Beitrag #20
16.03.2012, 20:15
Hallo Kolleginnen,
ich verfolgte diesen Thread schon einige Zeit mit Schmunzeln und habe es nun an der Zeit gefunden, hier meinen Senf zum unendlichen Wissen der Community hinzu zu fügen.
Ich möchte nicht behaupten das Wissen mit dem Löffel erworben zu haben, da meine Stimme im Zusammenhang zu meinem Aussehen für mich ein wichtiges Erkennungsmerkmal und die Stimmigkeit für mein Gegenüber ist, arbeite ich bereits 5 Jahre an selbiger.
Viele Meinungen und Ansätze zur Entwicklung einer weiblichen Stimme hier sind vollkommen richtig und können von mir bestätigt werden. Leider muss ich dem ganzen aber ergänzen, dass in den seltensten Fällen ein 100%tiges Erkennen Deiner "Weiblichkeit" durch das Gegenüber wirklich möglich ist. Aber alles der Reihe nach ...
Persönlich kann ich von Selbststudien nur abraten, da Frau für sich selbst zwar rasch der Meinung folgt eine weibliche Stimme zu entwickeln, durch die fehlende objektive Wahrnehmung im Entwicklungsprozess der Stimm- und Artikulationsübungen, verläuft Frau sich oftmals in einem extrem unnatürlichen (geradezu kreischenden) Stimmverhalten. Dadurch wird meiner Meinung nach in puncto der Fremdwahrnehmung gerade das Gegenteil bewirkt und zusätzlich der körpereigene Stimmapparat übermäßig beansprucht und im schlimmsten Fall sogar geschädigt (Thema Stimmbandknötchen).
Daher kann ich nur professionelle logopädisches Coaching empfehlen, da die Aspekte der maximalen Bildung einer "weiblichen" Sprechtechnik bei gleichzeitiger Kontrolle der für den Sprechapparat akzeptablen Belastung gegeben ist.
Selber habe ich unzählige Stunden bei einer Therapeutin in Wien verbracht (die ich wärmstens weiterempfehlen kann) von deren Schulungsansatz ich überzeugt bin und ich heute noch Tag täglich profitieren kann.
Jedem Menschen muss aber auch klar sein, dass es Grenzen des menschlichen Körpers gibt, die nicht einfach überwunden werden können. So ist nunmal der Aufbau des Sprechapparates (Glottis, Ansatzrohr und Kehlkopf) bei biologischen Frauen ein anderer und kann so einfach nicht "simuliert" werden. Bei manchen transidenten Menschen (so war es auch bei mir) ist dies ein fast unüberwindbares Faktum bei dem die beste Logopädin und auch das zeitintensivste Training keinen Erfolg verspricht.
Hierzu kann nur zu einer Operation am Stimmapparat geraten werden. Jeder muss sich aber bewusst sein, dass dieser Schritt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Gerade Eingriffe im Bereich des Halses bedeuten eine Manipulation eines hochkomplexen Systems zur Erzeugung von Stimme und ist mit definitiv nicht absehbaren Risiken verbunden. Jeder Arzt der dies nicht beim Gespräch erklärt und mögliche Risikofaktoren bzw. deren Wahrscheinlichkeit des Eintretens überfliegt, sollte das Messer aus der Hand legen und gehen.
Sowohl die Technik Cricothyroidopexie (Spannung der Stimmlippen durch Manipulation der Knorpelmassen des Kehlkopfes) als auch die Glottoplastik (Verkürzung der Stimmlippen durch vernähen oder Reduktion der schwingfähigen Masse der Stimmlippen) sind enorm heikel. Bis auf einen einzigen Arzt den ich kenne, haben mir alle anderen "Spezialisten" auf diesem Gebiet keinen reinen Wein eingeschenkt und mich vom Gefühl her als "Versuchskaninchen" missbraucht. Erst heute weiß ich wieviel Glück ich hatte, dass bei meinen unzähligen Operationen an der Stimme nichts Nachhaltiges passiert ist und ich einen Schutzengel gehabt habe.
Der Weg der Operation ist unbestritten eine Hilfestellung bei der Erreichung eines weiblichen Klangbildes der Stimme, sollte aber nur das ultima ratio sein und wohl überlegt werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich nun berichten, dass sowohl die eine als auch die andere Operationstechnik keine ad hoc weibliche Stimme erzielt. Einzig wird dir nur geholfen, durch den physisch veränderten Sprechapparat einen weiblichere Sprechtonlage zu erreichen. Der Rest ist und bleibt Logopädie im Sinne der Entwicklung einer adäquaten Sprech- und Resonanztechnik.
Und noch eine Weisheit zum Schluss....
Der Mensch ist ein einfach gestricktes Wesen. Zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert auf vielen Ebenen gleichzeitig (Gestik, Mimik, Gemütszustand, Umwelt, usw.) und die Stimme wird gerade mal zweitrangig vor dem Aussehen und der Wortwahl wahrgenommen. Zugegeben, am Telefon ist eine überzeugende weibliche Stimme schon wichtig, aber selbst da kann durch geschickte weiche Sprechtechnik und Wortwahl das Ziel erreicht werden. Und wenn nicht, dass reicht auch mal der dezente Hinweis "ich bin Frau XXXX " mit einem angehängten leichten Kichern.
