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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
(08.07.2012, 23:52)Sarah-Michelle schrieb: Nun dies kann ich virtuell wohl kaum beurteilen, das wäre wohl völlig falsch wenn ich dazu eine konkrete aussage tätigen würde
naja, irgendetwas muss dich ja dazu gebracht haben, das thema aufzubringen
und jetzt zurückzurudern ist zwar für ne therapeutin verständlich, aber in der diskussion umständlich.
immerhin behandelst du mich nicht, hast also keine professionellen sorgfaltspflichten
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
(08.07.2012, 23:30)versuchsanordnung schrieb: (08.07.2012, 22:00)Eva_Tg schrieb: Aber die Schubladen und die Behandlungsmethoden haben wenig mit einander zu tun, oder?
sry, ich hab in den post zuviel reingepackt und auf die deutlichkeit vergessen. redaktrice wird aus mir nie eine
ich finde schon, dass beides miteinander zu tun hat. die schubladen bestimmen medizinische abläufe, rechtliche abläufe, im wesentlichen, wie sich jemand innerhalb dieses behandlungssystems zu definieren hat/ von seiten der professionisten definiert und somit behandelt wird.
zum beispiel, wenn du in germanistan sagst, ich bin eine frau und hätte das bitte auch gerne offiziell dokumentiert, finde für mich bsp. eine hormontherapie sinnvoll, meine genitalien bleiben aber so, wie sie sind, sagt dir das gericht: nö, is nich. leute mit pimmel sind keine frauen. was ja die klassische schublade in dem ganzen thema ist. nur, in diese schublade KANNST du im grunde genommen nicht passen, weil deine lebensrealität/ selbstdefinition eben nicht auf dieser ebene spielt. wieso zum teufel solltest du als weiblich identifizierter mensch auch auf die idee kommen, dich über deinen penis zu identifizieren? das ist im grunde genommen das männliche identifikationsmodell schlechthin.
so, und nun hast du die wahl. entweder, du lernst damit zu leben, dass in deinem ausweis ein ziemlicher blödsinn steht, dein offizieller vorname nicht zu deinem äusseren passt und hast im prinzip bei jeder bewerbung oder ausweiskontrolle potentiell ärger und erklärungsbedarf. oder aber du lügst dich in das passende schubladel und nimmst ne op in kauf.
und ich finde nicht, dass das eine wahl ist, die einem menschen aufgezwungen werden sollte.
Na ja, wie auch immer. Den OP-Zwang gibts in Deutschland nicht mehr und die Vornamensänderung ist auch keine unüberwindliche Hürde. In deutschen Ausweisen steht eh kein Geschlecht drine.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
ernsthaft? hab garnicht mitbekommen, dass der gefallen ist..... asche auf mein haupt.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
Ja, das Bundesverfassungsgericht hat eine Neufromulierung des Gesetzes empfohlen, weil es mit dem Recht auf körperliche Unversehrheit schwer vereinbar ist.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
09.07.2012, 13:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.07.2012, 13:20 von Mike-Tanja.)
(08.07.2012, 22:01)Sarah-Michelle schrieb: Manchmal passiert es, dass die Schubladen und die Behandlungsmethoden zu sehr angeeignet werden, so dass eine Vermengung passieren kann.
Die Schubladen existieren unter anderem, weil noch zahlreiche Gesetze vorsehen, dass die Unterscheidung in "Mann" und "Frau" rechtliche Relevanz hat (in den Bereichen Eherecht, Verwaltungsrecht, Arbeits- und Dienstrecht, um nur einige zu nennen).
Mit jedem diskriminierenden Gesetz, das verschwindet, etwa einem nicht-geschlechtsgebundenen Eherecht, wird diese Grundlage aber dünner. Darum leisten m.E. auch Menschen, die sich auf Grund ihres sozialen, vorurteilskonformen Umfelds niemals dem Anblick einer homosexuellen Hochzeit "ausgesetzt" sehen würden, trotzdem dagegen erbitterten Widerstand: weil sie spüren, dass damit auch ein wesentliches juristisches Kernelement der XX-XY-Dichotomie fallen würde.
