Beitrag #1
15.06.2018, 22:45
Hallo zusammen,
ich glaube, ich stelle mich erstmal vor und erzähle euch von meinem Werdegang. Ich bin 31 Jahre alt und war eigentlich stets unauffällig in meiner biologischen Geschlechterrolle (männlich) unterwegs, auch wenn ich mich noch nie so richtig damit identifizieren konnte.
In meiner Kindheit habe ich sehr viel mit meinen Schwestern und Cousinen unternommen, sodass es völlig normal war, dass ich mich eher nach typischen Mädcheninteressen ausrichtete. Im weiteren Verlauf würde ich aber sagen, dass ich "eher" ein ganz normaler Junge war, auch wenn ich mich nie für Fußball, Autos und dergleichen begeistern konnte. Das muss natürlich noch nichts heißen, klar. Auf der anderen Seite interessierte ich mich schließlich auch nicht sonderlich für typische Mädchenaktivitäten. Ich war also nicht stereotypisch maskulin, aber auch nicht stereotypisch feminin - um es vielleicht am besten auf den Punkt zu bringen.
Sexuell entwickelte ich mich ab der Pubertät aber in eine etwas auffälligere Richtung. Ich erkannte schon sehr früh, dass ich auf Frauenkleidung stand. Es erregte mich einfach sie zu tragen. Zusätzlich entwickelte ich immer devotere Züge (ausschließlich auf sexueller Ebene) und hab mir im Rahmen meines Kopfkinos ständig vorgestellt, dass mich irgendein dominanter Partner, egal ob weiblich oder männlich, irgendwann feminisieren würde. Ich wollte also weiblich sein, zumindest in meinen sexuellen Fantasien. Mir war dabei immer bewusst, dass es "nur" ein Fetisch sein musste.
Als ich älter wurde entwickelte ich zunehmendes Interesse fürs weibliche Geschlecht, hatte dann auch feste Beziehungen und meine Fetische mussten in den Hintergrund rücken. Ich lebte sie dennoch hin und wieder heimlich aus und suchte zumindest Online nach dominanten Frauen und Männern. Klassischer Sex war nie möglich, weil es mir (nach wie vor) völlig widerstrebt, als Mann Sex zu haben. Ich finde Frauen zwar attraktiv (sogar attraktiver als Männer), aber am Ende waren meine ausgefallenen Neigungen immer zu stark. Ich wollte im Bett entweder immer devot oder eine Frau sein. Das konnte ich allerdings nie offen äußern, sodass Sex in meinen Beziehungen (für mich) unwichtig wurde.
Während all den Jahren hatte ich immer wieder Phasen in denen ich glaubte evtl. transsexuell zu sein. Frauenkleidung zu tragen war in diesen Phasen plötzlich kein Fetisch mehr, es erregte mich nicht. Ich hab es statt dessen einfach genossen, fühlte mich wohl. Und natürlich weiß ich, dass zum Frausein mehr dazu gehört als nur die Kleidung. Ich identifiziere mich aber sowieso schon lange eher mit Frauen als mit Männern, was sich tendenziell auch in meinen Interessen widerspiegelt, zum Beispiel politisch.
Diese Phasen gingen irgendwann immer vorbei, zumal ich nicht wollte, dass meine langjährige Freundin etwas mitkriegt. Es war mir am Ende immer etwas unangenehm. Ich wollte nicht als Mann in Frauenkleidung wahrgenommen werden, sondern wenn schon als Frau. Ich widmete mich einfach wieder "wichtigeren" Dingen.
Doch nun ist etwas geschehen, was alles verändert hat. Ich redete mit meiner Freundin (mal wieder) darüber, was die Gründe sein könnten, warum es im Bett nicht funktioniert. Sie war regelmäßig frustriert, dass zwischen uns nichts lief und stellte mich dahingehend zur Rede. Und ich habe mich sonst immer rausgeredet, dass ich jemand wäre, dem Sex halt nicht so wichtig ist oder es mir nicht so gut ginge. Doch diesmal verlief das Gespräch anders. Ich deutete endlich meinen Fetisch an, sagte ihr dass ich devot bin. Und nach mehreren Gesprächen und viel Offenheit sagte sie, dass sie es im sexuellen Rahmen mögen würde, wenn ich Frauenkleidung trage. Jackpot! Ich sagte ihr schließlich, dass ich das auch mag. Ich habe ihr allerdings nicht die ganze Wahrheit erzählt. Ich hab sie lediglich glauben lassen, dass das so 'ne Sache ist, die nur aufs Schlafzimmer beschränkt wäre. Schließlich wollte ich sie auch nicht völlig überrumpeln.
