Beitrag #11
13.09.2012, 19:42
(13.09.2012, 18:08)polum schrieb: Ne, also wenn ich die ganzen Leute durch die Gegend schreiten sehe kommen sie mir eher wie leere Hüllen, als wie beseelte Wesen vor.
Polum ich glaub, die Menschen sind ja nicht leer und seelenlos, und auch wir sind nicht leer: Es entsteht einfach keine Resonanz zwischen ihnen und uns. Wir spüren uns gegenseitig nicht, und darum kommen wir einander hohl vor.
Wenn man eine schwere Zeit durchmacht, ist man ganz eng auf den eigenen Kummer fixiert, und hat wenig Blick für das, was rundherum vorgeht. Man hat das Gefühl, alles was da geschieht, geht einen nichts an, und ist leer und unendlich weit weg.
Irgenwie gehören die beiden so sehr zusammen: Das Heranlassen von Menschen an das eigene Gefühlsleben, und das Hinausgehen und Schauen, wie "die Menschen" wirklich sind, und was sie bewegt.
Das ist gar nicht leicht, wenn man innerlich von anderen Dingen überschwemmt ist. Etwas was ich schon gelernt habe: Wenn der Leidensdruck sehr stark ist - und mir scheint, Ihnen gehts jetzt gerade so - geht auch in der Seele viel weiter. Es bleibt uns dann einfach nichts über, als zu lernen und zu wachsen, auch wenns weh tut.
(13.09.2012, 18:08)polum schrieb: Beziehst du dich mit dem verstecken jetzt vorallem auf uns Transsexuelle und damit auch eventuell mit dem vorhergehenden Abschnitt?
Ich hab eigentlich nur von Ihnen und von mir geredet. Mir kommt vor, etwas haben wir gemeinsam, wir verschanzen uns beide. Sie hinter Ihrer Stärke, und ich hinter meiner Intelligenz: Am Schluss, kommt mir vor, ist es dasselbe: Angst vor den Menschen. Das ist eine Aufgabe, die vor uns beiden liegt: Sich vor die Tür wagen, ohne Schild und Harnisch. Mein Gott, ich weiss, das sagt sich so leicht ...
(13.09.2012, 18:08)polum schrieb: Achja, wo findet man am besten Psychotherapeuten?
Vielleicht hat jemand im Forum mit einem Therapeuten gute Erfahrungen und kann ihn/sie empfehlen. Nur müsste man dann wissen, wo Sie ungefähr leben? Haben Sie eine Transgendergruppe nahe, wo man die TeilnehmerInnen fragen kann? Vielleicht mögen Sie Ihre Ärztin fragen, auch wenn Sie sich bei ihr selbst nicht so gut aufgehoben gefühlt haben. Es geht ja nur darum, ob sie Ihnen jemand empfehlen kann. Sonst gibt es auch die Telefonseelsorge, oder verschiedene Gesundheitsberatungszentren. Bei uns in Graz gibts die Transgender-Ambulanz, die haben gute Kontakte zu den TherapeutInnen und können Tipps geben.
Natürlich wird man bei der Kontaktaufnahme fragen, ob der Therapeut bereit und erfahren ist, mit dem Problem zu arbeiten, das man hat. Und letztlich muss man sich auch ein bisserl aneinander raufen. Wenn einem etwas in der Therapie gegen den Strich geht, wenn einem etwas weh tut, soll man es unbedingt aussprechen. Ein guter Therapeut kann und wird darauf eingehen. - Und das Wichtigste: Der Therapeut hält uns nur die Leiter. Wir sind die, die hinaufklettern.
Alles Gute,
Gertrud Desch