Der Weg einer Detransition?
RE: Der Weg einer Detransition?
Beitrag #10
(22.03.2019, 02:20)Sunburst schrieb: Das ist nicht einfach nur Verklemmtheit, sondern schamlose Repression... Und tragische Dummheit obendrein, weil sie nicht einsehen, daß es ihnen nichts nützt.

Ich würde mich jedenfalls freuen, öfter mal so schicke Leute zu Gesicht zu bekommen :Wub:

Sehe ich genauso. Ein trauriges Dilemma aber leider nicht zu ändern. Ich beneide nur jene, die nichts drauf geben und einfach ihr Ding durchziehen. Das Selbstbewusstsein hatte ich kurze Zeit besessen, am Anfang meiner Transition, mittlerweile aber, wo ich alles in Frage stelle, möchte ich mich einfach wieder in meinem Schneckenhaus verkriechen. ^^'

Bei anderen Leuten finde ich es super, wenn sie auffallen, eben anders sind und nicht so mainstream. Das feiere ich total. Bei mir selbst jedoch kommen Zweifel auf, eben weil ich mit den urteilenden Blicken nicht umgehen kann. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen aber... es ängstigt mich vielmehr. Unfreiwllig im Mittelpunkt zu stehen ist, wie gesagt, ein absoluter Graus für mich. Und das tue ich, jetzt, wo ich mich irgendwo zwischen Mann und Frau bewege und man nicht sofort feststellen kann, was ich eigentlich bin.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Kann ich nur zu gut verstehen.

Muß ja auch nicht sein, daß man als NB vollkommen neutral zu sein hätte.

Trotzdem bekomme ich auch nicht mehr hin, als zu sagen, ich finde Binarismus nicht zu rechtfertigen. Wie ich hier so lebe, steht auf einem anderen Blatt. Da mir niemand auf die Füße tritt, kann ich das ganz locker laufen lassen, wie es nunmal so ist.

Nichts dieser Art sollte jemals zu rechtfertigen sein. Jeder sollte so leben dürfen, wie er eben am glücklichsten ist, ohne Vorurteilen ausgesetzt zu sein oder in Schubladen gesteckt zu werden. Ich wünschte, die Menschen würden sich endlich alle mal ihren Stock aus dem Allerwertesten ziehen und sich toleranter zeigen, oder sich zumindest zurücknehmen, wenn sie wieder den Drang verspüren, sich über ein exotisches Erscheinungsbild lustig zu machen. Ich finde binäre Menschen toll, auch Crossdresser oder TV's. Sie sind so facettenreich und ihren Vorstellungen sind keine Grenzen gesetzt.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Mich würde sowas auch treffen.

Bzw. hat es ja auch, aber nur während der ersten paar Jahre in D. Danach war ich für die meisten Leuten nur noch ein unsichtbarer Spuk, oder unerreichbar, oder sie hatten Angst.

Als ich noch nicht so recht wusste, wohin mit mir, so ziemlich am Anfang von meinem Weg, war ich auch eher sehr in mich gekehrt, verunsichert, irgendwie alleine mit allem. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, und vor allem, WIE. Hatte scheu, mich als Mann zu geben, eben weil nichts vom Aussehen her überzeugend war. Ich hatte Angst, mich lächerlich zu machen. Mit der Zeit aber wurde ich mutiger, habe die ersten Schritte gewagt, mich mit Psychologen auseinandergesetzt und dann führte eines zum anderen. Ich war selbstbewusster, dachte nicht mehr so viel über die Reaktionen anderer nach, weil ich im Reinen mit mir selbst zu sein schien. Nun aber, seit gut zwei Jahren, wo sich das Gefühl der Reue manifestiert hat, bin ich wieder da, wo ich am Anfang war, dieselbe Person ; klein, verunsichert, ängstlich und teilweise unglücklich. Als hätte ich mich im Kreis gedreht. Viele Dinge entmutigen mich, die kleinste Anmerkung, das kleinste Anzeichen von Hohn und Spott lässt mich an mir zweifeln und ich falle in dieses tiefe Gedankenloch, wo ich einfach alles in Frage stelle.

