GA OP Ergebnisse - Erfahrungsbericht!
RE: GA OP Ergebnisse - Erfahrungsbericht!
Beitrag #10
(19.05.2012, 03:40)Eva_Tg schrieb: @Jasminchen:
Sie weiß doch gar nicht, was Schmerzen sind.
Ich hab zwar keine GAOP hinter mir, aber anderseits dürften die wenigstens hier wissen, wie es ist innerhalb kürzester Zeit über einen halben Liter Blut zu verlieren und ohne Betäubung eine offene Aterie zugenäht zu bekommen. Der Arzt kann jedenfalls keine Rücksicht auf das umliegende Gewebe nehmen, um die Blutung zu stoppen. Wenn der ganze Körper in Schmerzen explodiert und du nur noch schreien kannst, dann weißt du was Schmerzen sind. Und hinterher kannst du dich nicht mehr bewegen, weil du dich unendlich kaputt fühlst und aus Angst die Schmerzen könnten wiederkommen. Wenn du dann die Augen zu machst, dann dauert es ein paar Stunden bis du wieder zu dir kommst.

Auszug aus dem Befundbericht (mit OCR Text Recognition):

Diagnose:
...
Transsexualismus
Nachblutung postoperativ
Bauchdeckenhämatom
Therapie:
26.04.2011 Emaskulation
26.04.2011 Rekonstruktion von Vulva und Vagina
26.04.2011 Rekonstruktion Urethra
26.04.2011 Anbringen therapeutischer Drainagen- Cystofix
27.04.2011 Revision und Blutstillung
27.04.2011 / 28.04.2011 Transfusion von 4 Erythrozytenkonzentraten
Histo:
unauffällig
...
Bei Bedarf jederzeit, sonst Kontrolle in der urologischen Ambulanz zur Wund kontrolle und Klammerentfernung am 6.5.2011
...


Dank meiner Psychotherapeutin & meine Kooperation war ich für diese hiesige Zeit optimal vorbereitet. Unter optimal verstehe ich in diesem Zusammenhang, daß ich mich auf alle möglichen Worst-Case Szenarien eingestellt habe, die eintreten KÖNNTEN aber NICHT MÜSSEN. Am 25.4 war der große Tag, wo ich mich angemeldet habe. Es war gegen 15 Uhr, ich hatte wieder Hunger aber ich durfte nichts mehr essen. Das Begrüßungscocktail - ein Abfuhrmittel - schmeckte grauslich. Mit etwas Zitrone war dieses 2 oder 3 Liter Gebräu mit mehlig-salziger Geschmack zu bewältigen. Ich verbrachte damit den halben Tag im Wartezimmer, bis ich gegen Mitternacht den ersten Teil & danach mit lästigem Durchfall den zweiten Teil des Pflicht-Programms erfüllt habe. Gegen 3 oder möge es auch 4 Uhr morgens gewesen sein, landete ich erschöpft im mein Krankenbett. Für alljene die preOP sind, habt bitte keine Sorge, denn bei solch einem Schritt ist es normal, daß ein Tag vor der OP ein Gefühlskarussell passiert. Bedenkt, daß ihr ein paar Wochen der OP die Hormone absetzen müßt (bis auf Androcur).

Das begünstigt sowohl vor als auch nach der Op Depressionsanfälligkeit. Es mag absurd klingen aber am 26.4 war ich glücklich & gar nicht sooo nervös (vor Einnahme der Beruhigungsmedizin!) wie das am 25.4 der Fall war. Mir ist sogar ein übler Scherz mit dem Penis eingefallen, als ich das letzte Mal mit der verlängerten Harnröhre uriniert hatte. Smile Am 25.4 war ich natürlich nicht nur mit dem Begrüßungscocktail & Durchfall beschäftigt, sondern ich hatte auch ein wirklich herziges Gespräch mit meinem Bruder, was mich zum weinen rührte & für immer in mein Gedächtnis gespeichert bleibt. Smile Und meine Mutter konnte das Wechselbad der Gefühle hautnah nach empfinden. Ich möchte nicht wissen wie es mir in Thailand ergangen wäre, weil meine Mutter dann nicht dabei gewesen sein hätte können, in diesem für mich sehr wichtigen Moment.

