Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :)
RE: Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :)
Beitrag #7
Vielleicht ist hier noch interessant, dass es durchaus Menschen außerhalb des binären Spektrums gibt. Bekanntestes Stichwort ist hier wohl »non-binary«. Es gibt auch Informationen dazu und ich kenne einige solche Menschen (die meisten auch trans und/oder inter). Hier im Forum wirst du nur fast keine solchen finden, da hier eben primär Transfrauen und -männer anzutreffen sind und Trans-Community und Non-Binary-Community interessanterweise zwei relativ verschiedene Dinge sind. Vermutlich, weil sich die einen mit binären Geschlechterordnungen und Stereotypen wohl fühlen (egal ob m oder w) und das auch ein bisschen überhöhen (nicht negativ gemeint!), und die anderen sich damit extrem unwohl fühlen.

Es kommt mir auch so vor, als sei Non-binary-Sein relativ »böse«, da es eben die binäre Geschlechterordnung in Frage stellt. Es ist schon schwierig, sich als trans zu outen, aber wenn man sich als non-binary outet, existiert man für die Gesellschaft schlicht nicht und ist allenfalls geisteskrank und genderwahnsinnig. Im persönlichen Gespräch habe ich schon von Transfrauen gehört, dass das binäre »100%-nur-Frau-und-sonst-nichts-sein« durchaus nicht soo klar und selbstverständlich ist, aber es mangelt unserer Gesellschaft schlicht an der Möglichkeit, was anderes zu sein, als das, wofür es Begriffe und Denkmuster gibt. Und während es »trans« schon als Denkmuster gibt (wenn auch meistens in Form der »schwulen Transe«, die den ganzen Tag Männern für Sex hinterherläuft, oder auch als »Persönlichkeitsstörung« samt psychatrischer Diagnose), ist es schlicht denkunmöglich, dass jemand weder Mann noch Frau ist. Und doch gibt es das sowohl von der Identität und Geschlechtsrollen her als auch körperlich. Hier gibt's zB ein paar Infos: http://nonbinary.org/wiki/Main_Page

Zitat:Ist diese Verortung außerhalb des binären Systems immer gleichbleibend? Oder gibt es Momente/Zeitspannen, in der es Tendenzen zu einem Geschlecht gibt? Also manchmal eher weiblich, manchmal eher männlich?

Bei mir: gleichbleibend. Wenn es wechselt, heißt das genderfluid.

Zitat:Oder ganz blöd gefragt: Wie kann ich mir eine solche Abgrenzung von binären Strukturen überhaupt vorstellen?

Für mich heißt das primär, dass ich mich extrem schlecht und abgewertet fühle, wenn mich wer als Mann bezeichnet (wohl das gleiche Gefühl, das binäre Trans-Menschen haben, wenn man sie falsch bezeichnet). Als Frau ist es etwas besser, aber nicht viel. In beiden Fällen wird man mit Stereotypen bedacht, mit denen ich einfach nicht kann. Ich muss nicht, um »trans genug« (und da ich bei der Geburt für männlich erklärt worden bin, muss ich, wenn ich trans bin, dann wohl Trans-Frau sein) zu sein, automatisch lange Haare haben. Ich mag Make-Up, aber nur wenn ich Lust habe und ich brauche es nicht, um mich als ich zu fühlen. Ich ziehe gerne Unisex-Sachen an und komme mir im Kleid eher blöd vor (aber das kann sich ja ändern Wink). Ich habe Angst, wenn ich auf ein zweigegendertes Klo gehen muss, weil ich, egal wie ich mich entscheide, blöd angestarrt (und vielleicht angegangen, was aber glücklicherweise noch nie passiert ist) werde. Insgesamt kann man sagen, dass weder mein Körper noch mein geschlechtsspezifisches Verhalten männliche oder weibliche Normen erfüllt, sodass ich mit diesen Begriffen einfach nichts anfangen kann und sie für mich einfach nicht passend finde. Die Frage: »Bist du ein Mann?« übersetze ich zu »Erfüllst du die gängigen männlichen Identifikations-, Verhaltens- und Körpernormen?« und beantworte sie mit nein. Das gleiche für weiblich.

Ich bin kein Mann (eh ich mag meine Brüste ^^) und finde stereotyp männliches Verhalten einfach nur bescheuert. Ich kann das nicht. Ich bin auch keine Frau (nein, ich kann keine Kinder kriegen, und auf den Punkt gebracht ist das das, wie Frau-sein bei den meisten Nicht-Trans-Leuten definiert wird; auch wenn ich das nicht so sehe) und finde stereotyp feminines Verhalten ebenfalls bescheuert. Kann ich auch nicht. Und ich verzichte dankend darauf, vielleicht doch als Gnaden-Trans-Frau durchzugehen (zu »passen«; das Wort ist sowohl in der englischen als auch in der deutschen Bedeutung treffend) und meine (eigentlich gar nicht vorhandene) Identität als Frau vor irgendwelchen Trans-Hater*innen zu rechtfertigen. Also: non-binary, und wenn die Leute starren wollen, dann sollen sie starren Smile Finde es mittlerweile eh lustig.
Das Leben ist eine Komödie und wir sind die Clowns.
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RE: Interessierte Studentin auf der Suche nach Antworten :) - von j-unique - 01.02.2017, 14:44

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