Beitrag #1
25.09.2012, 13:52
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.09.2012, 14:29 von Tanja-123.)
Aufgrund einer Beschreibung die ich gestern auf einer österreichischen Transgender- Informationswebseite gelesen habe, möchte ich meine Gedanken über die Anstrebungen zur Depathologisierung von F64.0 eröffnen.
Was mich dazu bewegt: Absolute Ablehnung gegen diesen Vorschlag sowie innerliche Unruhe bei dem Gedanken daran, dass dies einmal passieren könnte. Auch wenn es mich persönlich nicht betrifft, da ich von der KK nicht mehr verlangt hatte als die anteilige Bezahlung der Psychotherapie (20 Euro pro Stunde).
Ich möchte damit Unterstützern/innen, Initianten/innen etc auch zeigen, dass nicht jede/r Betroffene/r damit einverstanden ist.
Alles hier ist lediglich meine Meinung. Niemand muss sich verletzt oder persönlich angegriffen fühlen. Anderseits bin ich um konstruktive Diskussionen und Anhörung anderer - auch gegenteiliger - Meinungen natürlich sehr interessiert.
1. Transsexualität - Falsches Wort
Anstelle F64.0 zu streichen, würde ich es besser empfinden, den Ausdruck zu korrigieren. Das Wort verleitet dazu, in Transgender lediglich eine sexuelle Ausrichtung zu sehen. Die Synonyme zu "Sexualität" sind gemäß Duden: Erotik, Geschlechtlichkeit, Geschlechtsleben, Sexualleben; (gehoben) Fleischeslust (Quelle: http://www.duden.de)
Wie wir jedoch mittlerweile hoffentlich alle gemerkt haben, sind die Sexualität (oder sexuelle Ausrichtung), unser Geschlecht sowie unser effektives Geschlechtsempfinden drei komplett unterschiedliche Dinge die sich gegenseitig nicht beeinflussen müssen.
Transsexualität klingt für mich aufgrund des falschen Ausdruckes "...sexualität" nach einer Gleichsetzung mit Homosexualität, Heterosexualität oder Bisexualität. Aber um diese Themen geht es doch gar nicht.
Daher schlage ich vor, den Ausdruck Transsexualität in Transgender, Transgenerismus, Transgeschlechtlichkeit oder Ähnliches zu ändern.
2. Transidentität - Falsches Wort
Warum ich insofern "Transidentität" nicht als möglichen Ausdruck aufgezählt habe, liegt daran, dass auch der Wortteil "...identität" hier komplett falsch gesetzt ist. Die Identität eines Menschen besteht NICHT ausschliesslich aus dessen Geschlecht oder Geschlechtsempfinden!!! Da kommen weitere Dinge hinzu, wie: Religion, psychosoziales Verhalten, Nationalität oder nationales Empfinden, uvw. Man kann insofern Transidentität als Überbegriff verstehen, sollte in einem dieser Bereiche ein Problem auftreten. Die, wie sie heute noch offiziell genannt wird, "Transsexualität" ist lediglich EIN Teil der Transidentität.
3. Es ist eine Krankheit
Warum ich gegen die Streichung von F64.0 bin erkläre ich noch. Erst mal möchte ich sagen, dass ich es ganz klar als Krankheit empfinde. Aber man muss schon mal auf die Idee kommen, seinen Geist und sein Verständnis etwas zu erweitern. Die "Transsexualität" ist eine Sache, die durch Therapien und medizinische Eingriffe behandelt wird. Daher kann man von einer Krankheit ausgehen. Würde - so wie von der Kampagne gefordert - keine Psychotherapie mehr stattfinden, so wäre eine Operation in dieser Hinsicht ganz klar gleichzusetzen mit einer Schönheits-OP! Zudem wisst ihr alle, wie viele Leute dann irrtümlich operiert werden würden, wenn keine Therapie mehr notwendig wäre. Es gibt doch sogar einen Beitrag auf dem Forum darüber. Wie kann man so verantwortungslos sein, so etwas zu fordern?