Die Behandlungsmethoden stellen sicher, dass man - und jetzt kommt die Krux! - in ausgerissenen Ausnahmefällen (= die "klassischen TS-Karrieren") die Schublade wechseln darf. Aber: "Tertium non datur!", wie die Lateinerin sagt, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
danke, auf genau diese krux wollte ich unter anderem hinaus
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
Natürlich ist das alles schwer, aber irgendwie muß man es ja schaffen, zu mindestens halbwegs normal zu leben.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
definiere "normal"
ich habe z.b. nicht vor, permanent auf konfrontationskurs zu gehen. das bedeutet für mich aber nicht, dass ich mir von irgendjemandem vorschreiben lasse, was ich zu tun oder zu lassen habe, gerade auch, was medizinische behandlungen angeht.
mike-tanja hat das dilemma finde ich ganz gut umrissen: wenn du bereit bist, dich einem medizinisch-psychologischen konstrukt zu unterwerfen, darfst du die dir zugewiesene schublade wechseln.
diese geforderte unterwerfung schmeckt mir überhaupt nicht. nicht nur, weil ich im grunde meines herzens eine in der wolle gefärbte anarchistin bin, die dre festen überzeugung ist, dass jeder mensch die fähigkeit hat, für sich selbst zu bestimmen, ob er oder sie nun als männchen, weibchen, beides oder keins von beidem oder als was auch immer leben will. dieses recht steht in meiner weltsicht jedem menschen zu. ob das was dabei herauskommt, nun üblich ist oder einem bestimmten vorgefertigten strickmuster entspricht, geht meiner meinung nach niemanden was an und ist auch kein weg festzustellen, wie "echt" oder "gültig" diese individuelle lösung ist. das ist für mich einfach eine frage des respekts. ich habe einen anderen menschen so anzunehmen, wie er eben ist und nicht so, wie ich ihn gerne hätte.
so. genau diese sichtweise wird von den personen und organisationen mit denen trans*-menschen beinahe zwangsläufig zu tun bekommen, nicht geteilt. vom beginn des verfahrens an bist du im beweiszwang, du hast dich zu erklären, begutachten zu lassen, einem bild zu entsprechen, anpassungsleistungen an ein vorgefertigtes schema zu erbringen. nun, dieses schema kann stimmen. es kann unter bestimmten umständen für bestimmte personen nützlich sein. aber die behauptung aufzustellen, dieses schema sei der einzig gültige und richtige weg für ALLE betroffenen, und wer ketzerischerweise diese lehrmeinungen nicht teilt und nicht brav mitspielt fliegt raus und hat keine chance auf rechtliche anerkennung und medizinische leistungen ist schlicht und ergreifend anmassend bis dorthinaus.
vor allem wenn man sich vor augen hält, dass es sich dabei um genau das handelt: meinungen. es gibt soweit ich weiss, keinen klaren, evidenzbasierenden, überprüfbaren beweis für die stichhaltigkeit einer diagnose nach ICD F64.0. wir haben es hier im wesentlichen mit einem unbewiesenen erklärungsmodell zu tun, nicht mit wissenschaft.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
Peace...Love...Bomben auf Vietnam... Lassen wir den Anarcho-Quatsch mal außen vor.
Wie stellst du dir das vor? "Doc, ich wäre lieber eine Frau, schreiben sie mir mal Hormone auf!"
Und der sagt dann "Klar, kein Themchen. Ich hab auch noch ein bißchen Morphium im Angebot... Spritzen können sie hoffentlich selbst?!"
Wir rede hier immerhin von Medikamenten und anderen teilweise nicht mehr umkehrbaren Behandlungen und ich möchte in keiner Welt leben, in der sowas ohne Prüfung an jeden vergeben wird. Also muß es gewisse Standards geben, an die sich jeder halten muß.
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RE: outside the gender binary - Genderqueer, bigender (englisch)
Ich halte mich im Grunde ja für ziemlich anpassungsfähig. Darum meine ich auch, jederzeit als TS durchgehen zu können, wenn es mir auf ein "weiblich" im Pass und und einen passenden, amtlich eingetragenen Vornamen entscheidend ankäme.
Ich wäre als Gedankenexperiment an den Reaktionen interessiert, wenn mal jemand alle notwendigen "Scheine" für die PÄ (insbesondere ein psychologisch-psychiatrisch-psychotherapeutisches Gutachten) einsammeln würde, nur um dann vor die Öffentlichkeit zu treten und zu bekennen: "Ich bin bloß ein guter Travestiekünstler, fühle mich als Mann und habe alle an der Nase herumgeführt!"
Gut, Eingriffe in den Hormonhaushalt, die Zeugungsfähigkeit und chirurgische Eingriffe aller Art, die sollte man nicht ganz freihändig vergeben! Aber kommt's darauf überhaupt noch für den formalen Schubladenwechsel entscheidend an?
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