FFS, GAOP und der ganze Rest
FFS, GAOP und der ganze Rest
Beitrag #1
Es war einmal eine Frau, die in einem Männerkörper feststeckte.
Die hoffte, eines Tages genügend Geld zu haben, um all das ändern zu lassen, was nicht dem Bild entsprach, das sie von sich selber hatte.
 
Als es dann soweit war, musste sie erfahren, dass selbst die aktuelle Medizin nicht so viel kann, wie sie es gehofft und erwartet hatte.
 
Von vielen Unmöglichkeiten abgesehen bestand immer noch ein gutes Risiko, dass die Operationen nicht gut ausgehen würden – aller Routine zum Trotz.
 
Wie das dann aussehen kann, könnt ihr euch im Nachbarforum „Transsexuelle und Angehörige“ anschauen.
Besonders ans Herz legen möchte ich die Bilderserie eines gewissen „Rabenmädchens“.
Ja, ich hatte Glück gehabt, und zu guter letzt ist alles schön verheilt, aber ich habe – gerade in letzter Zeit – auch schlimmes Gegenteiliges miterleben müssen.
 
Das rumorte in mir und ich fragte mich, ob diese scheinbar unbeschränkte Verfügungsgewalt über den eigenen Körper auch tatsächlich genutzt werden sollte.
 
Müssen plastische Operationen sein, wo hier ein Fältchen weggeliftet wird und da ein paar Lippen botoxiiert werden oder dort mal schnell ein Penis aus einem Unterarm gebastelt wird?
 
Andererseits – wer bin ich, die ich als anerkannt an Transsexualität gelitten habende Frau weiß, was Leidensdruck mit einem falsch ausgeprägtem Körper bedeutet, anderen vorzuschreiben, ab wann Leidensdruck unaushaltbar ist und nur durch eine OP gelindert werden kann?
 
Kann eine zu große Nase, eine zu kleine Brust, zu schmale Lippen nicht ebenso schmerzhaft für die Betroffenen sein wie das seinerzeit zwischen meinen Beinen baumelnde Fetzchen Fleisch?
 
Was hilft es Betroffenen, wenn ihnen gesagt wird, ihre Nase sei nicht zu groß?
Ihre Brüste seien klein, aber genau richtig, eine Handvoll?
Seine Vagina würde ihn nicht weniger zum Mann machen, als wenn er einen Penis hätte?
Eine Vagina würde sie nicht zur Frau machen, sie könne ihren Pimmel ruhig behalten?
 
Wer kann von außen beurteilen, inwieweit das Selbstbild, jenes Bild, das ich von mir selber habe, von Umwelt und Konzernen und Gesellschaft geprägt ist?
Ob ich wirklich an meinen körperlichen als falsch empfundenen Ausprägungen leide oder einem aufgezwungenen Schönheitsideal zu folgen versuche?
 
Meine Antwort besteht in einer simplen Frage:
Wenn deine OP schief geht und deine Nase, deine Brüste, dein Penis oder deine Vagina nach der OP nicht dem Idealbild entsprechen, welches du dir ausgemalt hast, würdest du die OP trotzdem wollen?
Ist dein jetziger Zustand so unaushaltbar, dass jedes – und wirklich jedes!  - Ergebnis besser ist als der Prä-OP-Zustand, dann: lass dich operieren.
Wenn du allerdings nur auf eine Verbesserung deines jetzigen Zustandes aus bist, den du als „ganz okay“ beurteilen kannst, dann lass es sein.
 
Für mich war es April 2017 klar:
Mit dem Gesicht, der Brust, der Nase und der Fleischgeschwulst zwischen meinen Beinen konnte ich nicht mehr weiterleben.
Der Tod war besser als ein Leben wie bisher.
Jedes OP-Ergebnis würde besser sein als das bisherige Leben.
 
Ich beglückwünsche und ja, beneide sogar ein wenig jene Transgender, die nicht an solch fürchterlicher Diskrepanz mit ihrem Körper leiden wie wir Menschen mit Transsexualität.
Es ist eine Folter, die niemand dem ärgsten Feind wünscht.
 
Und diejenigen, die diese Folter nicht kennen, werden kaum je nachvollziehen können, wie lebensrettend im wahrsten Wortsinne plastische Chirurgie sein kann.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat

