"Passing" Privileg.
RE: "Passing" Privileg.
Beitrag #2
Als "Spätberufene" verstehe ich, was du meinst. Ich habe bis zu meinem 42. Lebensjahr versucht, einen Mann darzustellen. Ich habe versucht, die Rolle so gut wie möglich zu spielen.

Nach über einem Jahr HRT und der GAOP letzten Jahres bin ich nun 44. Passing war und ist für mich ebenso wie "gendern" ein Reizwort für mich. Weil ich wohl immer als Frau+ erkannt werden werde. Das ist so. Trotz einer sehr guten weiblichen Figur, bleiben eben die Gesichtszüge in dem Alter doch irgendwie erhalten.

Wie oft habe ich in stillen Momenten darüber nachgedacht, was alles möglich oder nötig wäre. Glottoplastik, FFS, Brustimplantate. Ich denke immer wieder darüber nach und noch komme ich immer wieder zu dem Schluß, dass ICH MIR selber sehr gefalle.

Eine einfache Aussage. Doch darum geht es. Ich konnte mich früher nicht in den Süpiegel sehen und mir gefallen. Ich mochte meine Stimme nicht. Und jetzt, jetzt wo das für die "anderen" wichtiger wäre um mich richtig wahrzunehmen ist mir das an mir egal. Jetzt passt für mich alles.

Nur die "anderen" sind jetzt die, die verwirrt sind. Nicht mehr ich. Und jetzt soll ich dagegen auch wieder was unternehmen?

Ich war gestern auf der Pride in Linz und danach bin ich mit einem Freund und seiner Lady noch was trinken gegangen. Ihn kannte ich noch als ich anatomisch ein Mann war. Er spricht es oft genug aus, dass es für ihn eine "Hammer"-Info war, dass ich jetzt Patricia bin und nicht mehr Patrick. Er ist auch ein ziemlicher Lebemann. Er und wenige andere von früher haben das echt toll aufgenommen.

Und seit 2 Monaten habe ich einen Freund. Und auch wenn wir uns aus der BDSM-Szene kennen und alles ohnehin etwas schräg bei uns abläuft. Er lässt keinen Zweifel daran, dass ich für ihn eine vollkommene Frau bin.

Und doch, manchmal wenn im Freibas liege, oder in der Sauna und die anderen Frauen beobachte ... bin ich dankbar und glückselig, dass ich es bis hierher geschafft habe. Denn ich sehe die anderen Frauen, die das alles, was ich mir wünschte von Geburt an haben. Alles, wofür ich gekämpft habe - sogar mein Kind - ist ihnen in den Schoß gelegt worden. Und sie fragen MICH oft, wie das so ist und dass sie sich das nicht vorstellen können...

...und ich entdecke immer mehr, dass die wichtige Frage für mich nicht ist, ob sie sich das vorstellen können. Sondern es für mich vielmehr die Tatsache ist, dass ich mir ja NIE vorstellen konnte und es jetzt nicht nicht kann, wie es ist "normal" zu sein. Das alles - Busen, Vagina, etc - immer gehabt zu haben im Einklang mit dem Geschlechtsbewusstsein.

Und wenn mir das wieder bewusst wird, weine ich vor Glück aus unendlicher Dankbarkeit, dass alles irgendwie jetzt gut wurde.
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Nachrichten in diesem Thema
"Passing" Privileg. - von evankun - 30.06.2019, 07:21
RE: "Passing" Privileg. - von Patricia1975 - 30.06.2019, 11:01
RE: "Passing" Privileg. - von Sunburst - 30.06.2019, 13:10
RE: "Passing" Privileg. - von chipsi - 12.07.2019, 20:44
RE: "Passing" Privileg. - von Patricia1975 - 14.07.2019, 15:53
RE: "Passing" Privileg. - von transgirlSophia - 27.12.2019, 11:15
RE: "Passing" Privileg. - von j-unique - 10.03.2020, 21:49

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