Ob das jetzt wirklich nachvollziehbar sein wird, weiß ich leider nicht. Ich versuche es halt mal...
Das war ein ziemlich langer Weg dahin. Sicherlich ist tatsächlich vieles in mir kaputtgegangen. Obschon ich es schon immer vorzog, wenigstens manchen Leuten ihre Welt alleine für sich zu überlassen, daran
lieber gar keine Teilhabe anzustreben. Ich habe nicht eingesehen, das Risiko einzugehen, mir wahrscheinlich doch nur um's andere Mal üble Verletzungen beibringen zu lassen.
Es ist nur die Frage, wie weit das gehen muß. Es gab Zeiten, da konnte ich vor Angst kaum noch aufstehen. Oft war ich völlig perspektivlos, komplett ratlos, was ich denn noch tun könnte. Ich habe es dann phasenweise gelassen, einfach nur, weil ich nichteinmal auch nur ansatzweise verstehen konnte, was da überhaupt passierte, geschweige wissen zu können, was ich wie daran ändern sollte.
Irgendwann war ich bei einer solchen Gelegenheit nicht mehr einfach nur am Boden zerschmettert, sondern erleichtert. Damals standen einige Veränderungen in meinem Leben an, und ich tröstete mich damit, es "lohne" sich jetzt ohnehin nicht mehr, irgendwelchen Aufwand zu betreiben. Stattdessen ließ ich es mir sonst gutgehen, genoß dabei, daß eine gewisse Beruhigung eingetreten war. Mit der Situation, in der ich mich mittelfristig wiederfand, hatte ich allerdings auch keinen Grund, rundum zufrieden zu sein.
Was ich schon an Rachephantasien hatte, darf ich hier gar nicht schreiben. Aber das passiert nur, wenn Leute zu aufdringlich werden. Ich hasse Penetranz. Sonst möchte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden.
Natürlich bestimmt die Außenwelt nicht ganz unwesentlich meine Möglichkeiten wie Beschränkungen. Den empirischen Nachweis, daß ich mir selbst Beschränkungen auferlegt hätte, wo ich ganz realistisch doch Möglichkeiten gehabt hätte, ist man mir stets nur schuldig geblieben. Das sind für mich Psycho-Sprechblasen, in denen nicht viel Weisheit enthalten ist.
Allerdings war ich schon als kleines Kind recht gut darin, mich in mich zurückzuziehen, und das war bestimmt nicht das Schlechteste (tut mir leid, wenn ich mal wieder arg arrogant wirke, das ist aber in manchen Lebenssituationen wirklich so).
Ich habe es tatsächlich einmal für ein paar Jahre geschafft, mir um Geschlecht, Rasse, Kultur, yada nicht so viel Gedanken zu machen. Leider kamen dann einige Leute doch mal wieder auf die Idee, sie könnten sich ja totale scheiße mir gegenüber benehmen. Das war's dann für mich, zu einer solch naiven Gutmütigkeit werde ich nie mehr zurückkehren können. Das Othering wird mir wohl zeitlebens erhalten bleiben, in welcher Form auch immer. Nur wenn man Leute fragt, dann sind sie allesamt keine Sexisten, Rassisten, Kulturimperialisten, blah. "Nein, aber wir doch nicht!"
Natürlich konnte sowas auf Dauer durchaus meine Identität anfressen. Es nützt nur nichts, es gibt keine Alternative dazu, ich zu sein. Oder als Gegenposition zu R.D. Precht: Wer bin ich? und wenn nein:
bin ich dann überhaupt?
Es dürfte sich erübrigen, darauf hinzuweisen, daß es nicht das Konzept "Identität" ist, was eine Qual für mich ist, sondern wie manche Leute glaubten, mit mir umspringen zu dürfen. Philosophisch kann man damit leben, daß es offensichtlich verschiedene Identitätsbegriffe gibt. Inhaltlich ist es sicherlich durchaus so, daß mir so manches meiner "Feature" etwas bedeutet. Das könnte gar nicht anders sein.
Dennoch: natürlich kann ich die Welt nicht ändern, aber ich muß mich nicht mehr davon abhängig machen als unbedingt nötig. Ich muß nicht alles hinnehmen, nichts ist "alternativlos".
Wie dem auch sei, dieser Typ aus dem Chat kann froh sein, daß er nicht an mich geraten ist
Um im Rahmen dises Threads zu bleiben: Raga Yaman