Angst haben die Leute nicht vor mir. Sie sehen mich viel eher als gefundenes Fressen, weil man mir wohl ansieht, dass ich ein doch zart besaitetes Persönchen bin, dass sich die Dinge gerne und schnell zu Herzen nimmt. Ich bin gefühlvoll aber gleichermaßen verletzlich. Vielleicht würde ich den Weg zurück mental nicht einmal schaffen, weil sich das so anfühlen würde, als hätte ich zwei Transitionen vollführt; einmal den Weg von der Frau zum Mann und dann vom Mann zur Frau. Das ist schwierig aber... irgendwo tief in mir möchte ich es wagen, wenn es mir erlaubt wird. Für das Glück lohnt es sich doch bekanntlich zu kämpfen, egal wie beschwerlich der Weg auch sein mag. Das habe ich damals geglaubt, das möchte ich auch weiterhin. Aber die Angst und Unsicherheit ist dennoch da...

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Weglaufen würde ich das nicht nennen. Man ist eben nicht so einfach gestrickt wie leider oft getan wird. Solche Gefühle kann man nicht übergehen. Immerhin hast Du ja Grund, so traurig zu sein.

Das stimmt. Der Weg erschien mir so richtig, als würde er einfach alles besser machen, was in meinem Leben bislang falsch lief. Als würde er mir das geben, wonach ich mich die ganze Zeit über gesehnt habe. Nun aber sehe ich die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Ich glaube, dass alles, was ich früher gebraucht habe, einfach nur Akzeptanz und Liebe ist. Und die dachte ich nun einmal zu finden, wenn schon nicht als Frau, dann eben als Mann. Ich habe die große Liebe gefunden und selbst jetzt, wo ich ihr sage, dass ich eventuell detransitionieren möchte, steht sie voll und ganz hinter mir, zeigt mir, dass sie mich liebt, ganz gleich welches Geschlecht. So doof es auch klingen mag aber als ich damals meine Freundin kennenlernte (sie lernte mich noch als Frau kennen, allerdings dauerte es nicht lange, bis ich mich ihr gegenüber outete), dachte ich, ich müsse der Rolle als Mann definitiv gerecht werden, vollkommen. Sie war lange Zeit mit einem Cis-Mann zusammen gewesen und das hat eine gewisse Art von Druck in mir ausgelöst. Sie sagte mir zwar ganz klar, dass sie bi ist aber irgendwie hatte ich Angst, dass sie doch merkt, eher dem männlichen Geschlecht hingezogen zu sein und wenn ich, als eigentlich biologische Frau, nicht überzeugend genug bin, mich auch sexuell nicht mit einem Cis-Mann gleichstellen kann, dann würde sie mich fallen lassen. Das war dumm von mir, das weiß ich jetzt. Ich hab es ihr auch offen gestanden und auch sie hat gesagt, dass sie sich in mein Wesen verliebt hat, nichts anderes. Das hat mir viel bedeutet... Ich glaube viele meiner damaligen Entscheidungen waren teilweise von Kurzschlussreaktionen geprägt. Ich wollte die Transition für mich selbst, tat sie aber teilweise auch für andere. Das war ein Fehler.

Traurig über meine Situation zu sein ist zutreffend, wenn auch milde ausgedrückt. Ich bin hin und hergerissen, obgleich ich sagen kann, eine Tendenz zu verspüren. Meiner Freundin ist das ebenfalls aufgefallen. Ich bewege mich mehr in eine bestimmte Richtung, wenn es um die Entscheidung geht, welchen Weg ich einschlagen möchte. Aber es ist so schwer sich drauf einzulassen, weil ich Angst vor dem habe, was mich erwarten könnte und ob ich dann nicht doch wieder unglücklich bin. Im Moment bezweifle ich das zwar stark aber so war es damals ja auch... Es ist im Moment wie ein Wechselbad der Gefühle. Ich bin in meinem Gedankenkreis gefangen und hoffe auf das entgültige 'Ja, genau so machst du es. Das ist es, was du willst. Nichts anderes.'


(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ich würde es halt versuchen.

