Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #1
Hallo Leute, 
ich dreh mich gedanklich im Kreis. Und das eigentlich immer schon:/
Denn in Wahrheit bin ich Trans, mein äußeres Erscheinungsbild jedoch SEHR männlich. Sprich ich bin 2m groß und sehr männliche Gesichtszüge, bin alles andere als zart. Was soll ich tun? Meinen Frust weiterhin in mich hineinfressen? Oder doch eine Hormonbehandlung starten mit dem Wissen, dass ich niemals auch nur ansatzweise als Frau durchgehen werde? Also dann eigentlich nur ein Zwischending zwischen Frau und Mann sein?  Ach, alles beschissen.

Was sind eure Gedanken zu dem Problem?
 LG
Zitat

RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #2
Hi du!
Mir ging es ähnlich. Ich habe mich sogar nach einem ersten Outing und Gehversuchen als Frau und einer Therapie 2007-08 wieder zurückgezogen und noch mehr versucht als Mann durchzugehen.
Ich hab mich jahrelang rauftrainiert bis ich mit 84 Kg 20 Kg mehr hatte als vorher bzw. jetzt.

Genau vor einem Jahr war der Leidensdruck einfach zu groß. Ich kann auch keine hohen Hacken anziehen mit meinen 183cm, sogern ich es wollte. Mein Haar ist hinten schon etwas schütter und die Geheimratsecken verraten vieles.

Trotzdem - einfach trotzdem! Scheiß doch auf die anderen. Ich sage nicht dass es leicht ist. Auch mit neuem Namen und neuem Geschlecht in allen Dokumenten gibt es Tage da habe ich Angst vor den überraschten Blicken - aber dann hast du diese Momente in denen dir dein Herz sagt: Alles ist gut, alles ist in Ordnung mit dir - und das spüren die Menschen auch!

Es ist ein Scheiß Weg! Der Preis ist verdammt hoch.Vielleicht verlierst du wie ich Menschen die dich vorher geliebt haben. Keine Frage, das alles lässt mich manchmal nur mehr ans Sterben denken, damit alles vorbei ist.

Aber wie gesagt - halt dich an den Gefühlen fest, die dir recht geben. Halt dich an den Menschen fest, die hinter dir stehen werden.

Und dann wirst du plötzlich viele momente erleben in denen du losweinst - vor Freude und Glück wie nie zuvor!

Gib nicht auf!! Du bist nicht allein!!
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RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #3
(05.06.2018, 12:08)Tortenboden schrieb: [hier gekürzt] Was sind eure Gedanken zu dem Problem?  
Mein Hauptgedanke ist, dass man zu einer Selbsterkenntnis, die eine schwerwiegende Entscheidung, wie sie ein dauernder Gender-Wechsel nun einmal ist, tragen kann, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte.

Man kann schon Mut aus Berichten schöpfen, wie andere ihr Leben erfolgreich durch solche Dilemmata manövriert haben, aber eine Glücksgarantie gibt es da nicht.

Wenn man sich selber sicher und mit sich selbst im Reinen ist, dann wird man, Äußerlichkeiten hin oder her, auch nie ungewollt ein "Zwischending" sein.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
WWW
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RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #4
@Tortenboden:
Mach dir besser nicht so viele Gedanken darüber, als was du bei anderen durchgehst. Wenn du ein Problem mit deinem Körper hast, dann solltest du unbedingt was an deinem Körper ändern. Wink
Egal, wie groß oder alt oder sonstwas du bist. Wenn du merkst, dass sich dein  Körper(z.B. durch Hormonbehandlung) in die richtige Richtung entwickelt, wirst du es genießen und automatisch glücklicher.

Außerdem bist du wirklich nicht alleine:




(05.06.2018, 19:40)Mike-Tanja schrieb: Mein Hauptgedanke ist, dass man zu einer Selbsterkenntnis, die eine schwerwiegende Entscheidung, wie sie ein dauernder Gender-Wechsel nun einmal ist, tragen kann, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte.

Einen "Gender-Wechsel" hat Tortenboden überhaupt nicht erwähnt.
~ Schônheit, Weisheit, Stârke ~
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RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #5
Tortenboden!Du solltest darauf hören was dir dein Herz sagt und nicht was irgendwer denkt!Ich seh auch extrem Maskulin aus,erinnere kaum an eine Frau,aber ich bin Glücklich und zufrieden!Und das ist alles was ich dir raten kann!
Für immer Böhse. 

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RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #6
Hey Leute, danke für die vielen Antworten bisher. Hätte ich nicht gedacht, zumal in Foren ja manchmal auch gar nicht geantwortet wird. Also zuerst einmal möchte ich festhalten, dass meine Wortwahl im Anfangspost sehr unpassend war. Jetzt, wo ich meine Formulierung "nur ein Zwischending zwischen Frau und Mann" lese, stößt es mir sauer auf, weil ich absolut NICHT daran glaube, sich einem der beiden klassischen Geschlechter zuzuordnen wäre eine Pflicht oder dergleichen. Auch sehe ich das Konzept des "Passing" nicht unkritisch, weil es durchaus Zwänge schafft. Ich war in dem Moment, als ich meinen Post verfasst habe, einfach nur frustriert und bin es natürlich immer noch.
Was das Thema Therapie betrifft, ich bin 25 und mittlerweile seit 6 Jahren in Gesprächstherapie. Mein Psychiater würde wohl sofort alles in die Wege leiten, um eine Hormonbehandlung zu starten. Manchmal ist er mir sogar etwas zu entgegenkommend. Letztlich bin ich es natürlich, der/die diesbezüglich auf der Bremse steht. Ich meine, große Frauen gibt es natürlich viele, aber ich werde mit meinen 2 Metern ja schon als Mann regelmäßig mit staunenden und fast ungläubigen Blicken und Kommentaren versehen. Ach Gott, ich hasse einfach meinen Penis, habe ihn schon als Kind als ein nicht zu mir gehörendes Körperteil empfunden. Genauso wie ich schon seit der Pubertät ein Dekolleté haben wollte. Ehrlich! Aber wenn ich mal nur ein etwas feminineres Outfit anhabe, glotzen die Leute auf der Straße teilweise, als würden sie den Leibhaftigen sehen. Ich ernte auch immer wieder Kopfschütteln und vor kurzem sogar einen Mittelfinger. In manche Gegenden würde ich so eh keinen Fuß hinsetzten, da ja selbst im Jahr 2018 nicht ausgeschlossen werden kann, dass man verprügelt wird.

An dieser Stelle möchte ich euch meine Bewunderung aussprechen. Ich bin beeindruckt, wie würdevoll und entschlossen ihr euren Weg geht. Als jemand, der weiß, mit wieviel Selbstzweifel, quälender Unsicherheit und auch Einsamkeit Transidentität häufig verbunden ist, kann ich nur sagen: Hut ab. Ihr habt meinen vollsten Respekt.
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RE: Innere Zerrissenheit -- Transsexualität
Beitrag #7
Ich bin zwar nicht ganz so groß wie du, aber mit 1,83 wird man als Frau auch gerne begafft und wenn nicht deswegen, dann weil hier und da immer noch Zweifel entstehen, ob ich denn wirklich eine bin, aber hey, ich weiß dass ich eine bin und in meinen Papieren steht das auch, also darf man nicht das eigene Glück von der Meinung anderer abhängig machen, besonders dann nicht, wenn es sich um wildfremde handelt.

Klar weiß ich aus eigener Erfahrung, welche Ängste man hat, wenn es um das Thema Passing geht und es gibt immer Tage, an denen einem das schwerer fällt und man unsicherer ist als sonst, aber das ist eben die Zeit, die hilft das Selbstvertrauen in sich überhaupt erst einmal zu bekommen.

Ich habe mich Jahrzehnte lang versteckt und meine Weiblichkeit geleugnet weil ich dachte, ich lande irgendwo in der Mitte zwischen dem was ich war und dem, was ich sein möchte, aber jeder Schritt in die richtige Richtung und zum eigenen Glück ist wichtiger als das stehen bleiben in Verzweiflung und Traurigkeit.

Letztens wurde ich für die Tochter meiner Frau gehalten, auch wenn das ziemlich kurios ist und ich dem guten Mann eine neue Brille empfehlen würde, zeigt es doch was möglich ist.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Mut und liebe Menschen auf deinem Weg, solltest du ihn gehen wollen, ich bin glücklich, seitdem ich meinen gehe Smile
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