Beitrag #5
14.10.2017, 11:27
(13.10.2017, 17:01)Tammy1 schrieb: Das wäre in der Tat interessant zu wissen
Und ich glaube du meinst "Das Weltbild über Frauen ist voller Klischees"?!
Also mein Weltbild kommt ohne Vorurteile aus.
Aber mal wirklich, was ist so interessant daran, ob nun du oder ich oder wer auch immer irgendwelchen Klichees entspricht? Nur weil man sagen könnte "Typisch Frau!" wird man auch nicht weiblicher. Da würde ich sagen, dass ist ein typischer Denkfehler von transidenten Frauen: Ich werde eher als Frau akzeptiert, je mehr Vorurteile ich bediene.
Ich glaube nicht, dass diese Logik aufgeht.
Ich bin z.B. eine super Autofahrerin und kann besser Auto fahren als die meisten Männer. Das ist eine Frage des Könnens und nicht des Geschlechts.
Außerdem ist es leider Fakt, dass Frauen im Durchschnitt immernoch weniger verdienen als Männer. Das liegt daran, dass Frauen weniger häufig auf gut dotierte Posten gesetzt werden, dass sie bei Gehaltsverhandlungen meistens schlechter abschneiden als Männer, dass sie nach der Babypause Probleme beim Wiedereinstieg haben, dass sie im Berufsleben vom Jugendwahn eher betroffen sind als Männer. Es gibt genug Material dazu und letztlich betrifft das alle Frauen, inklusive transidenter Frauen. Aber da kommen dann noch die Vorbehalte gegenüber transidenten Menschen hinzu. Wer Glück hat und nach dem Outing und der Transition keinen beruflichen Einschnitt erlebt und weiterhin die selben Aufstiegschancen wie ein Mann erhält, gehört echt zu einer kleinen Minderheit.
In meinem jetztigen Beruf als Briefzustellerin kriege ich auch nur den Mindestlohn, aber in dem Gewerbe ist das geschlechtsunabhängig, weil höhere Personalkosten wirtschaftlich nicht tragbar sind. Ich habe Kolleginnen, die haben drei Jobs, weil sie über 50 sind, alleinstehend und anders nicht über die Runden kommen. Die haben den Wiedereinstieg nicht geschafft und die werden auch kaum noch Chancen auf bessere Jobs bekommen. Die werden sich wohl bis zur Rente mit Mindestlohn-Jobs durchschlagen müssen. Und dann kommt noch das Manko hinzu, dass man bei solchen Jobs noch nicht mal Vollzeitstellen bekommt.
Also Frauen haben beruflich eindeutig mehr zu leisten und unter dem Strich kommt weniger bei raus als bei den Männern. Und ich mache mir da keine Illusionen, auf mich trifft das genauso zu, wie auf andere Frauen auch. Das merke ich immer wieder in meinem Job, ich bin die Neue und ich bin eine Frau und viele Kollegen behandeln mich auch genauso. Tun so als hätte ich keine Ahnung und als könnten sie mich rumkommandieren, selbst wenn sie nur 2 Monate früher vor mir angefangen haben. Aber dabei arbeite ich mehr und verdiene auch mehr als die. Aber die stellen sich selbst eben eine Stufe über mich.
Ich finde so eine Behandlung nicht toll und solche Klichees und Vorurteile auch nicht. Aber als Frau hat man wenig Möglichkeiten etwas dagegen auszurichten, ich könnte einen Lauten machen und mich mit den Leuten anlegen, aber dann heißt es am Ende nur "Die Neue ist arrgogant und spielt sich auf wie eine Zicke.", was für die Arbeitsbeziehung sehr negativ wäre. Ich kann auch nicht immer zu den Vorgesetzten gehen, auch das ist nicht gut für die Arbeitsbeziehung.
Ich denke mal wenn man im Berufsleben als Frau gesehen werden will, muss man sich auf einige Dinge einstellen, die man vorher nicht kannte. Spaß macht das sicherlich nicht, aber wenn man eine Frau ist, hat man keine Wahl. Das ist die Kehrseite der Medallie, wenn die Transition und alles gut verläuft, dann verliert man alle Vorteile, die man hatte als man noch hatte als man noch wie ein Mann behandelt wurde. Und ehrlich gesagt, ich verzichte lieber auf ein gutes Einkommen anstatt mich wie eine zweitklassige Frau oder ein ehemaliger Mann behandeln zu lassen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn mich Kollegen missgendern würden oder sowas. Ich bin froh, dass ich nach dem Outing und der Transition einen Schnitt gemacht habe, auch wenn ich jetzt beruflich schlechter gestellt bin. Aber so kann ich ohne Belastung durch meine Vergangenheit arbeiten. Das ist allerdings eine völlig individuelle Entscheidung, oft ist das Einkommen und der Job wichtiger und viele neben lieber die nachteilige Behandlung als transidente Person im alten Berufumfeld in Kauf als nochmal neu anzufangen. Das ist eine Frage was einem wichtiger ist im Leben, 400 Euro oder noch mehr jeden Monat in der Tasche haben und sich dafür damit abfinden, dass man von Kollegen immernoch als Mann angesprochen wird oder auf das Geld verzichten und als Frau arbeiten. Beides zusammen ist in den meisten Fällen nicht möglich, wenn doch hat man wahrscheinlich super Gück. Wahrscheinlich hat man dann entweder einen super toleranten Arbeitgeber und durchweg extrem tolerante Kollegen oder man arbeitet in einem Beruf, indem man ohne Probleme und ohne geschlechtsabhängige Gehaltseinbußen den Arbeitsplatz wechseln kann.
