den Zelten?"
"Darf ich mal ins Zelt gucken?"
"Aus was ist das Trinkhorn gefertigt?"
"Wo geht ihr aufs Klo?"