Beitrag #88
13.10.2018, 22:28
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb:(13.10.2018, 09:05)Sunburst schrieb: Zum Stichwort Körper fällt mir ein HET + GA-OP, aber auch der "enkulturierte Körper (cultural body)", also Frisur, Klamotten, Makeup , Accessoires.Als Laie würd ich behaupten, dass beliebig oft formbares wzB Frisur, Klamotten, Makeup, Accessoires zum sozialen Rollenverhalten (Gender) zählen würde, was natürlich auch zur menschlichen Identität zählt
So insgesamt haben diese Dinge natürlich desweiteren auch mit sozialem Status/Position in den verschiedensten Aspekten zu tun.
Bei materialistischer Betrachtung von Außen her könnte man freilich sagen, diese ganzen Paraphernalia seien rein äußerlich, irgendwie beliebig und auch überformbar oder austauschbar. Sie seien etwas, das man mit dem (in den Lesarten als Objekt, Assoziativ, wie auch instrumental: "mittels des") Körper mache, aber keine Eigenschaften des Körpers selbst.
In vielen einzelkulturellen Kontexten ist das aber – zumindest bei einigen Features – nicht der Fall. Das geht über die Bedeutungen, die Dingen zugeschrieben werden. Manchmal kann man Leuten sogar Religionszugehörigkeit, Ethnizität, regionale Herkunft u.dgl. à la lettre ansehen.
In Mitteleuropa hat sich das stark relativiert, da ist anscheinend Konformismus mit Moden wichtiger. Einschließlich, daß sich manche zum Oktoberfest eine Krachlederne oder Dirndl nur so zwengs der Gaudi antun. Und zu Halloween kommt dann die nächste Verkleidung. Gleichzeitig hat man – oft, aber nicht immer – die Möglichkeit, sich über Konventionen hinwegzusetzen, um zu signalisieren: "Ich habe es nicht nötig!" (Allerdings sollte man es dann wirklich nicht nötig haben.)
Bei mir selbst war das möglicherweise eher mal so, mal so. Also vieles bedeutete mir nichts, manches schon. Es gab dann auch schonmal gerne Ärger, weil ich vieles nur als "bloße Oberflächlichkeit" empfand und aus meiner Ablehnung keinen Hehl machte. Kann ja sein, daß das anderen sehr wohl etwas bedeutete. Wäre sicherlich besser gewesen, gegenseitig auf schützender Distanz zu bleiben.
Beim Thema Haare war ich äußerst empfindlich – aus kulturellen Gründen.
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb:(13.10.2018, 09:05)Sunburst schrieb: Die Sache mit dem Geschlecht ist schwieriger zu fassen. Das eindeutigste ist vielleicht noch, mich mit ****** statt ********* anreden zu lassen ...Da sich die Anreden aufgrund der sozialen Rollen ergeben, wär das wohl auch dort zu vermutmaßen?!
Ja, das ist Kultur. Leider gehören Anthroponymie, Kinship, entsprechende Anreden, Referenzen auf "Dritte" usw. zu den Dingen, die ganz schrecklich kompliziert werden können.
Ich bin ja immer dafür zu haben, bei Namen nicht nur zu sehen, wie die klingen, oder ob man mal jemanden kannte, der so ähnlich hieß, sondern was die ursprünglich mal bedeuteten... Mein Name (Vor- und Nachname, beides mit nur sehr wenig Sanskrit-Kenntnissen zu verstehen) paßt wohl zu mir. Meistens jedenfalls. Hoffe ich zumindest
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb:(13.10.2018, 09:05)Sunburst schrieb: ... Wie sich manche Leute über mich aufgeregt haben, steht in keinerlei Verhältnis dazu ...Hm, da denke ich spielt auch mit, wie es sonst so in unseren Leben ausgesehen hat; Da kann man zB jemanden wie Dich und mich nur schwer vergleichen, allein schon vom ethnischen Background her...