Leider habe ich dazu auf die Schnelle keine Erfahrungen im iNetz gefunden, geschweige Therapiempfehlungen.

Warum man sich mit einer aufgenötigten Psychotherapie quälen lassen soll, ist ohnehin nicht einzusehen. Eine "Therapie", die den Namen verdient, kann unter solcherlei Umständen doch gar nicht möglich sein.

Mein allgemeiner Eindruck war, daß "normalen" Menschen Detransitioner willkommener sind als sowas uneinsichtiges wie ich.

Allerdings habe ich jetzt auch gelesen, daß in der TS Szene, bei Feministinnen, bei Politisch Korrekten, selbst in der Wissenschaft ganz massive Denkverbote zum Thema "Detransition" verhängt werden. Bei sowas werde ich schon aus Prinzip rebellisch.

Ok, dann werde ich das machen. Meine Endo wollte ich ja so oder so drauf ansprechen, in der Hoffnung, dass sie mir ein wenig den Weg weisen kann. Nun sind es 4 lange Monate, die ich auf den Termin warten muss. Aber vielleicht ist das auch gut so. So habe ich länger Zeit, mir das durch den Kopf gehen zu lassen. Im Mai müsste ich eigentlich wieder Testo nehmen, mein Termin ist aber leider auf Ende Juli gefallen. Heißt, ich müsste zwischenzeitlich einfach so eine Dosis nehmen, ohne ein Beratungsgespräch zu bekommen. Ich überlege, die Dosis ausfallen zu lassen. Für die zwei Monate, vielleicht auch, um meiner Endo vor Augen zu führen, wie sehr ich mich mittlerweile sträube, die Hormontherapie fortzuführen. Andererseits aber habe ich Angst, dass ich meinem Körper damit schade, obgleich sich das Testo ebenso schädlich anfühlt (zumindest mental).

Ich habe ebenfalls sehr viel zu googeln versucht, um irgendwen finden zu können, der von einer Detransition FzMzF berichtet und auch klar und deutlich erklärt, wie das mit dem Endo abgeklärt wurde. Jedoch wurde ich einfach nicht fündig. Ein wenig Gewissheit hätte mir sehr geholfen, aber nun kann ich lediglich Däumchen drehen und das beste hoffen, nämlich das mir meine ärztliche Begleitung nicht in den Rücken fällt und mir weiterhin etwas aufzwingt, dass ich so eigentlich nicht möchte.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Das ist schon eine sehr bewundernswerte Einstellung.

Ja, also wenn ich an meine Zeit damals zurückdenke, dann ängstigen mich auch so einige Abgründe. Und für mich kann ich bis heute nicht einmal in der Rückschau erreichbare Alternativen erkennen. TS zu sein ist manchmal schon ein bißchen eine Herausforderung.

Definitiv. Der Weg ist nicht einfach und mit viel Schmerz, Überwindung, Angst als auch Enttäuschungen verknüpft. Aber er hat mir auch viel Freude gebracht, mich irgendwie wachsen und reifen lassen. Zwar stecke ich nun irgendwie wieder an einem Punkt der Selbstfindung aber ich kann für mich zumindest behaupten, dass ich es probiert habe. Und wenn es letzten Endes doch nicht hätte sein sollen, dann habe ich nun wenigstens Gewissheit; ich bin kein Mann und werde/will auch keiner sein.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Die Justiz wird einem Antrag auf Aufhebung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zustimmen.

(Leider weiß ich nicht, wie man einen solchen Antrag stellt. Ich wüßte es wirklich zu schätzen, wenn mir da mal jemand aushelfen könnte Shy )

In der Ärzteschaft sollte längst angekommen sein, daß es Detransitioner gibt. Wenn man da nicht gerade an einen dieser politisch-korrekten Bedenkenträger gerät. Oder vielleicht auch eine TS, die an der weit verbreiteten Krankheit leidet, ihre Situation auf andere verallgemeinern zu müssen.

