Beitrag #1
16.03.2019, 13:46
Hi Folks.
Ich besuche dieses Forum seit einigen Monaten als Gast und habe mich nun endlich dazu durchgerungen, mich anzumelden. Naja und da ich schon mal da bin, würde ich mir gerne ein paar Dinge von der Seele quatschen.
Ich gehe mittlerweile auf die Fünfzig zu, und das ist ja bekanntlich die ideale Zeit für persönliche Umbrüche, respektive clearifications. Ich bin in den Nuller Jahren eine zeitlang als Frau rumgelaufen, hatte ein queere Beziehung und mich dabei recht wohl gefühlt. Andererseits habe ich damals auch erfahren, was Sexismus bedeutet, und wie übel dir das aufs Gemüt schlagen kann - und das, obwohl ich damals überwiegend in autonomen Zusammenhängen und in der freien Kulturszene unterwegs war. "Als Frau rumgelaufen" meint an dieser Stelle übrigens etwas fluides, ich war nie eine Drag-Queen und will auch nicht aussehen wie meine Mutter. Auch als Mann kleide ich mich gerne etwas slutty, rasiere mich und zuhause trage ich sowieso nur Wickelrock. Als eine Mitbewohnerin mir mal sagte, ich hätte total schöne Brustwarzen, war das für mich ein wahnsinnig tolles Kompliment.
So im Nachhinein wird mir dann klar, dass das eigentlich immer schon so war. Auf alten Fotos hat mein Kleidungsstil oft so'ne androgyne Punk-Ästhetik: Stola über Lederjacke, Leggins mit langen Pullis drüber, auch mal Bauchfrei... Ich hab mich damals auch oft in Cis-Männer verliebt, hab das aber nie als verliebtsein verstanden. Auch heute kann es mir passieren, dass ich in der Straßenbahn von Typen angeguckt werde und erröte wie ein Backfisch, aber mittlerweile kann ich das Gefühl wenigstens zulassen.
Trotzdem war ein Leben als Transfrau für mich nie eine ernsthafte Option, einerseits wohl wegen meiner Erziehung, die bestimmte Empfindungen schon im Kopf nicht zuließ, aber auch weil ich keinen wirklichen Leidensdruck verspürt habe. Die Empathie mit meinen Partnerinnen beim Heterosex hat mir irgendwie ausgereicht. Sex mit Jungs hab ich ausprobiert, war aber nicht so dolle, weil eben kein weiblicher Körper im Spiel ist. Ist eben doch was anderes als Homosexualität, was mir fehlt. Und meine Phantasien hatte ich ja immerhin auch noch. (Mein Gott, ein Tag Mitglied und schon lass ich hier die Schlüpfer runter. Vielleicht kann die Moderatorin ja noch die eine ohne andere Stelle schwärzen.)
However. Ich hab meine Queerness dann allerdings wieder runtergefahren, weil ich ein Kind großziehen durfte (alleinerziehend, aber das ist eine andere Geschichte) und beruflich nichts riskieren wollte.
Ich habe vier Jahre lang eine Analyse gemacht, in der das Thema Geschlechterrolle komischerwiese nie zur Sprache kam. Stattdessen wurde mir eine leichte Borderline-Persönlichkeit und Daddy-Issues bescheinigt, aber das geht ja eigentlich in die selbe Richtung.
Veilleicht ist es ja Quatsch, aber seit geraumer Zeit erscheint mir eine Feminisierung als die Lösung aller Probleme. Das ist jetzt ein bischen übertrieben, aber anstatt mich noch zehn Jahre darüber zu ärgern, dass mir das nicht früher klar geworden ist, sollte ich das Projekt lieber sofort starten. Momentan experimentiere ich noch auf eigene Faust mit Phytoöstrogenen (Pueraria Mystifica und Cimicifuga) und meine Testosteronproduktion ist glaub ich eh mau. Aber ich hab mich noch nicht getraut, meinen Hausarzt auf Hormone anzusprechen.
Tatsächlich könnte ich sogar ein paar ermunternde Worte ganz gut gebrauchen. Von der Community.