Nun denn, ich hoffe es hilft vielleicht jemanden in Frage zur Stimme ein Wenig weiter und wünsche jeder hier einen guten Erfolg.
liebe Grüße
Elisabeth
ich verfolgte diesen Thread schon einige Zeit mit Schmunzeln und habe es nun an der Zeit gefunden, hier meinen Senf zum unendlichen Wissen der Community hinzu zu fügen.
Ich möchte nicht behaupten das Wissen mit dem Löffel erworben zu haben, da meine Stimme im Zusammenhang zu meinem Aussehen für mich ein wichtiges Erkennungsmerkmal und die Stimmigkeit für mein Gegenüber ist, arbeite ich bereits 5 Jahre an selbiger.
Viele Meinungen und Ansätze zur Entwicklung einer weiblichen Stimme hier sind vollkommen richtig und können von mir bestätigt werden. Leider muss ich dem ganzen aber ergänzen, dass in den seltensten Fällen ein 100%tiges Erkennen Deiner "Weiblichkeit" durch das Gegenüber wirklich möglich ist. Aber alles der Reihe nach ...
Persönlich kann ich von Selbststudien nur abraten, da Frau für sich selbst zwar rasch der Meinung folgt eine weibliche Stimme zu entwickeln, durch die fehlende objektive Wahrnehmung im Entwicklungsprozess der Stimm- und Artikulationsübungen, verläuft Frau sich oftmals in einem extrem unnatürlichen (geradezu kreischenden) Stimmverhalten. Dadurch wird meiner Meinung nach in puncto der Fremdwahrnehmung gerade das Gegenteil bewirkt und zusätzlich der körpereigene Stimmapparat übermäßig beansprucht und im schlimmsten Fall sogar geschädigt (Thema Stimmbandknötchen).
Daher kann ich nur professionelle logopädisches Coaching empfehlen, da die Aspekte der maximalen Bildung einer "weiblichen" Sprechtechnik bei gleichzeitiger Kontrolle der für den Sprechapparat akzeptablen Belastung gegeben ist.
Selber habe ich unzählige Stunden bei einer Therapeutin in Wien verbracht (die ich wärmstens weiterempfehlen kann) von deren Schulungsansatz ich überzeugt bin und ich heute noch Tag täglich profitieren kann.
Jedem Menschen muss aber auch klar sein, dass es Grenzen des menschlichen Körpers gibt, die nicht einfach überwunden werden können. So ist nunmal der Aufbau des Sprechapparates (Glottis, Ansatzrohr und Kehlkopf) bei biologischen Frauen ein anderer und kann so einfach nicht "simuliert" werden. Bei manchen transidenten Menschen (so war es auch bei mir) ist dies ein fast unüberwindbares Faktum bei dem die beste Logopädin und auch das zeitintensivste Training keinen Erfolg verspricht.
Hierzu kann nur zu einer Operation am Stimmapparat geraten werden. Jeder muss sich aber bewusst sein, dass dieser Schritt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Gerade Eingriffe im Bereich des Halses bedeuten eine Manipulation eines hochkomplexen Systems zur Erzeugung von Stimme und ist mit definitiv nicht absehbaren Risiken verbunden. Jeder Arzt der dies nicht beim Gespräch erklärt und mögliche Risikofaktoren bzw. deren Wahrscheinlichkeit des Eintretens überfliegt, sollte das Messer aus der Hand legen und gehen.
Sowohl die Technik Cricothyroidopexie (Spannung der Stimmlippen durch Manipulation der Knorpelmassen des Kehlkopfes) als auch die Glottoplastik (Verkürzung der Stimmlippen durch vernähen oder Reduktion der schwingfähigen Masse der Stimmlippen) sind enorm heikel. Bis auf einen einzigen Arzt den ich kenne, haben mir alle anderen "Spezialisten" auf diesem Gebiet keinen reinen Wein eingeschenkt und mich vom Gefühl her als "Versuchskaninchen" missbraucht. Erst heute weiß ich wieviel Glück ich hatte, dass bei meinen unzähligen Operationen an der Stimme nichts Nachhaltiges passiert ist und ich einen Schutzengel gehabt habe.
Der Weg der Operation ist unbestritten eine Hilfestellung bei der Erreichung eines weiblichen Klangbildes der Stimme, sollte aber nur das ultima ratio sein und wohl überlegt werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich nun berichten, dass sowohl die eine als auch die andere Operationstechnik keine ad hoc weibliche Stimme erzielt. Einzig wird dir nur geholfen, durch den physisch veränderten Sprechapparat einen weiblichere Sprechtonlage zu erreichen. Der Rest ist und bleibt Logopädie im Sinne der Entwicklung einer adäquaten Sprech- und Resonanztechnik.
Und noch eine Weisheit zum Schluss....
Der Mensch ist ein einfach gestricktes Wesen. Zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert auf vielen Ebenen gleichzeitig (Gestik, Mimik, Gemütszustand, Umwelt, usw.) und die Stimme wird gerade mal zweitrangig vor dem Aussehen und der Wortwahl wahrgenommen. Zugegeben, am Telefon ist eine überzeugende weibliche Stimme schon wichtig, aber selbst da kann durch geschickte weiche Sprechtechnik und Wortwahl das Ziel erreicht werden. Und wenn nicht, dass reicht auch mal der dezente Hinweis "ich bin Frau XXXX " mit einem angehängten leichten Kichern.
Nun denn, ich hoffe es hilft vielleicht jemanden in Frage zur Stimme ein Wenig weiter und wünsche jeder hier einen guten Erfolg.
liebe Grüße
Elisabeth