Ein Grund, warum ich Transsexualität als Krankheit empfinde, ist weil sie alleine weitere psychische und alltägliche Probleme mit sich führt. Sie ist somit Ursache von psychischen Krankheiten oder Zuständen, die durch eine Therapie behandelt werden müssen. Und es geht hierbei nicht nur um Probleme, die in direktem Zusammenhang mit der konservativen Gesellschaft stehen, sondern ein ganz einfaches Beispiel ist, dass Medikamente zur Herabsenkung von Testosteron Depressionen hervorrufen können. Somit wird eine medikamentöse Depression durch die Therapierung einer Transsexualität hervorgerufen. Somit ist diese Ursache einer (weiteren) psychischen Krankheit und muss deshalb im ICD festgehalten bleiben.
4. Andere Klassifizierung
Vielmehr als eine Streichung des F64.0 sollte man verlangen, dass diese Krankheit NEU klassifiziert wird. Da bis heute nicht bewiesen ist, ob sie durch psychische oder somatische Ursachen entsteht. Und deshalb ist es tatsächlich nicht unbedingt gerechtfertigt, sie unter der "F" Gruppe zu klassifizieren.
Als Gegenvorschlag werfe ich "Q" in die Runde: Angebohrene Fehlbildungen, Deformalitäten und Chromosomenanomalien. Ist lediglich ein Gedanke und hat damit zu tun, dass ich persönlich "Transsexualität" immer als angeborene Fehlbildung empfand. Ich hatte nie und habe nicht das Gefühl, "im falschen Körper" geboren zu sein. Ich mag es nicht, wenn in einer Dokumentation dieser Satz fällt! Ich liebe meinen Körper, er ist selten krank, keine Allergien, Schwächen oder sonst was. Zudem ist er den Umständen entsprechend weiblich gewachsen. Ich würde meinen Körper nicht hergeben und zum Glück kann ich das auch nicht. Aber mein Körper hat definitiv die falschen Geschlechtsmerkmale entwickelt. Da kann aber mein Körper nichts dafür, sondern dies wird ihm von den Chromosomen vorgegeben. Also passen schlussendlich lediglich meine Chromosomen nicht mit meinem seelischen oder empfundenen Geschlecht zusammen. Achtung, es geht mir hierbei NICHT um eine Chromosomenanomalie wie man sie bisher verstehen würde, sondern um eine Form, in der bei der Entstehung des Menschenlebens die falsche Geninformation weitergegeben wurde.
Eine Klassifizierung innerhalb der somatischen Krankheiten kann man durchaus rechtfertigen. Denn von dieser Krankheit wird man grösstenteils durch medizinisch-plastische Eingriffe "geheilt" und nur begleitend durch Psychotherapie. Die Therapie alleine würde die "Heilung" wohl in den meisten F64.0 Fällen nicht erzielen. Dass eine Psychotherapie nach wie vor begleitend geführt wird ist auch noch gerechtfertigt, wenn es als somatische Krankheit klassifiziert wird, denn jede schwerwiegendere somatische Krankheit wird durch Psychotherapie begleitet.
5. Depathologisierung schürt Hass
Eines der Ziele der Kampagne ist es, durch die Depathologisierung mehr Verständnis in der Gesellschaft für uns zu schaffen. Ich frage mich wirklich, wer solch verschobene Gedanken entwickelt!
Das Einzige, womit man Menschen begreiflich machen kann, dass eine "transsexuelle Person" nicht für ihr Empfinden selber verantwortlich ist, ist doch gerade der Fakt, dass es eine Krankheit ist!!! Wenn es keine Krankheit ist, was ist es dann? Eine Szene? Eine Phase? Haben die Eltern dieser Kampagnenleute schon so viel auf sie eingeredet, dass sie jetzt den gleichen Mist nachplappern? Ich sehe mich nicht als Teil einer Szene oder Community, wenn es auch wohl wichtig ist, zu sehen dass es andere gibt, denen es genauso geht. Aber das verhält sich ja bei Menschen mit anderen Krankheiten nicht anders. Eine Person mit Krebs sucht auch oft nach anderen Leuten mit Krebs. Sind diese Leute deshalb jetzt eine Szene und ihre Krankheit wird aus ICD gestrichen? NEIN!