Yup. Ich hatte in D einen schlechten Einstieg, und danach ist es nie so durchgreifend besser geworden, egal wie ich mich bemühte (ok, nicht bei jedem natürlich ). Aber manchmal bemühte ich mich eben auch gar nicht, sondern war nur noch frustriert. Das Problem war nur, wenn sich eine Schlange um den Fuß gewickelt hat, wird man die nicht so einfach los, ohne daß sie vorher noch zubeißt
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb: Aufregung gabs nur von sehr wenigen, und auch nur dort, von wo ich ursprünglich herkam (größeres "Kuhdorf"), die gar gegenüber meiner Familie (bzw sich innerhalb dieser) sich entsprechende Blöße gaben, und nicht nur hinterrücks
Sowas geht bei uns gar nicht. Also bei meiner richtigen Familie. Bei dem deutschen Flickwerk schon. Das ist einer der Gründe, warum nicht nur ich mit denen nichts mehr zu tun haben wollte. Bei denen riefen ein paar Leute an oder kamen auch in Person (anstatt sich mit mir auseinanderzusetzen). Keine Ahnung, was die sich erhofft hatten. Ich fand dieses Verhalten unerträglich absurd, das kann ich gar nicht beschreiben. Aber für die war das völlig ok. Denen konnte ich sagen, was ich wollte, die fühlten sich absolut im Recht.
Wenn bei mir sich jemand über andere beschwert hätte, hätte der auf Granit gebissen. Ich hatte sowas ähnliches auch auf der Schule, aber da war klar, daß da welche andere gemobbt haben. Aus mir völlig unerfindlichen Gründen. Für mich waren das schon ziemliche Charakterluschen. Ich bin froh, daß man manchen Menschen doch nicht zweimal im Leben begegnet.
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb: IdR kamen allerdings unterstützende Bekundungen wzB "war ja eh schon immer so..." oder "das erklärt vieles/alles" usw usf...
Sowas ähnliches habe ich auch mal zu hören bekommen, aber die haben das nur gesagt, um halt etwas zu sagen. Nach ein paar Wochen hatte ich mit keinem von denen mehr je zu tun
Ach ja, zu diesem ganzen sozialen Gedöns zählt ja auch Verhalten. Wenn dagegen ich mal Leuten erzählte, was ich als erklärungsbedürftig empfand, dann fanden die das so gar nicht lustig.
(13.10.2018, 10:40)Bonita schrieb:(13.10.2018, 09:05)Sunburst schrieb: ... Tja, der Sex... Zählt das jetzt zu Körper oder zu Psyche? ...Vor vielen tausend Jahren wohl eher nur körperlich, wenn man unsere darwinistischen Vorfahren einschließt; Da wir aber nicht mehr nur unsere Vorfahren darstellen, hats sicherlich auch mit allem darüber hinaus zu tun (und für die Nicht-Darwinisten sowieso)...
Über die Psyche so vieler Menschen, aber auch Tiere möchte ich mir keine Versuche anmaßen. (Und zu Darwin auch nicht.)
Zumindest manchen würde ich aber tiefe Zuneigung sofort glauben, nicht nur sexuelle Attraktion.
(13.10.2018, 16:03)Falling Snow schrieb: geschlecht" ist lediglich eine erdachte kategorisierung zur bestimmung, welchen part bei der fortpflanzung die jeweilige person in der regel übernimmt.
Glücklicherweise haben Leute sehr viel mehr (und andere Arten von) Sex als für ihre Reproduktion nötig wäre. Von weiteren Formen intimer Nähe mal ganz abgesehen
(13.10.2018, 16:03)Falling Snow schrieb: ein großteil der menschheitsgeschichte kam ebenjene ohne geschlechtliche (primär?)kategorisierung aus
Binarismus ist sicherlich nicht die Regel, sondern eine bedauerliche Ausnahme. Aber dann ist ja auch noch eine Frage, welchen Stellenwert Geschlecht in einer Gesellschaft hat. Und überhaupt, wie egalitär vs. hierarchisch und repressiv geht es da zu, usw. Weiterhin nicht zu vergessen, die ganzen so liebenswerten Details eines kulturellen Lebens.
(13.10.2018, 18:22)Falling Snow schrieb: solange mir keine menschliche eigenschaft bekannt ist, die explizit, für die gesamte menschheit geltend, m/w oder x vorbehalten ist, solange glaube ich weder an ein biologisches noch soziales geschlecht.
Das ist die "monokulturelle" Falle. Soziales Geschlecht existiert nur in einem spezifischen sozialen/kulturellen Kontext.
Biologisches Geschlecht wird oft mit einem Universalitätsanspruch dargestellt, wäre aber auch mit Unterschieden zwischen verschiedenen Populationen denkbar.
Biologie kann ja durchaus sehr interessant sein. Man sollte das Feld nicht Leuten überlassen, die es einem verleiden wollen.