Depathologisierung - Ohne mich
RE: Depathologisierung - Ohne mich
Beitrag #22
(25.09.2012, 23:52)Angelika schrieb: ... der Begriff transsexualität ... Es handelt sich dabei um die wörtliche Übersetzugn des englischen Begriffs "transsexualism", ohne das berücksichtigt worden ist, dass das Wort "sex" im Englischen die Bedeutung von Geschlecht hat, aber nicht so wie im Deutschen mit Geschlechtsverkehr gleichgesetzt wird.
...

Das stimmt so nicht.

Das Wort „Transsexualität“ wird abgeleitet von dem Wort „Transsexualismus“, das Magnus Hirschfeld zum ersten mal 1923 verwendete. Und ist somit ein (internationalistisches) Fremdwort, das seinen Ursprung in ursprünglich deutschsprachigen Fachveröffentlichungen hat.

Wobei Hirschfeld damals noch einen recht weitgespannten und auch teilweise inhaltlich etwas unklaren Begriff davon hatte. Er schloß dabei anfangs auch Transvestismus und teilweise glaube ich auch bestimmte Erscheiningen von IS/Zwittertum/Hermaphroditismus usw mit ein. Schließlich mußte er diese Erscheinungen und deren Folgen für die Psyche der betroffenen Menschen nach damaligem wissenschaftlichem Verständnis ja erst mal untersuchen und defineren, und somit auch benennen. Alte Lehren und Weisheiten, die schon lange - seit Jahrtausenden - bekannt waren, galten in der "modernen Wissenschaft" ja nichts. Falls sich an sie überhaupt noch jemand erinnern konnte oder wollte.

Dann ging der Begriff "Transsexualismus" auf Wanderschaft und kam aus Deutschland auch in die USA. Wenig später haben in Deutschland die Nazis so gut wie alle Bücher von Hirschfeld verbrannt. Und zwar so gründlich, daß von einigen seiner Werke in der deutschen Originalsprache nur noch sehr wenige Exemplare vorhanden sind. So mußten in neuerer Zeit einige seiner ursprünglich auf Deutsch verfaßten Schriften sogar wieder aus dem Englischen rückübersetzt werden.

Erst in neuerer Zeit kam der Begriff "Transsexualität / Transsexualismus" wieder als Übersetzung aus amerikanischen Schriften nach Deutschland "zurück". Natürlich erweitert um so einiges an Definitionen und neueren oder auch wiederentdeckten Erkenntnissen wie auch manchen neuen Begriffsvernebelungen, die in der amerikanischen Psychiatrie usw damit in der Zwischenzeit dazugekommen sind. Teils zur besseren Klärung, andernteils aber auch zur weiteren Verwirrung. Die Auseinandersetzung um das englische "sex" und "gender" und deren unzureichende, verkürzte oder aber umständliche, unübliche Wiedergabe im Deutschen ist nur ein Punkt davon. Nicht alles, was heutzutage "amerikanisch" erscheint, ist auch immer wirklich amerikanischen Ursprungs.


liebe grüße
triona
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