Eine Gesellschaft hat sehr viel mehr Verständnis für eine "Transsexualität" als Krankheit als für eine "Transsexualität" als freier Gedanke ohne medizinischen Hintergründe.
6. Forschung
Eine Streichung von F64.0 könnte die Streichung von Geldern in der Forschung bezüglich dieses Punktes nach sich ziehen
7. Mediengeilheit
Eine Zeit lange ging die Aufmerksamkeit der Medien über uns in die richtige Richtung, nämlich Aufklärung, Verständnis schaffen. Mittlerweile sind viele jedoch zur Show geworden, die Medien finden Menschen in unseren Situationen super, weil sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn der Fakt, dass "Transsexualität" eine Krankheit ist, wegfällt, dann werden wir von den Medien noch einmal mehr zu einer Szene verschachtelt, als zu einer Gruppe von Menschen, deren Probleme ernsthaft behandelt werden müssen.
8. Gleichsetzung durch LGBT
Ein weiterer Punkt, der nicht in direktem Zusammenhang mit der Kampfange steht. Hinter der Aktion LGBT steht wohl ein guter Gedanke. Doch wie zu Beginn von mir deklariert, ist F64.0 NICHT zu vergleichen mit Homo- oder Bisexualität und steht in KEINEM Verhältnis dazu. Ob ich auf Frauen, Männer oder beides stehe wird nicht dadurch definiert, ob ich Trans bin oder nicht.
Bei der Aktion LGBT entsteht meiner Meinung nach ein internes und ein externes Problem.
Intern: Nicht jede Person die Trans ist, hat Verständnis für Homo. Und umgekehrt, ich glaube in der Hinsicht habe ich hier auf dem Forum sogar schon einmal etwas gelesen. Niemand kann also verlangen, dass eine Transperson sich mit einer Homoperson gerne in der gleichen Schublade sieht. Ich beispielsweise fühle mich dabei überfordert weil ich auch nicht viel mehr bin als eine konservative Person. Die Annahme, dass ich für solche Dinge mehr Verständnis habe als nicht-transidente Personen, ist komplett aus der Luft gegriffen. Nur weil ich Trans bin, identifiziere ich mich noch lange nicht mit Homo-Personen.
Extern: Es existiert Hass gegen Homosexuelle. Die Bilder sieht man jedes Jahr bei Gegendemos zu Pride Parades. Belgrad allen vor. So, jetzt werden wir in die gleiche Gruppe gedrängt und somit zur gleichen Zielscheibe für Leute, die sich bisher womöglich gar nicht für uns interessierten. Durch die Gleichsetzung in LGBT wird "Transsexualität" auf eine sexuelle Ausrichtung geändert (was es eben nicht ist) und Gegner fühlen sich dadurch in ihrer Meinung gerechtfertigt. Nimmt man uns jetzt auch noch das Argument / den Fakt weg, dass es eben eine offizielle Krankheit ist, so kann man auf gar keine Einsicht mehr hoffen!
9. In die andere Richtung arbeiten
Mein Gegenvorschlag zur Kampagne ist also
- Stärkung der Position und Bezeichnung als Krankheit im ICD
- Überbearbeitung des Ausdrucks "TransSEXUALITÄT"
- Verschiebung in ein anderes ICD Kapitel
- Loslösung von LGBT
- Verstärkte Argumentation gegenüber Transphoben mit dem Fakt, dass es eine Krankheit ist
10. Die Rückrechnung
Mathematisch lassen sich auf Rechnung immer Rückrechnungen erstellen zur Kontrolle des Resultates. So etwas möchte ich hier ebenfalls tun.
Das Wort "Wunschgeschlecht" empfinde ich ebenfalls als komplett falscher Ausdruck. Ich habe nicht primär den Wunsch, mein wirkliches Geschlecht zu sein, sondern die Notwendigkeit. Ich empfinde es nicht so, als könnte ich mir einfach aussuchen, was ich sein will. Sondern ich bin Frau und umso fester ich mich dagegen wehre, umso grösser werden die Probleme.
