Beitrag #16
07.10.2016, 20:50
(06.10.2016, 19:28)Granada schrieb: Eva, das war wohl etwas arg pauschalierend dahingeschrieben und trifft so nicht zu. Und es war unscharf formuliert, ich muß das korrigieren. Es sind nicht die weniger gebildeten, die mir durch weniger Toleranz auffallen, sondern die mit den prekären Jobs ohne Perspektive. Das Blöde bei meiner Beurteilung ist dann obendrein noch, daß ich beruflich ausnahmslos mit Akademikern in sicheren Arbeitsverhältnissen im öffentlichen Dienst zu tun habe, unter den mit mir sportelnden Rennradlern der Akademikeranteil ebenfalls sehr hoch ist und wenn ich da keine Probleme habe, dann fällt mein Urteil beim viel zu unüberlegten Dahinschreiben eines Foreneintrags ungerechterweise so aus.
Tut mir leid, da hast Du natürlich vollkommen recht. Ich bitte um Entschuldigung für die Formulierung.
LG
Julia
Schon gut, ich bin ja nun nicht nachtragend. Auch wenn du teilweise komische Ansichten hast.
Ich meine ich habe auch nur einen prekären Job ohne Perspektive, als Wäscherei-Gehilfin arbeite ich gerade mal für den Mindestlohn.
Ich habe mir angewöhnt Menschen erstmal kennenzulernen und dann nach ihrem beruflichen Hintergrund zu fragen. Wenn überhaupt, ich habe auch Freunde/Bekannte, ich weiß nicht was die beruflich machen und es interessiert mich auch nicht. Wir harmonieren und das ist mir wichtig.
Ich kenne auch viele Leute aus vielen unterschiedlichen Bereichen, angefangen bei Tierärzten, über Mitarbeiter bei der Staatsanwaltschaft, bis hin zu Handwerkern, Semi-Profi-Musikern, selbständigen Weinhändlern, Hilfarbeitern, Arbeitslosen und Auszubildenden.
Ich mag es mit Menschen zusammen zu kommen und meine charmante Art hilft mir auch eine Verbindung aufzubauen.
Hm, ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, aber du solltest vielleicht dein Umfeld und deinen Horizont erweitern, dann wirst du bestimmt sehen, was ich meine.
Also ich bin in gewisser Weise neugierig, wie ich auf andere wirke und wie sie mich wahrnehmen. Und da ich eben so viele Leute aus so vielen unterschiedlichen Bereichen kenne, kann ich schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass mich die Leute nur noch als Frau sehen. Und das eben unabhängig von ihrem Hintergrund.
Hätte ich diese Erfahrungen nicht gemacht, wäre ich wahrscheinlich immernoch unsicher im Bezug auf mein Aussehen und Auftreten.
Aber das sind nur Randbemerkungen, Toleranz und Mitgefühl sind menschliche Eigenschaften und nicht vom beruflchen, kulturellen oder Bildungs-Hintergrund abhängig.
Nun aber, wieder zum eigentlichen Thema:
Zitat:Das liegt daran dass ich mir gerade sehr schwer tue. Gedanken mache ich mir genug. Ich mache nichts anderes mehr! Ich kann ohne Meds nicht mehr schlafen (heute hab ich glaub ich 1 Stunde geschafft, weil ich nicht immer Benzos nehmen darf, höchstens 2x die Woche), ich hab im letzten Monat so an die 10kg abgenommen (und hatte eh schon wenige Reserven), weil ich den Schmerz und das Karussell von Hoffnungslosigkeit, Angst, neuer Hoffnung und wieder Depression nicht stoppen kann. Deshalb erhoffe ich mir ja mit der Therapie eine Klärung, und Hilfe dabei die für mich richtige Lösung zu finden.
Ich strebe konkret gar nichts an, außer dass ich aus diesem Teufelskreis raus muss weil ich nicht mehr kann. Ich kann echt nicht mehr.
Mal abgesehen davon, dass das nach einer akuten, depressiven Episode klingt, die schon mal als erste therapiert werden muss, scheinen deine Gedanken immer wieder zum selben Punkt zu führen. Da setzt dann letztlich die Therapie der Probleme mit dem Geschlechtsempfinden ein.
Weil ohne eine konkrete Lösung für die Zukunft, wird dieser Zustand nie besser werden. Nicht umsonst habe ich nach 2 Monaten Therapie gesagt, dann mache ich es jetzt eben offiziell, ich will das sich etwas ändert, egal wie schlimm die Konsequenzen dann sind.
