standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
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Beitrag #1
Der Vatikan will homosexuelle Paare nicht segnen. Wie vereint man als queere Person sexuelle Orientierung und Glauben, der gegen einen ist?

Zitat:Die katholische Kirche hat am Montag bekanntgegeben, dass homosexuelle Paare keinen Segen erhalten dürfen. Man könne niemanden segnen, der gegen die Pläne Gottes und somit in Sünde lebt. Für queere Personen keine Überraschung. Der Vatikan und Papst Franziskus haben trotz offener Tendenzen und Aussagen in den letzten Jahren – der Papst bezeichnete Homosexuelle einmal als Kinder Gottes – bezüglich LGBTIQ-Personen nichts gemacht, um sie in der Kirche willkommen zu heißen. Im Gegenteil: Mit dem Nein zur Segnung wurde bekräftigt, dass Homosexualität gleichzusetzen ist mit anderen verurteilenswerten Sünden.

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https://www.derstandard.at/story/2000125...hen-kirche
[Bild: bild1.jpg]  IF AT FIRST YOU DON'T SUCCEED, FIX YOUR Ponytail AND TRY AGAIN.[Bild: bild0.jpg]
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #2
Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie“ (Genesis 1,27)

Wenn der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde und der Mensch SEIN Abbild ist, folgt daraus, dass ER Mann und Frau ist.

Wenn aber ER Frau und Mann in sich vereint und ER den Menschen als SEIN Abbild geschaffen hat, folgt daraus, dass auch der Mensch Frau und Mann in sich vereint.

Das wird von aktuellen Studien bestätigt, die belegen, dass Menschen die Mischung aus beiden Geschlechtern sind, zum größten Teil in eines der beiden Geschlechter tendierend.

Da ER die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen hat, impliziert ebenfalls, dass Adam das weibliche in sich gehabt hat – welches ER hervorbringen kann, wenn ER will.

Daraus folgt, dass es IHM ohne weiteres möglich ist, eine Frau in einem männlichen Körper zu erschaffen, wenn ER es so will.

Wenn ihm dies möglich ist, kann er auch einen Mann in einem Weiblichen Körper erschaffen, wenn ER es so will.

Auch alle anderen Mischformen sind IHM zu erschaffen möglich, wenn ER es so will.

Daraus folgt, dass trans und inter- und homosexuelle Menschen von IHM gewollt sind, dass sie sind, denn sonst hätte ER sie nicht erschaffen.

ER liebt sie wie alle anderen SEINER Kinder.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #3
Aus theologischen Diskussionen von Religionen, von denen ich keinen Blassesten habe, werde ich mich mal schön heraushalten. Ich kann mich aber so dunkel an eine Papier von Sally Gross erinnern, in dem es u.a. auch um die hier erwähnten Passagen ging: Intersexuality and Scripture, falls da mal jemand reingucken will.
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #4
Theologische Diskussionen sind sinnlos, solange jemand da ist, der qua Amtes unfehlbar in Glaubensangelegenheiten weiß, was Sache ist - und die Gläubigen qua Status als Gläubige das glauben müssen (wie soll das eig. funktionieren? Sich zwingen, etwas zu glauben?), was ihnen als zu glaubende Wahrheit gepredigt wird.

Aufgrund dieser Logik kann bei einer Diskussion nichts anderes als eben diese unfehlbare Lehre herauskommen, da nichts anderes herauskommen darf.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #5
Ich habe Menschen kennen gelernt, die schon als kleine Kinder zur Beichte gehen mussten, um zu beichten, was sie in Gedanken, Worten und Taten „gesündigt“ hatten.

Was kann ein Kind im Grundschulalter schon an „Sünden“ begehen?
Flunkern hier, stibitzen da, vll – oh, das kam sehr gut an beim Beichtvater, wenn man es erst einmal herausgefunden hatte . unsittliches Berühren des eigenen Körpers zum Zwecke des Lustgewinns.