Ich empfinde es nicht so, als hätte ich eine Wahl. Alleine deshalb empfinde ich es als Krankheit, man muss sich nur bewusst werden und vor Augen halten, dass es sich hierbei wohl NICHT um eine psychische Krankheit handeln muss.
Was mich dazu bewegt: Absolute Ablehnung gegen diesen Vorschlag sowie innerliche Unruhe bei dem Gedanken daran, dass dies einmal passieren könnte. Auch wenn es mich persönlich nicht betrifft, da ich von der KK nicht mehr verlangt hatte als die anteilige Bezahlung der Psychotherapie (20 Euro pro Stunde).
Ich möchte damit Unterstützern/innen, Initianten/innen etc auch zeigen, dass nicht jede/r Betroffene/r damit einverstanden ist.
Alles hier ist lediglich meine Meinung. Niemand muss sich verletzt oder persönlich angegriffen fühlen. Anderseits bin ich um konstruktive Diskussionen und Anhörung anderer - auch gegenteiliger - Meinungen natürlich sehr interessiert.
1. Transsexualität - Falsches Wort
Anstelle F64.0 zu streichen, würde ich es besser empfinden, den Ausdruck zu korrigieren. Das Wort verleitet dazu, in Transgender lediglich eine sexuelle Ausrichtung zu sehen. Die Synonyme zu "Sexualität" sind gemäß Duden: Erotik, Geschlechtlichkeit, Geschlechtsleben, Sexualleben; (gehoben) Fleischeslust (Quelle: http://www.duden.de)
Wie wir jedoch mittlerweile hoffentlich alle gemerkt haben, sind die Sexualität (oder sexuelle Ausrichtung), unser Geschlecht sowie unser effektives Geschlechtsempfinden drei komplett unterschiedliche Dinge die sich gegenseitig nicht beeinflussen müssen.
Transsexualität klingt für mich aufgrund des falschen Ausdruckes "...sexualität" nach einer Gleichsetzung mit Homosexualität, Heterosexualität oder Bisexualität. Aber um diese Themen geht es doch gar nicht.
Daher schlage ich vor, den Ausdruck Transsexualität in Transgender, Transgenerismus, Transgeschlechtlichkeit oder Ähnliches zu ändern.
2. Transidentität - Falsches Wort
Warum ich insofern "Transidentität" nicht als möglichen Ausdruck aufgezählt habe, liegt daran, dass auch der Wortteil "...identität" hier komplett falsch gesetzt ist. Die Identität eines Menschen besteht NICHT ausschliesslich aus dessen Geschlecht oder Geschlechtsempfinden!!! Da kommen weitere Dinge hinzu, wie: Religion, psychosoziales Verhalten, Nationalität oder nationales Empfinden, uvw. Man kann insofern Transidentität als Überbegriff verstehen, sollte in einem dieser Bereiche ein Problem auftreten. Die, wie sie heute noch offiziell genannt wird, "Transsexualität" ist lediglich EIN Teil der Transidentität.
3. Es ist eine Krankheit
Warum ich gegen die Streichung von F64.0 bin erkläre ich noch. Erst mal möchte ich sagen, dass ich es ganz klar als Krankheit empfinde. Aber man muss schon mal auf die Idee kommen, seinen Geist und sein Verständnis etwas zu erweitern. Die "Transsexualität" ist eine Sache, die durch Therapien und medizinische Eingriffe behandelt wird. Daher kann man von einer Krankheit ausgehen. Würde - so wie von der Kampagne gefordert - keine Psychotherapie mehr stattfinden, so wäre eine Operation in dieser Hinsicht ganz klar gleichzusetzen mit einer Schönheits-OP! Zudem wisst ihr alle, wie viele Leute dann irrtümlich operiert werden würden, wenn keine Therapie mehr notwendig wäre. Es gibt doch sogar einen Beitrag auf dem Forum darüber. Wie kann man so verantwortungslos sein, so etwas zu fordern?