Zitat:ch vermute dass wir da ein bisschen anders ticken. Ich verstehe voll was du meinst, und wie wichtig es ist dass deine Umwelt dir kein falsches Etikett aufdrückt.
Ich habe nur das Gefühl dass dieser Aspekt bei mir gar nicht so im Vordergrund steht, zumindest derzeit nicht. Mir geht es wirklich in erster Linie darum wie ich mich selbst in meinem Körper fühle. Aber wahrscheinlich kommt das nur daher dass ich ganz am Anfang stehe. Wie du gesagt hast beginnt es mit dem outing.
Na ja, ich mag meinen Körper, zu mindestens zum Teil. Das ich keine Brüste habe wie andere Frauen stört mich extrem, aber ich hoffe das wird sich durch die Hormone bald ändern. Mir fehlen auch die Kurven am Hintern und der Hüfte, aber das fällt nicht ganz so stark auf. Ich nehme meinen Körper durchaus als weiblich war, auch wenn es biologische Details gibt, die nicht weiblich sind. Wie gesagt, ich habe da weniger Probleme als andere Transfrauen, da habe ich wohl großes Glück.
Wie gesagt, manchmal stolpern Menschen über biologische Details und ordnen mich dann falsch ein. Das stört mich schon, aber leider erkennt der Durchschnittsbürger den Unterschied zwischen einer Transfrau und einem Mann, der sich als Frau verkleidet nicht. Wobei es bei mir eigentlich auf der Hand liegt, dass ich bestimmt kein Mann mehr bin, selbst wenn man über ein, zwei männliche Merkmale stolpert. Aber oft wird halt alles in einen Topf geworfen, leider.
Na ja, mit etwas Glück, fallen die paar Merkmale auch nicht mehr auf, wenn die Hormone gut wirken. Und wenn nicht, kann ich damit auch leben, weil letztlich bewegt sich die Anzahl der Leute, die was bemerken im unteren Prozentbereich.
Zitat:Das mit dem Job finde ich echt total arg. WTF?? Ich verstehe es nicht. Du bist ja die selbe Person, hast die selben Fähigkeiten wie vorher, nur dass du dann glücklicher bist. Wo liegt das Problem?
Ist jetzt wieder naiv von mir... :-(
Nö, als Persönlichkeit habe ich mich weiterentwickelt. Aber eigentlich liegt das Problem auf der Hand, die meisten Arbeitgeber haben Angst vor Intoleranz und ähnlichen Problemen, deswegen sortieren sie mich immer gleich aus, wenn ich mich bewerbe. Hm, vielleicht wird es jetzt besser mit den neuen Dokumenten. Das wird die Zukunft zeigen.
Und was mein persönliches Schicksal angeht, ich war schon vor dem Outing Mobbing-Opfer in der Firma. In der Situation den Kollegen und Vorgesetzten auch noch meine Transidentität auf die Nase zu binden und zu glauben das geht gut, dass wäre wirklich naiv gewesen. Nein, nach Rücksprache mit meiner Therapeutin habe ich auf ihren Rat hin gekündigt. Die Situation war nicht anders auflösbar, Mobbing, Depressionen und Transidentität sind drei riesige Baustellen, die kein Mensch gleichzeitig meistern kann.
Und danach? Na ja, als arbeitslose Transfrau findet man nur sehr schwer eine neue Stelle, gerade dann wenn man einen schlechten Lebenslauf hat. Wir können schließlich nicht alle Akademiker und IT-Profis sein. Ja, ein böser Seitenhieb, aber es ist leider so, ich habe keinerlei Fähigkeiten, die für einen Arbeitgeber interessant sind.
Zitat:Ich habe beobachtet dass in der IT, zumindest auf der Ebene wo ich mich bewege (technische Umsetzung, nicht Management), schon eher aufgeschlossene und offene Leute arbeiten. Zumindest in meinem Umfeld wurden schon oft solche Themen angesprochen und es haben sich immer alle durchgehend positiv geäußert.
Das hat aber nichts mit Bildung zu tun. Man muss nicht gebildet oder besonders intelligent sein um in der IT zu arbeiten, das sind Jobs wie alle anderen auch, nichts besonderes.
Na ja, vielleicht hast du Glück und kannst in dem Bereich bleiben.
Ich glaube nicht, dass das Jobs wie alle anderen sind, weil du gar nicht wissen willst was ich schon alles gemacht habe.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.