Beitrag #76
07.10.2012, 00:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.10.2012, 09:47 von Mike-Tanja.)
(25.09.2012, 13:52)Tanja-123 schrieb: [hier gekürzt]
8. Gleichsetzung durch LGBT
Ein weiterer Punkt, der nicht in direktem Zusammenhang mit der Kampfange steht. Hinter der Aktion LGBT steht wohl ein guter Gedanke. Doch wie zu Beginn von mir deklariert, ist F64.0 NICHT zu vergleichen mit Homo- oder Bisexualität und steht in KEINEM Verhältnis dazu. Ob ich auf Frauen, Männer oder beides stehe wird nicht dadurch definiert, ob ich Trans bin oder nicht.
Bei der Aktion LGBT entsteht meiner Meinung nach ein internes und ein externes Problem.
Intern: Nicht jede Person die Trans ist, hat Verständnis für Homo. Und umgekehrt, ich glaube in der Hinsicht habe ich hier auf dem Forum sogar schon einmal etwas gelesen. Niemand kann also verlangen, dass eine Transperson sich mit einer Homoperson gerne in der gleichen Schublade sieht. Ich beispielsweise fühle mich dabei überfordert weil ich auch nicht viel mehr bin als eine konservative Person. Die Annahme, dass ich für solche Dinge mehr Verständnis habe als nicht-transidente Personen, ist komplett aus der Luft gegriffen. Nur weil ich Trans bin, identifiziere ich mich noch lange nicht mit Homo-Personen.
Extern: Es existiert Hass gegen Homosexuelle. Die Bilder sieht man jedes Jahr bei Gegendemos zu Pride Parades. Belgrad allen vor. So, jetzt werden wir in die gleiche Gruppe gedrängt und somit zur gleichen Zielscheibe für Leute, die sich bisher womöglich gar nicht für uns interessierten. Durch die Gleichsetzung in LGBT wird "Transsexualität" auf eine sexuelle Ausrichtung geändert (was es eben nicht ist) und Gegner fühlen sich dadurch in ihrer Meinung gerechtfertigt. Nimmt man uns jetzt auch noch das Argument / den Fakt weg, dass es eben eine offizielle Krankheit ist, so kann man auf gar keine Einsicht mehr hoffen! [hier auch gekürzt]
Ich glaube, ich schulde meiner hochverehrten Namensvetterin, die ja auch einiges Kluges und Richtiges geschrieben hat, in diesem Punkt, wo sie meiner bescheidenen Meinung nach in eine gefährliche Sackgasse lockt, noch eine Erwiderung.
Diese Position wiegt "euch", und damit meine ich die Transsexuellen, in einer simplifizierenden Illusion. Diese lautet: Trennt euch von den "Randgruppen", distanziert euch von den "Perversen", den Schwulen, Lesben, Bisexuellen und - ganz wichtig! - den Transvestiten, und die Gesellschaft wird euch früher oder später anerkennen und als "Anständige" oder "Normale" behandeln.
No jo - grinst da vielleicht wer im Publikum? Ich schaue eher skeptisch. Ja, ja, die Vorurteilsbeladenen, die Verfechter einer "natürlichen" oder "gottgegebenen" Ordnung der Geschlechter dürfen so ihre Meinung behalten, und bei den Transsexuellen werden sie trotzdem Verständnis haben und die Hassprediger eine Ausnahme machen, sobald die Entsolidarisierung vollzogen ist, und nur mehr "LGB" auf den Transparenten steht, wenn das queere Volk mal demonstriert.
Wir sind schon als Transgender unter Zugrundelegung eines breiten Begriffsverständnisses (Tivis eingeschlossen) eine sehr kleine Gruppe, und daher brauchen wir Solidarität, wo wir sie nur finden können! Transsexuelle allein sind dann schon kaum mehr wahrnehmbar.
Alles andere sind Träume von warmen Eislutschern!
Ich habe z.B. eines der letzten Wochenenden auf dem heuer in Wien organisierten Treffen der Queer/LGBT-Gruppe einer der größten berufs- und geschäftsbezogenen deutschsprachigen Internet-Communitys verbracht. Ich war die/der einzige TG dort, also war ich hauptsächlich in Gesellschaft schwuler Männer und lesbischer Frauen. Bis auf den Schluss-Brunch immer als Tanja. Das war für alle irgendwie so normal wie irgendwas (musste nur das Namensschild umdrehen ). Und das sind ganz normale Menschen, Hoteldirektoren, Finanzberaterinnen, Bankangestellte, Mitarbeiter der UNO, Menschen mit Karrieresorgen und solche, die an Businessplänen basteln. So wie wir auch.
Warum sollte ich mich von denen distanzieren? Warum sollte ich aus der entsprechenden Gruppe austreten? Ach so, ich müsste ja gar nicht, weil ich bin ja nur.......
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! -