Und nun stecke ich schon seit ca. 2 Monaten wieder in einer "Ich-Glaube-Ich-Bin-Trans-Phase". Und sie will diesmal einfach nicht vorbeigehen. Mein erster Gedanke am Morgen und mein letzter Gedanke am Abend dreht sich um dieses eine Thema. Ich kann an fast nichts anderes mehr denken. Ich stelle mir vor, wie eine Zukunft als Frau aussehen könnte, was ich dafür alles in Angriff nehmen müsste/würde, recherchiere Erfahrungsberichte usw. Und bei all diesen Gedanken verspüre ich keine sexuelle Erregung mehr. Meine devoten Fetische sind momentan zudem völlig unbedeutend geworden - kein Interesse.
Ich stelle mir derzeit oft vor, meiner Freundin "einfach" zu sagen, dass ich nicht nur im Bett gerne eine Frau wäre. Immer wenn ich mich in diese hypothetische Situation hineinversetze, werde ich innerlich euphorisch, so als wäre man frisch verliebt und würde kurz davor stehen, jemandem seine Gefühle zu offenbaren.
Nur was ist jetzt noch mein Problem? Klar, der Weg wäre nicht leicht, das ist mir klar. Aber bevor ich mich überhaupt vor meiner Freundin oute, fragt eine leise Stimme in mir immer wieder: Und was ist, wenn das doch bloß eine Phase ist? Ich lese immer wieder, dass man sich als Transsexuelle/r eigentlich irgendwann sicher ist, als Frau (oder Mann) weiterleben zu wollen. Und momentan bin ich mir SEHR sicher, zumindest wenn ich die potenziellen Reaktionen meines Umfelds ausklammere. In mir herrscht quasi ein Kampf zwischen Emotion und Rationalität.
Was denkt ihr darüber? Soll ich lieber noch länger warten? Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht, insbes. dass es sich aus einem Fetisch heraus entwickelt hat? Oder ist das eher unwahrscheinlich und es könnte vielleicht andere Gründe geben, warum ich so fühle?
Ich danke euch vorab und wünsche euch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
ich glaube, ich stelle mich erstmal vor und erzähle euch von meinem Werdegang. Ich bin 31 Jahre alt und war eigentlich stets unauffällig in meiner biologischen Geschlechterrolle (männlich) unterwegs, auch wenn ich mich noch nie so richtig damit identifizieren konnte.
In meiner Kindheit habe ich sehr viel mit meinen Schwestern und Cousinen unternommen, sodass es völlig normal war, dass ich mich eher nach typischen Mädcheninteressen ausrichtete. Im weiteren Verlauf würde ich aber sagen, dass ich "eher" ein ganz normaler Junge war, auch wenn ich mich nie für Fußball, Autos und dergleichen begeistern konnte. Das muss natürlich noch nichts heißen, klar. Auf der anderen Seite interessierte ich mich schließlich auch nicht sonderlich für typische Mädchenaktivitäten. Ich war also nicht stereotypisch maskulin, aber auch nicht stereotypisch feminin - um es vielleicht am besten auf den Punkt zu bringen.
Sexuell entwickelte ich mich ab der Pubertät aber in eine etwas auffälligere Richtung. Ich erkannte schon sehr früh, dass ich auf Frauenkleidung stand. Es erregte mich einfach sie zu tragen. Zusätzlich entwickelte ich immer devotere Züge (ausschließlich auf sexueller Ebene) und hab mir im Rahmen meines Kopfkinos ständig vorgestellt, dass mich irgendein dominanter Partner, egal ob weiblich oder männlich, irgendwann feminisieren würde. Ich wollte also weiblich sein, zumindest in meinen sexuellen Fantasien. Mir war dabei immer bewusst, dass es "nur" ein Fetisch sein musste.
Als ich älter wurde entwickelte ich zunehmendes Interesse fürs weibliche Geschlecht, hatte dann auch feste Beziehungen und meine Fetische mussten in den Hintergrund rücken. Ich lebte sie dennoch hin und wieder heimlich aus und suchte zumindest Online nach dominanten Frauen und Männern. Klassischer Sex war nie möglich, weil es mir (nach wie vor) völlig widerstrebt, als Mann Sex zu haben. Ich finde Frauen zwar attraktiv (sogar attraktiver als Männer), aber am Ende waren meine ausgefallenen Neigungen immer zu stark. Ich wollte im Bett entweder immer devot oder eine Frau sein. Das konnte ich allerdings nie offen äußern, sodass Sex in meinen Beziehungen (für mich) unwichtig wurde.
