arte Fernsehtipp "Christian & Christiane"
RE: arte Fernsehtipp "Christian & Christiane"
Beitrag #38
Nur ein kurzes PS noch um wieder zum Thema zurückzufinden.
Christian Seidels Aussage aus seinem Buch "die Frau in mir" im wesentlichen: Die alte Männerrolle ist unerträglich, eine Scheinwelt aus fremden Klischees die nur auf Äußerlichkeiten beruhen, eine autistische Clique in einer unmenschlichen Hybris alles anpacken, schaffen und besiegen zu müssen, keine Sensibilität zeigen zu dürfen, die weibliche Seite zeitlebens wegzustoßen und sich durch diese Ausgrenzung der Weiblichkeit erst als Mann zu definieren und die Bedeutung des Mannseins überzubetonen. Männer hassen eigentlich alles an diesem fremdbestimmten Arbeits- und Erfolgsimage, implotieren im aufgestauten Überdruss und Aggression an vorgetäuschten Gefühlen, rauhen Manieren und Unehrlichkeit. Man kompensiert den Tod der eigenen Weiblichkeit mit ausufernden Wettbewerbsehrgeiz, finanziellen Erfolgen, ständigem Rechthaben-müssen, neurotischen sich gegenseitig Übertrumpfen, Tortur des Körpers im Sport und Alkohol etc. Natürlich sind die Frauen auch mitschuld am falschen Rollenbild des Mannes und überfordern ihn völlig, der gleichzeitig beschützender Supermann, Alleskönner aber bei jeder Lebenssituation Sensibilität und Weichheit hervorkehren muss. Wer könnte in der frustrierenden Situation lebenslang antrainierter Rollen der Männerwelt etwas wie Gefühle und Weichheit schaffen, wo Trennendes wie rastlose Aktivität, zwanghaftes Selbstbewusstsein, Selbstdarstellungssucht, ständiges Kritisieren gefördert wird, hingegen verbindendes Gemeinsames, Interesse am anderen eher kein Durchsetzungsvermögen und Schwäche bedeutet? Die männliche Rolle ist vollgepflastert mit ehrgeizigen Erwartungen und Zielen, alles zu funktionalisieren, einzuordnen, zu bewerten und führt letzlich zu lebenslangen Einfrieren in automatisierten Verhalten. Dabei hätte ein als Weiblichkeit besetzter Begriff aber nichts mit falschen Klischees wie schwach, weich oder sensibel zu tun sondern beinhaltet die volle ungeplante Lebendigkeit, Offenheit, Sinnlichkeit und wahre Gefühle, unbefangen und frei zu sein. Die Frage stellt sich ob es diese tief verwurzelte Geschlechtergrenze wirklich gibt, die man durch das erzwungene oder gewollte Überschreiten überwindet, sind es nicht eigentlich fiktive totalitäre Rollen, die man durch die Zwänge der Gesellschaft als normal und unüberbrückbar hält. Nur die Angst unsere Identität völlig zu verlieren zwingt uns in einer Geschlechtsrolle zu landen und alle Geschlechter aufzulösen ist noch ein völliges Tabu. Dass man beide Geschlechter in sich trägt und nicht eines wegoperieren oder ablehnen kann, ist so mal hier ein interessanter Ansatz.
Gender is a social and psychological construct. It is not inborn.
Some bodies are never at home, some bodies cannot simply cross from A to B, some bodies recognize and live with the inherent instability of identity
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RE: arte Fernsehtipp, Freitag, 31. Januar um 22:40 Uhr - von Cappuccetto - 01.02.2014, 09:36
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