RE: FFS, GAOP und der ganze Rest
Beitrag #2
Ich möchte nur meine eigene Sicht und Erlebnisse der ganzen "Sache" darstellen.
Hätte ich gewusst, wie man mit Transhintergrund behandelt wird, hätte ich von Anfang an einen
anderen Weg eingeschlagen. Wenn ihr wisst was ich meine.
Der Grund dafür war... kein Arzt oder Endo bemühte sich wirklich meinen Hormonstatus abzugleichen
oder mir irgendwelche Tipps zu geben.
Ich war quasi auf mich allein gestellt, auch was die Dosierung betraf. Niemand konnte mir Antworten geben.
In den Jahren der HRT änderte sich absolut nichts an meinem Körper obwohl ich mich soweit an die abermaligen
Blutbefunde und aus der Luft gegriffenen Dosierungen der Ärzte hielt.
Um nicht alles negativ zu bewerten, bekam ich wenigstens einen Leberschaden und chronische Gastritis aufgrund
der um Welten zu hoch dosierten Medikamente der "Ärzte".
Sowie wurden die Hormonrezeptoren permanent geschädigt durch die Überdosierung derer.
Das alles ließ mich nicht von meinem letzten Hoffnungsschimmer abhalten, dass meine GaOP positiv verlaufen sollte.
Fehlgedanke...
Der Darm wurde beschädigt und muss damit leben, mit dauerhaften Schmerzen. Ich werde kein Versuchskaninchen mehr sein
für das ohnehin nur vorgegaukelte Leben welches nie eintritt. Ich klammerte mich anfangs an die Lügen, es würde
Verweiblichung eintreten, meine Lebenserwartung würde steigen, Brust würde wachsen usw... Ihr kennt die angeblichen
Auswirkungen.
Man wird alleingelassen, niemand kennt sich wirklich aus, obwohl ich "Top" Ärzte um Hilfe bat.
Ich habe mich für dieses "Leben" entschieden, es war mein Wunsch...
oder war es Vorherbestimmung? Man weiß es nicht.
Mein Leben bekam ich nicht, auch nicht nach jahrzehntelanger Hoffnung.

Ich möchte kein Statement auf meinen Beitrag.
Es gibt auch Menschen die nicht von "Schönheit und Glück" begnadet werden, und das soll auch einmal gesagt werden.
Nur es schmerzt und ist kaum zu ertragen als "Ding" durch die Welt gehen zu müssen und nie ankommen können.
Überlegt euch ganz genau worauf ihr euch einlässt.
Zitat

RE: FFS, GAOP und der ganze Rest
Beitrag #3
(24.05.2021, 23:16)Rabenmädchen schrieb: .....................

 
Wer kann von außen beurteilen, inwieweit das Selbstbild, jenes Bild, das ich von mir selber habe, von Umwelt und Konzernen und Gesellschaft geprägt ist?
Ob ich wirklich an meinen körperlichen als falsch empfundenen Ausprägungen leide oder einem aufgezwungenen Schönheitsideal zu folgen versuche?
 
Meine Antwort besteht in einer simplen Frage:
Wenn deine OP schief geht und deine Nase, deine Brüste, dein Penis oder deine Vagina nach der OP nicht dem Idealbild entsprechen, welches du dir ausgemalt hast, würdest du die OP trotzdem wollen?


...................

Diese Frage muss sich Jede und Jeder stellen.  

 
Ebenso die Frage, ob man Transgender ist und es reicht, dieses Selbstbild nur zeitweise zu leben. Geht sich das aus? Versucht habe ich es wenigstens. Es machte alles nur schlimmer und ich fiel in eine Depression. Eigentlich schade dass ich es nicht dabei lassen konnte, das hätte mit viel erspart.
 
Mit den Hormonen wandelte sich mit der Zeit mein Blickwinkel, weg vom Oberflächlichen. Auf einmal passte das Selbstbild gar nicht mehr zum Körperbild. Hass gegen meinen Penis hatte ich keinen, er passte einfach nicht mehr zu mir, also musste er gehen. Ein Jahr nach Beginn der HRT wurde ich in München operiert.
Und das Gesicht als solches veränderte sich zum Glück automatisch in die richtige Richtung.
Ein weiters Jahr später erfolgte dann eine Mammaaugmentation.
Schmerzen, Warnungen vor Risiken, waren in dieser Zeit egal, ich habe sie in Kauf genommen, ich wollte endlich leben. Und mit der Zeit kam ich endlich das erste Mal mit meinem Inneren ins Gleichgewicht.
 
Mit meinem Körper habe ich mich versöhnt. Es hat sich verändert.
Und die Stimme ist für mich auch okay, Stimmtraining mache ich alle paar Jahre wieder, da sich mit der Zeit ein Brummen einschleicht.
 
Ich habe für mich beschlossen, vorerst nichts im Gesicht zu machen und den Operationsreigen für beendet zu erklären. Sollte ich im Alter ein Lifting als notwendig sehen, werde ich es jedoch nicht bei einer kleinen Lösung bleiben lassen. Die FFS, die bei mir ganz am Anfang der Prioritäten, die ich verändern wollte stand, werde ich dann wohl doch noch machen lassen.
 
Jede muss ihren eigenen Weg finden, der zum Selbstbild passt!  Die Schritte die gesetzt werden müssen um endlich ein glückliches Leben zu führen, die sind individuell.
 
Ich würde diese Schritte jedenfalls wieder tun, wahrscheinlich würde ich nicht so lange warten.
Zitat



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