Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
RE: Noch mal 20 sein, und das heute und jetzt
Beitrag #10
Was mich zu diesem Thread bewogen hat und was es mit dem kritisierten Begriff auf sich hat
 
 
Meine Transition mit Coming Out begann vor knapp vier Jahren.
Die ersten Tage androgyn angezogen, dann als DWT – aus Angst, „erwischt“ oder „durchschaut“ zu werden.
Ich hatte elende Komplexe, dem hyperperfekten Bild von Frau nicht entsprechen zu können, das ich als Mindestmaßstab für mich gesetzt hatte.
 
Die Komplexe waren berechtigt, weil ich diesem Bild nicht im Mindesten entsprach.
Das ist heute anders.
Aber nicht wegen FFS und anderen OPs, sondern vor allem, weil sich geändert hatte, was ich als Maßstab für „frauliches Leben“ anlege.
 
Im Mai 2017 besuchte ich das erste Mal ein trans Menschen Treffen in einem öffentlichen Restaurant.
Hier saß ganz öffentlich an einem großen Tisch eine lustige Runde von Frauen, die mit ihrem teilweise sehr männlichem Körperbau und Stimmhöhe mir so ganz anders als die anderen Frauen.
Sie waren so selbstbewusst, so selbstverständlich in ihrem Wesen und ihrem Auftreten - alle Zweifel, alle Furcht, die ich bis dahin gehabt hatte, waren verflogen.
 
Gut, das haben sie bei MIR bewirkt.
 
Manch andere laufen – wie sunburst es beschrieben hat – schreiend weg und „beschließen“, schwul oder NB zu werden / zu bleiben.
 
 
Ein Jahr später sagte eine cis Frau zu mir, bei mir sei es ja in Ordnung, dass ich „trans“ sei, ich würde mich ja bemühen (!), als normale (!) Frau zu wirken.
Aber - sie habe kürzlich einen Fortbildungskurs besucht und da sei wer gewesen „so wie du“ (damit war ich gemeint) und der (die trans Frau war gemeint) war voll der (!) Unsympath und er (!) wollte als Frau angesprochen werden, obwohl er (!) voll die tiefe Stimme hatte und völlig männlich aussah.
Er habe zwar Brüste, sei aber keinesfalls eine Frau, sondern bestenfalls ein…na ja, und dann fiel eben das Wort, welches Chipsi so völlig zu Recht kritisiert hat und das ich nicht hätte verwenden dürfen, ohne dessen Hintergrund darzustellen.
 
Was diese cis Frau nicht wusste:
Ich kannte die Frau, von der sie berichtete,
Um ihre Anonymität zu wahren, schreibe ich nur, dass sie sehr viel für andere Menschen getan hat und immer noch tut und dass sie aus medizinischen Gründen außer ihrer bereits erfolgten GA keine weiteren nicht lebenswichtigen Operationen durchführen lassen darf.
 
Die besagte cis Frau mag ich gar nicht kritisieren.
Sie hat in privater Runde ausgesprochen, was sie gefühlt hatte, als sie meine Bekannte erlebt hatte.
Wie viele mögen ebenso empfinden – ohne dass sie es aussprechen oder zeigen?
Wie viele junge TS mögen vor ihrer Transition innerlich schreiend wegrennen, wenn sie erleben, wie abfällig Frauen mit deutlich sichtbarem Testosteronshintergrund angesehen und abgeurteilt werden?
 
So langsam glaube ich zu verstehen, warum manchre Frauen mit Testohintergrund sich als ein drittes Geschlecht bezeichnen.
Sie wollen aus dem Druck heraus kommen, einem weiblichen Schönheitsperfektionsdiktat zu entsprechen.
Das dritte Geschlecht entspräche dann der Magersucht der cis Frauen.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
Zitat



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