nonbinary - was es für mich bedeutet
RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #54
TS und IS kann man nicht wirklich vergleichen, geschweige denen Leistungen welcher Art auch immer abzuverlangen.

Es dürfte nur relativ wenigen IS unter den Fingernägeln brennen, »geschlechtsbegriffe so zu weiten, das sie über reduzierende, körperliche eigenschaften hinausgehen«. Auch wenn man als Außenstehende denken mag, es wäre doch nicht schlecht für die, da hin zu gelangen.

Insgesamt soll es zwar mehr IS als TS geben, aber das verteilt sich alles auf schier unüberblickbare körperliche, soziale und natürlich durchaus auch psychische Erscheinungen, die zudem oft, machen wir uns nichts vor, nur schlecht verstanden sind (geschweige in ihrem Zusammenspiel).

Ein IS Movement entstand erst ab Anfang der 1990er Jahre, als sich IS zu vernetzen versuchten, weil es ihnen echt scheiße ging. Wie man aktivistisch arbeitet, versuchten sie von LGBTs abzukupfern, in den relevanten Wissenschaften waren eher wenige tätig (und die hatten es ISM i.d.R. schwerer als in Diskussionen mit Sexualmedizinern), und mit dem peer support klappte das oft nicht so gut. Wie schlecht die zusammenarbeiteten, hatte allerdings fast schon wieder etwas liebenswert-anarchisches  Confused  Nun gut, wenn man das damit vergleicht, wie gerade in D die TS Szene schon etwas länger nicht wirklich vom Fleck kam... Sleepy Und so ganz überwunden ist das offensichtlich immer noch nicht:

J. Hoenes & M. Koch (Hg.): Transfer und Interaktion: Wissenschaft und Aktivismus an den Grenzen heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit. Oldenburg 2017, http://oops.uni-oldenburg.de/3050, pp. 10f schrieb:[...] es ist nicht unbedingt so, dass »Betroffene«, also in diesem Kontext inter- und transgeschlechtliche Menschen, einfach so sprechen können oder wollen. So wurde beispielweise im Rahmen der Tagungsorganisation deutlich, dass eine angedachte Podiumsdiskussion zur Frage von Wissenschaft und Aktivismus nicht zu realisieren war, da es zu wenige Personen gab, die sich vorstellen konnten, Fragen, wer wo sprechen darf und eingeladen wird und welche Risiken damit verbunden sind, als trans* oder inter* Mensch in der Wissenschaft zu sprechen, auf einem Podium zu diskutieren. Ein Grund hierfür liegt darin, dass es für Aktivist_innen sehr viel unterstützender und erfolgversprechender sein kann, sich im politischen Aktivismus zu involvieren und an anderen Orten als dem der Wissenschaft zu sprechen. Aber auch innerhalb der Wissenschaft herrschende Machtverhältnisse, die Gefahren, von hegemonialen Diskursen vereinnahmt oder besondert zu werden und sich seinen eigenen Verletzlichkeiten aussetzen zu müssen, mögen Gründe hierfür gewesen sein. [...]

Über den Zusammenhang von Sexismus und Rassismus wurde schon so viel geschrieben, daß die Idee, mich an eine Review zu wagen, mich wirklich abschreckte Blush

Allerdings bin ich gar nicht begeistert von der Idee, das eine gegen das andere auszuspielen, etwa in der Art von "white men saving brown women from brown men" (G.C. Spivak: Can The Subaltern Speak? The Post-Colonial Studies Reader. Oxford: Routledge 2006, here p. 33).

Color-Blind Critics (Vijjikā) schrieb:nīlotpala-dala-śyāmāṃ vijjikāṃ mām ajānatā
vr̥thâiva daṇḍinā proktaṃ sarva-śuklā sarasvatī


I am Vijjikā,
dark as the silken petal of the black lily,
and Daṇḍin doesn't know me.
How stupid
to claim the Goddess of Poetry
is white!

(Ausg. V.R. Narayanaravu & D.D. Shulman, A poem at the right moment: remembered verses from premodern South India, 1998, p. 46)
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