Wenn das wirklich so einfach ist, habe ich mir in dem Punkt wohl vollkommen umsonst Sorgen gemacht. Ich dachte das wäre in etwa doppelt so schlimm wie zuvor, dass sie dir einen Strick aus der Situation drehen und sagen 'Tja, selbst Schuld. Hättest du dir früher überlegen sollen' oder sowas in der Art. Geht die Personenstandsänderung dann automatisch mit dem Namen zurück oder muss man das extra beantragen? Zumindest habe ich mal gelesen, dass es mittlerweile gleichzeitig behandelt wird und auch keine OP mehr erfordern soll. Zum Zeitpunkt meiner damaligen VÄ musste ich nämlich erst Mastekt- und Hysterektomie über mich ergehen lassen, um eine Personenstandsänderung beantragen zu können. Das Gericht hätte mich sonst nicht durchgewunken.

Das dachte ich mir auch. Vieles wird aber wohl auch gerne unter den Teppich gekehrt, sodass die Zahlen der zu detransitionierenden geringer ausfallen, als sie eigentlich sind. Genaues ist mir nicht bekannt, ich spekuliere nur. Zumindest glaube ich, dass ein jeder Endokrinologe sich darauf einstellen sollte, dass jemand, der den Weg der Transition geht, eventuell wieder zurück möchte. Ich bin neugierig auf die Reaktion meiner Ärztin, ob sie solch einen Fall schonmal hatte und wie sie es geregelt bekam.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ich sehe schon... Sad Wahrscheinlich solltest Du Dich damit im Moment nicht auch noch zusätzlich belasten.

Werde ich nicht. Mein Vater hat es mehr oder minder irgendwie zu akzeptieren gelernt aber ich glaube irgendwo tief drinnen bin ich für ihn als Mädchen gestorben und als Jungen hat er mich nie gesehen; sozusagen ein Kind ohne fester Zugehörigkeit. Jemand, bei dem er sich verpflichtet fühlt, die Vaterrolle zu miemen, es aber nicht aus vollkommener Liebe tut. Nicht mehr. Das hat anfangs verdammt wehgetan... aber mittlerweile versuche ich das nicht mehr an mich ranzulassen. Wenn ich wieder zu meinem biologischen Geschlecht zurückkehre, dann werde ich es ihm nicht auf die Nase binden. Er würde es irgendwann selbst merken, denke ich. Und wenn nicht, auch gut. Einfach untern Teppich kehren, so wie er es immer gemacht hat, wenn es um Dinge ging, mit denen er nicht umgehen kann. *sfz*

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Die Aussage über das Alter bei ♂ → ♀ TS betrifft doch deutlich ältere Semester, und selbst da läßt sich das nicht so verallgemeinern.

Natürlich kommt das immer auf die Veranlagung an, auf den Typ Mensch und dessen Körperbeschaffenheit. Es klingt laut manchen Aussagen nur immer so final und hoffnungslos. 'Ab 30 zeigt Östrogen keine Wirkung mehr, weil das Hormon viel schwächer ist als Testo' usw. Das hat mich verunsichert. Aber wie du schon sagtest sollte man diese Verallgemeinerung wohl nicht zu ernst nehmen. Testo schlug bei mir, wenn auch schleppend, sehr gut an. Mit Östrogen könnte es genauso sein - ich würde es nie herausfinden, wenn ich es nicht versuche. Eventuell.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Nichts zu danken.

Ich muß nur manchmal ein kleines bißchen nachdenken...

Das ist gut. Intensives Nachdenken begleitet mich nun auch tagtäglich, in der Dauerschleife, wie ein Werbespot. Ich hoffe aber, dass mein Zugehörigkeitsdebakel nicht daran schuld ist, dass du so viel nachdenken musst. Blush3 

Liebe Grüße!



(22.03.2019, 00:07)DoReMi schrieb: Schau mal hier, die Person hat mehrmals den Personenstand gewechselt:
Airin von transsexuell.de

Ich danke dir für den Link. Werde mich auf der Seite mal umschauen. Vielleicht hilft sie mir ja weiter ( auch wenn ich mir ein wenig unsicher bin, denn die Person, um die es dort geht, scheint sich einen nicht unbedingt guten Ruf erarbeitet zu haben? Zumindest lässt sich das aus den Aussagen hier erschließen. ^^' )
Zitat



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