Beitrag #68
12.09.2020, 16:11
(10.09.2020, 19:34)Mike-Tanja schrieb: Vor kurzem hat es, angeregt von der Userin, die auch dieses Thema eröffnet hat, eine Diskussion gegeben, die sich von einer bestimmten, meines Erachtens klar transphoben Website hin zur Frage entwickelt hat, wie man auf solche Phänomene reagieren soll.
Totschweigen, sich im Kreise der Betroffenen gegenseitig versichern, wie schrecklich das ist, oder etwas dagegen tun...aber was?
Es gibt gute und gewichtige Gründe dafür, nicht auf jeden Bullshit einzugehen, den man im Netz findet.
- Ich bewege mich seit ca. 25 Jahren im Netz und wenn ich ausrechnen würde, wie viel Zeit für Forengeplänkel und Social-Media-Gebrabbel draufging, wären das sicherlich mehrere Monate.
Gerade wenn es um politische Themen geht (und Transphobie ist primär ein politisches Thema), ist es sehr schwierig, mit Andersdenkenden in einen sachlichen Dialog zu treten.
Für die Zeit 1998-heute fällt mir kein einziges Beispiel dafür ein, daß sich Leute durch Online-Diskussionen zum Umdenken veranlassen ließen.
- Ein weiterer Punkt ist ganz einfach ein praktischer: Nicht jeder hat Zeit und Muße, um sich in seiner wohlverdienten Freizeit mit Spinnern auseinanderzusetzen.
Ich z.B. bin privat und beruflich so eingespannt, daß ich in meiner Freizeit anderes zu tun habe, als auf jeden Quatsch einzugehen. Derartige Diskussionen kosten Zeit und Nerven und versauen mir oft genug den Tag, weil sie oft genug ergebnislos in aggressiven Auseinandersetzungen enden.
- Allein die schiere Masse an Bullshit-Seiten im Netz macht es unmöglich, gegen jede Schwachsinns-These anzugehen. Nichtmal hauptberufliche Politiker haben die Zeit, sich mit jedem Quatsch herumzuschlagen, der auf Demos herumgetragen wird.
Und neben dem Engagement gegen Transphobie gibt es ja auch noch andere Themen, für die es sich einzusetzen lohnt.
- Trolle.
Trolle, Trolle und nochmals Trolle. Man weiß online nicht (ich jedenfalls nicht, Du vielleicht?), wer sich hinter dem anderen Kommentar verbirgt.
Es ist kein Geheimnis, daß Social Media in den letzten Jahren von Geheimdiensten aller Art unterwandert wurden. Ich habe keine Lust, mit einer bezahlten PR-Hilfskraft zu "diskutieren". Was soll das bringen?
- Die Urheber fragwürdiger Seiten stellen sich erst gar nicht der Diskussion. Was bringt es, mit Gleichgesinnten über etwas zu diskutieren, über das sowieso Konsens herrscht?
Ich halte es also für unnütz, in Social Media endlos über Transphobie zu diskutieren. Diese ganzen Diskussionen in Transgender-Foren sind abstrakt und abgekoppelt vom Real Life. Niemand außer einer Handvoll Transgender liest das überhaupt bzw interessiert sich dafür. Natürlich kann und soll sich jeder dazu äußern, wenn er glaubt, damit die Welt zu verändern, das o.g. ist nur meine persönliche Einstellung.
Ich persönlich glaube, daß es viel wirksamer ist, den Menschen vor Ort, am Arbeitsplatz, beim Einkauf usw. zu zeigen, daß Transgender normale Menschen sind, die keine Revolution planen oder kleine Kinder essen.
Wie? Indem man ganz einfach normal höflich mit ihnen umgeht. Und ihnen auch nicht ständig missionarisch das Transgender-Thema aufs Auge drückt. Eine Diskussion über das Gendersternchen ist ganz OK, aber wenn ich meinem Kollegen jeden Tag damit ankomme, rollt der mit den Augen.