Beitrag #52
02.05.2018, 11:35
Da hätte jetzt kein Grund zu Angst bestanden. Zu "Wesen" oder "Identität" wäre mir ohnehin nichts eingefallen. Das war nur eine meiner maßlos übertriebenen Höflichkeiten, das auch nur ein ganz kleines bißchen offenzulassen
Ich kannte die Wörter zwar, aber zu meinem seinerzeitigen Selbstverständnis als TS haben die nicht sonderlich viel beigetragen.
"Identität" wurde erst später als Erklärungsversuch so unendlich beliebt. Und dennoch war das zirkulär: es wurde postuliert, als Mann oder Frau müsse man ein Selbstverständnis als solche/r haben, also eine entsprechende Geschlechtsidentität. Sodann begründete man, warum man TS war, damit, daß man eine entsprechende Geschlechtsidentität hätte. Noch mehr Annahmen draufpacken kann man natürlich mit der Vermutung einer Korrelation von Identität mit bestimmten Gehirnstrukturen.
Manche Leute (cis* wie trans*) hätten sicherlich gerne irgendso eine Art Cissexualisierung der Transsexualität. Und damit auch eine Rettung des Binarismus.
Und Intersexen haben bestimmt auch die eine oder die andere Art von Gehirnstrukturen. "Nature" ist schließlich die Grundlage, und "Nurture" nur so ein bißchen oberflächliche Überformung Wahrscheinlich kann man sich die ganzen medizinischen und psychologischen Untersuchungen sparen, man muß die Leute nur in so eine MRT Röhre schieben, et voilà!
Aber da waren welche tatsächlich so richtig böse auf mich, weil ich zu sagen wagte, ich sei TS – nicht, ich sei eine Frau ("wie alle anderen auch"). Für mich war TS kein Mangelzustand, und schon gar keiner, der nach der OP behoben sei. Ich mag es an Assertivität gebrechen lassen (und sei es nur, weil ich – zumindest manchmal – überlegt, cool und höflich bis nett erscheinen möchte ), aber in Sachen Selbst-Bewußtsein (im wörtlichen Sinne) war ich da glücklicherweise schon etwas weiter
Für das Selbstbild mancher CS ist es tatsächlich wichtig, daß sie gebären/zeugen können. Nur sollten sie das anderen nicht in die Schuhe schieben.
Nun gut, ginge es stattdessen darum, was man so beim Sex miteinander anstellen kann, wäre ich ja gar nicht so
Was bedeutet, das eine Geschlecht, das andere, oder ein noch viel grundsätzlicher anderes, oder beides, oder zwischen beiden, oder keins von beiden... zu sein, weiß ich nicht.
Ich könnte nur nicht behaupten, Geschlecht hätte mir nie etwas bedeutet. Und ich bin da auch nichts wie äquidistant zu den beiden binaristischen "Ideal"-Konstrukten
Natürlich mischt sich da ganz viel schlechte Erfahrung mit hinein. Wobei mich unter Druck zu setzen nicht etwa zu Konformität zwang, sondern das genaue Gegenteil erreichte, nämlich daß ich endgültig nicht als Junge/Mann hätte leben wollen. (Ob ich über 40 Jahre später es als NB zumindest einmal versucht hätte, und wie das dann aussehen hätte können, ist eine interessante, wiewohl müßige Frage.) Geschweige mich auszugrenzen, damit war ich nur 'raus aus der Nummer. Dachten die vielleicht, ich käme auf Knien angewinselt? Wovon träumen die nachts? Wenn die Figuren zur Darstellung von Clichés brauchen, dann sollen sie sich doch welche aus Pappmaché formen und beim nächsten Karnevalsumzug paradieren
Als Mädchen/Frau sah die Welt für mich ganz anders aus. (Ok, außer daß ich für meine Familie und deren Umwelt nun persona non grata war. Nun gut, wir waren auch sonst längst fertig miteinander.) Aber das war immer noch eine eher alltägliche und damit oberflächliche Erfahrung. Wollte ich in allen Lebensbereichen stealth leben, müßte ich mir das damit erkaufen, daß mit niemandem auch nur ansatzweise offen reden könnte, und das fand ich nicht sehr attraktiv. Auch wenn ich mich damit vulnerabel für Transphobie machte. Aber in manchen Fällen kann ich nur raten, ob mich jemand nicht mag, weil ich trans* bin, oder weil ihm meine Hautfarbe, mein Verhalten, mein Akzent oder irgendetwas von meinen Idiosynkrasien mißfällt.