Ein Grund, warum ich Transsexualität als Krankheit empfinde, ist weil sie alleine weitere psychische und alltägliche Probleme mit sich führt. Sie ist somit Ursache von psychischen Krankheiten oder Zuständen, die durch eine Therapie behandelt werden müssen. Und es geht hierbei nicht nur um Probleme, die in direktem Zusammenhang mit der konservativen Gesellschaft stehen, sondern ein ganz einfaches Beispiel ist, dass Medikamente zur Herabsenkung von Testosteron Depressionen hervorrufen können. Somit wird eine medikamentöse Depression durch die Therapierung einer Transsexualität hervorgerufen. Somit ist diese Ursache einer (weiteren) psychischen Krankheit und muss deshalb im ICD festgehalten bleiben.
4. Andere Klassifizierung
Vielmehr als eine Streichung des F64.0 sollte man verlangen, dass diese Krankheit NEU klassifiziert wird. Da bis heute nicht bewiesen ist, ob sie durch psychische oder somatische Ursachen entsteht. Und deshalb ist es tatsächlich nicht unbedingt gerechtfertigt, sie unter der "F" Gruppe zu klassifizieren.
Als Gegenvorschlag werfe ich "Q" in die Runde: Angebohrene Fehlbildungen, Deformalitäten und Chromosomenanomalien. Ist lediglich ein Gedanke und hat damit zu tun, dass ich persönlich "Transsexualität" immer als angeborene Fehlbildung empfand. Ich hatte nie und habe nicht das Gefühl, "im falschen Körper" geboren zu sein. Ich mag es nicht, wenn in einer Dokumentation dieser Satz fällt! Ich liebe meinen Körper, er ist selten krank, keine Allergien, Schwächen oder sonst was. Zudem ist er den Umständen entsprechend weiblich gewachsen. Ich würde meinen Körper nicht hergeben und zum Glück kann ich das auch nicht. Aber mein Körper hat definitiv die falschen Geschlechtsmerkmale entwickelt. Da kann aber mein Körper nichts dafür, sondern dies wird ihm von den Chromosomen vorgegeben. Also passen schlussendlich lediglich meine Chromosomen nicht mit meinem seelischen oder empfundenen Geschlecht zusammen. Achtung, es geht mir hierbei NICHT um eine Chromosomenanomalie wie man sie bisher verstehen würde, sondern um eine Form, in der bei der Entstehung des Menschenlebens die falsche Geninformation weitergegeben wurde.
Eine Klassifizierung innerhalb der somatischen Krankheiten kann man durchaus rechtfertigen. Denn von dieser Krankheit wird man grösstenteils durch medizinisch-plastische Eingriffe "geheilt" und nur begleitend durch Psychotherapie. Die Therapie alleine würde die "Heilung" wohl in den meisten F64.0 Fällen nicht erzielen. Dass eine Psychotherapie nach wie vor begleitend geführt wird ist auch noch gerechtfertigt, wenn es als somatische Krankheit klassifiziert wird, denn jede schwerwiegendere somatische Krankheit wird durch Psychotherapie begleitet.
5. Depathologisierung schürt Hass
Eines der Ziele der Kampagne ist es, durch die Depathologisierung mehr Verständnis in der Gesellschaft für uns zu schaffen. Ich frage mich wirklich, wer solch verschobene Gedanken entwickelt!
Das Einzige, womit man Menschen begreiflich machen kann, dass eine "transsexuelle Person" nicht für ihr Empfinden selber verantwortlich ist, ist doch gerade der Fakt, dass es eine Krankheit ist!!! Wenn es keine Krankheit ist, was ist es dann? Eine Szene? Eine Phase? Haben die Eltern dieser Kampagnenleute schon so viel auf sie eingeredet, dass sie jetzt den gleichen Mist nachplappern? Ich sehe mich nicht als Teil einer Szene oder Community, wenn es auch wohl wichtig ist, zu sehen dass es andere gibt, denen es genauso geht. Aber das verhält sich ja bei Menschen mit anderen Krankheiten nicht anders. Eine Person mit Krebs sucht auch oft nach anderen Leuten mit Krebs. Sind diese Leute deshalb jetzt eine Szene und ihre Krankheit wird aus ICD gestrichen? NEIN!
Eine Gesellschaft hat sehr viel mehr Verständnis für eine "Transsexualität" als Krankheit als für eine "Transsexualität" als freier Gedanke ohne medizinischen Hintergründe.