Während all den Jahren hatte ich immer wieder Phasen in denen ich glaubte evtl. transsexuell zu sein. Frauenkleidung zu tragen war in diesen Phasen plötzlich kein Fetisch mehr, es erregte mich nicht. Ich hab es statt dessen einfach genossen, fühlte mich wohl. Und natürlich weiß ich, dass zum Frausein mehr dazu gehört als nur die Kleidung. Ich identifiziere mich aber sowieso schon lange eher mit Frauen als mit Männern, was sich tendenziell auch in meinen Interessen widerspiegelt, zum Beispiel politisch.
Diese Phasen gingen irgendwann immer vorbei, zumal ich nicht wollte, dass meine langjährige Freundin etwas mitkriegt. Es war mir am Ende immer etwas unangenehm. Ich wollte nicht als Mann in Frauenkleidung wahrgenommen werden, sondern wenn schon als Frau. Ich widmete mich einfach wieder "wichtigeren" Dingen.
Doch nun ist etwas geschehen, was alles verändert hat. Ich redete mit meiner Freundin (mal wieder) darüber, was die Gründe sein könnten, warum es im Bett nicht funktioniert. Sie war regelmäßig frustriert, dass zwischen uns nichts lief und stellte mich dahingehend zur Rede. Und ich habe mich sonst immer rausgeredet, dass ich jemand wäre, dem Sex halt nicht so wichtig ist oder es mir nicht so gut ginge. Doch diesmal verlief das Gespräch anders. Ich deutete endlich meinen Fetisch an, sagte ihr dass ich devot bin. Und nach mehreren Gesprächen und viel Offenheit sagte sie, dass sie es im sexuellen Rahmen mögen würde, wenn ich Frauenkleidung trage. Jackpot! Ich sagte ihr schließlich, dass ich das auch mag. Ich habe ihr allerdings nicht die ganze Wahrheit erzählt. Ich hab sie lediglich glauben lassen, dass das so 'ne Sache ist, die nur aufs Schlafzimmer beschränkt wäre. Schließlich wollte ich sie auch nicht völlig überrumpeln.
Und nun stecke ich schon seit ca. 2 Monaten wieder in einer "Ich-Glaube-Ich-Bin-Trans-Phase". Und sie will diesmal einfach nicht vorbeigehen. Mein erster Gedanke am Morgen und mein letzter Gedanke am Abend dreht sich um dieses eine Thema. Ich kann an fast nichts anderes mehr denken. Ich stelle mir vor, wie eine Zukunft als Frau aussehen könnte, was ich dafür alles in Angriff nehmen müsste/würde, recherchiere Erfahrungsberichte usw. Und bei all diesen Gedanken verspüre ich keine sexuelle Erregung mehr. Meine devoten Fetische sind momentan zudem völlig unbedeutend geworden - kein Interesse.
Ich stelle mir derzeit oft vor, meiner Freundin "einfach" zu sagen, dass ich nicht nur im Bett gerne eine Frau wäre. Immer wenn ich mich in diese hypothetische Situation hineinversetze, werde ich innerlich euphorisch, so als wäre man frisch verliebt und würde kurz davor stehen, jemandem seine Gefühle zu offenbaren.
Nur was ist jetzt noch mein Problem? Klar, der Weg wäre nicht leicht, das ist mir klar. Aber bevor ich mich überhaupt vor meiner Freundin oute, fragt eine leise Stimme in mir immer wieder: Und was ist, wenn das doch bloß eine Phase ist? Ich lese immer wieder, dass man sich als Transsexuelle/r eigentlich irgendwann sicher ist, als Frau (oder Mann) weiterleben zu wollen. Und momentan bin ich mir SEHR sicher, zumindest wenn ich die potenziellen Reaktionen meines Umfelds ausklammere. In mir herrscht quasi ein Kampf zwischen Emotion und Rationalität.
Was denkt ihr darüber? Soll ich lieber noch länger warten? Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht, insbes. dass es sich aus einem Fetisch heraus entwickelt hat? Oder ist das eher unwahrscheinlich und es könnte vielleicht andere Gründe geben, warum ich so fühle?
Ich danke euch vorab und wünsche euch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße