Hallo - mein Freund ist trans*

[Roswitha]

Hallo Glori,

meine demnächst Ex Frau weiß seit 13 Jahren, dass ich Crossdresser bin. Ich habe das in ihrer Anwesenheit noch nicht einmal ausgelebt. Jetzt will sie die Scheidung genau deswegen. Ich dacht immer, dass sie tolerant ist, aber halt nicht besonders erfreut über diesen Umstand. Jetzt bin ich eines Besseren belehrt worden. Als Crossdresser nehme ich nicht einmal Hormone und mache auch keine besonderen Angleichungen, außer dass ich mir die shyce Körperbehaarung regelmäßig entferne und mir die Augenbrauen zupfe und was halt sonst noch so zu einem weiblichen Erscheinungsbild beiträgt.

Derzeit wäre es mir lieber meine bald Ex hätte mir schon vor 13 Jahren gesagt, dass sie da nicht mit kann. Das hätte beiden das derzeitige Leid erspart und wir hätten beide danach und sehr viel früher mehr Lebensqualität gehabt.

Also überlege Dir inwiefern Du bereit bist auf DAUER mit zu gehen. Klingt jetzt nicht so gut, ist aber immer wieder ein Thema bei Transgendern, ob die Partner da dauerhaft mitmachen. PsychologInnen können ein Lied davon singen. Eventuell könnt ihr ja eine(n) Psych* aufsuchen.

Ich wünsche euch beiden viel Kraft,

LG Rosi

[Sunburst]

Es gibt nur sehr wenige Leute, die zur Not mit einem händchenhaltend durch die Hölle gehen würden. (Etwas dramatisierend gesagt.)

Es gehört zu den großen Tragiken der menschlichen Existenz, daß sich umgekehrt viele Leute so jemanden wünschen. Und das betrifft bei weitem nicht nur T*.

Eine spezifischere Gefahr sind dann noch die unlauteren Motivationen, mit denen manche (m/w/d) sich an T* heranmachen.

[Glori]

Hallo Roswitha,

ich verstehe deinen Kummer und es tut mir leid, dass du gerade in dieser Situation steckst. Irgendwie kann ich schwer nachvollziehen, warum deine Frau dein Crossdressing als Grund für die Trennung angibt, wenn sie dich nicht mal so erlebt hat. Warum hast du das eigentlich nie in ihrer Gegenwart gemacht und habt ihr denn mal eine Beratung aufgesucht?

Dein Ratschlag, mir gut zu überlegen ob ich auf Dauer mit meinem Partner seinen Weg beschreite ist zwar gut gemeint und ich verstehe deinen Standpunkt.
Aber dazu muss ich schon sagen: egal welche Beziehungskonstellation es ist, eine Garantie hat man doch nie, das ist eine Illusion. Diesen Sommer, bevor er mir das endlich erzählt hat, haben wir uns beide gesagt, wie schön wir unsere Beziehung finden und dass wir "für immer" zusammen sein wollen. Und dann haut er diese Info raus, nach über 7 Jahren Beziehung.

Ich finde, ich bin ja auch ein Mensch, ich habe auch das Recht, mich damit zu beschäftigen, ich darf dafür auch Zeit brauchen um das zu verarbeiten und ich habe auch ein Recht auf meine Sexualität und meine Gefühle. Ich weiß das jetzt noch nichtmal 2 Monate und er weiß es schon fast sein ganzes Leben.

Wir lassen uns beraten - separat und gemeinsam - bei einer Stelle, die auf diese Thematik spezialisiert ist. Wir fühlen uns dort ganz gut aufgehoben.

Jetzt gilt es eben, auszuloten, wie ich mich bei all diesen sehr raschen Veränderungen fühle. Auch ich muss auf mich achten und mir die Zeit geben - ich bin nämlich ziemlich empathisch und will ihn immer beschützen, da vergisst man oft auf sich selbst.

Also danke für deinen Rat, aber es wird so eine Entscheidung kaum möglich sein - mein Freund und ich werden einfach weiter tun und reden und hinein fühlen.


Und Sunburst: ich wünsch mir auch jemanden, der mit mir händchenhaltend durch die Hölle geht.

[Roswitha]

Hallo Glori,

du hast eine tolle Herangehensweise an die Thematik, deine Einstellung finde ich auch sehr gut. Fantastisch ist es auch, dass ihr zusammen das Gespräch sucht und euch Hilfe von außen holt.
Bei mir war das anders. Sie hat sich NIE für das Thema interessiert oder sich damit beschäftigt. Auch das Angebot zur Selbsthilfegruppe einmal mit zu gehen hat sie abgelehnt. Letzlich hat sie bloß ihre Vorurteile über das Trans sein gelebt, als da wären Tunte, schwul usw. usf.
Schön, dass es bei euch anders ist. Und ja, Garantie gibt es keine bei einer Partnerschaft. Wenn sich aber beide bemühen das zu gestalten und Kompromisse zu finden kann es was werden.

Liebe Grüße und viel Glück wünsche ich euch.

Rosi

[Mike-Tanja]

(05.12.2019, 23:36)Roswitha schrieb: Hallo Glori,

du hast eine tolle Herangehensweise an die Thematik, deine Einstellung finde ich auch sehr gut. [Rest gekürzt]

Da kann ich mich nur anschließen. Ich hatte zwar etwas mehr Glück in Leben wie Roswitha, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Beziehungen mit TGs besonders zerbrechlich sind.

Ich wünsche euch viel Glück, ihr schafft das!

[lari]

Ich hab schon oft davon gehört, dass eine Partnerschaft weiter funktioniert, wenn der "Mann" "plötzlich Frau" geworden ist. Viele Frauen wollen aber lieber einen "richtigen" Mann. Vielleicht hilft als Kompromiss, eine offene Beziehung zu führen. Dass sich die Gattin/Freundin sich das fehlende bei einem anderen Mann holen darf. Und auch die Transfrau, wenn sie auf Sex mit Männern steht. Problematisch wird's vielleicht, wenn sich die Frauen in die Männer verlieben. Aber vielleicht denkt man dann sowieso über eine andere Art von Beziehung nach.
Aber vorher weiß man halt vieles noch nicht. Manchen Transfrauen wird sicher erst mit der Zeit so richtig klar, dass sie auf Männer stehen, weil sie es vorher verdrängt haben.

Von mir weiß ich, dass ich diese Gedanken schon immer hätte. Aber ich hab sie nie so richtig wahr haben wollen..

[SonjaSis]

Das klingt ja wie ein Mysterium. Klar können Partnerschaften weiter bestehen. Eine Garantie gibt es sowieso nie in einer Beziehung.

[Glori]

Hallo ihr Lieben - es ist fast ein Jahr her, dass ich hier geschrieben habe - jetzt dachte ich, ich wende mich mal wieder um euer kollektives Wissen anzuzapfen, wenn ich darf.

Ein kleines Update von mir, falls es jemanden interessiert: wir sind noch zusammen und soweit glücklich, auch wenn die "Diagnose" (blödes Wort) nicht ganz klar ist.

Und gerade deswegen hab ich ein paar Fragen an euch - vor allem an die, die vielleicht in einer ähnlichen speziellen Situation sind bzw. sich ähnlich verorten wie meine Freundin. Ich belasse diese Frage gerade einfach in diesem Kapitel, kann aber auch ein neues Thema aufmachen dafür, wenn das besser ist?

Also kurze Zusammenfassung: meine Freundin verortet sich selbst als Trans-Frau, will aber die männliche Sexualität aufrecht erhalten bei gleichzeitigem Brust-Aufbau. Viele werden jetzt sagen, das ist kein richtiges Trans - und ich bin auch kein Experte. Die Diagnose ist auch wieder irgendwie schwierig oder inkonsistent, halt non-binary.

Konkret möchte ich wissen: Gibt es hier noch jemanden, der sich so fühlt?
Und da sie sich momentan einen Brustaufbau wünscht, redet sie immer von Progesteron - aber ich habe gehört, das beeinflusst den Testosteronhaushalt und damit die männliche Sexualität und bringt nicht zwangsläufig ein Brustwachstum - vor allem im Alter von 45 Jahren.

Also, kann mir jemand von euch dazu was sagen?

Danke und liebe Grüße

Glori

[Liz_Gokou]

Hi,

Also für mich klingt das alles andere als non-binar. Dieser Begriff bedeutet das man sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt.
Als Trans-Gender Person* kann man trotzdem sein Geschlechts Teil behalten und ist deswegen nicht weniger weiblich.

Wenn du jedoch sagen würdest das er seine Rollen als Mann und Frau wechselt dann würde hier der Begriff Gender-Fluid eher passen. Am besten mal google nutzen zur besseren Verständnis.

LG liz

[Glori]

Hallo @Liz_Goku,

danke für die Rückmeldung - was den Begriff angeht, habe ich aber schon anderes gehört. Nämlich dass Non-binary sowohl außerhalb der Gendertypen Mann und Frau liegt, als auch dazwischen und somit beide beinhalten kann. Ich gebe dir aber recht, es ist ein schwieriger Begriff. Gender-Fluid ist sie definitiv nicht, sie möchte eine Personenstandsänderung und als Frau leben.
Aber die Diagnose mal beiseite, das ist sowieso nur für die Ärzte wichtig.

Meine Frage bezog sich jetzt eher, ob jemand hier ähnlich ist und Erfahrungen mit Progesteron gemacht hat, ohne seine männliche Funktion einzubüßen.
Weil ich da immer gegenteilige Infos bekomme und mich nicht auskenne.

Danke und liebe Grüße