Ich weinte weil ich gerührt war, ich weinte weil aus Vorfreude & ich weinte auch, weil aus Angst. Obwohl mir dank Östrogen meine weibliche Emotionalität bereits nicht mehr fremd war & folgedessen mit weinen "an sich" keine negative Assoziation mehr zustande brachte wie einst ABER dieses Wechselbald der Gefühle war für mich eine sensationelle Erfahrung, welche sich nicht wirklich mit Worten beschreiben lässt & nichtsdestotrotz ein "für mich" tolles Erlebnis war. Meine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt keine einzige Sekunde an meiner Entscheidung gezweifelt. Feedback & Reflexion ist etwas "sehr" wichtiges. Auch in solch einem Moment (eine Anspielung an jene die den Alltagstest verweigern möchten).

Ungefähr 4 Stunden später wurde ich geweckt, bekam noch etwas zu trinken, dann ein für die OP entsprechend "sexy" Outfit & ein Beruhigungsmittel. Ich schlief ein & habe den OP-Saal im ersten Anlauf, am 26.4, nicht gesehen aber hingegen im zweiten Anlauf, am 27.4, wo wegen Nachblutung eine Korrektur-OP statt gefunden hatte. Meine Mutter war emotional sehr belastet, sie war in große Sorge um mich, denn sie konnte die Blutung sehen. Das ist auch verständlich aber zeigt auf, wie wichtig eine optimale Vorbereitung ist. Ich war vorbereitet, ich war sogar zum scherzen aufgelegt nach dem ich was gegen die Schmerzen bekam. Nach einem lokalen Behandlungsversuch & Untersuchung (Ultraschall & ich glaube, das war ein Scan mit Computed Tomographie) gemacht wurde, war den Ärzten klar, daß eine operative Nachversorgung unausweilich ist. Ja, ich hatte eine bis dato mir unbekannte Intensität von Schmerz & Kälte erlebt aber es gab auch einige, ...so banal es klingt,... Glücks bzw. Befreiungsmomente sowohl während des Krankenhausaufenthalts als auch danach.

Die Herausforderung kam eigentlich erst nach der GaOP. Da denke ich an die Klammer, wo insbesondere bis zu der Entnahme ein korrektes sitzen mir nicht möglich war & der Bachdeckenhämatom war auch ein Ungustl & so zählt noch die hormonelle Umstellung, dann die schmerzvolle Bekanntschaft mit der Rosa-Spühlung, der Gestank, das Ziehen, das Jucken, der Druck & je mehr ich mich bewegte desto stärker war Steifheit & Trägheit. Für die ersten 6 Monate war ich ausser Gefecht gesetzt. Ich war physisch beim besten Wille nicht imstande den Alltag "normal" zu bewältigen. Ohne die täglich hingebungsvolle Unterstützung meiner Mutter wäre ich wahrscheinlich verloren gewesen. Danach fand ein Stärkungsprozess statt, vor allem auf der psychischen Ebene, weil ich mich mit meiner Vagina vertraut machen müsste. Heute kann ich sorglos mit mir umgehen aber es ist eine individuelle Angelegenheit, wie lange das Update dauert.

Und auch das nach Hause kommen war für mich ein beindruckend positives Gefühl. Ich hatte geweint aber ich war glücklich. Smile
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RE: GA OP Ergebnisse - Erfahrungsbericht! - von Stealth_Woman - 19.05.2012, 13:54
RE: GA OP Ergebnisse - Erfahrungsbericht! - von Shabana - 19.05.2012, 13:12
RE: GA OP Ergebnisse - Erfahrungsbericht! - von Miss Steffi - 17.06.2012, 18:37

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