Ich kannte die Wörter zwar, aber zu meinem seinerzeitigen Selbstverständnis als TS haben die nicht sonderlich viel beigetragen.
"Identität" wurde erst später als Erklärungsversuch so unendlich beliebt. Und dennoch war das zirkulär: es wurde postuliert, als Mann oder Frau müsse man ein Selbstverständnis als solche/r haben, also eine entsprechende Geschlechtsidentität. Sodann begründete man, warum man TS war, damit, daß man eine entsprechende Geschlechtsidentität hätte. Noch mehr Annahmen draufpacken kann man natürlich mit der Vermutung einer Korrelation von Identität mit bestimmten Gehirnstrukturen.
Manche Leute (cis* wie trans*) hätten sicherlich gerne irgendso eine Art Cissexualisierung der Transsexualität. Und damit auch eine Rettung des Binarismus.
Und Intersexen haben bestimmt auch die eine oder die andere Art von Gehirnstrukturen. "Nature" ist schließlich die Grundlage, und "Nurture" nur so ein bißchen oberflächliche Überformung Wahrscheinlich kann man sich die ganzen medizinischen und psychologischen Untersuchungen sparen, man muß die Leute nur in so eine MRT Röhre schieben, et voilà!
Aber da waren welche tatsächlich so richtig böse auf mich, weil ich zu sagen wagte, ich sei TS – nicht, ich sei eine Frau ("wie alle anderen auch"). Für mich war TS kein Mangelzustand, und schon gar keiner, der nach der OP behoben sei. Ich mag es an Assertivität gebrechen lassen (und sei es nur, weil ich – zumindest manchmal – überlegt, cool und höflich bis nett erscheinen möchte ), aber in Sachen Selbst-Bewußtsein (im wörtlichen Sinne) war ich da glücklicherweise schon etwas weiter
Für das Selbstbild mancher CS ist es tatsächlich wichtig, daß sie gebären/zeugen können. Nur sollten sie das anderen nicht in die Schuhe schieben.
Nun gut, ginge es stattdessen darum, was man so beim Sex miteinander anstellen kann, wäre ich ja gar nicht so
Was bedeutet, das eine Geschlecht, das andere, oder ein noch viel grundsätzlicher anderes, oder beides, oder zwischen beiden, oder keins von beiden... zu sein, weiß ich nicht.
Ich könnte nur nicht behaupten, Geschlecht hätte mir nie etwas bedeutet. Und ich bin da auch nichts wie äquidistant zu den beiden binaristischen "Ideal"-Konstrukten
Natürlich mischt sich da ganz viel schlechte Erfahrung mit hinein. Wobei mich unter Druck zu setzen nicht etwa zu Konformität zwang, sondern das genaue Gegenteil erreichte, nämlich daß ich endgültig nicht als Junge/Mann hätte leben wollen. (Ob ich über 40 Jahre später es als NB zumindest einmal versucht hätte, und wie das dann aussehen hätte können, ist eine interessante, wiewohl müßige Frage.) Geschweige mich auszugrenzen, damit war ich nur 'raus aus der Nummer. Dachten die vielleicht, ich käme auf Knien angewinselt? Wovon träumen die nachts? Wenn die Figuren zur Darstellung von Clichés brauchen, dann sollen sie sich doch welche aus Pappmaché formen und beim nächsten Karnevalsumzug paradieren
Als Mädchen/Frau sah die Welt für mich ganz anders aus. (Ok, außer daß ich für meine Familie und deren Umwelt nun persona non grata war. Nun gut, wir waren auch sonst längst fertig miteinander.) Aber das war immer noch eine eher alltägliche und damit oberflächliche Erfahrung. Wollte ich in allen Lebensbereichen stealth leben, müßte ich mir das damit erkaufen, daß mit niemandem auch nur ansatzweise offen reden könnte, und das fand ich nicht sehr attraktiv. Auch wenn ich mich damit vulnerabel für Transphobie machte. Aber in manchen Fällen kann ich nur raten, ob mich jemand nicht mag, weil ich trans* bin, oder weil ihm meine Hautfarbe, mein Verhalten, mein Akzent oder irgendetwas von meinen Idiosynkrasien mißfällt.