Beitrag #24
23.07.2016, 07:58
(22.07.2016, 07:07)Chiara D. schrieb: Also ich weiß nicht was Bio Leute so über Transidentität wissen(wahrscheinlich nicht viel,da sie sich im Alltag damit Auseinandersetzen müssen),aber ihre wichtigste Frage ist mir echt schon peinlich und ich werde jedesmal total rot!Das mit der Libido kann doch allen egal sein.Aber zum Glück ist immer jemand dabei,der diese unangenehmen Fragen stoppt.Ich versuche eh alle Fragen zu beantworten,aber meiner Meinung nach ist die Libidofrage,bzw.ob ich schon operiert bin echt etwas zu persönlich.Und leider sind das die Fragen die ich so bekomme.Mir wäre lieber über Kleidung oder Make Up zu sprechen,aber mir werden nur diese MegapeinliChen Fragen gestellt.
Auch wenn es nicht unbedingt zur Fragestellung passt, gehe ich mal darauf ein.
Erlebe ich total anders, solche Fragen bekomme ich extrem selten und wenn nur von sehr engen Freunden, die wirklich mehr über das Thema wissen wollen.
Einmal habe ich es erlebt, dass eine Arbeitskollegin mich gleich fragte, ob ich operiert bin, da habe mir auch gedacht; "Wow! Voll auf die Zwölf! Die wählt also gleich die direkte, intimen Fragen!"
Ich habe dann einmal tief durchgeatmet und das gesagt, was ich immer sage: "Nein, bin ich noch nicht und im Moment will ich auch nicht. Es ist einfach eine sehr komplizierte Operation und es kann viel schief gehen. Für mich ist das Risiko zu groß, ganz besonders weil mich meine Geschlechtsteile weniger stören als andere in meiner Situation."
Ich hab kein Problem mit dem Thema, aber es ist befremdlich, wenn Menschen, die man nur oberflächlich kennt sowas privates fragen.
Die meisten fragen nach meiner sexuellen Orientierung, weil viele denken Transidentität hängt damit zusammen. Die sind dann immer ganz verwundert, wenn ich sage ich bin mit einer Frau verheiratet. Es ist wahrscheinlich auch eher selten, dass eine Beziehung einen Rollenwechsel übersteht und noch fester wird.
Mein Sexleben interessiert eigentlich fast niemanden. Der Gedanke das sowas zum Thema des öffentlichen Interesses wird ist auch diskriminierend. Ich frage andere Menschen auch nicht, wie ihr Sexleben ausssieht oder wie ihre Geschlechtsteile beschaffen sind. Leider glauben einige Teile der Gesellschaft offenbar, dass Transidentität diesen Schutz der Privatssphäre aufhebt und das es nicht unanständig ist solche Fragen zu stellen.
Die häufigsten Fragen an mich sind solche wie "Wie lange lebst du schon so?", "Seit wann weißt du das?", "Wann hast du gemerkt, dass du anders bist?" oder auch "Was sagt deine Familie dazu?"
Fragen, die man gar nicht so aus dem Stehgreif beantworten, sondern nur wenn man die halbe Lebensgeschichte erzählt. Aber generell merke ich, das die sozialen Fragen weitaus häufiger gestellt werden als die Fragen nach dem Körper oder Sexuallität. Ich denke, die Leute können sich letztlich so gar nichts unter so einem Leben vorstellen und versuchen es so irgendwie zu verstehen.
Ich denke, dass ist ein kleines Stück Akzeptanz was man erarbeitet hat, dass man nicht nur auf den Körper und den Zustand reduziert wird, sondern das Menschen auch wissen wollen, was bedeutet das fürs Umfeld und fürs Leben, wenn man anders ist.
Ich habe jedenfalls keine Probleme damit Fragen zu beantworten, solange sie nicht diskriminierend sind. Und das kommt immer auf die Situation und den Menschen drauf an, ich habe z.B. kein Problem damit, wenn enge Freunde Details zu meiner Behandlung oder zu meinem körperlichen Zustand wissen wollen. Die machen sich ja nun auch Gedanken, ob es mir gut geht und wenn ich ihnen nichts erkläre, dann werden ihre Sorgen um mich auch nicht weniger.
Aber mit anderen Menschen rede ich über sowas nicht, da geht die schließlich nichts an.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.