Beitrag #18
16.02.2016, 12:12
Eigentlich wollte ich hier ja keine Romane mehr schreiben, aber irgendetwas zwingt mich, das hier nicht unkommentiert stehen zu lassen … Die Definition, die mir am sinnvollsten erscheint und soviel ich weiß auch in den Gender Studies Verbreitung findet.
Ich hoffe damit niemanden zu beleidigen oder die Identität streitig zu machen. Das ist auf keinen Fall meine Absicht. Ich versuche hier lediglich den Geschlechtsbegriff auf eine sachliche Grundlage zu stellen, damit eine Diskussion überhaupt möglich ist.
Geschlecht (gender) ist ein Begriff, der nicht in einem einzelnen Kontext fassbar ist. Beispiele von verschiedenen Bedeutungen, im Deutschen jedoch alle als Geschlecht bezeichnet, sind:
Stimmen all diese Begriffe dauerhaft überein, ist man cisgender (zB XX, hormonell weiblich, bei Geburt als weiblich "erkannt", sozial Frau und hat kein Problem damit, Identität weiblich, Aussehen im Rahmen der gesellschaftlichen Vorgaben feminin).
Stimmen nicht alle Begriffe dauerhaft überein, bezeichnet man das als transgender. ZB:
* XX, hormonell weiblich, sozial Frau, ist aber unglücklich damit, weil Identität männlich → transgender
* XY, hormonell männlich, sozial (vlt nicht dauerhaft) Mann, Geschlechtsausdruck und ggf Identität zeitweise weiblich ("Transvestit, TV") → transgender
* usw…
Transgender (TG) ist gleichzeitig eine mögliches Identitätsmerkmal (was nicht heißt, dass alle Personen, die in die obige Definition von transgender fallen, sich als TG oder ausschließlich als TG identifizieren).
Transsexuell (TS) ist entweder ein Identitätsbegriff (wenn sich jemand so bezeichnet, auch in Kombination mit zB weiblich) oder eine als solche abzulehnende psychiatrische Diagnose ("Transsexualismus", Definition im ICD nachzuschlagen).
"Frau" und "Mann" als Einzelbegriffe machen meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn und sind in dem Kontext zu sehen, in dem sie verwendet werden. Im Alltag ist das meist der soziale Kontext (rücksichtsvolle Menschen verwenden das Identitätsgeschlecht einer Person, wenn sie mit ihr/über sie reden, andere richten sich leider eher nach ihrer eigenen Wahrnehmung des anderen Geschlechtsausdrucks). Aber wenn man zB im Krankenhaus eine medizinische Behandlung hat, kann es durchaus notwendig und sinnvoll sein, das körperliche/hormonelle/genetische Geschlecht heranzuziehen.
Darüber zu diskutieren, ob jemand nun "Mann oder Frau" ist, macht ohne weitere Begriffsabgrenzung (zB auf den sozialen Begriff), soviel Sinn wie darüber zu diskutieren ob ein Apfel nun "Obst oder Frucht" ist. Darüber kann man endlos diskutieren und ich wette, manche sind sich sicher, dass ein Apfel zuerst nur Frucht ist, aber sobald man ihn isst oder essen will, wird er zu "100% Obst". Man könnte auch versuchen, ihn per Rechtsakt zu Obst erklären zu lassen und er ist von dann an 0% Frucht und 100% Obst. Möglicherweise ist er aber auch nur eine "unechte Frucht", die wie Obst ausschauen will. (Ok vlt ein blödes Beispiel aber ich hoffe es kommt rüber, was ich sagen will.)
Es ist aber zu beachten, dass
Ich hoffe damit niemanden zu beleidigen oder die Identität streitig zu machen. Das ist auf keinen Fall meine Absicht. Ich versuche hier lediglich den Geschlechtsbegriff auf eine sachliche Grundlage zu stellen, damit eine Diskussion überhaupt möglich ist.
Geschlecht (gender) ist ein Begriff, der nicht in einem einzelnen Kontext fassbar ist. Beispiele von verschiedenen Bedeutungen, im Deutschen jedoch alle als Geschlecht bezeichnet, sind:
- Identitätsgeschlecht (wie fühlt man sich)
- soziale Geschlechtsrolle (wie wird man von anderen angesprochen usw.)