Wer von den Jüngeren, die dies nicht mehr durchstehen mussten, kann nachvollziehen, in welcher Angst diese Menschen ihr Leben lang lebten?

Angst vor Höllenstrafen, weil sie ihr Leben nicht gottesfürchtig genug gelebt hatten?

Weil sie ihre Eltern nicht geehrt hatten, die sie misshandelt und manchmal sexuell traumatisiert hatten (euphemistisch auch „missbraucht“ genannt)?

Angst vor Sanktionen, vor dem Ausgestoßenwerden, weil man sich nicht regelkonform verhält?

Ich kenne Menschen, die innerlich ausgetreten sind und doch äußerlich in der Kirche bleiben.
Warum?
Rom ist weit, sagen manche.
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, sagen andere.
Ja, dass sind die Theoretiker, hier bei uns in der Jugend-/Häkel-/Krabbel-/Frauen- (beliebiges anderes einsetzen)Gruppe läuft es ganz anders, sagen andere.
Ich arbeite in einer kirchlichen Einrichtung, und obwohl die zum größten Teil vom Steuerzahler, als Nicht-Katholiken bezahlt wird, muss ich in der Kirche sein, um hier arbeiten zu können.
Ich bleibe in der Kirche, um sie von innen zu verändern.

Es gibt viele Gründe, warum jemand nicht offiziell aus der Kirche austritt.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #6
Ich kann's auch nicht nachvollziehen Blush

Diese Banalisierung von Ethik ist verantwortungslos. "Ich habe der Völlerei gefröhnt und zwei saure Drops hintereianderweg gelutscht"? Oder "ich habe mich der Wollust hingegeben und *******"? Das interessiert doch keinen toten Elch [Bild: smilie_tier_190.gif]

Auch das ist eine Art wie Kinder für die Fehler den Bullsh*t ihrer Eltern büßen müssen (nämlich wenn sie den allen Ernstes glauben).
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #7
Naja, mir fallen zumindest 2 Gründe ein warum einem die Kirche bzw. die Glaubensgemeinschaft wichtig sein könnte.

Wenn man in einem kleinen Dorf lebt bspw., spielen so Sachen wie der sonntägliche Gottesdienst und dergleichen sicher eine nicht unbedeutende Rolle, auch in Hinblick auf das gesellschaftliche Leben und die Dorfgemeinschaft. Ich erwähne das jetzt, weil ich das vor kurzen erst wieder selbst mitbekommen habe. Da ist es dann auch verpönt sich als gleichgeschlechtlich liebend zu outen, auch wenn es ohnehin offensichtlich ist, aber scheinbar ist es einfacher nicht offen dazu zu stehen um den Schein zu wahren.

Das zweite ist die Sache mit dem ewigen Leben im Paradies, das ist natürlich verlockend, jedenfalls verlockender als die Vorstellung, dass nach dem Tod nichts mehr ist, also man einfach aufhört zu existieren und das Bewusstsein erlischt. Insofern sind diejenigen die glauben schon wieder irgendwie beneidenswert, weil dadurch der Tod - zumindest scheinbar - seinen Schrecken verliert.

Was ich mich schon öfter gefragt habe ist, ob man wenn man mal quasi vom Glauben abgefallen ist, bzw. dem ganzen Hokuspokus nichts mehr abgewinnen kann, auch wieder zurück zum Glauben zurückkehren kann? Ich mein, das wär ja praktisch, zuerst nichts glauben und sich alles erlauben, und erst kurz vorm Tod wieder zu glauben beginnen, alle Sünden beichten und dann ab ins Paradies....  Angel
[Bild: bild1.jpg]  IF AT FIRST YOU DON'T SUCCEED, FIX YOUR Ponytail AND TRY AGAIN.[Bild: bild0.jpg]
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RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #8
(18.03.2021, 23:05)chipsi schrieb: Ich mein, das wär ja praktisch, zuerst nichts glauben und sich alles erlauben, und erst kurz vorm Tod wieder zu glauben beginnen, alle Sünden beichten und dann ab ins Paradies....  Angel

Also wenn man Family Guy glaubt haut das so hin^^


~ It's better to be a vivid spirit that went through hell to find peace than a greedy jerk who owns everything besides that. ~
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RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #9
THOMAS VON AQUIN hat Glauben so definiert:
Glauben ist ein actus intellectus a voluntate imperatus, auf deutsch ein Akt der Vernunft, befohlen vom Willen.