Als transidente Frau sollte man sich schon Gedanken über die berufliche Zukunft machen, weil es so oder so zu Veränderungen kommen wird. Und ich wüßte nicht, dass ich schon mal gehört habe, dass eine transidente Frau gesagt hat, dass sie jetzt einen besseren Job und mehr Einkommen als früher hat. Die meisten bleiben in ihrem Job, was oft Nachteile hat oder sie wechseln den Job, was sich den Job, was sich oft negativ auf das Gehalt auswirkt, weil sie dann nämlich in der Gehaltsklasse der Frauen landen.
Also Klichees und Vorurteile sind Mist, aber die meisten Frauen sind davon betroffen und wir bilden da keine Ausnahme.
Aber schauen wir mal weiter, über blonde Frauen gibt es genug Vorurteile und eines trifft zu 100% auf mich zu, nämlich dass Männer Blondinnen attraktiver finden als andere Frauen. Wenn man hübsch ist und blond, dann erregt man wesentlich öfters die Aufmerksamkeit der Männer als wenn man eine andere Haarfarbe hat. Aber mir ist das eigentlich herzlich egal, da mich Männer wenig bis gar nicht interessieren.
Und was die Farbwahl der Kleidung angeht, ich mag Rosa und die Farbe steht mir auch, also warum sollte ich sie dann nicht tragen? Es kommt immer auf die Umstände an, wann man etwas tragen kann. Ich habe viele schön geschnitte Sommertops, genau das richtige für den Hochsommer. Anderseits würde ich niemals eine rosa Jeans zur Arbeit anziehen, weil sofort jeden Schmutzfleck sehen würde.
Frauen und Kochen? Ich kenne so viele Frauen, die absolut nicht kochen können. Essen machen besteht bei denen darin ein Fertiggericht in die Microwelle zu stellen. Die wissen weder wie man eine Soße anbindet, noch wie man Fleisch anbrät bzw. wann es gar ist. Kochen ist gleichzeitig eine Kunst und ein Handwerk und jeder Mensch, der Spaß an gutem Essen hat, kann das lernen. Wer Essen nur als bloße Nahrungsaufnahme sieht, dem ist es egal was auf dem Teller landet und wie es schmeckt, aber Essen und Kochen bedeutet nunmal meistens mehr. Aber da tun sich Männer und Frauen nicht viel, für die meisten muss es schnell und unkompliziert gehen. Ich beschäftige mich gerne mit dem Kochen, und meine Frau übrigens auch, weil es Spaß macht und im Ergebniss besser schmeckt. Also was einige Leute einem servieren und dann auch noch stolz sind, dass sie es selber zubreitet haben... Die Beschreibung "Armeefraß" ist da noch zu hoch gegriffen. Ungeniessbar und unverdaulich trifft es da eher.
Den richtigen Umgang mit Lebensmitteln und die richtige Zubereitung muss man lernen und Frauen lernen das ganz bestimmt nicht automatisch. Ich kenne auch mehr als eine Frau, da würde ich nichts mehr essen wollen. Und was meine Kochkünste angeht, zu hause stehe meistens ich in der Küche und meine Frau ist meistens zufrieden. Oft kochen wir auch gemeinsam, weil ich nicht immer Lust habe die Küchenchefin zu spielen. Manchmal sage ich auch zu meiner Frau, sie soll kochen, weil ich gewisse Sachen nicht so zubereite wie sie. In einer Ehe mit zwei Frauen, die annähernd gleich gut kochen können, kann man schlecht mit Klischees argumentieren. Im Zweifel heißt es ganz einfach: "Ich habe keine Lust zu kochen, du bist heute dran!"
Also entsprechen wir einem Klischee, weil wir Wert auf gutes Essen legen und es auch zubereiten können? Ich bin im Grunde froh, dass ich kochen kann und ich denke, jeder der schon mal eine kulinarische Entgleisung runterwürgen mußte, denkt genauso. Das ist für mich keine Frage der Geschlechter, sondern eine von "Habe ich noch ein paar Geschmacksnerven und bin ich bereit mich selbst hinzustellen und etwas Gutes zu kochen." oder esse ich alles, was auf den Tisch kommt. Und nebenbei Männer, die einen Sinn für gutes Essen haben und auch etwas vom Kochen verstehen, die stehen in meiner Gunst sehr weit oben.
Also wenn mich jemand anstösst, schubst oder mir sonst wie weh tut, dann ist die normale Reaktion, dass ich überrascht aufstöhne oder einen Schmerzenlaut von mir gebe. Das ist ein Reflex und was andere davon halten ist mir ziemlich egal. Wenn ich mich erschrecke oder es weh tut, dann ist das einfach so. Wenn andere damit ein Problem haben, dann müssen sie ganz einfach besser aufpassen.
Ach ja, das Tesosteron und Östrogen spielen beim Schmerzempfinden auch eine wichtige Rolle. Ich bin in der HRT deutlich empfindlicher geworden, aber mir ist es egal. Dann spüre ich Schmerzen eben stärker und schneller als früher. Wenn sich der Körper und das Körpergefühl verändert, dann ändert sich eben auch das. Aber da mir noch niemand vorgeworfen hat, ich wäre überempfindlich oder würde mich aufspielen, ist dass wohl alles im normalen Rahmen.
Mir ist es ziemlich egal, wie oft Menschen meinen Vorurteile würden auf mich zutreffen, oder auch nicht. Ich lebe mein Leben trotzdem weiter. Für manche bin ich eine naive Blondine oder andere eine arrogante Tussi, wieder andere halten mich für eine Zicke und so mancher Mann hat diesen Blick drauf, der einem sofort verrät an was er denkt.
Soll ich mir immer Gedanken darum machen, was Fremde oder flüchtige Bekannte über mich denken? Das ist mir echt zu doof und zu anstrengend.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.