- Geschlechtsausdruck/soziale Geschlechtsmerkmale (wie richtet man sich her, abhängig von gesellschaftlichen Konventionen [in altrömischer Zeit mit Rock rumzurennen war wohl eher Soldaten- als Transvestitensache; rosa und blau wechselten Anfang des 20.? Jhdt Bedeutung usw])
- Geburtsgeschlecht (hat die/der Hebamme bei der Geburt anhand Vorhandenseins primärer Geschlechtsorgane ausgesucht und wird ab dann als soziales Geschlecht benutzt ["Es ist ein Junge!! "], was beim Großteil der Menschen zu keinen Problem führt, außer halt bei transgender-Leuten)
- rechtliches Geschlecht (steht im Ausweis, unterliegt der Definitionswillkür des jeweiligen Staates)
- genetisches Geschlecht (XY/XX oder IS)
- hormonelles Geschlecht (ändert sich mit HRT)
- "körperliches" Geschlecht im Sinn der primären Geschlechtsorgane (ändert sich mit OP, wenn auch nicht funktionell)
- (kein Anspruch auf Vollständigkeit, außerdem kann es Überschneidungen, Wechselwirkungen usw geben)
Stimmen all diese Begriffe dauerhaft überein, ist man cisgender (zB XX, hormonell weiblich, bei Geburt als weiblich "erkannt", sozial Frau und hat kein Problem damit, Identität weiblich, Aussehen im Rahmen der gesellschaftlichen Vorgaben feminin).
Stimmen nicht alle Begriffe dauerhaft überein, bezeichnet man das als transgender. ZB:
* XX, hormonell weiblich, sozial Frau, ist aber unglücklich damit, weil Identität männlich → transgender
* XY, hormonell männlich, sozial (vlt nicht dauerhaft) Mann, Geschlechtsausdruck und ggf Identität zeitweise weiblich ("Transvestit, TV") → transgender
* usw…
Transgender (TG) ist gleichzeitig eine mögliches Identitätsmerkmal (was nicht heißt, dass alle Personen, die in die obige Definition von transgender fallen, sich als TG oder ausschließlich als TG identifizieren).
Transsexuell (TS) ist entweder ein Identitätsbegriff (wenn sich jemand so bezeichnet, auch in Kombination mit zB weiblich) oder eine als solche abzulehnende psychiatrische Diagnose ("Transsexualismus", Definition im ICD nachzuschlagen).
"Frau" und "Mann" als Einzelbegriffe machen meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn und sind in dem Kontext zu sehen, in dem sie verwendet werden. Im Alltag ist das meist der soziale Kontext (rücksichtsvolle Menschen verwenden das Identitätsgeschlecht einer Person, wenn sie mit ihr/über sie reden, andere richten sich leider eher nach ihrer eigenen Wahrnehmung des anderen Geschlechtsausdrucks). Aber wenn man zB im Krankenhaus eine medizinische Behandlung hat, kann es durchaus notwendig und sinnvoll sein, das körperliche/hormonelle/genetische Geschlecht heranzuziehen.
Darüber zu diskutieren, ob jemand nun "Mann oder Frau" ist, macht ohne weitere Begriffsabgrenzung (zB auf den sozialen Begriff), soviel Sinn wie darüber zu diskutieren ob ein Apfel nun "Obst oder Frucht" ist. Darüber kann man endlos diskutieren und ich wette, manche sind sich sicher, dass ein Apfel zuerst nur Frucht ist, aber sobald man ihn isst oder essen will, wird er zu "100% Obst". Man könnte auch versuchen, ihn per Rechtsakt zu Obst erklären zu lassen und er ist von dann an 0% Frucht und 100% Obst. Möglicherweise ist er aber auch nur eine "unechte Frucht", die wie Obst ausschauen will. (Ok vlt ein blödes Beispiel aber ich hoffe es kommt rüber, was ich sagen will.)
Es ist aber zu beachten, dass
- die Begriffe gerne auch anders definiert werden.
- "Mann" und "Frau" zwar als einzige Möglichkeiten für das Geschlecht (bzw die einzelnen Geschlechtsbegriffe) verwendet werden – und zwar als Gegenpole –, das aber ein falsches Dilemma ist. Die Identität muss zB durchaus nicht Mann oder Frau sein, genauso das körperliche Geschlecht bzw dessen Komponenten.
- Geschlecht und sexuelle Orientierung über die Heteronormativität der Gesellschaft verknüpft sind. Als "Mann" ist man nicht nur "männlich", sondern automatisch auch an "Frauen" interessiert, genauso "umgekehrt" (da es ja nur 2 Möglichkeiten gibt). Abweichungen werden als "schwul" bzw "lesbisch" bezeichnet, da es anders gar nicht denkbar ist. Interessant ist hier auch, dass in der frühen Genderforschung (Hirschfeld usw) keine klare Trennung gab und zB homosexuelle Personen als "Drittes Geschlecht" bezeichnet wurden.
- die Sprache nur sehr begrenzte Möglichkeiten bietet, diese Zusammenhänge zu erfassen (und obendrein stark normative Wirkung hat). Das merkt man eben daran, dass es im Deutschen zB nur ein Wort für "Geschlecht" gibt, obwohl es verschiedenste Bedeutungen hat (siehe oben). Für viele Geschlechtsidentitäten und -orientierungen gibt es überhaupt keine Wörter bzw. mussten sie erst geschaffen werden (zB "pansexuell") und mangels breitem Konsens werden diese Wörter auch sehr unterschiedlich verwendet.
Das Leben ist eine Komödie und wir sind die Clowns.