6. Forschung
Eine Streichung von F64.0 könnte die Streichung von Geldern in der Forschung bezüglich dieses Punktes nach sich ziehen
7. Mediengeilheit
Eine Zeit lange ging die Aufmerksamkeit der Medien über uns in die richtige Richtung, nämlich Aufklärung, Verständnis schaffen. Mittlerweile sind viele jedoch zur Show geworden, die Medien finden Menschen in unseren Situationen super, weil sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn der Fakt, dass "Transsexualität" eine Krankheit ist, wegfällt, dann werden wir von den Medien noch einmal mehr zu einer Szene verschachtelt, als zu einer Gruppe von Menschen, deren Probleme ernsthaft behandelt werden müssen.
8. Gleichsetzung durch LGBT
Ein weiterer Punkt, der nicht in direktem Zusammenhang mit der Kampfange steht. Hinter der Aktion LGBT steht wohl ein guter Gedanke. Doch wie zu Beginn von mir deklariert, ist F64.0 NICHT zu vergleichen mit Homo- oder Bisexualität und steht in KEINEM Verhältnis dazu. Ob ich auf Frauen, Männer oder beides stehe wird nicht dadurch definiert, ob ich Trans bin oder nicht.
Bei der Aktion LGBT entsteht meiner Meinung nach ein internes und ein externes Problem.
Intern: Nicht jede Person die Trans ist, hat Verständnis für Homo. Und umgekehrt, ich glaube in der Hinsicht habe ich hier auf dem Forum sogar schon einmal etwas gelesen. Niemand kann also verlangen, dass eine Transperson sich mit einer Homoperson gerne in der gleichen Schublade sieht. Ich beispielsweise fühle mich dabei überfordert weil ich auch nicht viel mehr bin als eine konservative Person. Die Annahme, dass ich für solche Dinge mehr Verständnis habe als nicht-transidente Personen, ist komplett aus der Luft gegriffen. Nur weil ich Trans bin, identifiziere ich mich noch lange nicht mit Homo-Personen.
Extern: Es existiert Hass gegen Homosexuelle. Die Bilder sieht man jedes Jahr bei Gegendemos zu Pride Parades. Belgrad allen vor. So, jetzt werden wir in die gleiche Gruppe gedrängt und somit zur gleichen Zielscheibe für Leute, die sich bisher womöglich gar nicht für uns interessierten. Durch die Gleichsetzung in LGBT wird "Transsexualität" auf eine sexuelle Ausrichtung geändert (was es eben nicht ist) und Gegner fühlen sich dadurch in ihrer Meinung gerechtfertigt. Nimmt man uns jetzt auch noch das Argument / den Fakt weg, dass es eben eine offizielle Krankheit ist, so kann man auf gar keine Einsicht mehr hoffen!
9. In die andere Richtung arbeiten
Mein Gegenvorschlag zur Kampagne ist also
- Stärkung der Position und Bezeichnung als Krankheit im ICD
- Überbearbeitung des Ausdrucks "TransSEXUALITÄT"
- Verschiebung in ein anderes ICD Kapitel
- Loslösung von LGBT
- Verstärkte Argumentation gegenüber Transphoben mit dem Fakt, dass es eine Krankheit ist
10. Die Rückrechnung
Mathematisch lassen sich auf Rechnung immer Rückrechnungen erstellen zur Kontrolle des Resultates. So etwas möchte ich hier ebenfalls tun.
Das Wort "Wunschgeschlecht" empfinde ich ebenfalls als komplett falscher Ausdruck. Ich habe nicht primär den Wunsch, mein wirkliches Geschlecht zu sein, sondern die Notwendigkeit. Ich empfinde es nicht so, als könnte ich mir einfach aussuchen, was ich sein will. Sondern ich bin Frau und umso fester ich mich dagegen wehre, umso grösser werden die Probleme.
Ich empfinde es nicht so, als hätte ich eine Wahl. Alleine deshalb empfinde ich es als Krankheit, man muss sich nur bewusst werden und vor Augen halten, dass es sich hierbei wohl NICHT um eine psychische Krankheit handeln muss.