Wenn ich mich also etwas Widergöttlichem hingebe (woher ich weiß, was widergöttlich ist? Ganz klar, das sagt mir in letzter Instanz der Oberhirte in Rom), also beispielsweise Völlerei oder Wollust oder Homosexualität, dann handele ich gegen Gottes Willen durch meinen eigenen Willen.

Ich stelle also meinen Willen gegen Gott.
Das ist Sünde.
Wenn ich homosexuell bin, begehe ich willentlich Sünde.
Das ist doppelte Sünde.

Wer von denen, die außerhalb eines solchen Gedankengebäudes aufgewachsen, erzogen, sozialisiert worden sind kann nachvollziehen, unter welchem Druck diese Menschen leiden?

Der Gedanke, Homosexualität sei eine freie Willensentscheidung, ist so abstrus wie zum Beispiel die Ursache für eine Rot-Grün-Sehschwäche allein auf den eigenen Willen zurückzuführen.

Aber genau das wird verlangt.

Das führt zum Zwiespalt zwischen gottgefällig oder in Sünde zu leben.

Da ich mich als Homosexuelle ohnehin schon aus eigenem Willen von Gottes Willen abgewendet habe, verliere ich auch noch die letzte Hoffnung auf Gottes Gnade, wenn ich aus der Kirche austrete, denn dann wende ich mich auch noch von Gott selber ab (was das ICE-Ticket in die Hölle ist).
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: standard.at: LGBTIQ-Community: Warum seid ihr noch bei der katholischen Kirche?
Beitrag #10
(18.03.2021, 23:05)chipsi schrieb: Wenn man in einem kleinen Dorf lebt bspw., spielen so Sachen wie der sonntägliche Gottesdienst und dergleichen sicher eine nicht unbedeutende Rolle, auch in Hinblick auf das gesellschaftliche Leben und die Dorfgemeinschaft.

Die Kirchen haben zu "Taufscheinchristen" bestenfalls ein ambivalentes Verhältnis.

Die sitzen dann da ¾ h ab, und was Religion ist, werden sie in ihrem ganzen Leben nie wissen.

(18.03.2021, 23:05)chipsi schrieb: Da ist es dann auch verpönt sich als gleichgeschlechtlich liebend zu outen, auch wenn es ohnehin offensichtlich ist, aber scheinbar ist es einfacher nicht offen dazu zu stehen um den Schein zu wahren.

"Das da ist doch deine Schwester, oder?" Whistling Angel2

(18.03.2021, 23:05)chipsi schrieb: Das zweite ist die Sache mit dem ewigen Leben im Paradies, das ist natürlich verlockend, jedenfalls verlockender als die Vorstellung, dass nach dem Tod nichts mehr ist, also man einfach aufhört zu existieren und das Bewusstsein erlischt.

Kommt drauf an, was für Ansprüche man an eine Religion/Philosophie hat.

(Wie man sich vielleicht denken kann, ich persönlich möchte keinen billigen Trost.)

(18.03.2021, 23:05)chipsi schrieb: Was ich mich schon öfter gefragt habe ist, ob man wenn man mal quasi vom Glauben abgefallen ist, bzw. dem ganzen Hokuspokus nichts mehr abgewinnen kann, auch wieder zurück zum Glauben zurückkehren kann?

Ja natürlich. Die Kirchen haben sogar Programme für Wiedereinsteiger.

Glauben kann man allerdings auch ohne Kirche. Auch wenn die irgendwelche Argumentationen haben, warum man sie denn doch brauchen müßte. Ich muß nur um Nachsicht bitten, ich kann das leider nicht mehr reproduzieren.
Zitat



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