Peace & Love
Ich besuche dieses Forum seit einigen Monaten als Gast und habe mich nun endlich dazu durchgerungen, mich anzumelden. Naja und da ich schon mal da bin, würde ich mir gerne ein paar Dinge von der Seele quatschen.
Ich gehe mittlerweile auf die Fünfzig zu, und das ist ja bekanntlich die ideale Zeit für persönliche Umbrüche, respektive clearifications. Ich bin in den Nuller Jahren eine zeitlang als Frau rumgelaufen, hatte ein queere Beziehung und mich dabei recht wohl gefühlt. Andererseits habe ich damals auch erfahren, was Sexismus bedeutet, und wie übel dir das aufs Gemüt schlagen kann - und das, obwohl ich damals überwiegend in autonomen Zusammenhängen und in der freien Kulturszene unterwegs war. "Als Frau rumgelaufen" meint an dieser Stelle übrigens etwas fluides, ich war nie eine Drag-Queen und will auch nicht aussehen wie meine Mutter. Auch als Mann kleide ich mich gerne etwas slutty, rasiere mich und zuhause trage ich sowieso nur Wickelrock. Als eine Mitbewohnerin mir mal sagte, ich hätte total schöne Brustwarzen, war das für mich ein wahnsinnig tolles Kompliment.
So im Nachhinein wird mir dann klar, dass das eigentlich immer schon so war. Auf alten Fotos hat mein Kleidungsstil oft so'ne androgyne Punk-Ästhetik: Stola über Lederjacke, Leggins mit langen Pullis drüber, auch mal Bauchfrei... Ich hab mich damals auch oft in Cis-Männer verliebt, hab das aber nie als verliebtsein verstanden. Auch heute kann es mir passieren, dass ich in der Straßenbahn von Typen angeguckt werde und erröte wie ein Backfisch, aber mittlerweile kann ich das Gefühl wenigstens zulassen.
Trotzdem war ein Leben als Transfrau für mich nie eine ernsthafte Option, einerseits wohl wegen meiner Erziehung, die bestimmte Empfindungen schon im Kopf nicht zuließ, aber auch weil ich keinen wirklichen Leidensdruck verspürt habe. Die Empathie mit meinen Partnerinnen beim Heterosex hat mir irgendwie ausgereicht. Sex mit Jungs hab ich ausprobiert, war aber nicht so dolle, weil eben kein weiblicher Körper im Spiel ist. Ist eben doch was anderes als Homosexualität, was mir fehlt. Und meine Phantasien hatte ich ja immerhin auch noch. (Mein Gott, ein Tag Mitglied und schon lass ich hier die Schlüpfer runter. Vielleicht kann die Moderatorin ja noch die eine ohne andere Stelle schwärzen.)
However. Ich hab meine Queerness dann allerdings wieder runtergefahren, weil ich ein Kind großziehen durfte (alleinerziehend, aber das ist eine andere Geschichte) und beruflich nichts riskieren wollte.
Ich habe vier Jahre lang eine Analyse gemacht, in der das Thema Geschlechterrolle komischerwiese nie zur Sprache kam. Stattdessen wurde mir eine leichte Borderline-Persönlichkeit und Daddy-Issues bescheinigt, aber das geht ja eigentlich in die selbe Richtung.
Veilleicht ist es ja Quatsch, aber seit geraumer Zeit erscheint mir eine Feminisierung als die Lösung aller Probleme. Das ist jetzt ein bischen übertrieben, aber anstatt mich noch zehn Jahre darüber zu ärgern, dass mir das nicht früher klar geworden ist, sollte ich das Projekt lieber sofort starten. Momentan experimentiere ich noch auf eigene Faust mit Phytoöstrogenen (Pueraria Mystifica und Cimicifuga) und meine Testosteronproduktion ist glaub ich eh mau. Aber ich hab mich noch nicht getraut, meinen Hausarzt auf Hormone anzusprechen.
Tatsächlich könnte ich sogar ein paar ermunternde Worte ganz gut gebrauchen. Von der Community.
Peace & Love